Das Universitätsspital Zürich (USZ) versucht alles, damit sich die Wogen glätten. Hilfe erhält das USZ von der Politik. Eine Kommission des Parlaments kritisiert das Spital nur homöopathisch.
Nun zeigt sich, dass bald der nächste Eklat passieren könnte. Der grosse Hoffnungsträger, der neue Herz-Chef Paul Vogt, steht im Zentrum einer strafrechtlichen Voruntersuchung.
„Basierend auf einer anonymen Strafanzeige vom Sommer 2020 gegen Paul Vogt und gegen Unbekannt laufen bei der Zürcher Staatsanwaltschaft Vorabklärungen, ob ein Anfangsverdacht für strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt“, sagte gestern ein Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft.
„Es ist bis jetzt kein formelles Strafverfahren eröffnet worden. Es gilt wie immer die Unschuldsvermutung.“
Das Unispital stärkt seinem neuen Vorzeige-Arzt den Rücken. „Prof. Vogt setzt seine Arbeit während der Abklärungen normal fort“, meinte eine Sprecherin.
Vogt hatte letzten Sommer den Operationssaal nach einem Eingriff vorzeitig verlassen, um der privaten Klinik zum Park einen anderen Patienten zu operieren.
Der zurückgebliebene Herzchirurg operierte weiter, es kam zu Komplikationen, später verstarb der Patient.
Eine zentrale Frage ist, ob Vogt von seinem Unterstellten erreicht werden konnte oder nicht. Laut Insidern würden die beiden und weitere befragte Personen bezeugen, dass dies der Fall gewesen sei.
Der Vorfall hat nichts mit der Grosskrise des Unispitals zu tun. Doch er könnte dazu führen, dass das USZ nicht den Ursachen auf den Grund geht, warum es in Turbulenzen geraten ist.
Derzeit findet nämlich der grosse Umkehrversuch statt, wie es zum Totalabsturz des einstigen Vorzeigespitals kommen konnte.
Der SonntagsBlick, die Republik in einer dreiteiligen Serie und die Subkommission des Kantonsrats sehen den geschassten Herz-Chef Francisco Maisano als Opfer.
Der wahre Verursacher der Krise sei ein anderer: der Whistleblower. Dieser hatte im Dezember 2019 Maisano in einem ausführlichen Dokument kritisiert.
Es geht um Patientengefährdung, nicht offengelegte Beteiligungen an Implantat-Firmen, geschönte Berichte. Maisano verlor im Zuge der Affäre seinen Job.
Nun heisst es, der Whistleblower, der Leitender Arzt unter Maisano war und ebenfalls entlassen wurde, habe das Team verängstigt und seinerseits Patienten gefährdet.
Es ist die 180 Grad andere Version von dem, was die grossen Medien bisher geschrieben haben und was auch hier wiederholt ausgeführt wurde.
Hinter der Wendung steckt ein Anonymous mit dem Namen Honest Falcon.
Im April 2019, wenige Tage vor Fertigstellung eines Anwaltsberichts, das Maisanos Beteiligungen und Operationen untersuchte, schickte Honest Falcon ein langes Mail an eine SP-Spitzenfrau.
Darin wird der Whistleblower als Abkömmling einer reichen, mächtigen Familie aus Deutschland beschrieben, der die Herzchirurgie zusammen mit seinem Ex-Chef dominiere.
Alle hätten Angst vor ihm, auch hätten seine Eingriffe wiederholt Menschenleben gefährdet.
Das lange Email ist zunächst in gutem Deutsch gehalten. Im Schlussteil wird es dann sehr holprig, grammatikalisch falsch und mit auffälliger Interpunktion.
Es scheint, dass es sich um einen zusammengeschusterten Text handelt. Trotzdem nahm sich die SP-Frau dem Thema an und brachte Zürcher Kantonsparlamentarier ins Spiel.
Darauf landete das Mail bei der Präsidentin der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit des Zürcher Kantonsrats, eine Grünliberale.
Diese meinte, dass sie „anonymen Hinweisen“ normalerweise nicht nachgehen würde, hier hätten „aber doch einige Alarmglocken geläutet“.
