Zwei Wochen ist Stefan Bollinger im neuen Job. Jetzt sorgt er mit einer ersten Kultur-Übung für internes Rumoren.
„Cut the Clutter“ heisst die Operation, es handelt sich um eine Mailbox von Bollinger mit dieser Bezeichnung. Die Crew kann ihm persönlich Missstände melden.
Auf Deutsch meint Clutter ein „Durcheinander“, die „Unordnung“, das „Wirrwarr“.
Findet Bollinger, die Bär-Leute seien Chaoten? Oder die Bank sei ein unkontrollierter Laden?
So interpretieren es die Kritiker. Der Name würde entsprechend „von vielen als unglücklich empfunden“. Stören würden sich einige am Eindruck, dass die Meldungen der Mitarbeiter „als Unordnung“ gelten könnten.
„Meint es Bollinger wirklich ernst, oder geht es ihm nur um Symbolik?“ Fragwürdig sei auch das Mail als Austauschform. Es wäre besser, der CEO würde direkt mit den Mitarbeitern „in Kontakt“ treten.
Ein anderer Insider lobt den neuen CEO. Der ziele präzis auf den wunden Punkt der grössten Privatbank auf dem Platz.
„Die Aktion zeigt: Bollinger hört auf die Inputs der Mitarbeiter“, sagt die Quelle. „Das ist genau das Gegenteil von einem, der neu kommt und meint, er wisse alles besser.“
Bollinger komme entsprechend „gut an in der Bank“, führt der Gesprächspartner weiter aus.

Die Kultur der Bären steht im Zentrum der Aufgabe des frischen CEOs. Das Unternehmen hat seit der Zeit unter Boris Collardi nie aus den Schlagzeilen gefunden.
In Lateinamerika liessen die Bären kaum einen Geldwäschereifall aus: Fifa, Petrobras, PDVSA, you name it.
Bei sanktionierten Russen hatten die Zürcher gleich wie andere auf dem Finanzplatz vorne mitgemischt.
Gestern wurde bekannt, dass der starke Mann von Georgien, Iwanischwili, der die CS am Ende über 1 Milliarde Dollar kostet, jetzt die Julius Bär ins Visier nimmt.
Die habe ihn zu unrecht als riskante Figur gepiesackt.
Ebenfalls gestern sorgte Österreich-Turmbauer René Benko für neue Eruptionen. Der Signa-Gründer wartet hinter Gittern auf den Richter-Entscheid, ob er im Bau bleiben muss oder nach Hause darf.
Bär gab Benko 600 Millionen Franken für seine Offensiven, von denen sich einige als House of Cards entpuppten.
Die Bär-Spitze hat bis heute das Risiko mit heiklen Kunden nicht in den Griff gekriegt.
Ihre Compliance-Verschärfung namens „Atlas“ verursachte Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, verhinderte aber weder Benko noch Iwanischwili.
Stefan Bollinger muss die Einstellung zu Risiken und Gebaren von Grund auf ändern. Weg von Everything-goes hin zu einer Bank, die Profit nicht über korrektes Wirtschaften setzt.
„Cut the Cluster“ gilt der Unordnung im Business. „Hoffentlich melden die Leute ehrlich, was in all den Jahren schiefgelaufen ist“, sagt eine andere Auskunftsperson. „Das wäre dringend nötig.“
Senden Sie Ihren Hinweis hier oder an +41 79 605 39 52. Lieber per Post?
Kommentare
Die beliebtesten Kommentare
-
O-Ton zu den Sneakers: I wear Swiss.
Ja aber in Indonesien und Vietnam unter miserablen Bedingungen hergestellt. Super!
Kommentar melden -
Hat schon verloren: man fragt die Staff sicher nicht, was man besser machen kann. Das ist sein Job. Und weisse Sneakers gehen gar nicht im Business. Der Kunde ist nicht der Kumpel, den man auf ein Bier trifft.
Kommentar melden -
Mit dem Motto ‚Butt in the Clutch‘, ‚Bitch in the Cutter‘ oder wie es auch immer heisst, ist Stefan Bollinger voll Hammel auf der Überholspur! Mit seiner woken Sneakers („Pump with Pumps“) auf der Bühne hat er auch die GEN-Z auf seiner Seite. Es kann nichts mehr schiefgehen!
Kommentar melden -
Mal schauen, was Bolli Clutterqueen alles wieder geradebiegen kann. Der Bühnenauftritt war ja schon mal sehr amerikanisch. Der Rest dürfte Peanuts sein.
Kommentar melden -
-
Cut the Clutter ist zuallererst einmal ein gutes Wortspiel. Gemeint ist vermutlich, dass man melden soll und darf was suboptimal ist. Ob nun ein Durcheinander oder nicht. Wer das nicht versteht, hat einen Knopf in der Leitung.
