Die Credit Suisse lebt. Zumindest auf dem Papier. Heute früh publizierte das neu als „UBS-Konzerngesellschaft“ firmierende Paradeplatz-Haus seine Zahlen fürs erste Halbjahr.
Die haben es in sich. Nicht beim Gewinn und Verlust – who cares. Jedoch bei den Stellen.
Per 30. Juni 2023 hatte die Credit Suisse als UBS-Tochter noch genau 33’968 „full-time equivalents“.
Das ist ein Meltdown der Himalaya-Sorte. Per 31. Dezember 2022, dem letzten Quartal der CS als eigenständige Firma, waren es gemäss Jahresbericht 50’480 Vollzeitstellen.
Minus 16’512 Jobs. Wo sind all die geblieben?
UBS-Chef Sergio Ermotti sprach vor Monatsfrist von 3’000 Entlassungen in der Schweiz. Wie viele Stellen verloren gingen, wollte er nicht verraten.
Dafür sei es zu früh, da man externe Informatiker auf die Payroll holen werde und man fürs Business neue Leute brauche.
Die fast 17’000 verschwundenen Stellen entsprechen dem gesamten Personalbestand der Credit Suisse Schweiz. Sie sind gigantisch.
In heutigen Halbjahresbericht postuliert CS-UBS eine andere Zahl. Per Ende 2022 seien es 37’980 100-Prozent-Arbeitsplätze im Konzern gewesen.
Auch so sind es mit 4‘000 weniger Stellen bereits mehr als erwartet.
Wie kommt die CS von den im Jahresbericht 2022 per 31. Dezember ausgewiesenen 50’000 auf die nun präsentierten 38’000 kommt?
Die Bank stellte per Anruf klar: Die rund 10’000 Angestellten der Credit Suisse Services AG in Zürich würden in den Zahlen fehlen.
Die UBS-Tochter schwimmt offenbar im Chaos.
Ende August, als Ermotti die vollständige Integration der CS Schweiz verkündete sowie das Ende der Marke Credit Suisse einläutete, hiess es noch, die Abflüsse hätten sich deutlich verlangsamt.
Teils würden neue CS-Kundengelder der vergrösserten Bank zufliessen. Man habe im 2. Quartal „deposits inflows of CHF 15 billion“ gesehen.
Das ist offensichtlich eine Ablenkung von den tatsächlichen Zuständen.
Allein in der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni erlitten die CS-Einheiten nämlich „net assets outflows“ in der Höhe von 39 Milliarden Franken.
Das ist enorm. Die UBS hatte am 19. März die gesamte CS für 3 Milliarden übernommen, die Lage beruhigte sich innert Tagen.
Vordergründig. Im Innern, wo die Kunden bedient werden, ging der „Run“ weiter. Nimmt man die ganzen 6 Monate des ersten Halbjahrs, so türmen sich die Nettoabflüsse auf sage und schreibe 100 Milliarden.
Das entspreche „8% of assets under management as of the end of 2022“, schreiben CS-UBS. Rette sich, wer kann.
Die 15 Milliarden Zuflüsse erscheinen unter „Liquidity developments“, die total 100 Milliarden Abflüsse im ganzen ersten Semester respektive die 39 Milliarden allein fürs 2. Quartal laufen unter „Outflows in assets under management“.
Die CS bleibt ein offenes Scheunentor – jedenfalls bis Mitte Jahr war das so. Derweil kollabierte das Business komplett.
Erzielte die CS im ersten Halbjahr 2022 „adjusted net revenues“ von 8,1 Milliarden, waren es in den Monaten von Januar bis Juni 2023 noch 4,5 Milliarden.
Gletscherschmelze Zürich, in Little Big City.
Das würde sich auf die Löhne und Boni auswirken, so die Annahme. Dem war nicht so. Die gesamte Entschädigung sank zwar von 4,2 auf noch 4 Milliarden.
Allein wegen gestrichener Zukunftsboni, befohlen von Bern, und in der Folge beschleunigter Auszahlung von übrig gebliebener „deferred compensation“, sank der Aufwand um 90 Millionen.
Dem stehen aber 300 Millionen Sonder-Entschädigungen Abstrengungen rund um die Integration der CS in die UBS gegenüber.
Diese 300 Millionen setzen sich zusammen aus „compensation costs of internal staff and contractors“ sowie „awards granted during the period“.
Weiter mit Boni: Nichts Neues im Swiss Monster-Banking.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die meisten werden von alleine gegangen sein und haben schon eine neue Stelle. Oder sind in Frühpension. Ist doch alles glimpflich, wenns so ist. Ohne die freiwillige Reduktion der Mitarbeiter braucht es ein Kulturwandel, was extrem teuer und für die Mitarbeiter alles andere als lustig ist.
