Pierin Vincenz hätte einfach ein paar Millionen Schadenersatz leisten müssen, dann wäre er frei. So ein Insider rund um den Jahrhundertfall, der in 3 Monaten vor den Richter kommt.
Doch Vincenz war klamm, muss man heute annehmen. Der Ex-Raiffeisen-Chef hatte offene Schulden bei Bank und Partnern, um seinen Lebensstil auf grossem Fuss zu finanzieren.
Anfang Dezember 2017 hatte sich die Schlinge um Vincenz zugezogen. Die Aduno, das Gemeinschaftswerk von Raiffeisen, ZKB und weiteren, bei der Vincenz wenige Monate zuvor als Präsident zurückgetreten war, hatte die Strafkanzlei von Hans Baumgartner eingeschaltet.
Baumgartner war einst selbst Wirtschaftshäscher, ein bekannter Staatsanwalt der Zürcher Fahnder. Dann eröffnete er sein eigenes Büro unter dem Namen Baumgartner Mächler.
Oberpartner Hans Baumgartner erhielt nun, im Herbst vor 4 Jahren, den Auftrag zu prüfen, ob Pierin Vincenz zusammen mit Beat Stocker, der lange operativ für die Aduno tätig gewesen war, die rote Strafrechtslinie überschritten hatte.
Baumgartner, der sich zu diesem Artikel nicht äussern wollte, wusste nicht viel. Das Meiste aus Berichten, die auf diesem Blog erschienen waren. Plus er hatte ein paar Unterlagen der Aduno.
Dort war der Vincenz-Nachfolger auf dem Präsidentenstuhl unter Druck geraten. Er heisst Pascal Niquille, war damals CEO der Zuger Kantonalbank und musste eine Scharte auswetzen.
Niquille war im 2016, nachdem erste Storys zu Vorab-Deals von Vincenz und Stocker bekannt geworden waren, mit der Raiffeisen-Spitze zusammengekommen.
Der Chefjurist der Genossenschaftsbank hatte Niquille erlaubt, ein Gutachten aus der Feder von Peter Forstmoser von Niederer Kraft Frey sich zu Gemüte zu führen.
Niquille liess sich davon beeindrucken. Alles im grünen Bereich, meldete er seinen Kollegen im VR der Aduno. Vincenz war der lachende Sieger.
Nun, ein Jahr später, hatte sich der Himmel verdunkelt. Die Finma war Vincenz und der Raiffeisen auf den Fersen; die Bankenaufsicht hatte Enforcement-Verfahren gegen die beiden eröffnet.
Hatte sich Niquille beim Studium des Forstmoser-Gutachtens blenden lassen? War er ein Tölpel, der sich vom schlauen Bündner und dessen alten Raiffeisen-Clans kurz mal über den Tisch ziehen liess?
Niquille musste nun, beim zweiten Anlauf Ende 2017, geschickter, professioneller agieren. Seine VR-Kollegen bei der Aduno hatten kalte Füsse gekriegt. Pascal, mach mal vorwärts.
Deshalb der Auftrag Mitte November an die Kanzlei von Hans Baumgartner. Der wiederum brauchte rasch ein Gutachten. Wie nur, wenn nicht aus dem Hut zaubern?
Fündig wurde Baumgartner bei einem Herrn namens Luca Schenk, seines Zeichens Chef der Berner Börse. Im Nebenamt offenbar aber auch noch Gutachter. (Wenige Wochen später erfolgte dann plötzlich der Rücktritt vom Hauptstadt-Job.)
Schenk verfasste Ende 2017 drei Seiten. Viel schaute dabei nicht heraus. Es würden sich Fragen um das Gebaren von Vincenz&Co. stellen, so das Fazit.
„Ohne Kenntnis des Geschäftsmodells oder historischer Daten, konnten die den Free Cash-Flow zu Grunde liegenden Annahmen nicht beurteilt werden“, so Schenk am 2. Dezember.
Genug für Baumgartner. Es liess sich auf Basis des Schenk-Gutachtens vom VR der Aduno für eine Strafanzeige gegen Vincenz und weitere mandatieren.
Am 6. Dezember 2017 bestellte Baumgartner Vincenz zu sich in die Zürcher Kanzlei zum „Verhör“. Was Vincenz nicht wusste: Baumgartner hatte da bereits einen zweiten Termin fixiert.
Eine Stunde nach dem Vincenz-“Interview“ würde er sich mit Peter Pellegrini, dem Leitenden Wirtschafts-Staatsanwalt von Zürich, in dessen Büro treffen.
