Derzeit wird in den Medien des 150sten Todestags des Genfer Generals, Wissenschafters und Kartografen Guillaume Henry Dufour gedacht.
Jubiläen sollten aus historischen und zukunftsgerichteten Überlegungen die gebotene Achtung und der Respekt vor der Geschichte und ihren tragenden Persönlichkeiten entgegengebracht werden.
Die aus dem Wirken historischer Persönlichkeiten in Gesellschaft und Politik überlieferten und hinterlassenen Botschaften sind zu erkennen. Diese legten die Basis für unseren unabhängigen Rechtsstaat Schweiz.
Sie schufen Werte, welche die Eidgenossenschaft noch heute in ihrem innersten Kern zusammenhalten.
Jubiläen machen deutlich, dass Geschichte nie abgeschlossen ist. Gerade in Zeiten des Wertewandels und der Unsicherheiten.

Es gibt Grund genug, Dufour, diesem Schweiz-Macher, zu gedenken. Er wurde am 21. Oktober 1847 in schwierigster Zerrissenheit des damaligen Landes zum General gewählt.
Dufour musste die Abspaltungsbewegung des katholisch-konservativen Sonderbunds der Innerschweiz bekämpfen.
Die Einheit Helvetiens war in der Mitte des 19. Jahrhunderts am Zerfallen. Traditionalisten und Bewahrer stritten sich mit den Zukunftsschaffenden.
Die Radikalen gegen die Konservativen. Bundesstaat statt Staatenbund lautete die Losung. Die Religionsfrage befeuerte den Konflikt.
So schlossen sich die Innerschweiz, das Wallis und Freiburg zum Sonderbund zusammen. Die Tagsatzung mit den Abgesandten der Kantone verlangte die Auflösung des Sonderbunds.
Sie ernannte einen General. Dieser musste mit 100’000 Soldaten gegen den Sonderbund antreten.
Dufours Tagesbefehl vom 5. November 1847 schuf ein bleibendes eidgenössisches, staatspolitisches Fundament des Ausgleichs und der eidgenössischen Kompromisskultur.
Der Romand schwor seine Truppen im Sonderbundskrieg auf Versöhnung und Schonung des Gegners ein.
Es war die Handschrift eines verantwortungsvollen Offiziers und Bürgers. Dufours Befehl lautete: „Soldaten! Ihr müsst aus diesem Kampfe nicht nur siegreich, sondern auch vorwurfsfrei hervorgehen.“
„Man muss von Euch sagen können: Sie haben tapfer gekämpft, wo es nottat, aber sie haben sich menschlich und grossmütig gezeigt. Benehmt Euch als edel denkende und handelnde Krieger. Schont die Besiegten!“
Zum General berufen wurde Dufour contre-coeur. So erhob er Einwände: Er sei alt, gesundheitlich angeschlagen – alles, um im Sonderbundskrieg nicht die eidgenössischen Truppen anführen zu müssen.
Nie schielte er auf eine neue, glanzvolle Aufgabe mit steigendem militärischen Rang, immer hielt er seine moralischen Werte hoch.
Deutschschweizer Hardliner nannten ihn einen Hasenfuss; ein „Genfer Grossmaul“, einer, der unter der schweren Verantwortung einbrechen würde.
Dabei hatte er sich in Schlachten bewiesen. Schwer verletzt, lernte er Tod und Verderben durch Krieg kennen.
An Napoleons Kampf gegen die Engländer hatte Dufour teilgenommen, wurde schwer verwundet, als sein französisches Kanonenboot beschossen wurde und Feuer fing.
Als brennende Fackel konnte er sich nur durch einen Sprung ins Meer retten.
Sein Militärdienst in fremden Diensten entsprach des damals immer noch traditionellen Reisläufertums und militärischen Offiziersausbildung.
Er selbst bezeichnete sich als zum Soldaten geboren.
Der kurze Sonderbundskrieg ging nicht hasserfüllt und ohne grossen menschlichen und politischen Kollateralschaden zu Ende. Die Auseinandersetzung ermöglichte 1848, ein Jahr später, den modernen Bundesstaat.
Es handelte sich wohl um den kürzesten Bürgerkrieg der Weltgeschichte. Ende November, nach nur drei Wochen, war alles vorbei.
