Die Julius Bär steckt im grössten Compliance-Sturm der jüngeren Finanzplatz-Geschichte. Der Hauptverantwortliche dafür sonnt sich im CEO-Glanz – und verdient Jahr für Jahr Millionen: Bernhard Hodler.
Wie geht das? Ganz einfach: durch Geschichtsklitterung. „Julius Bär hat das Projekt ‚Atlas‘ mit umfassender Neudokumentation aller Kundenbeziehungen 2016 unter Bernhard Hodler als Chief Risk Officer gestartet“, meinte gestern eine Sprecherin der Bank.
„Atlas hat auch dazu geführt, dass Kundenbeziehungen beendet wurden.“ Sprich: Bär hat aufgeräumt – Hodler sei Dank.
Effektiv ist Hodler nicht wegen seiner Arbeit, sondern trotzdem ganz nach oben befördert worden. Das zeigen neue Dokumente.
Im August 2017 zog Hodler durch die Schweiz. Vor der Bär-Belegschaft zeigte er, wohin er mit der Compliance seiner Bank wollte.
Dabei forderte Hodler von der Front, also den Kundenberatern, eine „holstic view on business“. Umgekehrt verlangte der oberste Risikochef der Bär von der Compliance, diese soll auch stets ans Geschäft denken.
„(C)onsider business opportunities, client service and satisfaction“, das alles soll ebenso berücksichtigt werden von den internen Aufpassern wie „risk“.
Alle für einen, einer für alle – so Hodler. Dafür tauchte er in die Welt des Fussballs ein und kramte von dort das Folgende hervor:
„When we have the ball we have 11 players attacking, when the opponents have the ball, we have 11 players defending“.
Die Folgen kennt man. Die Julius Bär ist unter Chief Risk Officer Hodler zum grössten Sumpf für Geldwäsche geworden.
Überall ist die Bank vorne dabei: Venezuela, Brasilien, Fifa, US-Steuerkrieg, Pierin Vincenz, Lars Windhorst, Remo Stoffel.
Hodler war mit seiner geschäftsfreundlichen Haltung dafür verantwortlich. Nun wird die Bär abgestraft. Laut NZZ soll noch dieses Jahr ein grosser Enforcement-Bericht zum Fall Venezuela kommen.
Enforcement: Das ist die schärfste Waffe der Aufsicht. Bei der Raiffeisen hat sie ein Erdbeben ausgelöst, dort rollten fast alle Köpfe im Verwaltungsrat und in der operativen Führung.
Und bei Bär? Da passiert nichts dergleichen. Hodler thront auf dem CEO-Stuhl, als wären alle anderen nur nicht er für die endlosen Geldwäscherei-Fälle verantwortlich.
Hodlers Freunde in der internen Überwachung dürfen ebenfalls bleiben. Allen voran Roman Baumgartner, der Chef Compliance der Bär. Ihm konnten die vielen Affären nichts anhaben.
Auch unterhalb Baumgartner freuen sich die Chefs ihres Lebens – und ihres Bonus. Martin Eichmann als langjähriger Compliance-Mitverantwortlicher ebenso wie Yves Bonnet, Chef Front Compliance.
Bonnet ist ein besonderer Fall. Er wurde im 2017 zum Managing Director befördert und verdient seither noch mehr.
Zwei Jahre zuvor, Mitte 2015, hatte Bonnet alle Details zu den verdächtigen Geldverschiebungen zwischen Raiffeisens Ex-Boss Pierin Vincenz und seinem Partner Beat Stocker auf dem Tisch. Die Frage war: Schmeissen die Bären die beiden Kunden zur Tür hinaus und melden sie den Verdacht dem Bund?
Bonnet musste entscheiden. Er tat dies auf seine Weise. Man sehe das Problem, wolle den beiden Kunden aber nochmals eine Chance geben. Doch von nun an gelte bei den Zwei Zero Tolerance.
Später leuchteten Vincenz und Stocker erneut auf – und Bonnet liess dies durchgehen. Umgekehrt machte der Front-Compliance-Chef einen nächsten Karriereschritt.
Im Fall Fifa und PDVSA, wie die korrupte Ölgesellschaft von Venezuela heisst, griff erst die neue Chefin Beatriz Sanchez durch. Sie setzte Venezuela-Chef Marc Sulser ab und sorgte dafür, dass die Fifa- und PDVSA-Kundenberater aufflogen. Diese sind in den USA geständig.
Sanchez griff durch. Umso mehr fragt sich, was Bernhard Hodler und seine Compliance-Buddies die ganze Zeit gemacht hatten? Warum schauten sie stets weg, wenn helle Alarmlampen rund um Geldwäscherei aufleuchteten?
Der nächste Sprengsatz könnten reiche Russenkunden sein. Unter Hodler war Courant normal, dass die Formulare A und T (bei Trusts) zur Offenlegung des tatsächlich Begünstigten eines Kontos blanko von Oligarchen-Anwälten unterzeichnet wurden.