Kommentar melden -
Bei Julius Bär ist halt einfach die Collardi Seuche immer noch in den Büros. Grösse durchAkquisition um jeden Preis alle Augen zu und durch. Da gibt es sicher noch einiges zu tun.
Kommentar melden -
Ein Personalabbau von etwa 20% und Effizienzsteigerungen sind überfällig. JB ist auch geografisch zu gross und hat im Asset Management seit Jahrzehnten keine eigentliche Kompetenz mehr. Traurig.
Kommentar melden-
Bei den Schweizer Regionenleiter sollte der Abbau sofort beginnen. Zuviele Sesselhocker die sich selber optimieren und ausser LinkedIn Schulterklopfen nichts zustande bringen. Stefan, hier hast Du einiges zu tun.
Kommentar melden
-
-
Wetten; Diese clutter Inbox wird von den überbezahlten FINALIX Berater ge-monitored?
„Da brauchen wir zusätzliche Sitzungen, Committees und mehr Experten-Sitzungen.“
Kommentar melden -
Bei den Bären läuft bereits schon länger einiges komplett schief, Benko verdeutlicht die Misere, KM&P ist ebenfalls so eine unsinnige Geschichte, und das Auslandgeschäft eine Katastrophe!
Kommentar melden -
« Cluster » (Klumpen, im letzten Abschnitt) oder « clutter » (Wirrwarr)?
Zwei sehr verschiedene Probleme…
Kommentar melden -
Grundsätzlich schreiben Swiss Banker dem neuen CEO lieber „Cograts“ Emails. Nur wenige haben den Mut fachliche Fehler anzubringen. Dies läuft in USA anders, immer Vollgas. Mal schauen ob Stefan wirklich das US-DNA übernommen hat. Ich denke mir, die Mischung macht es. Schweizer Zurückhaltung vs US Amazing! Viele Schweizer Banken verstehen das nicht, speziell Vontobel, die sich immer noch als US Player sehen, sicher aber die Resultate Jahr für Jahr von Vontobel SFA kaputtmachen lassen.
Kommentar melden -
Eigentlich ja eine gute Sache, nur ist fraglich ob die Mitarbeitenden dort auch wirklich offen und ehrlich ihre Meinung kundtun werden. Meistens läuft es doch so, das wenn sich jemand „zu kritisch“ äußert und sich andere in ihrem Ego gekränkt fühlen, denjenigen welche für diese Kritik „verantwortlich“ sind ein Strick daraus gedreht wird.
Von daher gilt es erstmal abzuwarten wie sich das Ganze entwickelt. Bloß weil man es jetzt anbietet, ist das noch lange kein Meilenstein.
Kommentar melden -
Sie sollten BC zurückholen
Kommentar melden-
Es ist immer gut, den Bock zum Gärtner zu machen. Das hat sich schon bei der CS bewährt. Wenn alles abgefressen ist, kann immer noch die ÜBS für einen Stutz übernehmen.
Kommentar melden
-
-
Lukas Hässig:
„Die Bär-Spitze hat bis heute das Risiko mit heiklen Kunden nicht in den Griff gekriegt. Ihre Compliance-Verschärfung „Atlas“ verursachte Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, verhinderte aber weder Benko noch Iwanischwili.“
Die Kredite in dieser Grössenordnung gehen zwar durch Compliance, Entscheide fallen aber in Verwaltungsrat.
Der Vorschlag an Cut the Clutter gerichtet wäre folglich der:
„den Verwaltungsrat auswechseln“.Kommentar melden -
Eigentlich eine gute Sache !
Das Problem von grossen Organisationen ist immer, dass Informationen verloren gehen; von unten nach oben und oben nach unten. Durch direkten Zugang umschifft er geschickt Partikularität. Jetzt muss er nur noch Wichtiges von Unwichtigem und Dringendes von Nicht-Dringendem treffen. Bin mal gespannt ! Smart genug ist er ja.Kommentar melden -
Jetzt unbedingt ein Augenmerk auf die Compliance Abteilungen werfen. Dort sollte die komplette Führungsmannschaft ausgewechselt werden. Nach all diesen Skandalen braucht es fachliche und soziale Kompetenz, beides fehlt aktuell bei den Compliance Abteilungsleitern
Kommentar melden-
Da wäre eben auch der VR mit seiner Organhaftung gefordert…
Kommentar melden
-
-
Solche Mega-Gala-Auftritte waren bis vor kurzem Chefs von Apple, Microsoft, Amazon o.ä. vorbehalten. Jetzt machen es die Mutzlis nach.
Ermotti ist bestimmt schon am töibele: „Derre stillte mirre die Show!“
Kommentar melden -
Besser were „cut_the_chrüsimüsi@b…“
Posteingänge für Mitarbeitervorschläge sind gut gemeint. Das Risiko besteht darin, dass viele unzusammenhängende Vorschläge eingehen, die sich nur schwer in die Tat umsetzen lassen.
chatGPT kann dabei helfen
Kommentar melden -
„Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen.
