Mittwoch vor einer Woche: Per internem Kanal erfahren die Mitarbeiter der EFG Italien, dass sie nicht mehr gebraucht würden. Wir machen dann mal dicht.
Keiner der Zuständigen in der EFG-Zentrale in Zürich befand es für nötig, nach Mailand an den Italien-Sitz zu reisen, um die Hiobsbotschaft den Betroffenen persönlich mitzuteilen.
Franco Polloni, Chef Schweiz und Italien? Giorgio Pradelli, CEO der EFG? Anybody der hochbezahlten Entscheidungsträger, der vor die Mannschaft treten würde? Nicht doch.
Willkommen im Abbruch-Banking, Ausgabe 2021. Der Italienchef war schon zuvor mit einem Abgangs-Paket von Bord gesprungen – die Crew kann schauen, was aus ihr wird.
Ein Sprecher der EFG will das Aus im südlichen Nachbarland offiziell noch nicht bestätigen, sagt aber per Email-Stellungnahme:
„Wir überprüfen derzeit unsere italienische Onshore-Präsenz im Rahmen der bereits angekündigten Strategie zur Rationalisierung unserer Buchungszentren.“
Fakt ist: Die Würfel sind gefallen. Doch der Exit aus dem Bel Paese erfolgt nicht geräuschlos. Letztes Jahr verkaufte die EFG ihre Trust-Tochter in Italien namens EOS Servizi Fiduciari.
Käuferin ist die Konkurrenz namens Unione Fiduciaria. Nun zeigt sich, dass der Deal noch nicht in trockenen Tüchern ist. Die Transaktion sei „wegen Rechtsfragen“ blockiert, sagt eine Quelle.
„Der Prozess zum Verkauf von EOS Servizi Fiduciari an Unione Fiduciaria, das führende italienische Unternehmen in diesem Bereich, läuft“, sagt der EFG-Sprecher. „Wir werden auch nach dem Verkauf weiter mit Unione Fiduciaria zusammenarbeiten.“
Der Fokus rückt Richtung Lugano. Dort hatte die historische BSI-Bank ihren Hauptsitz. Im Zuge des grossen Malaysia-Skandals entzog die Finma den Tessinern die Lizenz.
Das war nicht weiter schlimm. Schon zuvor hatten sich die EFG- und die BSI-Besitzer auf eine Übernahme geeinigt. Seither verkörpert die alte BSI die Tessin-Zentrale der EFG.
Das Ende in Italien könnte nun Folgen haben für den Standort Lugano. Dort arbeiten immer noch mehrere Hundert Leute. Wie viele werden überflüssig, wenn die EFG Italien aufgibt?
„Ganz unabhängig vom Italien-Geschäft ist und bleibt Lugano ein wichtiger Hub für EFG in der Schweiz und erbringt wichtige Dienstleistungen für die ganze Gruppe“, sagt der Sprecher.
„Zentrale Funktionen wie Handel, HR und Operations werden aus Lugano heraus erbracht.“
Die Zukunft wird zeigen, ob die Aussage lange Bestand hat. Sicher ist: Die EFG Privatbank vollzieht mit dem Rückzug aus Italien eine Zäsur. Noch vor drei Jahren galt das Gebiet als „Key strategic market“.
Nun aus und vorbei. Die entscheidende Frage wird sein, was die griechische Besitzerfamilie mit der EFG vorhat. Der Patron, Spiros Latsis, ist 75 Jahre alt, sein Sohn engagiert sich bei der Bank als VR-Mitglied, als Präsident hat die Familie Peter Fanconi eingesetzt.
Auf dem Finanzplatz ging wiederholt um, dass die Spiros Latsis seine Bank loswerden möchte. Die Julius Bär zeigte Interesse, doch Latsis winkte ab. Wäre Vontobel ein Thema?
Dort hatte Fanconi einst Karriere gemacht, bis er im CEO-Fight gegen Zeno Staub den Kürzeren gezogen hatte. Nun präsidiert der Zürcher neben der EFG auch die Graubündner KB.
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Die beliebtesten Kommentare
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Private Banking Margen (HNWI) sind in Italien 30.% tiefer als bei uns.
Offiziell ausgeschlossen aber ab EUR 10 mio hat dort jemand Sonderkonditionen.
Italienische Kunden ziehen Lugano als Mailand vor, Preise müssen aber 1:1 sein. Italienische Kundschaft aus Lugano zu betreiben ist viel, viel komplexer als in Mailand. Telefonaten, Meetings, Transaktionen, Investitionstypen, Kundenbesuche, Kundeaquisition, Neugelder, alles ist kopfzerbrechend. Und das nicht nur für EFG. Dagegen ist Vontobel in Mailand viel gewachsen . . . Hochzeiten (all‘ italiana) in sicht ?-
Ich denke wer 10M eur in Italien auf einer Bank deponiert hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
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Da können dann ja Ferienwohnungen aus dem BSI efg Bau gewonnen werden. Ach stimmt. Das ist ja Botta Brutalismus Tessiner Art. an dem fensterlosen Bunker beissen sich die immo developers die Zähne aus, um Mal eine Redewendung aus dem Business zu bemühen.
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Das ist auch so ein Saftladen. Da ist jede Regionalbank in der Schweiz besser und die Chefs haben normale Saläre.
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Den Inhalt dieses Artikels könnten Sie in 1 Satz zusammenfassen. Ihr Journalismus besteht im voluminösen, künstlichen Aufblasen simpler Tatsachen, nicht nur hier. Stop it.
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werter herr baumann, das würde ich doch so nicht gelten lassen, da steckt doch viel interessantes in diesem bericht: unionefiduciaria.it ist in norditalien DIE führende treuhandgesellschaft. sie dient dazu, neben anderen auf diesem gebiet tätigen TH gesellschaften, ita. kunden ihre guthaben via banken in der CH steuerkonform zu halten. dass eine eigenständige in italien reg., durch die banca d’italia regulierte struktur, tendenziell eher obsolet wird aus wirt. gründen, liegt doch auf der hand. über den stil, der für ESG italia zuständigen “cupola” zu diskutieren, mi sembra ammazzare il tempo, si verschtöndmi doch.
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Überrascht ausser den Luckas keinen.
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Der wahre Feigling zeigt sich gern
bei schlechten News nur von ganz fern. -
Mir scheint, diese Schweizer Managergeneration ist die Abwrack-Crew für den CH Finanzsektor. In Zurkunft machen wir nur noch Tourismus und Landwirtschaft…
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Wieso wird der CS nicht endlich der Stecker gezogen?!
Das ist auch so ein Saftladen. Da ist jede Regionalbank in der Schweiz besser und die Chefs haben normale Saläre.
Der wahre Feigling zeigt sich gern bei schlechten News nur von ganz fern.
Überrascht ausser den Luckas keinen.