Später fügten dann die Assistentinnen der Russen-Kundenberater die fehlenden Daten auf den Formularen ein.
Wie sehr Bernhard Hodler und seine Compliance-Kapitäne sich in den Dienst der Front und damit auch potentiellen Geldwäschern stellten, zeigen deren sogenannte „Compliance Conditions“. Diese galten bei allen Kunden, die unter Verdacht gerieten, sei es durch interne Fragen oder externe Medienberichte.
Die meisten grossen Banken reagierten in solchen Fällen vorsichtig und rigoros. Die Kunden flogen raus, respektive sie wurden gar nicht erst bei sich aufgenommen.
Nicht so bei Bär unter Chief Risk Hodler. Unter seinem Kommando gaben die Compliance-Chefs den Front-Vermögensberatern Tipps auf den Weg, wie sie die „heissen“ Kunden doch zur Bank lotsen könnten.
Man soll einfach keine kommerziellen Zahlungen über die neuen Konti abwickeln („no commercial transactions“), man soll die Kundenbeziehung ausschliesslich für die Vermögensverwaltung nutzen („only for wealth management“).
Wenn es dann doch zu Fragwürdigem komme, dann wäre es am besten, rasch Compliance zu kontaktieren („contact Compliance immediately in case of any unusual transactions“).
Die Vorgaben existierten vor allem zum Selbstschutz für die Compliance-Chefs. Sie wurden nämlich der Front offenbar gar nie ordentlich mitgeteilt, geschweige denn, dass es diesbezügliche Befehle an die Kundenberater gegeben hätte. Cover my ass vom Feinsten.
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Die beliebtesten Kommentare
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Bonnet ist neu Managing Director? OMG, diese Lusche hat schon oft beide Augen geschlossen.
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Wen wundert das? weiterhin sind dubiose RM^s in Dubai und Monaco (ex HSBC) am werk, versprechen das Blaue vom Himmel, und wenn sie dann den Bonus kassiert haben sind sie weg. Die gesamte Geschäftsleitung gehört in die Wüste geschickt. Lieber Romeo, bitte dringend aufräumen.
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Wenn Holder seit 2016 CEO ist, dann ist er auch nicht an allen Schuld. Denn es gab schon vorher sehr viele Skandale mit der Bank.
Und es braucht häufig Jahren bis ein kriminelles Verhalten zum Skandal wird.
Als Beispiel, die UBS hat Jahrzehntenlang Steuerhinterziehung in Frankreich getrieben. -
In der Tat gibt es hartnäckige Gerüchte über gewisse Unsicherheiten im Umgang mit den lästigen VSB-Bestimmungen.
Auf gewissen Konten werden offenbar die wirtschaftlich Berechtigten fleissiger gewechselt wie die Unterhosen. Man siehts nicht gern, aber der Kunde ist bekanntlich König und Papier geduldig. Wechselt eine Briefkastenfirma die Hand, gibts immerhin eine neue Kontonummer. So verschwindet die Kundenhistorie in der Versenkung und garantiert niemand behält die Übersicht.
Andere kolportierte Beispiele:
Das Geld soll gemäss Formular S einer gemeinnützigen CH-Stiftung gehören, wird aber hauptsächlich dazu benützt, den Jetset-Lifestyle des edlen Stifters zu finanzieren, inkl. Begleichung seiner monatlichen Kreditkarten-Rechnungen (Platinum natürlich). Irgendwelche Fragen?
Wirtschaftlich Berechtigte gemäss Formular A: Gestern die Tochter (erfolgreiche Unternehmerin in der Hauptstadt), heute ihre Mutter (Hausfrau in der Pampa). Es ist praktischer so, denn die Tochter ist jetzt auch noch in der Politik und will keinen unnötigen Ärger. Über das viele Geld verfügt aber weiterhin – na, wer wohl?
Über allen Gipfeln ist Ruh‘, denn dort wacht Komplizia: Eyes Wide Shut.
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Fussball als verräterischer Proxy für Mannschaftsfähigkeit im Management. Entweder es kommen Geschichten über Marathonläufer die im Alleingang siegen wollen oder eine Traube Testosterongetriebener die, unter johlendem Gegröhle der sich mobbenden Fans, auf einer runden Kugel rumhacken.
Unternehmertum ist keines von Beidem. Es ist risikobewusstes Geschäftemachen mit dem Fokus auf den Kunden, die angebotene Leistung und das dadurch gewonnene Kundenvertrauen.
Ich kann den Blödsinn über die Sportvergleiche nicht mehr lesen.
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Wo ist die Finma?
Was unternimmt sie, oder was hat sie bis jetzt in der Sache unternommen?-
Hier oben die Antwort auf Ihre Frage.
Wenn Sie nichts sehen, ist das kein Fehler, sondern Fact! -
FINMA? Und wo bist du?
