Die Würfel sollen gefallen sein. Laut Gesprächen wird Christel Rendu de Lint neue operative Leiterin der Bank Vontobel.
Heute tagte der Verwaltungsrat der Familienbank. Die Verkündung der News könnte laut einem Insider somit kurz bevorstehen.
Der Stabwechsel ist dringend. Langzeit-CEO Zeno Staub hat seinen Rücktritt bereits im Mai angekündigt. Seither fehlte der Vontobel der Schub.
Die Aktie verlor kontinuierlich an Wert. In den letzten Tagen stieg der mediale Druck auf den Verwaltungsrat, den neuen operativen Kopf zu bestimmen.
Rendu de Lint galt von Beginn an als Favoritin. Sie könnte nun also einen Start-Ziel-Sieg hingelegt haben.
Wer sie im Business erlebt, berichtet von einer angenehmen Persönlichkeit mit grossem Fachwissen. „Jemand, den man respektiert“, meint einer.
Nach ihrem Studium machte Rendu de Lint ihren Doktor an der London Business School. „Studies in Macroeconomic Dynamics“ heisst der Titel der Dissertation von 1999.
Damals war Rendu in der Welt der Notenbanken und dem Währungsfonds unterwegs. In sogenannten Research-Positionen kniete sie sich tief in die Finance-Theorie.
2000 zog es sie dann hinaus in die Welt des grossen Geldes: Drei Jahre Sell-Side Aktien-Analyse bei Morgan Stanley in London.
Zurück in der Schweiz heuerte Rendu de Lint bei der Genfer Pictet an, wo sie im Asset Management den Titel einer „Senior Fixed Income Portfolio Managerin“ trug.
Ab 2007 stieg sie bei der Union Bancaire Privée in den Karrierelift: Leiterin Fixed Income im Asset Management. Schliesslich folgte im Frühling vor 2 Jahren der Wechsel von Genf nach Zürich, von der UBP zur Vontobel.
Zuerst als Stellvertreterin von Zeno Staub im Asset Management, das der CEO nebenbei auch noch führte, seit Januar dieses Jahres als Head of Investments, wie das alte Vontobel Asset Management neu genannt wurde.
Lange Zeit verdienten die Zürcher ein Heidengeld mit ihren Fonds und übrigen Produkten.
Neben dem Business mit den Strukturierten Produkten war das Asset Management der eigentliche Gewinnmotor des Bankhauses mit seinen global 2000 Mitarbeitern. Die Vermögensverwaltung folgte mit deutlichem Abstand.
Ende 2020 ging Axel Schwarzer als Chef der Division von Bord. Rückblickend war die Personalie mit dem machtbewussten Deutschen eine entscheidende Weichenstellung.
Von da an ging es im Asset Management der Vontobel nach unten. Viele Produkte erzielten nicht mehr die von den Kunden erwarteten Renditen.
Das war umso einschneidender, also einige Jahre zuvor Rajiv Jain der Bank den Rücken gekehrt hatte. Jains Quality Growth Boutique hatte zuvor Milliarden an Kundengelder angezogen, er selbst wurde steinreich.
Jains Nachfolger konnten die Lücke nie füllen – der Quality-Fonds ist heute nur noch ein Schatten seiner einstigen Grösse. Die Hoffnungen auf die frische „mtx“-Fondsreihe blieben derweil unerfüllt.
Die Krise schlich sich über die Jahre ein. Als sich Zeno Staub Ende 2020 zum Schwarzer-Nachfolger kürte, hätten im Rückblick die Alarmlampen hell aufleuchten sollen.
Damals geschah nichts dergleichen – zu sehr eilte Staub der Ruf eines Superstars im Investing voraus.
Zunächst glaubten die Investoren an einen Erfolg. Die Aktie der Vontobel erklomm ungeahnte Höhen. Im September 2021 kratzte der Titel an der 90-Franken-Grenze.
Von da an ging’s bergab; zunächst langsam, dann immer schneller. Die fehlenden Erfolge in „Investments“, wie Vontobel ihr Asset Management neu nannte, begannen sich herumzusprechen.
Eine andere Veränderung lastete auf dem einstigen Highflyer-Titel: der neue Präsident.
Andreas Utermann, ein Urgestein der Allianz und dort selber im Asset Management tätig, wurde im Frühling 2021 in den VR der Vontobel gewählt.
Und zwar mit dem Plan, ihn ein Jahr später, im Frühling 2022, zum Nachfolger von Präsident Herbert Scheidt zu küren.
Was Scheidt ein gutes Jahrzehnt früher geglückt war, nämlich der Sprung vom CEO zum Präsidenten, verwehrten die Vontobel-Familienaktionäre Zeno Staub – trotz dessen Verdienste für die Bank.
Eine vermeintlich unzertrennliche Freundschaft ging in Brüche – ohne dass dies die Aussenwelt zunächst bemerkt hätte.
Erst im Mai 2023, als Utermann schon ein Jahr lang auf der Brücke der „kleinen“ Universalbank gestanden war, kam’s zum Eklat.
Staub kündigte an, fortan Politiker sein zu wollen, und seine rechte Hand, Chief Operating Officer Felix Lenhard, sprang seinerseits von Bord.
Der Schaden war angerichtet. Der überrumpelte Verwaltungsrat hatte keinen Nachfolger zur Hand.
Die wahre Schuld lag bei Familienpatron Hans-Dieter Vontobel. Der hatte die Rechnung ohne Wirt gemacht. Zeno Staub.
Der langjährige Steuermann war nicht länger bereit, gute Miene zum Spiel mit Utermann zu machen. Der Deutsche soll dem CEO immer mehr ins Operative hineingeredet haben.
