Kürzlich war ich in einer Drogerie einkaufen. Ich musste lange warten, bis ich bedient wurde, denn eine Dame vor mir bedurfte einer langen und intensiven Beratung.
Zuerst habe ich mich aufgeregt, ich wollte ja den Nachmittag nicht in der Drogerie verbringen. Dann habe ich mich darauf konzentriert, was die Dame denn so Wichtiges zu wissen wünschte.
Sie erkundigte sich nach Möglichkeiten, die Schlafstörungen ihres Mannes zu behandeln. Mit Baldrian-Tropfen hat sie sich nicht zufrieden gegeben.
Sie schilderte eingehend die Störungen ihres Mannes, wann er genau jede Nacht aufwache, wie lange er wach sei und wie und wann er wieder einschlafe. Kurz: Sie wusste ganz genau Bescheid, unter welchen Problemen ihr Mann litt.
„Fürsorge“, ist mir wie ein Blitz durch den Kopf geschossen. Da steht ein Mensch vor mir an der Kasse der Drogerie, der für seinen Partner eine Lösung für ein offenbar grosses Problem sucht.
Emotional sehr engagiert, persönlich betroffen.
Ich fragte mich, wie viele von uns sind so glücklich, ja privilegiert, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der sich für einen einsetzt, der sich Sorgen macht und der Lösungen sucht, das Leid zu verringern.
Sie mögen sich sagen, das sei doch nun wirklich eine Lappalie und überhaupt selbstverständlich.
Nein, das ist es nicht. Es ist aussergewöhnlich, ein wunderbarer Akt der Menschlichkeit.
Zuteil wird das einem Menschen, weil er das Glück hat, nicht alleine sein zu müssen. Ein ausserordentliches Privileg.
Womit wir wieder beim Thema sind: Einsamkeit.
Unser Dasein wird vor allem auch beherrscht durch Geben und Nehmen. Ergo, einer Interaktion zwischen Menschen.
Ich habe mir immer gesagt, dass es doch grauenhaft sein muss, wenn man keinen Menschen findet, der einem etwas geben mag. Doch es gibt eine Steigerungsform.
Es ist geradezu unerträglich, wenn man geben möchte, aber niemanden findet, der es haben möchte.
Glauben Sie mir, in dieser Welt leben wir – je länger, je mehr. Sie wird immer mehr zu einer Welt der Anonymität. Wir produzieren Einsamkeit!
Denn unsere Zukunft besteht darin, dass wir einen Schritt nach vorne frenetisch feiern und dabei nicht realisieren, dass wir gleichzeitig zwei Schritte zurück machen.
Aktuelles Beispiel: Die künstliche Intelligenz und ChatGPT, die angeblich die Welt wieder einmal komplett verändern sollen. Ganz langsam, wenn auch noch nicht heute, werden wir realisieren, dass wir für diesen Fortschritt einen unglaublich hohen Preis bezahlen werden.
Zukunfts-Irrsinn pur: Viele von uns werden in einem Altersheim landen. Dort wird es dann KI-gesteuerte Roboter geben, die uns betreuen, pflegen und mit uns sprechen werden.
Das wird viel einfacher, kostengünstiger und besser plan- und messbar sein, als wenn das noch echte Menschen machen würden. Soll das unsere Zukunft sein? Sind wir komplett übergeschnappt?
Viele Berufe würde es so nicht geben, wenn „Geben“ für uns Menschen nicht ein ganz wichtiges, natürliches Bedürfnis wäre.
Viele der Pflegeberufe werden von wunderbaren, engagierten Menschen ausgeübt, und ich bin mir nicht sicher, ob das Salär den Ausschlag zu dieser Berufswahl gegeben hat.
Jeder, der schon einmal Patient war, weiss, wie wichtig es ist, dass einen ein menschliches Wesen abholt, bei einem ist und sich um einen kümmert.
Werden das in Zukunft Pflegeroboter sein, kann Ihnen schon heute jeder Erstsemester in Psychologie oder Psychiatrie ausmalen, wohin die Reise gehen wird.
Es gibt nichts Schöneres, als zu geben. Das ist für mich keine neue Erkenntnis. Geben, von Mensch zu Mensch. Sich erkundigen, was man geben kann, sei es in einer Drogerie oder eigentlich zu jeder Zeit des Jahres.
Denn Geben heisst, beim Menschen zu sein, dem man geben möchte, dem Menschen, den man mag, den man gerne hat, den man liebt.
Heisst, sich vorzustellen, was Freude bereitet, und heisst ergo, sich Gedanken um seine Mitmenschen zu machen.