So schickte die Grünliberale den Text an die Leitung des USZ. Auch mehrere Medien erhielten den Text. Kein Journalist ging darauf ein.
Als die Bombe Mitte Mai platzte und der Tages-Anzeiger von Vorwürfen gegen Herzchef Maisano berichtete, war im Hintergrund bereits eine andere Version im Umlauf. Dass der Whistleblower das wahre Problem sei.
Nun hat sich diese Version durchgesetzt. Die Subkommission und auch die Medien, die derzeit gross berichten, nehmen Maisano in Schutz und hinterfragen die Rolle des Whistleblowers.
Dass Maisano Patienten eigene Devices einsetzte, die zu Komplikationen führten, ihn selber durch den Verkauf der Implantat-Firma aber reich machten: Davon spricht keiner mehr.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich persönlich kann nur das Beste über das USZ und Prof. Vogt berichten.
Hatte zwei Herzoperationen im USZ.
Prof. Vogt hat es nicht gekümmert ob ich allgemein oder privat Versichert war.Ich kann das USZ nur empfehlen!!
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Als loyale/r Arbeitnehmer/in des USZ und tätig im engen Umkreis der Herzchirurgie bin ich einfach nur schwer erschüttert.Das vergangene Jahr mit Covid zu meistern war schon anstrengeng und kräftezerrend genug. Und seit einem Jahr Tag für Tag zu lesen von welchem Filz – um die parlamentarische UK zu zitieren – man als kleinstes,motiviert-engagiert-vorbildlich arbeitendes Glied umgeben ist, macht schwer zu schaffen. Es ist äusserst schwer nachzuvollziehen dass diese Personen im Gesundheitswesen arbeiten und weiter arbeiten dürfen. Scheinbar haben gewisse Personen vergessen dass sie im Dienste des Patienten stehen/zu stehen haben und nicht um ihre narzistische Egozentrik zu bedienen.
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Wow – gut dass IP diese Schweinereien aufdeckt. Es bestätigt mich einmal mehr: wer ins Spital muss gefährdet sein Leben.
Viele Ärzte gehören in die gleiche Ecke wie Anwälte, Richter und Mänägerlis: geldgierig, inkompetent und gefährlich für den einfachen Bürger.
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C‘est la merde : USZ !
Keine andere Klinik in der teuren Gesundheits-Schweiz kämpft mit dermassen katastrophalen Management- und Elite-Aerzten – Versagen .
Die Selbstbedienungs-Freigänge gewisser Herren in Weiss grenzen an (sind) Betrug und Unterschlagung. Dieser Augias-Stall mit Metastasen – Bildung in alle Gremien verdient eine PUK .
Die Konsequenzen sind unweigerlich schon gemacht!
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Doch, doch, auch in anderen Spitälern in der Schweiz (und im westlichen Ausland) herrscht dasselbe vor: Geldgier und Inkompetenz! Als ich selbst noch im Banking arbeitete hatte ich einige Ärzte als Kunden die zwischen CHF 500’000 und über CHF 1 Mio. als Salär bezogen. Und genau hier sehe ich ein Übel im völlig überteuerten Gesundheitswesen. Die Saläre von Ärzten müssten dringend nach oben begrenzt werden.
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Eine alte Geschichte, die Konkurrenz, sprich Privatspitäler, freuts. Die Weltwoche berichtete bereits im August 2020 darüber. Ich empfehle Ihnen das Interview mit Prof. P. Vogt in der NZZ vom 24.1.21 zu lesen:
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Die Privatspitäler müssten sowieso an die enge Leine genommen werden. Gesundheit gehört eigentlich in staatliche Hände.
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Je grösser die Klinik, um so grösser die Möglichkeiten, „Chrämpfe“ zu machen,…da könnte man Krämpfe bekommen…..
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Ein allgemein bekannter Skandal sind die massiv überzogenen Gehälter das Bankpersonals auf allen Stufen.
Je weiter oben desto eklatanter!
