Die Marktreaktion der letzten Wochen muss man genauer und unter der Betrachtung der jüngeren Vergangenheit inklusive der Finanzkrise 2008 anschauen.
Die Credit Suisse ist ein klarer Fall von Corporate Governance-Versagen. Dies war bereits im 2008 offensichtlich geworden.
Während man die UBS mit Eigenkapital und einer Bad-Bank gerettet hatte und der Staat wie auch die Bürger deswegen keinen finanziellen Schaden erlitten, wurden die Aktionäre richtigerweise ausgeblutet.
Die CS hatte dazumal aber den Weg „wir brauchen kein Eigenkapital“ und „der Einäugige ist der König unter den Blinden“ eingeschlagen.
So konnte sich der damalige CEO Brady Dougan noch vergolden.
Im Gegensatz zu anderen Bankrettungen nahm die CS lieber Schulden (unter anderem in Form von Coco’s im 2011) für die Finanzierung der Risiken im Kapitalmarkt auf.
Behörden wie auch die Anleger waren damals noch gewillt, diesen Weg zu akzeptieren. Die Hoffnung ist, dass ein Durchwursteln nicht mehr geht. Doch dazu noch später.
Jetzt bittet die Managergilde um Geduld.
Über den Absturz der CS in Raten und die Fehlleistungen der Manager wurde schon viel geschrieben. Doch leider hat sich die neue (oder bald alte?) Führungscrew auch von der Vergangenheit anstecken lassen.
Immer wurden Aktionäre vertröstet mit Versprechen, dass die Strategie stimme, das Risikomanagement verbessert würde und man geduldig sein solle.
Ein absolutes Hallo-Erlebnis war das FuW-Forum vom 5. Juli 2022 im Dolder. Der Event war sehr gut besucht und stand unter dem Motto „Corporate Governance Excellence“.
Der neue VRP der CS Axel P. Lehmann hatte einen seiner ersten Grossauftritte. Seine Worte waren geprägt von der Vergangenheit und nicht zukunftsgerichtet.
Der Appell lautete schon bei seinem Start, seid geduldig.
Hier die Orginalzitate: Strategie umsetzen (Auszug von FuW vom 7.7.2022)
„Doch gerade in Bezug auf das Risikomanagement gilt es die Rollenteilung zu wahren. ‚Das operative Management eines Unternehmens sollte bei der Geschäftsleitung bleiben.‘
‚Aber ein guter Verwaltungsrat muss die Fähigkeit haben, tief im Tagesgeschäft involviert zu sein'“, sagt Axel Lehmann, Präsident der Credit Suisse, der zur strategischen Neuausrichtung des Risikomanagements bei der Bank sprach.“
„(…) ‚Mit der Umsetzung sind wir gut unterwegs, aber das Marktumfeld hat sich massiv verändert.’“
„Die Schlüsselinvestoren stehen bislang hinter der Bank, drängen aber darauf, dass diese den Worten Taten folgen lässt. ‚Wir können die Situation nur verbessern, wenn wir unsere Strategie Schritt für Schritt umsetzen‘, sagt Lehmann.“
Man kann Axel P. Lehmann zustimmen, aber dies nur in Bezug darauf, dass sich das Marktumfeld massiv verändert hat.
Das Umfeld der Finanzmärkte verändert sich laufend. Eine langjährige Beobachtung des Finanzmarkts beweist, dass die einzige Konstante ist, dass der Markt sich stetig verändert.
Dabei bitten die Führungsriegen um Geduld und passen die Strategie viel zu spät dem neuen Marktumfeld an. Leider wird das Risikomanagement auch erst im Nachgang angepasst.
Im Dezember 2022 äussert sich Axel Lehmann (auch Vorsitzender des Risikomanagements der CS seit 2021) gegenüber der Financial Times und Bloomberg, dass die CS die Geldabflüsse gestoppt habe.
Dies notabene im Vorfeld einer Kapitalerhöhung. Erstaunlich, dass diese Aussage ungesühnt geblieben ist und dadurch weissgewaschen wurde.
Unfähigkeit darf offensichtlich nicht bestraft werden. Die Finma rügt aber die Risikokontrolle, und sowohl die SEC als auch der Auditor PwC bemängeln interne Kontrollen bei der Finanzberichterstattung.
Heute steht die Abwicklung der CS vor der Türe – aber bitte ohne Moral Hazard.