Wie sagte das schlaue Buch vor 2000 Jahren schon: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Markus 12,31).
Es mag sein, dass KI lernen wird, menschliche Gefühle zu simulieren. Ich habe kürzlich gelesen, dass KI sogar in der Lage war, ein perfektes Attentat zu planen.
Und ich bin natürlich nicht allzu blauäugig, um nicht zu wissen, dass neue Technologien auch ein Segen sein können.
Würde sich unsere Spezies nicht ständig weiterentwickeln, würden wir noch heute auf den Bäumen leben und uns wegen eines Mammutknochens totschlagen.
Doch umso wichtiger ist es, dass wir uns bewusst sind, vollumfänglich bewusst, was diese Entwicklungen mit uns machen. Wir verändern unsere Welt – und im Umkehrschluss wird uns die Welt verändern.
Mensch-Sein ist heute eine grosse Herausforderung, eine viel grössere, als einen neuen Chatbot zu entwickeln.
„Glück ist das Einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben“ (Carmen Sylva, rumänische Schriftstellerin)
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Die beliebtesten Kommentare
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Die tägliche Routinenpflege muss nach und nach durch Roboter ausgeführt werden. Das ist unerlässlich, damit die Kosten im Rahmen bleiben. Nicht vergessen: auch Programmierer und Maschinenentwickler sind Menschen, na so öbbis! Persönlicher Kontakt muss nicht durch angestelltes Personal, sondern durch Familie, Freunde oder andere Vernetzungen gewährleistet sein.
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Früher lernten sich die meisten späteren Ehepaare bei der Arbeit kennen. Nur schon durch diesen Punkt war Arbeit sehr wichtig.
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Sehr schön beobachtet. Danke!
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Wer kümmert sich um mich?…
Der Sozialstaat, wer denn sonst?
Das ist der Preis für oekonomisches Wachstum und mat. Wohlstand. In unserer Leistungsgesellschaft muss der Mensch arbeiten und nicht die Zeit mit Nächstenliebe und Fürsorge vergeuden. Willkommen im Hamsterrad… -
Mit jedem eurer Kommentare hier trainiert ihr die KI.
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Presta, geh unter Wasser, Lebertran schlucken.
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Wo ist denn das Problem beim Alleinsein? Ich bin sehr gerne allein und unternehme auch ganz bewusst Dinge allein. Man kann sich besser auf die Natur und die Umgebung konzentrieren, nimmt Dinge wahr, die man zu zweit nicht beachten würde etc.
Und ja, Tiere sind eindeutig die besseren Menschen: weder falsch noch verlogen oder gar hinterhältig. Einfach Tier und der Spiegel, wie man sie behandelt! Die Menschen könnten so viel von den Tieren lernen, wenn sie nicht so arrogant wären und sich für etwas Besseres hielten! -
KI in der Pflege finde ich gar nicht so schlecht: Was hat Nächstenliebe zu tun mit Pflegefachkräften, die für einen guten Salär ihnen völlig fremde Menschen berühren müssen, die ihr Patientengut wurden? Es dürfte ausgerechnet gut sein, schwere Pflegearbeiten, wie das Waschen der Patienten und das Lagewechseln im Bett, den Robotern zu überlassen. Dann könnten die Pflegefachleute sich mehr konzentrieren auf die Beziehungen zu den einzelnen Patienten. Arbeit macht frei, sagte man früher. Zeit macht frei, könnte man heute sagen…
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Edith, warum zitierst du anlasslos eine Losung, welche am Eingangstor von Konzentrationslagern des Naziregimes angebracht war?
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Ich mag Presta. Er ist so schwermütig und nachdenklich. Das ist irgendwie sexy. Wir kommen in eine neo Ära des Film Noir mit Gauloises rauchenden, nachdenklichen Pessimisten. Man wird sie vielleicht Prestimisten nennen.
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Ein nachdenklicher Dandy mit einem feinen Sensorium.
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Aber immer auf der Klippe balancierend, wie er nun mit unserer Gesellschaft des Überflusses umgehen soll, wobei er sein Schuldgefühl, eben doch im Konsum seinen Trost zu finden, doch am liebsten mit 400 Schlägen bestrafen liesse.
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Raucht er schwarze Gauloises? Wenn er sie ohne Filter raucht, vermögend und schon über 60 ist, dann wird das vielleicht noch etwas zwischen uns?
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Gauloises-Raucher haben gelbe Zähne und im Alter dann auch gelbe Haare und evtl. einen gelblichen Bart.
