Die SonntagsZeitung brachte gestern eine neue Strafanzeige der Raiffeisen gegen ihren ehemaligen starken Mann Pierin Vincenz an die Oberfläche. Vincenz soll Geheimnisverrat begangen haben.
Hinter der Eskalation steckt vermutlich der Poker um Investnet. So heisst das Vehikel, mit dem Vincenz und seine Raiffeisen zusammen mit Dritten in Schweizer KMUs investieren wollten.
Seit Vincenz vor anderthalb Jahren verhaftet wurde, hat die Raiffeisen ein Riesenproblem mit ihrer Investnet. Das Vehikel ist zentraler Teil der Strafermittlungen der Zürcher Wirtschafts-Staatsanwaltschaft.
Wohl nicht zuletzt, um sich selbst zu schützen, ging die Raiffeisen rasch nach der Verhaftung von Vincenz in die Gegenoffensive. Sie löste Investnet auf und pochte auf Vertrags-Nichtigkeit.
Nie geschehen. Wir wurden Opfer eines Täuschungsmanövers, orchestriert von unserem eigenen Ex-Bigboss.
So die juristische Argumentation der Raiffeisen.
Parallel dazu erfolgte die jetzt bekannt gewordene Strafanzeige. Deshalb die Vermutung, dass Anzeige und Investnet-Fight direkt zusammenhängen. Druck aufbauen, nennen das die Anwälte.
Auf dem Spiel steht viel. Vor Weihnachten 2018 wurde hier bekannt, dass das Lager Vincenz mit dem bekannten Zürcher Wirtschaftsrechtler Peter Nobel in den Fight gegen die Raiffeisen ziehe.
Im Frühling doppelte die Handelszeitung nach. Sie bezifferte die Summe, um die zwischen Raiffeisen und Team Vincenz – dazu gehören weitere Investnet-Minderheitseigner – gestritten wird, auf 150 Millionen.
Laut Handelszeitung hatte sich die Raiffeisen gar zu total 350 Millionen an eigenen Geldern verpflichtet, um damit in kleine und mittlere Schweizer Unternehmen zu investieren.
Eine Drittel-Milliarde – gigantisch. Investnet war nichts weniger als Pierin Vincenz‘ Gesellenstück.
Nun droht es zum Albtraum der Raiffeisen zu werden; dann nämlich, wenn die neue Führung unter Präsident Guy Lachappelle und CEO Heinz Huber den 250 Raiffeisen-Banken im Land und ihren 2 Millionen Genossenschaftern einen Grossabschreiber auf Investnet kundtun müsste.
Ein solcher droht. Mit Nichtigkeit wegen Täuschung zu siegen wird schwierig. Die Vincenz-Truppe mit Peter Nobel und Lorenz Erni – der Zürcher ist Vincenz‘ absoluter Vertrauensanwalt – haben möglicherweise gute Chancen vor Gericht.
Und weil es um so viel Geld geht, legen sich Erni und Nobel, zwei der bekanntesten Wirtschaftsjuristen der Schweiz, ohne Frage ins Zeug. Sie könnten selbst reich werden, wenn sie obsiegen.
Die Raiffeisen-Zentrale in St.Gallen hat es umgekehrt schwer. Sie griff zum Strafrecht, wie nun bekannt wurde: nächste Anzeige gegen Vincenz.
Es könnte Kalkül sein, um Vincenz im Poker um die 150 Millionen in die Knie zu zwingen. Wenigstens ein bisschen.
Ob das hinter der Anzeige steckt, ist nicht sicher, würde aber ins Bild passen.
So oder so taucht rasch die nächste Frage auf. Nämlich: Wer kommt zur Kasse, wenn die Raiffeisen blutet und Vincenz nicht nur mit vielen Millionen davonkommt, sondern ihm Raiffeisen noch viele weitere hinterherwerfen muss?
Es taucht der Name von Patrik Gisel auf. Gisel und Investnet sind von Beginn weg aufs Engste miteinander verbunden.
Als damaliger Stellvertreter von Vincenz war Gisel in die Anfangs-Verhandlungen involviert, die im Frühling 2012 zum ersten Investnet-Vertrag führten.
Dieser umfasste einen Cashout für die 40 Prozent Minderheitsaktionäre von bis zu 100 Millionen, frühestens nach ein paar Jahren.
Im zweiten Vertrag von Frühling 2015, also drei Jahre später, war Gisel erneut eine entscheidende Figur. Da ging es um eine Ausweitung der Kooperation mit neuen Put-Optionen per Juli 2020 für Vincenz & Co., wie die Handelszeitung vor 2 Monaten berichtete.