Im Nachgang der US-Bankenkrise um die Silicon Valley Bank (SVB) startete ein weltweiter Banken Run. Keiner traute mehr seiner Hausbank.
Die Schwachen wurden an den Börsen gecrasht, und die Kundengelder haben folgerichtig eine neue, sichere Heimat gesucht.
Ein sogenannter Banken-Darwinismus ging los und ist weiterhin voll im Gang. Der Markt schreit nach einem Rettungsanker.
Staatshilfe, Bail-outs, Einlagensicherungen oder gar eine Vollübernahme schwacher Player durch grosse und starke, verlässliche Banken sollen das Vertrauen retablieren.
Da sich die CS seit Jahren im Abwärtsstrudel befindet, war klar: Die Bank wird weiter leiden. Banking ist Vertrauen!
Das Vertrauen ist aber derart zerstört, dass es kaum wieder hergestellt werden kann.
Was ist eigentlich Banking? Ursprüngliches Banking ist die Entgegenahme von Kundengeldern und das Ausleihen dieser Gelder an Kreditkunden mit einer Zinsmarge.
Banken erhöhen mit einem Leverage die eigene Bilanz und helfen Kunden, die Geldströme zeitgerecht zu steuern.
Die Fristenkongruenz muss gesichert werden. In der Banklehre lernte man dies als „goldene Bankregel“.
Hält man diese Regel als Bank nicht ein, egal ob auf der Aktiv- oder Passivseite der Bankenbilanz, können Liquiditätsprobleme entstehen, als Folge von Veränderungen seitens der Kunden.
Ohne Liquidität gehen Unternehmen konkurs.
Mit dem löblichen Bekämpfen der Inflation durch die Nationalbanken und folglich mit höheren Leitzinsen für Bankkunden haben sich die Anlage- und Duration-Risiken in den Bankbilanzen massiv verändert.
Der Interbankenmarkt hat die Risikoprämien einzelner Teilnehmer erhöht und solche gar als Gegenpartei ausgeschlossen.
Seit letzter Woche und dem Geld-zur-Verfügung-stellen der SNB für die CS hat sich die Abwärtsspirale zwar etwas beruhigt, aber sie dreht sich dennoch weiter.
Den Letzten beissen die Hunde.
Es ist enorm wichtig und nötig, dass die SNB den Banken Geld zur Verfügung stellt. Doch die Finanzmärkte und Hazardeure haben offensichtlich im ersten Jubelsturm nicht bemerkt, dass man somit Kredite mit Kredite ablöst.
Die Erfolgsrechung – wegen der Zinskosten – und auch die Bilanz werden nicht besser. Lediglich die Liquidität ist gesichert.
Dem Süchtigen verabreicht man weiter Drogen. Viele Kunden haben dadurch die Aufforderung erhalten, sich zu verabschieden und Gelder abzuziehen.
Keiner möchte der Letzte sein.
Und genau hier liegt das Problem der Credit Suisse und anderer Banken. Bei der SVB hatte die dafür zuständige staatliche FDIC die Einlagen gesichert, das FED stellte aber klar, dass im Kapitalismus Eigentümer und Obligationäre bluten müssen.
Kein Schutz für Aktionäre und Bondholder.
Deswegen kann die CS-Rettung nur so aussehen, dass ihre Aktionäre und die Obligationäre ihren Einsatz ganz oder teilweise verlieren.
Will man eine weitere Ausweitung der Krise verhindern, sollten nur die Vermögen an eine Drittbank verkauft oder übertragen werden.
Die UBS ist bestimmt an den Kundeneinlagen der CS-Kunden interessiert. Aktuell erhalten aber alle Banken diese Kundengelder, ohne dafür einen Preis zu bezahlen.
Das Boot der Kundenflüchtlinge wird neue Inseln ansteuern.
Warum sollte die UBS dafür die ganze Bank übernehmen?
Mein Vorschlag wäre ein Asset-Transfer aller Kundengelder auf die UBS für 1 Franken (nicht Aktienpreis, sondern Gesamtwert).
Dafür müsste die UBS das Personal und andere Assets auf der Aktiv-Bilanz der CS übernehmen.
Die Folge wäre, dass sich die Kunden wieder sicher fühlen und die Einlagen besser geschützt sind.
Einige Risiken davon sollten allerdings in eine Bad Bank mit Garantien der SNB und dem Bund überführt werden.