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Es braucht weder KI noch ChatGBT. Allein schon die Zuwanderung fördert die Isolation, wenn sich Expats in ihren Ghettos abschotten und sich damit einer Integration verweigern. Fremde Kulturen in unserem Land sollen eine Bereicherung sein, wird behauptet. Ich erlebe dies anders.
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Was genau hat das mit Zuwanderung zu tun?
Ich denke, es ist zu einfach, die Verantwortung für Isolation einseitig den Zugezogenen zuzuschieben. Auch wir Schweizerinnen und Schweizer sind – das muss man selbstkritisch sagen – nicht immer leicht zugänglich. Integration ist keine Einbahnstrasse, sie braucht Offenheit und Bemühung auf beiden Seiten.Wenn sich Menschen in sogenannten „Ghettos“ organisieren, kann das auch daran liegen, dass sie sich in der Mehrheitsgesellschaft nicht willkommen oder verstanden fühlen. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede oder fehlende Brücken von unserer Seite tragen ihren Teil dazu bei.
Statt über Abschottung zu klagen, wäre es konstruktiver, sich zu fragen: Was können wir tun, um echte Begegnung zu ermöglichen?
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Ja, Argus, du erlebst ja auch Zürich anders. Aber in einer Pizzeria warst du schon einmal, ohne von einer Mafiosa erschossen worden zu sein?
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@Gio: Kleines Beispiel. Ein Europäer kauft in nächster Umgebung ein bestehendes Haus. Als Neuzuzüger stellt er sich in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht vor. Dafür lässt er, kaum eingezogen, einen 2m (!) hohen Maschendrahtzaun aufstellen (Baubewilligung?). Die Arbeiter dafür lässt er aus seinem Heimatland anreisen, welche sich nicht an unsere gesetzlichen Ruhezeiten halten. Das Beispiel ist nicht erfunden sondern aktuelle Tatsache. Noch Fragen zur Integration?
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Tja, Argus, die Sorgen des Landlebens. Verbietet er dir denn auch noch die Kuhglocken, oder hast du die schon selbst weggeklagt?
Komm zurück in die Stadt, das Zusammenleben hier in Zürich ist wirklich erfrischend problemlos – sich als neuer Nachbar nicht vorzustellen, passiert nationalitätenunabhängig. -
@Stadtzürcher oder *in: Danke für die Einladung, ich bleibe aber lieber auf dem Land. Die Kuhglocken stören mich überhaupt nicht, dass mir der Fuchs ab und zu nachts die Gartenschuhe klaut auch nicht und wenn‘s nach Gülle stinkt kommt Regen. Die Kinder hier wissen zumindest woher die Milch kommt. Dass sie in der Spielgruppe bzw. im Kindergarten aber Hochdeutsch sprechen müssen, nur weil die (isolierten) Kinder der Expats – sofern diese nicht eine Privatschule besuchen – noch kein Deutsch verstehen, obschon hier geboren, wirft Fragen auf. Wo leben wir?
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Sicher kein IP Leser kümmert sich um Presta mit und ohne Vespa trotz diesem gesunkenen Niveau.
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Sicher kein IP Leser kümmert sich um Presta mit und ohne Vespa.
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Heute fühlt sich praktisch jeder dazu berufen eine akademische Laufbahn einzuschlagen, oder aber nur das absolut notwendige zu Jobben. Da scheint mir ein kleineres Ressourenproblem auf dem Radar. Immerhin wird AI uns unterhalten und in den fehlenden Fähigkeiten unterstützen.
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Mir kommen bei Presta die Tränen.
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Künstliche Intelligenz hin oder her, vom Joch der natürlichen Dummheit wird sie uns nicht befreien. Im Gegenteil, sie wird die herrschende Mittelmässigkeit weiter zementieren.
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Ich freue mich auf die Roboter. Wenigstens jemand der mit mir spricht. So viele haben Haustiere. Bloss weil man sich dann weniger einsam fühlt. Und die können nicht mal sprechen. Der Run auf die Bots wird das nächste Eldorado.
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Da kennst Du Tiere aber schlecht, sie sprechen genauso wie wir Menschen, aber man muss halt das Feingefühl haben und sie auch verstehen wollen und können…
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Meines Erachtens kommt die Regulierung/Absicherung dieser AI Systeme heute viel zu kurz. Klar sind es momentan nur LLMs (Large Language Models) aber eben wir verstehen noch viel zu wenig zu den Selbstlernungsmechanismen dieser dynamischen Systeme da diese meist sehr offen gehalten sind. Zum Glück gibt es aber auch viele Open-Source LLMs vorallem aus dem chinesischen Raum inkl. möglicher Einstellung derer Gewichtung/Bias, dies stimmt mich verhalten optimistisch.