Gisel war in einer entscheidenden Phase VR-Präsident des Vehikels Investnet. Er trug somit auch formell die Verantwortung.
Gisel wollte die Investnet-Sache lange nicht untersuchen. Erst als Vincenz in Untersuchungshaft landete – das war im Frühling des letzten Jahres -, vollzog Gisel eine 180-Grad-Wende.
Nun schoss er aus allen Rohren gegen seinen einstigen Chef und grossen Ziehvater, der ihm den Sprung an die Spitze der Nummer 3 des Landes ermöglicht hatte.
Die Raiffeisen setzte laut aktueller SonntagsZeitung einen „langjährigen Mitarbeiter“ der Bank namens Rudolf Kurtz ein, um die Vincenz-Saga und insbesondere das „heisse“ Kapitel Investnet aufzuarbeiten.
Wer ist dieser Kurtz? Niemand anderes als einer der engsten Vertrauten von Patrik Gisel. Kurtz sollte somit wohl dafür sorgen, dass möglichst nichts an seinem Chef Gisel hängenbleibt.
Ob das gelingen wird? Gisel ist momentan aus der Schusslinie. Er und seine neue Freundin, eine Ex-Verwaltungsrätin der Raiffeisen, geniessen das Leben.
Was aber, wenn Raiffeisen-Präsident Lachappelle mit seiner Klage gegen Vincenz&Co. in der Causa Investnet mit den 150 Millionen, um die gestritten wird, Schiffbruch erleiden sollte?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gähn! Langsam interessiert dieses Thema niemanden mehr, ausser LH, warum wohl?
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Prof. Peter NOBEL ist als St. Galler und HSG’ler noch in anderer Sache mit St. Gallen beschäftigt….
https://www.ius.uzh.ch/de/staff/professorships/former-profs/nobel/nobel/nobel.html
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Ja, ja die lieben oft skrupellosen Anwältli (ich weiss sehr wohl von was ich spreche…) mit ihren meist hinterhältigen Schachzügen, sind für unser Rechtssystem (!) wahrlich eine Schande und hierdurch mehr als verwerflich! Dass selbst – ansonsten angeblich integre Anwälte – die HH Erni + Nobel sich für Mandate fpr Vinzens quasi hergeben, zeigt hierdurch leider auf, dass selbst diese Beiden sich für „Wirtschafts-Hasardeure“ ins Zeug legen, damit diese möglichst ungeschoren davon kommen. Wirklich himmeltraurig und eben absolut verwerflich, diese Feststellung machen zu müssen.
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Jede „Hure“ hat mehr Ehre als die Winkeladvokaten.
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Das ist das Gesetz. Wenn Vincenz was verbrochen hat wird er bestraft, sonst nicht.
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@Richter
Driiimer, hä, you driim, du!
Wenn man dem Vinzenz NACHWEISEN kann, dass er etwas verbrochen hat, dann wird er (vielleicht) bestraft. Nicht wenn er etwas verbrochen hat …
Sie sind schon beim ersten Sinking Schtepp bös ausgerutscht, hä! Und Sie wollen Richter sein?
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@Richter
Bitte beachten:
1) Beweisfragen
2) Verjährungsfristen
3) Interessen – eventuell ist die Strafanzeige nur eine Alibiübung.Also: Recht haben und vom Richter recht erhalten, ist nicht unbedingt das gleiche.
Ich denke nicht, dass Vincenz verurteilt werden wird, weil Raiffeisen Schweiz, resp. deren Vertreter kein Interesse daran haben. Dies dürfte u.a. nicht im Interesse des ehemaligen Verwaltungsrates sein, weil ansonsten allfällige Pflichtverletzungen wieder thematisiert würden.
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Was lernen wir daraus… Alles was als Hype verkauft wird sollte mehr als kritisch hinterfragt werden. Vincent der bodenständige Berglerbanker der dem Finanzplatz den Marsch bläst und gleichzeitig schelmisch grinsend, hinter dem Bankgeheimnis versteckend, die Kohle in die Tasche steckt. Ein Husarenstück nennt man sowas oder wie es Mr. Goodkat in Lucky Number Slevin als Kansas City Shuffle beschreibt… when everybody looks right, you go left… Wir sollten PV dankbar sein hat er doch die Unfähigkeit der Medien, Berater, Compliance und Bankenaufsicht aufgedeckt und den gesamten Filz / Adel so richtig und bis auf die Knochen blamiert. Vorwörter wurden gedruckt was wurde ihm in den … gekrochen. Ich finde alleine dafür hat er ein dickes Dankeschön verdient. PV you are my Bergsünneli
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Sie können nicht mal den Namen dieses Herrn richtig schreiben 😉
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So ein Schwachsinn!!!!!!!!!!
