V. ist ein junger Typ, nett, intelligent, zuvorkommend. Sein Intellekt und Geschäftssinn brachten ihm gar einen Preis der Zürcher Universität.
Doch Ende Februar wars V. nicht mehr zum Feiern zumute. Früh am Morgen stürmte ein Zürcher Polizeikommando seine Wohnung, nahm den Banker mit und steckte ihn ins Gefängnis.
Ende Mai stellte ihn einer der Vincenz-Staatsanwälte vor die Wahl: Geständnis oder weiter U-Haft. V. entschied sich fürs Reinemachen.
Ja, er habe ohne Erlaubnis der Kunden und der Bank jahrelang unzählige Investments mit fremden Geldern getätigt. Ja, er sei schuldig, habe Schaden angerichtet.
Damit endete sein Albtraum. Fürs Erste. V. konnte gehen, war wieder auf freiem Fuss.
Doch das Drama geht weiter. Wer kommt für das Loch von 14 Millionen auf, das seine Deals in die Portefeuilles mehrere Kunden gerissen hatten?
V. agierte als Mitarbeiter der Compagnie Bancaire Helvétique (CBH), einem Institut mit bald 50jähriger Geschichte, das aus der SCS Alliance hervorgegangen war und der vermögenden Familie Benhamou gehört.
Den Sitz hat die CBH in Genf, ihr wichtiger Ableger fürs Private Banking-Geschäft liegt in Zürich.
Dort hatte V. vor über einem Jahrzehnt als Kundenberater begonnen. Lange lief alles rund. Bis 2020, als die Welt Kopf stand und die Märkte tauchten.
Covid war ausgebrochen, und im Zuge der ersten Virus-Panik explodierten V.’s Wetten auf den VIX. Dahinter steckt die Volatilität der Aktien. V. hatte den VIX stets geshortet, sprich auf sinkende Werte gesetzt.
V. handelte praktisch ausschliesslich mit Leonteq-Minifutures. Was jahrelang gut ging, endete beim Virusausbruch im totalen Crash.
Erst da merkten betroffene Kunden, dass V. ihre Assets verspielt hatte.
Einige hatten ihr Vermögen bei der externen Zürcher Vermögensverwalterin Consus Finance. Die erstattete nun Anzeige: gegen V., gegen weitere Mitarbeiter der Bank – und auch gegen die CBH selber.
Diese hatte schon früher von sich zu reden gemacht. Die Finma schritt ein und büsste sie 2021 wegen sanktionierter Venezuela-Kunden. Schwere Verstösse gegen Geldwäscherei-Vorschriften.
Die Consus, welche nun die Privatbank und ihren Angestellten V. mittels Anzeige bei der Zürcher Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte bedrängte, betreut viele russische Kunden.
Laut Gesprächen soll es sich dabei auch um Verwandte eines Gesuchten aus der Ukraine handeln. Bei diesem geht es um 400 Millionen Dollar Schmiergeld, die Bundesanwaltschaft hat sich eingeschaltet.
Die Consus bestätigt, dass sie seit Jahren einen solchen Verwandten des Gesuchten unter ihren Kunden hat. Es gebe jedoch keinerlei Link zu irgendwelchen Verfahren und steckbrieflich Gejagten.
Die Consus drohte diesem Medium mit schweren Konsequenzen, falls anderes behauptet würde. Die CBH Bank ihrerseits schaltete nach Einreichung von Fragen einen Genfer Anwalt ein.
Der teilte gestern per Email mit: „CBH Bank confirms that it was the victim of misconduct by a former employee. The bank filed a criminal complaint and is closely cooperating with the authorities.“
Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft nahm zur laufenden Strafuntersuchung wie folgt Stellung: „Wir können bestätigen, dass die Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich ein Strafverfahren gegen die von Ihnen genannte Person führt.“
Der Justiz-Sprecher fuhrt fort: „Weitere Angaben machen wir gestützt auf die Strafprozessordnung nicht während eines laufenden Strafverfahrens. Es gilt wie immer die Unschuldsvermutung bis zu einem rechtskräftigen Verfahrensabschluss.“
Der Anwalt von V. betonte, dass es seinem Klienten nicht um eigene Bereicherung gegangen sei. Die Bank habe eine Verantwortung für Compliance, insbesondere bei der Aufnahme neuer Kunden.
Im VR der CBH Bank sitzt seit 2 Jahren Sabine Kilgus, eine bekannte Juristin, die bis Ende 2011 zum VR der Finma gehört hatte. Mit Kilgus wollte die CBH neue Seriosität ausstrahlen.
V. war nach seiner Entlassung bei der CBH rasch wieder aktiv. Die UBS nahm ihn in ihren Reihen auf. Doch das Engagement endete nach kurzer Zeit.
Jemand musste die Grossbank vor ihrem neuen Mitarbeiter gewarnt haben. Offiziell nannte die UBS V. gegenüber keinen Grund für die abrupte Trennung.
Ein letztes Mal hatte V. Glück. Ein Ex-Kollege der CBH gab ihm die Chance zum Weitermachen bei einer anderen Privatbank. Im Februar war auch dort Schluss.
