SBB Cargo ist wieder einmal in der Krise. Die Division des inländischen Güterverkehrs ist hochdefizitär und befindet sich seit der Gründung im Jahr 1999 in ständigen Reorganisationen.
Die Chefs kommen und gehen. Nur ist leider kaum einer vom Fach.
Alexander Muhm, der aktuelle CEO, kommt von SBB Immobilien. Muhm ist bisher durch Preiserhöhungen und Leistungsabbau sowie ein arrogantes Auftreten aufgefallen.
Désirée Baer, seine Vorgängerin, war zuvor CEO der Sicherheitsfirma Securitrans. Sie hat sich bei SBB Cargo auf die Einführung der automatischen Kupplung kapriziert und ist dann still und leise entschwunden.
SBB Cargo glaubt auch noch in ihrer verzweifelten Situation, sich die Kunden und Aufträge aussuchen zu können.
Lukrative Transporte, wie die aktuellen Aushubzüge mit dem Material vom Gotthard-Strassentunnel von Airolo und Göschenen nach Flüelen, überlässt SBB Cargo lieber der Trans Rail in Frauenfeld.
Ebenso die landesweiten Zuckerrüben-Transporte, die ebenfalls Trans Rail übernommen hat. Dieses aufwendige Geschäft mit sehr viel Organisations-Aufwand überlässt man auch lieber einer privaten Güterbahn.
Als in unserer Gesellschaft das ökologische Denken und der Slogan „Für Güter die Bahn“ aufkam, wurden in einer grossen Kampagne viele Firmen, finanziert durch die öffentliche Hand, über Industriegeleise an das Bahnnetz angeschlossen.
Als der Jubel darüber verklungen war, haben die SBB die verlangten Transportvolumen ständig erhöht – als Bedingung, den Kunden noch weiterhin zu bedienen.
Schliesslich wurden viele Weichen der Industriegeleise zu den Firmen gegen deren Willen entfernt; fie Transporte somit von der Schiene auf die Strasse gezwungen.
Ebenfalls mit Subventionen entstanden zahlreiche Terminals für den Umschlag zwischen LKW und Schiene. Acht davon werden nach neustem Beschluss von SBB Cargo künftig nicht mehr bedient.
Überhaupt die SBB Cargo und die Kunden. Vor der Divisionalisierung im Jahr 1999 war der Güterkunde noch der König der SBB.
Sogenannte Kundenberater waren in zugewiesenen Bereichen für die Güterkunden zuständig. Sie machten dort Kundenbesuche und fragten nach der Zufriedenheit oder wo der Schuh drückt.
Danach wurde das Problem gelöst.
Heute müssen die Kunden bei den SBB anrufen oder in deren Büros vorsprechen. Der Kunde wird als mühsam empfunden.
Wegen Unzufriedenheit mit SBB Cargo verlagert die Migros nach zehn Jahren ihre Tiefkühltransporte ab Verteilbetrieb Neuendorf am Bahnhof Oberbuchsiten nach Gossau (SG) auf die Strasse.
Die SBB Cargo war nicht zu einem speditiven Transportplan fähig, der den Kunden zufrieden gestellt hätte.
Mit den langen Abstellzeiten unterwegs haben die ständig laufenden Kühlaggregate derart viel Kraftstoff verbraucht, dass die Umweltbilanz des LKW nicht schlechter ausfällt als auf dem Schienenweg.
Einfacher als Kunden nachzurennen ist für SBB Cargo die öffentliche Unterstützung. Im März 2025 hat das Schweizer Parlament die Revision des Gütertransportgesetzes (GüTG) verabschiedet.
Beschlossen wurde, den Einzelwagen-Ladungsverkehr (EWLV) auf zunächst acht Jahre befristet finanziell massiv zu fördern.
Für die ersten vier Jahre sind dafür 260 Millionen Franken vorgesehen. Zudem will der Bund die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) mit nochmals 180 Millionen Franken unterstützen.
Finanziert werden soll dies auch durch einen Teil der Einnahmen aus der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA).