Johann Nepomuk Nestroy“
(1801 – 1862)
Der neue CEO handelt auf typisch amerikanische Art und Weise. Direkte Gespräche sind etwas typisch Schweizerisches.
Es bringt nichts, jetzt oberflächlich symptombekämpfend den Bär wieder in Schuss zu bringen.
Eine zukunftsfähige und rentable Bankstrategie ist finanztechnisch rasch erstellt. Nur müssen dann der Maschinen- und Beziehungsraum mitziehen. Sonst droht das nächste Debakel. Kopf, Herz und Hand entscheiden über die Existenz des Bären.Kommentar melden -
Bollinger – noch so ein „schöner“ Parvenue – in 12 Monaten ist der schon wieder Geschichte – mark my words…
Kommentar melden -
Bevor es serviert und “geschluckt“ wird.
Kommentar melden -
Der Börsenkurs von BAER entwickelt sich erfreulich seit der Ankündigung, dass Stefan Bollinger den Stab übernimmt. Damit die Marke von CHF 75 überschritten werden kann, erachte ich folgende 4 cuts als zwingend:
CUT1: Romeo Lacher als VRP muss weg.
CUT2: Die GL ist um 50% zu verkleinern.
CUT3: Die Stäbe sind radikal auszumisten.
CUT4: Intern sind mindestens 40% der laufenden Projekte zu streichen.CUT2, CUT3 und CUT4 fallen in die Kompetenz von Bollinger.
Kommentar melden -
…und wie hoch ist der Abschreiber?
Kommentar melden -
Mit wie viel Eigenkapital der Bär-Bank war die CHF. 600 Millionen-Aufbuchung an Benko gedeckt?
Kommentar melden -
CLUTTER = C(arlos), L(acher), (G)U(ido), (Barthole)T, (Nie)T(hen), (d)E (Skowronski), R(ahul) – more combos possible
Kommentar melden -
Die Bär-Leute können vor allem kein Englisch. Clutter bedeutet etwas anderes.
Cut the Clutter bedeutet, den Überfluss abzuwerfen und sich auf das wesentliche zu konzentrieren.Kommentar melden-
Clutter heisst ins Schweizerdeutsch übersetzt im wesentlichen „äs Puff“.
Wie etwa im folgenden Spruch:
A cluttered desk is a sign of a cluttered mind.PS: Nebenbei:
If a cluttered desk is a sign of a cluttered mind, then what does an empty desk stand for?Kommentar melden
-
-
CEO Jürgen Dormann machte Ähnliches, als er die ABB im Jahre 2002 vor dem Nahtod rettete. Alle Mitarbeitenden wurden ermuntert, ihm zu schreiben, um Missstände und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Er werde alle Mails lesen, Antworten bekämen sie aber in der Regel keine.
Jürgen Dormann führte damals auch seine Serie der Freitagsbriefe ein. Versandte jeden Freitag total 112 E-Mails, die er während seiner knapp zweieinhalbjährigen Amtszeit als CEO verfasste. Der erfolgreiche Turnaround-Manager der ABB, versandte seine Motivations-und Informations Mails an alle 140 000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt.
Sein wegweisender Management-Stil wurde später vielfach kopiert. Vielleicht wurde jetzt auch CEO Stefan Bollinger inspiriert.
Kommentar melden -
Selbsteverständlich wird die Bezeichnung „clutter“ von denjenigen als unzutreffend empfunden die den Sauladen angerichtet haben. Bollinger ist auf dem absolut richtigen Weg und verdient absolute Unterstützung derjenigen die noch klar denken können!
Kommentar melden -
Sehr gut weiter so!
Kommentar melden-
Gut gemeint, aber vielleicht hätte er besser diejenigen Fragen sollen, die das Chaos satt hatten und gegangen sind.
Kommentar melden
-
-
EILMELDUNG: IT der JB ausgefallen, nach Flut von internen Emails an cuttheclutter@jb.com. Bitte kontaktieren Sie uns telefonisch.
Kommentar melden -
Toll, dass der Goldmann Sachs Typ Bollinger die verschlafenen Bären
wachrüttelt. Jetzt muss noch der Lacher weg.Kommentar melden-
Nur der Eifer eines Neulings, wir schauen dann in einem Jahr wieder!
Kommentar melden
-
-
cut the payroll wäre besser
Kommentar melden -
„schreib mir was schief läuft“. Da wird er in nächster Zeit viel lesen müssen.
Kommentar melden
Toll, dass der Goldmann Sachs Typ Bollinger die verschlafenen Bären wachrüttelt. Jetzt muss noch der Lacher weg.
cut the payroll wäre besser
"schreib mir was schief läuft". Da wird er in nächster Zeit viel lesen müssen.