Dass Rendu de Lint das Nachfolgerennen jetzt für sich entschieden haben soll, macht die Sache für Kapitän Utermann und Familien-Oberhaupt Hans-Dieter Vontobel nicht besser.
Die versierte Bankerin stand schon im Mai bereit, als Zeno Staub den CEO-Bettel hingeschmissen hatte. Sie hätte sofort die Zügel in die Hand nehmen können.
Mit der Ehrenrunde geht sie mit dem Stempel jener an den Start, die nicht bei allen als gesetzt für den CEO-Job galt.
Für die Zukunft muss das nicht viel bedeuten. Christel Rendu de Lints oberste Priorität lautet so oder so, die Vontobel-Bank rasch auf die Erfolgsspur zurückführen.
Dafür braucht sie ein paar neue Köpfe ganz oben – plus einen Plan, was genau Vontobel sein will.
Einfach mit einer grossen IT-Plattform als Basis weiter auf zig Hochzeiten tanzen, könnte die Skepsis weiter verstärken.
Fokus lautet das Schlagwort. Staub hatte zu viel gewollt, Rendu muss die Bank neu ausrichten.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Meine Erfahrung zeigt, dass Kollegen von Asset Management buchstäblich KEINE AHNUNG haben davon, wie Wealth Management läuft. Und sicherlich wird es zumindest zum Teil auch umgekehrt stimmen. Daher braucht es einen externen starken Kandidaten, von einer erfolgreichen Platform, und bitte keine(n) ex-CS.
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Von und zu und auf und davon, dass kennen wir historisch auf den Banken und hat noch nie funktioniert (Roger de Weck ect.)! Aber egal, denn hätte man die Russen nich dermassen dilettantisch nach Oncle Sams Willen duppiert, wäre der Aktienpreis nun bei CHF 100.-
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Ist der Stift wieder mal daran, die Kommentare freizuschalten?
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„Vontobels neuer CEO ist offenbar eine interne Frau“
Das mag schon sein, aber extern ist er auch gut getarnt. Haaaha. -
Das war’s dann mit Vontobel.
In ein paar Jahren ist die Bank zugrunde gerichtet. Es gibt halt einfach nicht viel zuverlässigeres, um eine Firma zu bodigen: Eine Frau an die Spitze.
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Das ist jetzt wirklich wieder einmal ein saublöder Kommentar! Die CS wurde von Mannen an die Wand gefahren, und nicht von Frauen – ausser der gute Rohner und seine Mitversager waren irgendwelche LGBTQIA2S++ Wesen und konnten in Wirklichkeit gebären. Warum also so frauenfeindlich? Wenn ich so die ganzen abgehobenen männlichen narzisstischen Egos in den Teppichetagen betrachte, dann frage ich mich, wer letztendlich eher befähigt ist, die Bank auf Kurs zu bringen, Frau oder Mann?
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Wieder grunzt ein alter weisse Mann… 🙁
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also, wenn das haus brennt, dann braucht man richtige männer,
die die schläuche halten können, beim löschen
und nicht eine quoten frau, wieder eine „starke“ frau.
wetten können schon entgegen genommen werden.-
Waren nicht im 12-köpfigen CS-VR 8 Frauen? Nun, das will nichts heissen, aber immerhin.
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Zeit, dass die Vontobel nach dieser staubigen lahmen (Abzocker)-Ente endlich dynamisiert wird und die faulen, unfähigen Eier ausgemistet werden.
Mit diesem Powerweib kann Vontobel endlich Gas geben und neue Höhen erklimmen! -
Freitag, 8.30 Uhr und Kommentare nicht freigeschaltet. Danke Lüku!
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Vontobel dringend einen neuen VRP, nicht einen neuen CEO
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Wie konnte man sich für eine so lahme Lösung so lange Zeit lassen und damit den Zusammenhalt der Organisation gefährden?
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Christel ist eine rechthaberische Portfoliomanagerin ohne relevante Führungserfahrung für die Komplexität und die verschiedenen Geschäfte von Vontobel. Rette sich wer kann!
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Oh je, von und zu und auf ud davon, haben wir alles im Banking schon Mio. Mal gehabt, nix neues, die Branche schafft sich selber ab. Hätten lieber die Oligarchen alle mit Formular R behalten, dann wäre der Vonti-Kurs heute bei chf 100.-
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Na dann wünsche ich der Dame viel Erfolg und Erfüllung in der neuen Aufgaben, sollte es denn soweit kommen.
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Und die hanze Karriere im Asset Management. Noch mehr dummes Insti-Geschwätz im Private Banking.
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Es macht LH scheinbar Spass, immer auf der Bank Vontobel rum zu hacken und Gerüchte jeder Art zu zitieren. Das ist kein Journalismus sondern Geplauder wie Matthias Ackeret, der jede Woche Blocher interviewt mit den Fragen, die er vorher von ihm bekommt.
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Bravo zu obigem Kommentar, die Anwürfe gegen Vontobel von LH sind gesucht und absurd. Ackeret ist kein Journalist, verdient aber gut bei Papa Blocher.
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also, wenn das haus brennt, dann braucht man richtige männer, die die schläuche halten können, beim löschen und nicht eine…
Das war's dann mit Vontobel. In ein paar Jahren ist die Bank zugrunde gerichtet. Es gibt halt einfach nicht viel…
Zeit, dass die Vontobel nach dieser staubigen lahmen (Abzocker)-Ente endlich dynamisiert wird und die faulen, unfähigen Eier ausgemistet werden. Mit…