Die Orell Füssli ist eine der ältesten Firmen der Schweiz. Dieses Jahr feiert das Unternehmen mit Sitz in Zürich und engem Link zur Nationalbank ihr 500jähriges Bestehen.
500 Jahre, älter als die moderne Eidgenossenschaft, älter als die Bank Leu, die es längst nicht mehr gibt. Ein Brocken von Firma, ein Fels der Alpenrepublik.
So stellt sich das Unternehmen selbst dar. Alles passt. Just zum grossen Jahrestag kommt in diesen Tagen die neue Tausendernote auf den Markt – Swiss made und in Orell Füssli-Qualität.
Doch hinter der herausgeputzten Fassade spielen sich derzeit weniger rühmliche Szenen ab. Da schreiten Sanierer durch die Gänge und Büros und stellen ältere und langjährige Mitarbeiter auf die Strasse.
Ohne Vorwarnung, dafür umso ruppiger. Party? Ist für die anderen.
Wie viele Mitarbeiter und Kaderleute die Orell Füssli in ihrem Sicherheitsdruck, wo die Sanierung am Laufen ist, hinauskatapultiert, will die Firma lieber nicht verraten.
Sicher ist, dass es jeden treffen kann. Die Entlassungen hätten begonnen in der Produktion des Sicherheitsbereichs und gingen nun weiter in der Administration: bei den kaufmännischen Jobs.
Dies sagt eine Quelle. Ein konkretes Beispiel sei ein Orell Füssli-Angestellter mit 11 Jahren Betriebszugehörigkeit. Ihm sei kürzlich nicht nur gekündigt worden.
Nein, er sei auch gleich per sofort freigestellt worden. Sprich: weg vom Arbeitsplatz, adios und auf Nimmer-Wiedersehen.
Paradeplatz-Methoden bei der vornehmen staatlichen Notenpresse Helvetias?
Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigt, dass es bei der Orell Füssli zu Abbau mit Entlassungen kommen würde. Dabei gehe es aber vornehmlich um den Überbau, also das Management des betroffenen Bereichs.
„Wir haben im Sicherheitsdruck Anpassungen der Führungsorganisation vorgenommen*, sagt die Orell Füssli-Sprecherin. „Es wurden einzelne Funktionen auf Management-Ebene und in der Administration angepasst beziehungsweise neu besetzt.“
Der Prozess gelte „als abgeschlossen“, fügt sie an. Und sie betont: „Von einer gezielten Aktion langjährigen Mitarbeitern gegenüber kann keine Rede sein, ebenso wenig von einem flächendeckenden Personalabbau.“
Der Abbau sei eng begrenzt. „Die Zahl der betroffenen Kaderleute lässt sich an einer Hand abzählen“, meint sie, und will klarstellen, dass es sich nicht um eine Sanierung handle, sondern dass es im Kern um eine „Vereinfachung der Führungsorganisation“ gehe – und „nicht um Einsparungen“.
„Das Unternehmen handelt mit der Neu-Organisation proaktiv und beugt so einer Situation vor, in der Handlungsdruck entsteht“, führt die Sprechrin aus.
Vorbeugen statt in Zugzwang zu geraten. Das kann nicht davon ablenken, dass die Orell Füssli seit Jahren in einem steten Schrumpfkurs ist.
2013 waren noch 1’040 Leute beschäftigt, Ende 2017 sank der Personalbestand auf noch 867 Mitarbeiter. Die Zahlen für das Jahr 2018 erscheinen in wenigen Tagen.
Beim Gewinn sieht die Lage gar dramatisch aus. Nach Abzug der Minderheitsanteile wies die Orell Füssli-Gruppe einen Gewinn von 4,8 Millionen für 2017 aus – ein Rinnsal.
Die Division Sicherheitsdruck, einer von drei Pfeilern des Unternehmens, war dabei die tragende Säule. Dort verdiente die Orell Füssli-Gruppe vor Steuern mit Abstand am meisten, nämlich gut 20 Millionen.
