Die Pactum AG an der Freigutstrasse in Zürich, nicht weit vom Financial District der Zwingli-Stadt entfernt, finanziert offene Rechnungen von Firmen.
So wie das die Londoner Greensill Capital getan hat. Nun ist die Homepage der Pactum nicht mehr aufrufbar.
„We’ll be back soon“, heisst es dort.
Auf Anfragen reagierte gestern niemand. Im Handelsregister häufen sich die Abgänge.
Der einstige CEO, der zuletzt als Präsident agierte, schied im Sommer aus. Der Chief Investment Officer, der noch im Juni an einer Konferenz in Wien für die Pactum aufgetreten war, hatte im Oktober seinen Letzten.
Auch der bekannte Zürcher Wirtschaftsprofessor Thorsten Hens schmiss den Bettel hin. Er schied im Juli offiziell aus dem VR der Lieferketten-Finanziererin aus.
Auf die Frage, was bei der Pactum los sei, meinte der Professor des Bankeninstituts der Universität Zürich gestern per Email:
„Die schlechte Nachricht ist, dass ich es nicht weiss. Die gute Nachricht ist, dass ich es nicht mehr wissen muss, da ich dort im Sommer als VR ausgeschieden bin.“
Im Moment seines Abgangs sei die Pactum „noch solvent“ gewesen, so Hens.
Ebenfalls erst vor wenigen Monaten von dannen zog der General Counsel des Unternehmens, das sich rühmte, Milliarden an Forderungen zu finanzieren. Schliesslich sprang auch noch der Chief of Sales der Pactum von Bord, auch er kürzlich.
Der CEO und neuerdings auch starke Mann im VR, Tarek Selim, reagierte nicht auf eine gestrige Anfrage via LinkedIn.
Die Pactum hatte einen Fonds aufgelegt, den sie inzwischen geschlossen hat. Bei diesem hiess es im März 2022:
„Der Fonds fokussiert sich auf die Finanzierung von Forderungen von hoher Qualität (investment grade äquivalent).“
„Das diversifizierte Portfolio hat zum Ziel, attraktive Risikoprämien aus Forderungen mit kurzfristigen Laufzeiten (30-90 Tage) und geringer Ausfallquote (<1.0%) zu generieren.“
„Die aktuelle Zinsrendite beträgt 3% p.a.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Dieser Hens sieht aus, als ob er in seinem Alter immernoch ganz jung aussehen möchte. Peinlich.
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Thorsten Hens sollte mal genauer untersucht werden. Der ist sich für kein noch so shaddy Mandat zu gut. Und das immer mit dem Titel Uni Professor. Schaut die Uni Zürich nie hin?
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Kenne Th. Hens geschäftlich. Seriös, rechtschaffen, integer, selbstkritisch, unkompliziert. Dazu noch sehr gescheit (ich gebe zu: Dies darf man bei einem Professor voraussetzen) und (wie ich finde) weit überdurchschnittlich witzig, was auch seine Bemerkung zu Pactum zeigt.
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Es geht stramm bergab Damen und Herren!
Massiver Kredit-Ausfall tut am Resultat zerren.
Die Kerzlein auf dem Kuchen tun nur flackern :
Und auf dem Miststock tun viele Gockel gackern!ORF
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Dass die Credit Suisse mit diesem irren idiotischen Geschäftsmodell Milliarden verloren hat, (Greensill) hätte allen eine Warnung sein müssen. Ich sags mal so: In dieser mafiösen Finanzwelt passiert andauernd das Gleiche. Das Geld verschiebt sich von den Dummen zu den Abzockern.
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Pactum mit der Greensill zu vergleichen ist etwas weit ausgeholt. Greensill hat hohes Leverage auf Finanzprodukte gepackt und im Laufe der Zeit wortwörtlich mit Investorengelder der CS gezockt. Pactum hat im Gegensatz sogar mit sog. Overcollateralization gearbeitet, also wie ein „negatives Leverage“. Der Beitrag von Herrn Hässig gibt eine schwammige Bestandsaufnahme, liefert jedoch keinerlei Indizien oder Beweise für ein Fehlverhalten. Fonds mit kleinen Erträgen haben es schwer in Zeiten von hohen Festgeldzinsen. Hier kann es viele gerechtfertigte Gründe für die Liquidierung eines Fonds geben. Die Gründe für die aktuellen Spannungen kommen demnach wohl eher nicht aus einem spekulativen oder betrügerischem Geschäftsmodell oder sollten zumindest nicht unterstellt werden, solange es dafür keinen klaren Anlass gibt; auch aus Respekt vor Mitarbeitern und Mitwirkenden der AG.
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Da tauchen wieder einmal neue Probleme auf, und die Credit Suisse mittendrin. Einziger Unterschied: Diesmal als Tochtergesellschaft der UBS welche im Notfall zahlt.
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Die schlimmste Art von Journalismus: Unzureichend recherchiert und falsch.
Erstens finanzierte Pactum Factoring, nicht Supply Chain Finance.
Zweitens wurden alle Investoren des Fonds (von denen keiner von der Credit Suisse war) vollständig (mit Zinsen) zurückgezahlt, bevor der Fonds geschlossen wurde, und drittens haben sie bei den von ihnen finanzierten Rechnungen nie einen einzigen Verlust gemacht.
Als ehemaliger Fondsinvestor habe ich erfahren, dass das hoch angesehene Investmentteam beschlossen hatte, sich selbständig zu machen, und dass sich das Unternehmen deshalb unter dem neuen CEO auf die Finanzierung der Landwirtschaft konzentrierte. -
Aus dem Artikel lässt sich nicht klar erschliessen, ob die Probleme der Firma nun finanzieller Natur waren oder ob die „persönlichen“ Verfehlung zum Zusammenschrumpfen geführt haben.
Interessanter Fakt: ex-Mitarbeiter haben bereits neue Firmen in ähnlichen Geschäftsfeldern gegründet:
https://ppjadvisory.com/
https://www.caprock-partners.ch/ -
„Im Moment seines Abgangs sei die Pactum „noch solvent“ gewesen.“
Ich bin mir nicht sicher, ob man sich noch lange so einfach aus der Schlinge ziehen wird können.
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Banker/Akademiker und Realwirtschaft.
Ein grösserer Widerspruch gibt es kaum.
Das (Risiko-)Management hat wieder einmal versagt.
Dummheit oder Vorsatz, das ist hier die Frage?
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Tarek Selim & Thorsten Hens allesamt “TopFachkräfte” aus dem grossen Kanton.
Die schlimmste Art von Journalismus: Unzureichend recherchiert und falsch. Erstens finanzierte Pactum Factoring, nicht Supply Chain Finance. Zweitens wurden alle…
Tarek Selim & Thorsten Hens allesamt “TopFachkräfte” aus dem grossen Kanton.
"Im Moment seines Abgangs sei die Pactum „noch solvent“ gewesen." Ich bin mir nicht sicher, ob man sich noch lange…