Gezählt wurden 100 Tote und Verwundete. Der tiefe Blutzoll ist auch Dufours militärisch hervorragender Strategie zu verdanken.
Nach dem Sonderbundskrieg wurde Dufour beauftragt, als Directeur de la Carte die schwierige Topografie der Schweiz kartografisch zu vermessen.

Die daraus resultierende „Dufourkarte“ ist eine Meisterleistung von Technik und Präzision; sie wurde 1865 nach grossem Einsatz, hohen Gefahren und eindrücklichem Einsatz fertiggestellt.
Zu Ehren Dufours liess der Bundesrat den höchsten Berg der Schweiz nach ihm benennen: die „Dufourspitze“. Sie liegt 4’634 Meter über Meer.
Der hohe Ex-Militär engagierte sich im Komitee des Internationalen Roten Kreuz. Das farblich verkehrte Schweizer Kreuz war seine Idee.
Dufours versöhnendes Wesen und sein Tagesbefehl bilden einen Eckpfeiler der eidgenössischen Kompromisskultur. Ihn störten die schon damals vorherrschenden Meinungskämpfe in der politischen Arena.
Das war ihm ein Ärgernis. Dufour lebte den Kompromiss – und er forderte ihn von allen ein, die im Land etwas zu sagen hatten.
Umso mehr fehlt eine solche Persönlichkeit heute.
Zuerst hart fighten, dann sich die Hand über einem Kompromiss reichen. Fechten mit starken Argumenten und Fakten, danach aufeinander zugehen.
Tempi passati: Eine desolate Streit- und Diskussionsmaschinerie gibt den Takt vor, was zum Verschleiss von Kräften führt und verunmöglicht, dass sich Denk- und Wissensgrundlagen ausbreiten können.
Kritische Denker sind nötiger denn je – die Beschaffung des F-35 hat das einmal mehr beschämend klargemacht.
Richard von Weizsäcker hatte recht. „Demokratie lebt vom Streit, von der Diskussion um den richtigen Weg. Deshalb gehört zu ihr der Respekt vor der Meinung des anderen.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Schweiz hatte 2 grosse Persönlichkeiten als Armeeoberkommandierende: Dufour und Guisan. Beide aus der Westschweiz, beide Glücksfälle für das Land in schwerer Zeit.
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Roger E. Schärer: Herzlichen Dank für Ihre Würdigung von G. H. Dufour. Am Montag den 14.Juli 2025 ist sein 150. Todestag.
Wer sich für den umfangreichen Lebenslauf von G. H. Dufour interessiert besucht sein einziges Museum:dufour-museum.ch
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Herzlichen Dank für Ihren Kommentar, motivierend mit allen eidgenössischen Werten.
Wir gedenken morgen Montag dem vielseitigen Offizier, Staatsmann und Wissenschafter, Massstab für uns alle heute in Politik und Armee.
Roger E. Schärer
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General Dufour verdient alle Ehrungen, weil er seinen Auftrag, den Sonderbund militärisch aufzulösen, in kurzer Zeit erfüllen konnte. Er wurde damit vielleicht die wichtigste Person in der Geschichte des Schweizer Bundesstaates. Allerdings war er kein Kompromiss-Politiker. Sein Glanzstück war die rasche Eroberung von Freiburg gemäss seiner Doktrin, mit massiv überlegenen Kräften aufzumarschieren und so den Gegner ohne Kampf zur Aufgabe zu zwingen. Danach waren seine Truppen dem restlichen Sonderbund erst recht massiv überlegen.
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Dufour oder Dunant? Wohl falsche Bildlegende…
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HEUTE DEMOKRATIE MIT VIELEN DUMMEN LEUTEN MACHT JEDEN STAAT
BANKROTT. BRAUCHT ES KEIN MILITÄR MEHR !! -
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Dufour in Ehren, doch der Krieg war nicht gerecht. Fair wäre gewesen, wenn die reformierten Kantone ihre Verfassung eingeführt hätten und die katholischen Kantone deren Eigenart hätten beibehalten lassen. Man wäre trotzdem föderiert geblieben. So aber war es nur eine gewalttätige Machtdemonstration der reformierten und vermeintlich „fortschrittlicheren“ Kantone.
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Wenn das Wörtchen wenn nicht wär!
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Wie war jetzt das mit dem Ständemehr?
