Alle schweigen. Der CEO, der Schweiz-Chef, der Business Developer. Es sind die drei zentralen Köpfe der The House Agency.
Das ist eine Werbeagentur und Media-Planerin, die vor 15 Jahren aufbrach, die Schweizer Szene aufzumischen.
Und die im Mai fulminant Konkurs ging.
Seither ranken sich Gerüchte um die Pleite, die Rede ist von finanziellen Unregelmässigkeiten, gar von laufenden Ermittlungen.
Die Behörden halten sich bedeckt. „Ich sage nichts“, sagen die drei Aushängeschilder.
Für die sonst geschwätzige Werbeszene ein atypisches Verhalten. Ein Insider gibt wider, was in der Branche umgeht.
The House Agency soll den Kunden Online-Werbung verrechnet haben, ohne diese dann effektiv geliefert zu haben.
Es geht um das Volumen, das ein Media-Planer seinem Auftraggeber verspricht. Wie oft erscheint Dein Banner, auf welcher Plattform, in welcher Kadenz?
Page Views, Unique Users, Reichweite – das sind die Schlagworte der Online-Werbung, die einen Kunden rasch überfordern.
Die ZKB war einer dieser Kunden von The House Agency.
„Die Vertragsbeziehung mit der genannten Agentur ist beendet“, bestätigt eine Sprecherin der grossen Bank eine Anfrage.
„Seit 2024 ist Webrepublic für die Mediaaktivitäten im On- und Offlinebereich der Bank verantwortlich. Sie haben sich in einem mehrstufigen Pitchverfahren gegen weitere Agenturen durchgesetzt.“
Bei der Cembra, die ebenfalls auf The House Agency gesetzt hatte, verweigert die Medienstelle eine Auskunft.
„Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns dazu nicht äussern.“
Der Branchen-Insider sagt, ein ZKB-Spezialist habe ein Missverhältnis zwischen versprochenem und effektiv geliefertem Volumen bei den Online-Anzeigen aufgedeckt.
Das bleibt ungewiss. Auch, ob es zu rechtlichen Auseinandersetzungen gekommen ist. So oder so: Es gilt Unschuldsvermutung.
Was aber aufhorchen lässt, ist das abrupte Aus der The House Agency. Die war Teil einer grossen europäischen Gruppe.
Myty nennt sich diese, und sie hat zum Ziel, in der Media-Planung die führende Kraft auf dem Kontinent zu werden.
Der House Agency fiel dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie war der erste Partner der Myty, und sie bildete innerhalb des Netzwerkes den Schweizer Ankerplatz.
Entsprechend wurde einer der drei House-Kapitäne CEO der Myty in der Schweiz.
Hinter der Myty taucht eine Finanzfirma auf. Sie trägt den Namen Ufenau Capital Partners und sitzt im steuergünstigen Freienbach SZ.
Die Ufenau hatte als Grundstein ihrer Idee The House Agency vor 4 Jahren übernommen.
Was die Schwyzer Finanzgruppe mit einer Schweizer Agentur bloss vorhatte, darüber rätselte damals die ganze Zürcher Werbeindustrie.
Bald fiel der Schleier. Die Ufenau-Partner wollten die Welt erobern. Jedenfalls Europa.
Mit der Myty („Wir wollen das attraktivste Agenturnetzwerk in Europa werden„).
Fragen an die Ufenau leiten die Partner weiter an eine PR-Agentur, die im Namen von Myty spricht.
Der Konkurs von The House Agency als Schweizer Ableger des Netzweriks habe sich abgezeichnet, als „die Überschuldung der Gesellschaft nicht mehr zu verhindern“ gewesen wäre, so ein Sprecher vor ein paar Wochen.
„Unsere ganze Aufmerksamkeit richten wir aktuell darauf, für die Mitarbeitenden und die Kunden der Agentur Anschlusslösungen bei anderen Agenturen im Netzwerk zu suchen.“
Dann fügt er an: „Die Weiterentwicklung unserer Gruppe ist durch den Konkurs von The House nicht gefährdet.“
Sind frisierte Online-Kampagnen weit verbreitet in der Zürcher Werbebranche? Der Gesprächspartner ist davon überzeugt. „Das ist eine Eiterbeule.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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In Mediageschäft bist du stets mit einem Bein im Knast.