Die Entwicklung scheint momentan parabolisch zu sein in der AI Szene, dieser Hype wird sich in Zukunft abflachen, die tief hängenden Früchte beim LLM Ansatz sind gepflückt – wir werden mit diesen neuen Instrumenten leben. Der Blick wird sich dann eher auf binäre Fragen richten z.B. was ist richtig oder falsch oder wer trägt die Beweislast.
Gesellschaftlich ist zu hoffen, dass Menschen durch die Produktivitätsgewinne mehr Freizeit haben werden, man darf noch Träumen
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Es ist schrecklich, die Menschen schauen nur noch aufs Handy. Ich sah gestern an einem schönen Ort auf einem Bänckchen zwei junge Menschen. Eine junge Frau und ein junger Mann. Beide sassen zusammen und schauten die ganze Zeit in ihre Handys. Manchmal wechselten sie ein paar Worte. Ist das normales Verhalten? Ich denke nicht. Durch diese Handys werden die Menschen immer unglücklicher bis zur psychischen Störung.
KI und Handys sind eine wirkliche Katastrophen Technologie, das grösste Unglück der Menschheit.
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Ich lese noch richtige Bücher und die machen mich glücklich. Aber ja, ein Natel habe ich auch. Braucht man leider.
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Ja, so ist es. Der Preis für diese kommende KI-Zeit der Technologie- und Technokratie wird ja schon fleissig eingeübt. Worte werden zensuriert, Menschen gecancelt, Emotionen beurteilt oder verboten und die menschliche Liebe und Fürsorge gleich ganz abgeschafft. Anders gelänge ja eine Übernahme durch die KI schon gar nicht. Und wir machen fast alle mit.
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Was wird denn da zensuriert und gecancelt, liebe Yvonne?
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Wer schafft als erster den go woke go bloke-Deppenspruch?
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Markus Presta:
„Die künstliche Intelligenz und ChatGPT, die angeblich die Welt wieder einmal komplett verändern sollen.“
hätten Sie verstanden wie die so genannte Künstliche Intelligenz arbeitet wüssten Sie dass von einer Intelligenz keine Rede sein kann.
Kurz nach dem 2-ten Weltkrieg hat die Idee eines „Elektronengehirns“ genau wie heute die breiten Massen elektrisiert. Daraus wurden Rechenmaschinen geboren, später wurden die programmierbaren Rechner Standard. Immer noch ohne Gehirn obwohl es manche der Rechenmaschine nachsagen.
Heute ist die so genannte K.I. eine weitere Rechenmaschine die die Wahrscheinlichkeiten in einer Wörterkette errechnet und die wahrscheinlichste Kombinationen der Wörter als Antwort präsentiert. Ohne zu verstehen was sie da labert. Das macht sie zur echten Gefahr für Juristen, Journalisten und Politiker.
Daher die Panik.Füttern Sie einen s.g. K.I. Modell mit z.B. „Mein Kampf“ und wundern Sie sich über die Antworten.
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Nun, Herr Presta, die Technokratisierung des Zusammenlebens wird vor allem strukturell, also politisch-medial gelenkt, vorangetrieben. Es wird gezielt die Familie aufgebrochen – Kita für alle ist heute bspw. ein Must, – unaufhörlich gesteigerte Kulturschocks werden allen täglich von neuem ungefragt aufgedrängt, und gerade das Wort „Solidarität“ wurde v.a. in den Jahren 2020 bis 2023 abschliessend in ein neues etymologisches Rahmenprogramm eingegliedert. Die Staatsquote ist längstens explodiert, aber der Nutzen für die Gesellschaft ist wirtschaftlich betrachtet minimal, weil gar keine echten Möglichkeiten zur Rechtfertigungseinforderung gewährt werden. AI tut nur das, was ihr gesagt wird, dass sie es tun soll, und dahinter liegen handfeste Gestaltungsinteressen, auf deren Zug Ihre Regierung und der grösste Teil Ihres Nationalparlaments längst aufgesprungen sind.
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Wieso ist Kita für alle ein Must, Vorbei?
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wenn du schon auf jesus machst, dann heißt das: wahrlich, ich sage euch…
Nun, Herr Presta, die Technokratisierung des Zusammenlebens wird vor allem strukturell, also politisch-medial gelenkt, vorangetrieben. Es wird gezielt die Familie…
Es ist schrecklich, die Menschen schauen nur noch aufs Handy. Ich sah gestern an einem schönen Ort auf einem Bänckchen…
Es braucht weder KI noch ChatGBT. Allein schon die Zuwanderung fördert die Isolation, wenn sich Expats in ihren Ghettos abschotten…