Vincenz trat auf, wie er immer auftrat. Alles dummes Zeug, lässt sich bestens erklären. Statt in die Knie zu gehen und Ablass mittels einer siebenstelligen Zahlung zu leisten, markierte der Bündner den starken Mann.
Er überschätzte sich. Als Baumgartner kurz darauf bei Pellegrini war, gings nur noch um die Priorisierung und Geheimhaltung der schon damals in Aussicht gestellten Strafanzeige.
In einer Aktennotiz vermerkte Pellegrini, dass „vor konkreten Aussagen die Strafanzeige genau studiert werden müsse“. Da das „öffentliche Interesse“ an so einer Anzeige gegeben sei, „würde diese nach deren Eintreffen umgehend studiert“.
Und weiter: Es sei nicht im Interesse der Strafverfolger, dass die Anzeige „vor Auslösung von möglichen Untersuchungshandlungen medial angekündigt“ würde.
Baumgartner wusste, dass eine Anzeige gegen den „letzten“ Gutbanker der Nation auf bereitstehende Fahnder stossen würde. Und so statteten zwei seiner Kollegen der Zürcher Staatsanwaltschaft am 19. Dezember 2017 einen nächsten Besuch ab.
Mit dabei hatten sie einen Entwurf ihrer Strafanzeige gegen Vincenz et al sowie einen Entwurf des Untersuchungsberichts der Aduno gegen ihren Ex-Präsidenten.
Es seien noch „gewisse redaktionelle Änderungen“ nötig, die definitive Anzeige würde „morgen oder übermorgen“ eingehen, hielt Pellegrini in einer weiteren Aktennotiz fest.
Er, Pellegrini, und Staatsanwalt Jean-Richard-dit-Bressel würden nach Eingang „die Strafanzeige unverzüglich“ studieren. Man sei sich einig, dass „die Gegenseite vororientiert bzw. miteinbezogen“ würde mit „Blick auf eine allfällige öffentliche Kommunikation“. Zwei Monate später landeten Vincenz und Stocker hinter Gitter.
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Niquille ist nicht nur unfähig und hinterhältig, sondern hat den VR der Aduno nach seiner Prüfung der Gutachten, sprich Sichtung ohne den Inhalt nur annähernd zu verstehen, brandschwarz angelogen. Gehandelt hat er schlussendlich nur auf Druck, persönlich, selbständig und aus eigener Kraft wäre er dazu in jeder Beziehung nicht und nie in der Lage gewesen. Er ist und bleibt eine ewige Null oder eben non-valeur!
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Auffällig ist, wie die Justiz wieder mal die Zeit versanden lässt. Offensichtlich will man den Fall in die Verjährung abschieben.
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Raiffeisen ist und und bleibt eine Feld-Wald-und Wiesenbank!
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Der muss das zurückzahlen oder Jahre in den Knast.
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Sie schreiben; „Vincenz trat auf, wie er immer auftrat. Alles dummes Zeug, lässt sich bestens erklären. Statt in die Knie zu gehen und Abbitte mittels einer siebenstelligen Zahlung zu leisten, spielt der Bündner den starken Mann.“ Auch Verwandte von Ihm treten so auf, als
Nachbar von solchen hat man die Nase gestrichen voll. Abstreiten mit Arroganz scheint in den Genen zu stecken. -
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PV mag ja seinen Spielraum etwas überdehnt haben, aber ob er Gesetze gebrochen hat, sei ihm zuerst mal nachzuweisen. Eines steht jetzt schon fest: Das wird keinen fairen Prozess geben. PV wurde in der Öffentlichkeit mehr als nur vorverurteilt. Die Ankläger und Richter stehen unter öffentlichem Druck, hier ein Exempel zu statuieren. Ich wette eine Bündner Nusstorte, dass PV da gut rauskommt.
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John
Ich wette eine Bündner Nusstorte, dass PV da gut rauskommt.
Mag sein dass Sie recht haben. Ich Persönlich bin gleicher Meinung. Fragt sich allerdings wie dieser Process Geführt wird?
Wieviel deckungsargumente an den Tag gebracht werden. Seitens Piere Vincenz.
Ich meine damit dass dieser Process nicht sauber ablaufen wird.
Es sind viel zu viele nicht gerade “ Greenhörner “ in diese Angelegenheiten Verwickelt. -
@John
Aber ja doch, John!
Vinzenz was ein schüchterner, zurückhaltender, bescheidener, stiller und vor allem grund-ehrlicher Mensch!