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Marketingagenturen bescheissen systematisch, versprechen Likes, Views und Followers, die sie dann noch selbst in Indien in Auftrag geben.
Der Kunde ist aber selbst schuld, wenn er darauf reinfällt. -
nunja…..evtl liegt es auch daran, dass die tatsächlich erbrachten Leistungen und Ergebnisse((effektive)Reichweite,Platzierungen,Ziegruppenerreichung….) der Agenturem mittlerweile immer transparenter zu messen sind…und somit einige der „Old School“ Methoden bei der Angebotserstellung eben nicht mehr funktionieren, um die Kunden zu „melken“.
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Vielleicht liegt es auch an den dämlichen Gruppenfotos wo nie ein Afrikaner mit am Tisch fehlen darf, oder an dem penetranten Anschnorren mit „Du“. Werbung war noch sie ätzend wie heute. Dagegen ist Temu eine Wohltat im Vergleich mit dem was hiesige Agenturen anrichten. Nur so eine Möglichkeit……
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Das mit dem Afrikaner hab ich nicht verstanden. Könnten sie das noch mal erläutern?
Und beim Thema KI muss ich Sie auch enttäuschen: bislang ist das nur heisse Luft. Aber klar, wer‘s versuchen möchte, dem leg ich es sehr ans Herz die KI einfach mal für seine Zwecke auszuprobieren.
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go woke, go broke. Die ZKB hat’s scheinbar gemerkt.
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Scheinbar oder anscheinend?
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Waren immer Wichtigtuer, diese Leute von The House. In der Branche hatte man kein Vertrauen.
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Oh ja, der eine Partner von The House liebte es, in Davos auf grosse Hose zu machen – mit Schampus-Flaschen, Ferienwohnung, Zigarren usw. So ist das also, alles nur auf gepumpte Kohle. Man sollte sich nicht beeindrucken lassen von solchen Typen mit pompösem Auftritt…. Ist in der Regel viel warme Luft. Wirklich erfolgreiche Menschen treten bescheiden auf….
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Bitte nicht alle in einen topf werfen. Für manche Mitarbeiter hatte das anscheinend erhebliche Konsequenzen.
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Asche ohne Rauch und Feuer? und die Branche stellt auf stumm? Auch ehemalige Kunden wollen nichts sagen!
Bitte dranbleiben, danke.
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Da steckt noch mehr drinnen. Digital Campaigns = Viel Geld via undurchsichtige Auktionen auf begrenzten Werbeflächen….
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Das Fremdkapital von Private Equity hat wohl keine Wunder vollbracht.
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Also das Ufenau sich noch über dem Wasser halten kann nach dem Desperade-Debakel ist höchst verwunderlich.
Die haben eine Heerschar an Juniors, die nie aufsteigen können und werden (genauso eine Management-Fee-Bude wie Invision, wo dann die „Direktoren“ sich selbständig machen und im Nirgendwo in der Nachfolge-Lösungswelt versanden) und haben sich mit dem Desperade-Deal eine Riesen-Pleite hingelegt.
Da wurde ja eine Junior-Dame ohne Erfahrung als GF eingesetzt richtig Geld verlocht im Gastro-Business.
Wer als PE in Mexiko-Gastro Schweizer Coleur investiert ist schon mal disqualifiziert im Quadrat.
Dann bite lieber Geld mir geben.
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LH kratzt wieder im Dunkeln und hofft auf viele Klicks.
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interessant wird es erst, wenn urs schenker nicht mehr im VR der ufenau cap erscheint.
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Vielleicht liegt es auch an den dämlichen Gruppenfotos wo nie ein Afrikaner mit am Tisch fehlen darf, oder an dem…
Asche ohne Rauch und Feuer? und die Branche stellt auf stumm? Auch ehemalige Kunden wollen nichts sagen! Bitte dranbleiben, danke.
Das Fremdkapital von Private Equity hat wohl keine Wunder vollbracht.