Sie schlafen, solange die Mitglieder des Vorstands von JB in den FINMA platziert sind.
Aaaahh alles, um die Methoden zu beneiden. -
Die Finma ist damit beschäftigt sich mit „Deals“ zu Lasten von Geschädigten schadlos.
Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist dabei, dass Gesetzgeber und Oberaufsicht dem ganzen Treiben noch tatenlos zuschauen. Man muss doch den Ruf des „sauberen Finanzplatzes“ verteidigen. Wobei dies je länger je schwieriger werden dürfte, da der Ruf insbesondere der Aufsichts- und Justizbehörden schlechter und schlechter wird. Die neusten Entwicklungen was unterlassene Strafanzeigen der Aufsichtsbehörde oder der fragwürdigen Rollen der Bundesanwaltschaft dürfte die zum Teil sonst schon arg strapazierten Verbindungen mit ausl. Behörden alles andere als verbessern. Gerade die BA hat ja nicht erst seit dem Fall „BA Lauber / FIFA“ alles andere als den Ruf vertrauenswürdig zu sein. Aber man arbeitet anscheinend noch jeden Tag etwas mehr daran unter den Augen oder schon eher Obhut der Politik noch etwas mehr an Vertrauenswürdigkeit zu verlieren. Es ist ja schon geradezu peinlich, als Land mitten in Europa den immer grösseten Stempel zu tragen, über korrupte Aufsichts- und Justizbehörden zu verfügen und der Grossteil, angefangen bei der Politik welche die Oberaufsicht inne hat, schaut weg! Das Fiasko bei den vielen Zündschnüren ist vorprogrammiert, die Frage ist eigentlich nur welche ist die kürzeste und zündet die erste Explosion.
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Böse Zungen behaupten, dass bei der Bär sämtliche VSB-Untersuchungsbeauftragte Arbeit für den Rest ihres Lebens hätten (und womöglich darüber hinaus).
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Hodler & friends sind auch Spezialisten für Zirkelzahlungen „à la mode de Stoffel“
https://insideparadeplatz.ch/2019/03/13/baer-schuetzt-stoffel-der-saniert-und-droht/
Aber den Mark, der zu seinen besten (UBS-)Zeiten auch Spezialist für so manches war, kümmern solche Peanuts natürlich nicht.
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Hodler und seine Crew sind grün hinter den Ohren, von PB keine grosse Ahnung, das Vertrauen intern kann man als mässig einstufen. Baer verliert laut gut informierten Kreisen – Direktoren an der Front – massiv mehr Assets wie man allgemein hört. Banken wie Baer, UBS und CS schaffen nie einen Mehrwert für ihre Kunden, hohe Gebühren stehen zuerst, Performance ist zweitrangig.
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Einmal mehr wird bestätigt, um Karriere bei Bär zu machen, muss man gewisse Qualitäten haben. Qualitäten, die viele Schweizer Bürger/in nicht schätzen, doch akzeptieren müssen, weil die Politik, die Ueberwachungsorganisationen und die Justiz eine solche Organisation reflexartig schützt. „Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht“ und „Compliance“ ist eben nur ein Lippenbekenntnis und ein Feigenblatt! Wäre dem nicht so, hätten in der Schweiz domizilierte Finanzinstitute nicht solch gewaltige und nun existentielle Probleme.
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Ja Ruedi, auch Du hast ja mal auf Karriere bei Bär gehofft, und so halb ein Karriärli hingelegt. Immerhin durftest Du dank Bär mal in die Karibik.
Hör doch einfach auf, Dich bei allem Bär-Betreffendem zu melden. Es ödet an! -
an „nicht schon wieder“…. Die Wahrheit ist nicht einfach zu akzeptieren und wer nicht den Mut hat, seinen eigenen Namen im Kommentar offenzulegen, der sollte über seine grundsätzlichen Charakterzüge nachdenken!
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@ nicht schon wieder
Der Ruedi hat allen Grund auf die Bärli Bank sauer zu sein. Er kennt das Geschäft, er wurde rausgeekelt, weil er dieses Spielchen nicht mitmachen wollte. Genauso wurden andere gute Leute abgesägt, weil sie eine anständige Compliance machen wollten!
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Hodler ist mit einem Bein sowieso schon draussen, das hat er bis jetzt nur nicht begriffen. Die Bank braucht einen echten CEO und nicht einen Hodler.
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Schwache Compliance? – Mit Martin Eichmann als Chef GWG ist das sicher gestellt, der mimte über Jahre den Compliance-Guru und hat sich mit Deloitte über Formulierungen gestritten bis sein Job in Frage stand. Ziemlich erbärmliche Figuren in der Mitte von durchaus fähigen MitarbeiterInnen (intern und extern). Wie lange er den Abgang von Hodler überlebt?
Einmal mehr wird bestätigt, um Karriere bei Bär zu machen, muss man gewisse Qualitäten haben. Qualitäten, die viele Schweizer Bürger/in…
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