Die Verwaltung dieser Bad Bank kann durch den Bund oder die UBS zwecks Abwicklung erfolgen – analog UBS Bad Bank im 2008).
Der Erlös sollte nach einem Risikoschlüssel an Bund, UBS und allenfalls – erst wenn etwas übrigbleibt – an die Kapitalgeber der CS verteilt werden.
Gelingt dieser Weg nicht, befürchte ich ein Fortgang des Szenarios Moral Hazard. Der Virus „Moral Hazard“ muss aber bekämpft werden.
Es ist fast schon wie im uralten Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.
Durch einen Bail-Out und neuerliche Regulationen wird erneut kaum einer merken, wie nackt die nächsten Spitzenmanager der Banken sich hofieren und feiern lassen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unfähig bis zum totalen Untergang, und immer noch mit gigantischen Löhnen und Spesen! 🤮
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Agenda 2030
Wieviele Indizien braucht es noch?
– „Klimakrise“
– Covid-Plandemie
– Ukraine Krieg
– Stromkrise
– Bankenkrise
– ???
Die Menschheit soll – noch stärker – versklavt und reduziert, werden. Treiber sind USA, UNO, NATO, EU, WEF u.a. Aufwachen …-
Was für ein dümmlicher, verblendeter Kommentar!
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Offensichtlich ist das Banken-Problem in der Schweiz noch nicht gross genug. Eine Großbank ist bereits am Kollabieren, also macht man noch eine größere Bank daraus. Was könnte dabei wohl schief laufen…
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Also eine Übernahme der CS durch die UBS mit Aktiven und Passiven, dass gleiche wie 1945 die Basler Handelsbank durch den Bankverein und die
Eidgenössische Bank durch die Bankgesellschaft. Die beiden Banken blieben auf ihren deutschen Aktiven als Bad Bank am Leben. Ob dies später bei der CS mit ihrer CS Investmentbank als Bad Bank sich gleich entwickelt wie damals 1945 bei diesen beiden Banken, kann berechtigt bezweifelt werden.Auch die Obligationäre und nicht nur die Aktionäre der CS sollen ihr Geld verlieren. Einen verrückteren Vorschlag kann man gar nicht machen, dass wäre das Ende des Schweizer Finanzplatzes und des Schweizer Frankens als Reservewährung. Die USA und die EU würden uns derart zwicken, dass es jeder Erwachsene Schweizer es schmerzlich fühlt.
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UBS? Nein danke! Ist ebenso unsympathisch wie die CS! Und die gleichen Nieten und Abzocker arbeiten dort im Mänägemänt.
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wirres zeug hier…
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Im Prinzip haben wir das ABSOLUTE UND TOTALE VERSAGEN von KOERNER und LEHMANN – Privatvermoegen und Boni der letzten Jahre sollte einbezogen werden – und die beiden sollten vor versammelter Schweizer Presse und Finanzjournalisten – ein Mea Culpa / Kniefall durchfueren – so wie das in Japan gang und gaebe ist.
Und vielleich, vielleicht koennen die beiden noch ein letztes Fuenkchen von Achtung erhalten. Anstelle sind die beiden nirgends oeffentlich oder in der Presse zu sehen, waehrend da ein 50 MIlliarden Trainwreck verursacht wird.
Aber ja, die Huette brennt, aber man konzentriert sich lieber auf ein kleines Blog wie IP! Mein Gott was fuer Leute.
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Was für ein dummer Ansatz. Es wäre am Bund, der CS den Rücken zu stärken und (meinetwegen zeitlich begrenzt) alle Einlagen zu garantieren. In den USA oder im Euroraum würde das so gehandhabt. Stattdessen hört man, dass das Ausland einmal mehr den BR vor sich hertreibt und der nun eine Übernahme durch die UBS übers Knie brechen will.
Die CS ist eine Bank in der Restrukturierung, die aber gut kapitalisiert ist. Auch wenn 2023 nochmals ein Verlust zustande kommt, ist CS mit den über 40 Mrd. Eigenkapital gut ausgestattet. Auf den Hypotheken werden keine Ausfälle entstehen und die Zinsmarge verdient. So war es überhaupt kein Risko der SNB 50 Mrd. solcher Assets zu übernehmen und dafür einen Kredit auszusprechen.