Wieder hatte es Hinweise gegeben. Wenige Tage später landete V. im Zürcher Kasernenhof. Türen zu.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Ihm nachgesagten Attribute sind wohl etwas übertrieben – kurz gesagt er hatte einfach keine Ahnung was er eigentlich machte!
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Ein magerer Artikel. Wenn ich mir wikipedia etc. durchlese ist die CBH eine sehr interessante Bank, mit Praesenz im Osten, Brasilien etc., kurzum dort wo das zukuenftige Wachstum ist. Wir wissen ja inzwischen dass Russland und befreundete Nationen wie Mexiko, Brasilien, Indonesien etc. ein viel hoeheres Wachstum haben als der Westen. Sie haben sogar eine 30% Beteiligung an der Flowbank, wobei ich nicht beurteilen kann, ob das Flowbankkonzept zukunftstraechtig ist, bin nicht Kunde dort. Aber klar ist das speziell in der Schweiz im Brokersektor ausserhalb Marktfuehrer Swissquote sich bisher noch zuwenig getan hat. Wollen wir hoffen dass die CBH weiter ueberlebt, kleinere Banken haben leider haeufig eher ein Kontroll/Revisionsproblem. Grossbanken tauschen Zweifelsfaelle haeufig
schneller aus. -
C.B.H… was ist dass denn für ein no name Kiosk?!
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Liebe Finma, vielleicht könntet ihr endlich mal reagieren und dieser Witzbank endlich die Lizenz entziehen?
Von den Besitzern dieser Bank hat der Vater hat schon muntere Geldwäsche mit venezolanischem Geld betrieben, der Sohnemann mit kasachischem Geld. Nun verspekulieren die auch noch Kundengelder. Hier hat man ganz klar nichts im Griff. Wie lange werdet ihr denn noch zuschauen? -
Die FINMA hätte den Saftladen CBH schon längst schliessen müssen. Kilgus war früher im VR der FINMA…
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Für was gibt es Controlling, Compliance und Risk Management? Für was gibt es eine Finma? Ah, verstehe…. Einfach zum Spass und Belustigung der Bankkunden.
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Jahrelang Tausende von Trades, wie geht es ohne Risk Management?
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Ohne Erlaubnis der Kunden und der Bank Transaktionen getätigt und wie auch anders, Geld verloren. Ich frage: Wo bleibt das Kontrolling der Bank, wieso merkt das niemand in dieser Bank. Und nun wollen sie nicht für die Verluste haften! Die geschädigten Kunden sollten diese Bank verklagen. Es ist ja ein Wunder, dass es diesmal nicht die Ctedit Suisse betrifft.
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Noch einmal: Mit Trading kann auf die Dauer kein Gewinn erzielt werden. Egal, ob ein Privater auf eigene Rechnung tradet oder ob ein Banker das tut. Das gleiche gilt für das Investmentbanking, dem Handel der Banken auf eigene Rechnung. Gewinne können nur durch unlautere Machenschaften, von Insiderhandel über Marktbeeinflussung bis zur Bevorzugung „spezieller Kundengruppen“, denen die Gewinne aus gelungenen Deals überwiegend gutgeschrieben werden, während die Verluste auf das Heer der Dummen verteilt werden.
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Solange die Kommissionen gesprudelt haben, hat es niemanden interessiert.
Und natürlich gehören die Kunden auf Heller und Pfennig ersetzt.
Natürlich kann die Bank auch den „CS Weg“ gehen und über die Gerichte gehen.
Zahlen muss man dann natürlich auch zu 100%, es gehen einfach noch zusätzlich Unsummen drauf für Anwälte:
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Russen Gelder verzockt? Er ist mein Held!!!
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Armseliger Mensch!
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Ein weiterer krimineller Banker und in China ist ein Sack Reis umgefallen.
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Aus welcher Nervenheilanstalt haben sie den Dich vorzeitig entlassen?
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CBH war schon seit langem ausser Kontrolle. Hossa, Hossa, Fiesta Venezuela!
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Der Fall sollte wohl klar sein: die Bank ist gegenüber den Kunden in der Pflicht und der Mitarbeiter gegenüber der Bank. Zudem wäre die Bank verpflichtet gewesen, entsprechende Kontrollen einzurichten, damit die Mitarbeiter keine solchen unauthorisierten Deals durchführen können. Weil sie das versäumt hat, muss die Bank nicht nur für die Schäden der Kunden geradestehen, sondern könnte wegen mangelhaften risikomanagements auch noch gebüsst werden. Es zeugt nicht gerade von Stärke, wenn das Management seine eigenen Versäumnisse hinter solch billigen Ausreden verstecken möchte
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Eigentlich ist es in diesem Fall ein 14 bis 20 Mio – Loch …
Ohne Erlaubnis der Kunden und der Bank Transaktionen getätigt und wie auch anders, Geld verloren. Ich frage: Wo bleibt das…
Der Fall sollte wohl klar sein: die Bank ist gegenüber den Kunden in der Pflicht und der Mitarbeiter gegenüber der…
Jahrelang Tausende von Trades, wie geht es ohne Risk Management?