Da beziehen Mitarbeiter – ohne anständige Mittelschul- oder akademische Ausbildung – finanzielle Ausstattungen, die wesentlich über denen etwa von Spitalärzten liegen, Jobs die doch mit massiv höheren psychischen und physischen Belastungen verbunden sind.
Hier trägt man Verantwortung für Gesundheit und Menschenleben; dort lehnt man üblicherweise jede Verantwortung ab und sitzt einfach die Präsenzzeiten nach Vorschrift ab. Nachher ist man nicht mehr erreichbar.
Unangenehm ist da höchstens der wachsende administrative Kram und die Angst davor, mit über Fünfzig heraus katapultiert zu werden.Wann gibt es einen Volksaufstand der Bankkunden, die ja schliesslich diesen in keiner Weise gerechtfertigten Hokusbokus durch überzogene Gebühren finanzieren müssen.
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Chefärzte und Chefbänkler… Beides kann man getrost als Maden in unserem System einstufen. Beiden Typen von „Angestellten“ sollte man die Flügel stutzen!
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Nun wird es immer klarer: Wer sich am Universitätsspital Zürich operieren lassen will, muss um sein Leben fürchten. Als Patientenmasse bin ich lediglich Spielball und Einkommensquelle eines verfilzten, korrupten Konglomerats aus egomanischen Spitzenärzten, ruhmsüchtigen Politikern und willfährigen Systemmedien. Alle diese Akteure haben ein zentrales Interesse: Dass der Rubel rollt, und zwar in ihre Tasche. Wenn immer es mir möglich ist, werde ich vermeiden, meine Gesundheit und mein Leben solchen Leuten zu überlassen. Da lasse ich mich lieber in Tübingen oder Freiburg operieren, dort soll es dem Vernehmen nach auch ganz gute Kliniken geben.
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Lieber Max Kuriger, möglicherweise haben Sie recht. Doch wird man nie generell ausschliessen können… und ich bin sogar sicher, auch im Ausland gibt es im Gesundheitswesen Korruption. Schlimm finde ich nur, dass es immer noch Menschen gibt, die glauben in der Schweiz sei alles besser…., sicher nicht ! ! Vielleicht etwas weniger schlimm….aber nur VIELLEICHT !
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Scheint, als ob da einfach alle Dreck am Stecken haben.
Top Laden.-
Vielleicht nicht Alle, aber fast Alle aus Führungsetagen !
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… anders kommt man gar nie dorthin!
in der politik scheint es ähnlich zu sein
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Wieso das USZ einen Totalabsturz erlebt? Welche Mangementerfahrung in Spitälern hat der Spitalrat? Genau, null. Und alle wundern sich warum das nicht funktioniert….seltsam
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Im Schlussbericht der Aufsichtskommission steht etwas von „mangelnde Führung sowie eine zu grosse Macht der Klinikdirektoren“. Ist also das ganz genau Gleiche wie bei den multinationalen Banken und Versicherungen.
Das Finance zockt die eigene Firma einfach in einem noch viel „schweinischeren“ Ausmass ab, wie die UBS grad beweist. Die Hälfte des Gewinnes wird als Bonus an die Banker ausbezahlt. Dabei verdienen Banker sowieso schon viel zu viel. Frage mich echt wieso das kantonale Steueramt nicht einschreitet. In meinen Augen ist das Steuerhinterziehung.
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Interessant, dass CEO Zünd nirgends mehr erwähnt wird. Der Fisch stinkt in der Regel am Kopf. Ist der Zünd ein Buddy von LH? Oder hat IP vor dessen Anwälten die Hosen voll? Da wird bei den Banken doch viel vollmundiger berichtet.
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Genau, der Fisch stinkt vom Kopf her
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Diletanten in der Führung, wohin des Laienauge reicht.
Interessant, dass CEO Zünd nirgends mehr erwähnt wird. Der Fisch stinkt in der Regel am Kopf. Ist der Zünd ein…
Nun wird es immer klarer: Wer sich am Universitätsspital Zürich operieren lassen will, muss um sein Leben fürchten. Als Patientenmasse…
Scheint, als ob da einfach alle Dreck am Stecken haben. Top Laden.