Im Buchdruck waren es 1,6 Millionen, und bei der Atlantic Zeiser, die sich in einer tiefen Restrukturierung befindet, schrieb die Firma hohe rote Zahlen: minus 7 Millionen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Wenn in dieser Branche Leute entlassen werden und nicht gleichzeitig sofort freigestellt, wäre das grob Fahrlässig! Von einer seriösen Firma würde ich nichts anderes erwarten, inkl. sofortigen Zugangsentzug, Badge-Sperre etc.
Ob die Entlassungen an und für sich gerechtfertigt waren, kann ich nicht beurteilen.
-
Hauptsache der YELLO-Musikant ist langjähriger Aktionär, das bringt OF jedenfalls eine positiv-neutrale Schlagzeile.
NB: stellen Sie sich mal vor, was mit einer Buchclub-Community alles intellektuelle und edle und ertragsreiche Zusatzgeschäft machbar wäre – wenn keine Buch-Würmer im Management sitzen? -
Ich mag mir solche Geschichten eigentlich nicht mehr anhören. Aber leider gehen diese so: ein überfordertes Management heuert externe Berater an, welche sodann die Arbeit verrichten, welche das Management machen sollte. Leider sind die Resultate oft kurzfristiger Natur. Es werden Kosten gespart. Langfristig haben solche Aktionen jedoch eher negative Auswirkungen. Man feuert oft Personen mit Know-how und kreiert eine Atmosphäre der Angst. Ich möchte nicht in so einem Umfeld arbeiten. Leider gibt es eine Vielzahl von überbezahlte Manager einem riesigen Defizit: Sozialkompetenz gleich Null. Die Strategie vom Abbau der U50 ist eine riesige Schweinerei.
-
Ich kann Ihnen versichern dass nur die Leute gehen mussten welche es auch wirklich verdient haben. Warum? Weil es die falschen Leute waren und nicht wussten was sie tun….diese hätten schon vor mind. drei Jahren gehen sollen aber wer kündigt sich schon selbst…..es wurde Zeit dass das gesamte Managment und der grösste Teil des Kaders endlich rausgefegt wurden. Das ist fürs Personal und die Firma besser….glauben Sie mir…Orell Füssli hat jetzt wieder eine Zukunft.
PS: Von den fähigen Leuten musste übrigens keiner gehen.
-
-
Wieder ein traditionsreicher Schweizer Betrieb,
dass viel zu lange gezögert hat, nach Schweizer Manier,
den dringend nötigen Strukturwandel zu vollziehen.
Die schönen Banknoten gibts bald nicht mehr und
bald können die Menschen gar nicht mehr lesen.
Da würde ich mal auf Bio umstellen und Vegan.
Mahlzeit.-
Hauptsache nebenbei stets noch ein bisschen Veganer-Bashing betreiben. Als ob die an irgend etwas schuld wären. Das hätten Sie wohl gerne. Ich offeriere Ihnen eine andere Perspektive: Wollen Sie ein gutes Leben haben, die jährlich wiederkehrende Erkältung nicht mehr bekommen und keinen Arzt je mit Namen kennen, ziehen Sie doch vegan mal für sich in Betracht.
-
-
Die glorreiche Schweizer Nationalbank soll bzw. Könnte die Orell Füssli unverzüglich integrieren und die gesamten Aktien am Unternehmen mit 50 0/0 Aufgeld übernehmen. Damit würde a) OF augenblicklich aus dem Schneider sein und b) ein gutes Arbeitsklima a la SNB sichergestellt. Dortige MA befeuern zusätzlich den Bücherabsatz (MA-Bonus) um die Musse-Zeiten zu gestalten ! Hinweis: ich besitze keine OF-Aktie, mir reicht die Mitgliedschaft im Buchklub 🙂
-
Ich mag mir solche Geschichten eigentlich nicht mehr anhören. Aber leider gehen diese so: ein überfordertes Management heuert externe Berater…
Die glorreiche Schweizer Nationalbank soll bzw. Könnte die Orell Füssli unverzüglich integrieren und die gesamten Aktien am Unternehmen mit 50…
Wieder ein traditionsreicher Schweizer Betrieb, dass viel zu lange gezögert hat, nach Schweizer Manier, den dringend nötigen Strukturwandel zu vollziehen.…