Noch während der ersten Förderperiode wird ein zweites Verfahren durchgeführt, das die zweite Förderperiode von 2030 bis 2033 betrifft. Auf Entscheidung des Parlaments kann eine dritte Förderperiode von 2034 bis 2037 beschlossen werden.
Das ist Musik in den Ohren von SBB Cargo. Nur scheinen alle die durch die SBB selber abgebauten Industriegeleise bei den Parlamentariern in Vergessenheit geraten zu sein.
Genau diese Anschlussgeleise wären die beste Voraussetzung für den Wagenladungsverkehr.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Gotthard- und Lötschbergbasistunnel wurde den Stimmbürgern vor vielen Jahren mit dem Argument „Güter von der Strasse auf die Schiene“ verkauft. Dummerweise vergessen die Politiker sehr schnell.
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Ich frage mich, wann übernehmen die CEO/Verwaltungsrat auch mal die Verantwortung für ihre Misswirtschaft ?
Viel Gehalt, viel Boni und wenn es darauf an kommt, wissen sie von Nichts oder verschwinden still und heimlich. Nachhaltigkeit Fehlanzeige ! Es zählen nur die zahlen im Geschäftsjahr.
Das Schlimmste ist aber das Hin-u.Hergeschiebe der Posten, und die Besetzung mit Leuten, die NICHT vom Fach sind.
…aber Studierte können und wissen ja Alles Besser !!! -
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass die CH Italien und Deutschland Entwicklungshilfe gewährt (Elektrifizierung, rollende Landstrasse mit Hub). Es ist endlich an der Zeit für unsere Infrastruktur (NEAT und andere Kunstbauten) Rechnung zu stellen statt Kohäsionszahlungen zusätzlich zum Handelsbilanzdefizit zu äufnen.
Ich sehe schwarz für die anstehende Volksabstimmung der „Bilateralen“… -
Da lebt einer in der Vergangenheit. Gütertransport auf der Schiene ist tot, da weder schneller, billiger noch qualitativ besser.
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Eine schöne Sammlung von Teilen, die dann doch kein ganzes Bild ergeben. SBB Cargo steht in einem sehr ungleichen Wettbewerb: Die Kosten der Schiene sind klar und einfach berechenbar und fliessen voll und ganz in die Preisbildung für Transporte auf der Schiene ein. Die Kosten der Strasse sind undurchsichtig und nicht einfach berechenbar. Diese Strassenkosten fliessen nur zu einem Teil in den Preis (z.B. Schwerlastabgabe, Vignette etc.) für die Nutzung ein. In beiden Fällen begleichen Steuerzahlende direkt oder indirekt das Defizit. Nur bei der Cargo ist das ein Problem… die Lobby der Strasse ist stärker und die Medien (inkl. IP) fallen darauf hinein – die Story ist ja auch schön einfach zu stricken. Die Lösung wären gleich lange Spiesse: Mehr Subventionen für SBB Cargo oder weniger Subventionen für die Strasse.
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Ein Bekannter von mir arbeitete bei dem Verein. Seine Aufgabe: Die potentiellen Kunden am Telefon an die privaten Lastwagenfirmen zu verweisen…
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Soso.
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einfach privatisieren und dann läuft es von selbst…
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Ich bin vom Autor schwer beeindruckt.
https://www.zo-online.ch/politik/2019-01-15/spiess-hegglin-bekehrt-wetziker-wutbuerger
Nicht ganz erschliesst sich mir aber, warum er in Medien publiziert, die ein Geschäftsmodell betreiben, welches Wutnähe mutmasslich miteinpreist.-
Publizist Mörgeli:
Interessant, vielen Dank. Ich wusste es nicht, bin aber auch nicht unbedingt überrascht.Wäre spannend zu wissen, was Streuli schreiben würde, wenn er vom Cargo-Chef Muhm zum Kaffee eingeladen würde.
Dass SBB-Cargo ein Trauerspiel ohne Ende ist, weiss die Nation seit langem. Dies nimmt Streuli vorweg und stützt die Tatsache mit mannigfachen Argumenten nach Belieben.