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🕹️Wird zuerst die Zielsetzung -gemeinsam & klar messbar-festgelegt, gibt’s nachher i.d.R. nicht mehr viel zu debatieren. Ist das „gemeinsame“ Ziel jedoch 6x farblich entgegengesetzt, gibt’s am Schluss +/- eine 0-Runde im Kreis herum.Mit viel Kraft-& Ressourcen Einsatz✌️Analoge demokrat. Systemgrenz/en erreicht? Eine Systemische Selbstreflektion angezeigt ? eAdmin & eDemokratie?die 6W Fragen dazu?🪫
FYI: Das allg., globale Flugniveau wird ev. merklich hoeher, schneller & stuermischer. Die Luft duenner. Fasten your seat belt, pls✌️
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„….Umso mehr fehlt eine solche Persönlichkeit heute“. So ist es. Damit ist alles gesagt. So eine Persönlichkeit würde der Schweiz auch gut tun, FALLS überhaupt jemand so einer Persönlichkeit heute noch zuhören würde.
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ja grossvater früher war alles besser.besprecht ihr das beim seniorentee😀
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Gähn! was sollen diese doofen Kommentare eigentlich auf IP? Finden Sie das lustig?
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Ja Du youngspund, ihr besprecht das mit auf dem Handy an der richtigen Gesellschaft vorbei. Du bist vielleicht einmal froh um einen Grossvater.
Machs gut in der Kifferrunde.
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Dieser Artikel ist sehr interessant und enthält viel Weisheit, übersieht jedoch etwas Wesentliches: Bei der Tagsatzungsdebatte über den Sonderbundskrieg wollten die Liberalen (spätere FDP) einen radikalen General, wohl Ochsenbein, den vielerorts verhassten „Klosterschlachter“ der blutigen Freischarenzüge, zum General ernennen, und fast wie die Russen 1945 in Berlin vorgehen.
Die Kriegsentscheidung fiel aber mit nur einer Stimme Mehrheit – jener des Solothurner Liberalen und Katholiken Münzingers. Als Bedingung dafür forderte er möglichste Zurückhaltung und möglichst wenig Blutvergiessen unter einem General mit dieser Philosophie. Die Mässigung war also primär Münzingers Verdienst, nicht Dufours.
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Danke Clodia fuer die guten Hinweise
Habe mich mittels Wikipedia ueber Ochsenbein und Muenzigers informiert
Letztere sind beeindruckend -
Munzinger war aber nicht alleine, er hatte Kollegen, die gleichstellten wie er.
Schlussendlich hat Dufour den Krieg geführt und nicht Munzinger. Munzinger Beitrag bei der Erarbeitung der Verfassung war beachtlich!!
Insbesondere das Zweikammersysten mit der Aufwertung her Simmen der Kantone!! -
@Landolt,
Sie haben meine Aussagen nicht verstanden; und was Sie angeben stimmt nicht ganz.
Münzinger hatte wohl Kollegen mit ähnlichen Ansichten, ABER als die Stimmen gezählt wurden, brauchte die Kriegspartei noch eine Stimme um den Kriegsbeschluss zu bekommen, und Münzinger war die einzige Stimme, die sie noch bekommen konnten, aber nur mit seinen bereits erwähnten Auflagen. Sie können gerne die damalige Berichte und Protokolle lesen.
Österreich stand damals bereit, im Falle eines Blutbades einzugreifen; am Ende übten die Briten massivsten Druck auf die Österreicher aus, um ihr Angreifen als der Sonderbund am verlieren war zu verhindern.
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Sie weigern sich nicht mehr, den Gessler Hut zu grüssen und setzen sich die auf 1291 Exemplare beschränkte Narrenkappe gleich selber auf. Und bezahlen sogar noch dafür!
Make Switzerland neuter again!
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„Demokratie lebt vom Streit, von der Diskussion um den richtigen Weg. Deshalb gehört zu ihr der Respekt vor der Meinung des anderen.“
Respekt – ohne Dominanz und Usurpation.
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Hätte der General damals gewusst, dass er es mit einer der schleimigsten von Geld getriebenen Gesellschaft zu tun hat, hätte er vielleicht anders gehandelt. Eine Gesellschaft welche es nur durch einen korrupten Bundesrat im 1. Und 2. Weltkrieg gelungen war, das Fundament unserer Wohlstand zu erschaffen. Am Anfang war immer das liebe Geld, danach das wirre Bankgeheimnis für Nazis bis heute mit den zerzausten Machenschaften in GE und ZG in Bezug von Transaktionen im Bereich von Rohstoffen, wo einige wenige in ihren Büros jeden Tag Millionen verdienen und andere in den Mienen von Afrika quasi ihr Leben lassen. Ich glaube kaum, dass Henri Dufour darauf stolz wäre.