Pöse ist nur seine Umwelt. Insbesondere dei (Lügen-) Bresse …
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Wohl ein Spezi von P V… weiter so
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@Johnny und Güsel: Weder stütze ich solches Gebaren noch bin ich ein Spezi von PV, obwohl er scheinbar ein cooler Chef und Kollege war. Es ist lediglich eine nüchterne Betrachtung des Falles (was bisher bekannt ist), wenn man den Neid und den Groll auf solche Manager mal ausblendet. Was als ehrlich gilt, entscheidet nicht die Öffentlichkeit. Wenn Sie wüssten, was sonst noch abgeht in der Wirtschafts- und Behördenwelt (Kartelle, Absprachen, Wegsehen, illegale Bauten, Begünstigungen, Retro, Behördenfilz, etc.), dann ist dies absolutes Nasenwasser. Aber gut: Ich lasse Sie in Ihrer heilen und naiven Welt. Lasst uns sehen, was die ‚Greenhörner‘ hinbekommen. Bin selbst gespannt.
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Vizenz‘ „Lebensstil auf grossem Fuss“?
Sein Lebensstil fusste [sic!] wohl eher auf grosser Einbildung und grosser Schnorre … wenn auch womöglich nicht ganz sooo grossem Hirn …
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Geldgier tötet den Verstand, siehe CS Management
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Strafrechtlich bleibt da überhaupt nichts hängen. Einmal mehr ein übermotiviertes Totalversagen unserer Untersuchungsbehörden. Und auf dem Zivilweg wird sich zeigen, dass die Bank alles vorab abgesegnet hat. Dann bleiben nurmehr die Hyposchulden – peanuts, denn die können umgeschichtet werden. Vincenz wird wie Phönix aus der Asche auferstehen und zuerst mal ein Buch über diese kleinkarrierten Versager schreiben. Derweil reissen sich all die Bünzlis und Neider die Haare aus und vertreufeln weiterhin einen „bunten Vogel“ (Nötzli & Bachmann) während sie selber die „grauen Mäuse“ bleiben.
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„…dass die Bank alles abgesegnet hat“ ist ja der eigentliche Skandal. Und wer segnete ab? Und warum nimmt man die „nicht dran“? Spielt da evtl. ein CVP-Filz eine Rolle?
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Gemäss Punkt 151 ‚Zwischenbericht und Ermächtigung‘ des abgedruckten ‚Entwurfes vom 19.12.2017‘ wurde Baumgartner Mächler bereits kurz nach einem mündlichen Zwischenbericht am 04.12.2014 vom VR der Aduno ermächtigt, eine Strafanzeige auszuarbeiten.
Im Entwurf steht ,der Verwaltungsrat der Aduno hat Baumgartner Mächler DARAUFHIN ermächtigt…‘
Irgendwo sind zwischen dem 04.12.2014 und dem 19.12.2017 drei Jahre verloren gegangen.
Auch erschliesst sich mir der Zusammenhang zwischen dem ‚Interview‘ mit Vincenz am 06.12.2017 und einer möglichen Schadenersatzzahlung, um einer Strafanzeige zu entgehen, nicht…
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Egal wie dieser Vincenz fiel,
die Presse schreibt doch viel zu viel. -
Interessiert kein Schwein mehr! Nur noch den Ausgang des Verfahrens, mehr nicht.
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Schon Krass, und Krass daran ist nicht mal Vincenz sondern das Versagen des Rechtstaates….
Die Staatsanwaltschaft sollte eine Unabhängige Behörde sein und sich nicht schon vor Strafanzeige (welche Notabene Notwendig war, damit Sie überhaupt tätig werden darf) sich mit ggf Geschädigten über die Strategie eines Allfälligen Verfahrens austauschen. Die Staatsanwalt soll die Materielle Wahrheit erforschen und muss belastendes genauso wie entlastendes sammeln.
Derartiges Gebahren ist Unvereinbar mit Rechstaatlichen Grundsätzen, Befangenheit die Folge.
Die einste stolze Schweiz ist kein Rechtstaat sondern eine Bannanenrepuplik unweit in rechtlichen Gebahren am Kongo dran, so burtal ist tönt es ist leider nicht mehr anders zu nennen
Sie schreiben; "Vincenz trat auf, wie er immer auftrat. Alles dummes Zeug, lässt sich bestens erklären. Statt in die Knie…
Vizenz' "Lebensstil auf grossem Fuss"? Sein Lebensstil fusste [sic!] wohl eher auf grosser Einbildung und grosser Schnorre ... wenn auch…
Der muss das zurückzahlen oder Jahre in den Knast.