Das kann ich auch, würde aber die Prioritäten etwas anders setzen. Mehr schreiben kann ich nicht, weil das System es als zu lang zurückweist.
Wir werden noch einige Kapitel zu SBB-Cargo lesen.
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Herr Streuli darf mit Frau Spiess einen Verein gründen, um gleichen Lohn und Pension für nepalesische Lastwagenfahrer in Europa durchzusetzen,wie er selbst erhält.Und zwar für jede Stunde,die die Fahrer im Stau stehen.Zur Zeit als ich Abends um Sieben in Castion zwei Stunden aufs Postauto wartete und auf der Gotthardstrecke kein einziger Regionalzug fuhr,mag Wagenladungsverkehr funktioniert haben.Wenn dieser Herr Streuli wirklich jemals bei der SBB war,soll er sich doch im Fahrplan schlau machen,wie viele Züge dort heute halten und mal erklären,wie heute Wagenladungsverkehr funktionieren soll ?
( Vielleicht Morgens um 2 zu nepalesischen Löhnen ) -
Herrlich. Da erfährt man, dass der Autor die persönliche Grösse hatte einzusehen, dass persönliche Beleidigung etwas anderes ist als Kritik an einer Argumentation auf der Sachebene, und plötzlich stellen die weiteren Kommentare dessen Redlichkeit und Kompetenz in Frage, weil seine Haltung nicht ins eigene Weltbild passt.
Konnte man etwas anderes erwarten?
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LKW mit Dieselantrieb sind durch Nichts zu ersetzen.
SBB-C sollte umgehend in Diesel-LKW investieren. -
SBB Cargo hat ihre Daseinsberechtigung wenn sie 60 DC Container in Hamburg aufnimmt um sie in Genoa zu löschen.
Für die Güterbeförderung auf der Schiene innerhalb der Schweiz ist die Schweiz zu klein.
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Nein, das Strassennetz hatte die effizientere Lobby.
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Das ist die Aufgabe von
sbbcargo-international.com
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dieses jahr kommt mit waymo der erste anbieter von selbstfahrenden, elektrischen taxis in die schweiz. die elektrifizierung des schwerlastverkehrs hat auch schon begonnen. darum frage ich mich: wird die bahn in 10 jahren noch kunden haben, wird die bahn in 10 jahren noch gebraucht, sind bahnsubventionen überhaupt noch sinnvoll?
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@Eucken
interessante Neuigkeit mit Waymo in der Schweiz. Das sind tolle Perspektiven für die Boomer die in Rente gehen. Endlich eine Alternative zur SBB. Das wird ein Unterschied wie Übernachten im Massenlager versus Hotelzimmer. Dann bekommt die SBB ihre Kapazitäten für Gütertransporte auf der Schiene. Allerdings bräuchte es dann eine Gesetzgebung und nicht bloss einen Werbespruch: Für Güter die Bahn.
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Das Wahnsinnige ist, dass Jürg Streuli in allem recht hat!
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DAS DEFIZIT WIRD JA IMMER VOM STEUERZAHLER BEZAHLT.SO LANGE KANN MAN
IMMER DIE KUNDEN NICHT ERNST NEHMEN.DAS FUNKIONIERT SCHON JAHRE UND
WIRD WEITERE JAHRE SO WEITER GEHEN !!ODER BEWGEGT SICH IN BERN ETWAS !!-
Also Tastaturen mit festsitzenden Tasten sollte man auch ersetzen.
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DAS DEFIZIT WIRD JA IMMER VOM STEUERZAHLER BEZAHLT.SO LANGE KANN MAN IMMER DIE KUNDEN NICHT ERNST NEHMEN.DAS FUNKIONIERT SCHON JAHRE…
Das Wahnsinnige ist, dass Jürg Streuli in allem recht hat!
dieses jahr kommt mit waymo der erste anbieter von selbstfahrenden, elektrischen taxis in die schweiz. die elektrifizierung des schwerlastverkehrs hat…