Was wollen denn die Zürcher? Viele Entlassungen und eine fette Blick Schlagzeile? Ist das besser? -
Der hier hätte die CS vielleicht noch retten können:
Affe schlägt Index:
Affen hätten unter dem Strich fast immer besser abgeschnitten als der Index.
https://www.diepresse.com/1397706/boerse-sind-affen-wirklich-die-besseren-trader
Jetzt ist es zu spät.
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Kenne 3 CS Leute in verschiedenen Bereichen. Die haben vom HR nie etwas gehört betreffend Abbau in den Abteilungen. Wann finden nun die Entlassungen statt?
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Zusammengefasst: Es geht in allen Bereichen der CS steil bergab. Bei der Zahl der Mitarbeitenden dürfte man sich meiner ansicht nach nicht vertan haben, das wird der reale Zustand sein den die Presse aber nie erfahren hat. Die Abbauzahl 3.000 lässt sich eben besser verkaufen als 18.000.
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Lies den Text oder besser die Halbjahreszahlen nochmal und versuch es dann mit selber denken/interpretieren.
Lukas nimmt einen Finews Artikel und verdreht komplett die Fakten. Und ihr plappert ihm munter hinterher. Schlimm
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Es ist normal..Institutionelle Kunden müssen ihre Assets auf verschiedene Risiko Gegenparteien wegen Klumpenrisiko verteilen…
Keine Überraschung… -
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Die UBS AG macht dort weiter wo die CS aufgehört hat. Wen wundert’s, dass die Kunden die Nase voll von der UBS AG haben. Swiss Banking ist ein Auslaufmodell oder für Leute, die zuviel Geld haben.
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Schlaue vermögende Kunden und Kundinnen gehen zu seriösen externen Vermögensverwalter, die die Lizenz längst haben..
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War bei beiden Banken. Die UBS ist noch viel verstaubter als die CS. Daher ging sie ja auch schon zehn Jahre vorher pleite. Swiss Banking interessiert keinen mehr. Über die Schweizer lacht man sich mittlerweile im Ausland bloss noch schlapp.
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Der ganze Bankenplatz Schweiz ist krank, seit 2008 wurden lediglich 17 % MA abgebaut im Gegensatz zum HSBC Konzern von fast 40 % weniger MA weltweit. 12’000 weniger bei der neuen UBS Schweiz sind 97000, davon müssten nochmals 20’000 abgebaut werden, denn Ende 2022 wiesen die Asset Bankenplatz Schweiz fast 1100 Mrd. weniger auf, das Segment Privat Domizil Ausland und Schweiz werden nochmals mind. 150 bis 200 Mrd. CHF assets verlieren bis Ende 2025, der oben erwähnte Abbau auf 80’000 in der Schweiz ist eine logische Folge.
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Who cares….die Bank ist Geschichte. Jetzt volle Konzentration auf die UBS, damit dort nicht auch noch etwas schief läuft.
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Diese 300 Millionen setzen sich zusammen aus „compensation costs of internat staff and contractors“ sowie „awards granted during the period“.
Bei Internat Staff kann es sich eigentlich nur um Ulrich Körner handeln (er war ja mal in diesem Internat in Zuoz). Ich denke, aber, dass der Grossteil dieser 300 mio an Sergio Ermotti und andere Integrations-Koryphäen auf Top-Level gehen.
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Der Riesen-Patient kämpft um Sauerstoff?
Hinten und vorne erlebt er ‚Heavy Zoff‘!
Die FINMA zur Zeit im Winter-Schlaf:
Ermotti und seine Crew verkünden brav……
Alles im Butter und noch viel besser, derweil gewisse Kreise wetzen die Messer! -
Im Bericht auf Seite 7 steht folgendes: „As of June 30, 2023 we had 33,968 employees (full-time equivalents) compared to 37,980 at the end of the year 2022. Not included are employees of Credit Suisse Service AG, a separate subsidiary of UBS Group AG“.
Die Erklärung scheint also relativ einfach.
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Darüber wundert sich doch keiner! Ist doch logisch, dass sie alle abhauen. Sowohl Kunden als auch Angestellte.
Im Bericht auf Seite 7 steht folgendes: "As of June 30, 2023 we had 33,968 employees (full-time equivalents) compared to…
Es ist normal..Institutionelle Kunden müssen ihre Assets auf verschiedene Risiko Gegenparteien wegen Klumpenrisiko verteilen... Keine Überraschung...
Der ganze Bankenplatz Schweiz ist krank, seit 2008 wurden lediglich 17 % MA abgebaut im Gegensatz zum HSBC Konzern von…