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In diesem Artikel steckt 90% Spekulation und wenig echte Recherche. Ich würde mal ein Gespräch mit einem oder zwei Geschäftsführer, wo Investnet investiert hat, oder Peter Wüst suchen.
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Vincenz ist denen doch lange überlegen. Der Bergler ist schlau und hat vermutlich alles seriös eingefädelt. Wie wäre die Sache rausgekommen, wenn Raiffeisen von allem massiv profitiert hätte? Jetzt haben dort in SG alle bleiche Gesichter und kalte Füsse. Lieber Herr Huber und Meister Lachapfel schaut wie ihr noch Schadensbegrenzung betreiben könnt und bringt das Thema zum Abschluss. Mit weiteren Klagen verpulvert ihr noch mehr Kohle der Genosschenschafter (ich bin auch einer). Wie wäre es mit einem Vergleich? Ich bin mir fast sicher, die Juristen werden zu wenig Futter gegen PV finden. Er wird als Gewinner aus der Geschichte hervorgehen und dann ein Buch schreiben, was reissenden Absatz haben wird. Ich freue mich schon darauf.
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Schön und gut, aber alte Geschichte in neuen Schläuchen.
Mich würd viel mehr interessieren, was die Zukunft bringen soll. Was ist aus dem in IP angekündigten Roland Berger Beratungsprojekt geworden. Irgendwelche wichtigen Erkenntnisse oder sofarUmsetzungsschritte? -
Tipp des Tages: Investnet wurde bereits abgeschrieben im Abschluss 2018. Alles was kommt, kann nur besser werden.
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Der grandiose Raiffeisen-Krimi wird uns noch viele Jahre beschäftigen. Ein halbes Dutzend „Schacher-Partien“, angeleiert und ausnahmslos begünstigt durch ihren Präsidenten Vincenz, werden sich als Sargnagel der Banken-Gruppe heraus kristallisieren.
Die Genossenschafter täten gut daran, sich schon bald für eine Nachzahlung auf ihren Raiffeisen-Anteilen vorzubereiten.
Dass die „Uebeltäter“ sich dem dolce far niente verdingen, ist nur dank der Schweizerischen Gerichtsbarkeit erst möglich.
Eine Schande 1. Ranges für das einstmals blühende Bankenland Schweiz. Die Ausuferungen dieser kriminellen Tragödie wird erst die Zukunft weisen.
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hihihi… Sie Witzbold. Mit Raiffeisen hat die Geschichte relativ wenig zu tun, ausser dass ihr Ex-Chef mit seinem eigenen Geld Geschäfte gemacht hat, allenfalls nicht alle sauber.
Da kenne ich einige Kantonalbanken, die sich als Verbrecher anprangern liessen von den USA und dies schriftlich inkl. Strafzahlungen. Raiffeisen hingegen schreibt Jahr für Jahr eine Erfolgsgeschichte. Und Nachschusspflicht gibt es seit viiiiielen Jahren nicht mehr.
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Wenn Vincenz da siegreich herauskommt, dann heißt unser Land definitiv Bananistan.
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Willkommen in Bananistan – Vincenz geht nie und nimmer in den Knast.
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Eigentlich haben wir alle genug von derart primitiven Machenschaften und skrupellosen Idioten zu lesen.
Und doch braucht es IP sonst wären Gisel, Kurtz, Gauch, Lüscher und der gesamte RBCH-VR in der Lage, ihr Grosskotz-Spiel weiterzuführen. Ob es je zu einer Verurteilung kommt ist mir ziemlich ergal.
Wichtiger scheint mir nun das Radar auf die regionalen Bankhelden zu richten – deren Spiele nur selten publik werden. -
Herr Hässig, diese 150 Millionen wurden ja bereits abgeschrieben. Was soll nun also sein? Eigentlich kann es für Raiffeisen nur besser kommen und es wird einen „ausserordentlichen“ Ertrag geben.
Wenn Vincenz da siegreich herauskommt, dann heißt unser Land definitiv Bananistan.
Eigentlich haben wir alle genug von derart primitiven Machenschaften und skrupellosen Idioten zu lesen. Und doch braucht es IP sonst…
Willkommen in Bananistan – Vincenz geht nie und nimmer in den Knast.