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Sehr geehrter Herr Schärer, Sie haben in Sehr vielem Recht, wie auch Herr René Zeyer, der auch schon mal zu diesem Thema in der NZZ (wo er lange Jahre der letzte (echte) Korrespondent (und auch Kenner) von Kuva war. Heute (20 Sekunden, Entschuldigung Minuten 😉) war
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Kleine Korrektur: ich meinte natürlich Kuba.
Für 20-Minuten (oder sollte ich sagen Sekunden 😉) das ist ein Land 😀
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Trump, Putin, Xi: Das sind erfahrene Staatsmänner mit Format und herausragende Strategen, die sich dem Wohl ihrer Nationen verpflichtet fühlen. In der Schweiz hat man Pianistinnen und Übersetzerinnen, die nach der Pfeife von Brüssel und Kiew tanzen.
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Putin und Xi sind kommunistische Diktatoren der übelsten Sorte. Ihre Völker würden sie zum Machterhalt, ohne mit der Wimper zu zucken, in den sicheren Tod schicken. Putin hat das teilweise schon in der Ukraine getan (1 Mio. Tote). Und Xi steckt seine Untertanen bevorzugt in Arbeitslager, in welchen unseren günstigen Konsumgüter gefertigt werden. Nur mit dem Ziel den Westen zu deindustrialisieren.
Trump hat zwar auch absolutistische Züge, aber er wurde immerhin von einer klaren Mehrheit der US-Amerikaner demokratische gewählt. Ich stimme zu, dass er ein paar Themen angegangen ist, bei welchen eine Änderung wirklich dringend Not tut. Über seinen Stil und die Wahl der Mittel kann man trefflich streiten. Gerade sein „Big Beautiful Bill“ zeigt aber, dass er durchaus an sich selbst und seine Günstlinge denkt. Und ein paar dunkle Geheimnisse aus seiner Vergangenheit schlummern noch unter dem Teppich.
Kein Vergleich mit Dufour, der tatsächlich Weitsicht bewies.
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Ja. Die Diktatur ist die Zukunft der Schweiz. Die Mehrheit der Schweizer sehnen sich nach einer Führung.
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Sag mir, dass Du das nicht ernst meinst.
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@Hä?
Ich bin überzeugt, dass er es ernst meint. Und ganz daneben liegt er auf jeden Fall nicht. Ich unterstütze seine Meinung. -
Zumindest scheint F a s c h i m u s auch in der Schweiz für einige wieder „die Lösung“ zu sein.
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Stamattina mi sono alzato,
Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
Stamattina mi sono alzato,
E ho trovato l’invasor.Oh partigiano, portami via,
Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
Oh partigiano, portami via,
Ché mi sento di morir.E se io muoio da partigiano,
Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
E se io muoio da partigiano, tu mi devi seppellir.E seppellire lassù in montagna,
Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
E seppellire lassù in montagna,
Sotto l’ombra di un bel fior.Tutte le genti che passeranno,
Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
Tutte le genti che passeranno,
Mi diranno «Che bel fior!»«E questo è il fiore del partigiano»,
Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
«Questo è il fiore del partigiano,
Morto per la libertà!» -
Schwache Menschen sehnen sich nach einer starken Führung.
Rüdisühli soll ein paar Jahre in einem Land verbringen, das von einem seiner angehimmelten Führern regiert wird. -
Abscheulich: Autokraten und einen Kriegsverbrecher zu verherrlichen. Früher gabs Si…einfach für solches Verhalten. Heute leider grosse Zustimmung!
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Was nehmen Sie? Wie ist die Diagnose, besteht noch Hoffnung auf Heilung?
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Trump, Putin, Xi: Das sind erfahrene Staatsmänner mit Format und herausragende Strategen, die sich dem Wohl ihrer Nationen verpflichtet fühlen.…
Gähn! was sollen diese doofen Kommentare eigentlich auf IP? Finden Sie das lustig?
Sag mir, dass Du das nicht ernst meinst.