In den USA gibt es eine Bankenkrise, weil die Zinserhöhungen 50% des Eigenkapitals der Banken aufgeknabert haben. Trotzdem erhalten die Banken dort nun bis zu 25 Mrd. auf diesen notleidenden Papieren (Hold-to-maturity) und brauchen diese Verluste nicht auszuweisen.
In der CS gib es gerade 24 Mrd solche Papiere und der unterschied zu Fairvalue ist gerade 2.5 Mrd. Auch wenn man diese in Betracht zieht, hat die CS imnmer noch 40 Mrd. EK.
So ist es einfach die Psychologie der Bankkunden, die den Bankrun auf die CS bewirken. Statt dass Bund, Finma und SNB hier gut und klar kommunizieren und die CS voll unterstützen, treiben ausländische Regierungen und die Medien die Sau durchs Dorf.
Das Ganze erinnert mich ziemlich an die Halbherzigkeit beim Grounding der Swissair.
Es würde der Schweiz gut tun, wenn die CS in der aktuellen Form (meinetwegen mit Investmentbanking verkauft etc.) weiter besetehn würde, sowohl wegen den Angestellten als auch wegen der Wettbewerbssituation in der Schweiz.
Ich hoffe, BR beweist nun doch mal etwas Rückgrad und die Schnarchnasen bei der Finma machen mal was richtig. Am meisten halte ich eigentlich von der SNB, da sollte es fähige Leute geben, die was von Banking verstehen sollten und die Situation klar verstehen sollten.
Zuletzt ist natürlich zu wünschen, dass alles korrekt kommuniziert werden kann, so dass auch die Öffentlichkeit die Restrukturierung (mit Unterstützung des Bundes) mittragen und das Vertrauen in die gesundende CS und doch recht neue Führung gestärkt wird.-
CS Angestellter der um seinen Job und Boni bangt oder totaler Ignorant
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Als UBS-Firmenkunde hoffe ich, dass man von einem solchen Murks absieht. Was sollte die UBS davon haben? Die Kunden kommen so oder so und noch den Mocambique- und den Iwanischwili-Skandal ausbaden und sich damit die Bilanz versauen lassen?
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Hat da die ebenfalls in Problemen steckende SNB die Finger mit im Teig?
Jeder vernünftig denkende Mensch will kein Monopol in seinem Land wie es die Gazprom-Bank für Russland ist. Also müssten Sachzwänge die ich in der SNB verorte Grund für dieses Katastrophenszenario einer angedachten Megafusion sein.
Viel Geld ist bei der SNB auch nicht mehr in den Büchern nach den Verlusten auf den Bonds und Aktien. Da kommt Herr Jordan doch noch zu seinen Fire Sales die es angeblich nie geben würde. Je mehr er verkauft um so stärker fallen die Kurse.
Eine CS-Pleite wäre mir dann lieber als eine SNB-Pleite. Checken das die aktuellen Bundesrats-Darsteller*innen welche ja allesamt aus der Wirtschaft kommen? :(-
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Die Uebernahme der Credit Suisse durch die UBS hätte mittels einer außerordentlichen GV mit den Credit Suisse Aktionären beschlossen werden müssen. Eine Abstimmung wie es das Aktienrecht vorsieht. Aber nein, ausgehebelt, man beruft sich auf Notrecht.
Soll doch die Finma auch Notrecht walten lassen. ALle Credit Suisse Manager wegen Ausplünderung der Bank fristlos entlassen.
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es geht leider nicht mehr anders.
einzige, schnelle lösung mit garantien vom bundesrat.
alles andere als eine liebesheirat.
zahlen werden dafür alle.
auch die steuerzahler.
dank geht da speziell an den verwaltungsrat der cs,
management der letzten 10 jahren,
den aktionären, der snb und finma und natürlich dem
bundesrat.
alle haben gemütlich zugesehen und nichts gemacht.
wenn die schweiz so weiter macht, sind wir ganz, ganz
schnell am ende europas angelangt. -
Im Prinzip haben wir das ABSOLUTE UND TOTALE VERSAGEN von KOERNER und LEHMANN - Privatvermoegen und Boni der letzten Jahre…
Offensichtlich ist das Banken-Problem in der Schweiz noch nicht gross genug. Eine Großbank ist bereits am Kollabieren, also macht man…
UBS? Nein danke! Ist ebenso unsympathisch wie die CS! Und die gleichen Nieten und Abzocker arbeiten dort im Mänägemänt.