Mit der Übernahme der Wochenzeitung „Fridolin“ zum Schnäppchenpreis von nur 275’000 Franken beherrscht die Churer Verlegerin Somedia jetzt auch den Medienmarkt Glarus.
Der bisherige Besitzer Stefan Wenkebach wurde zum Verkauf gerichtlich gezwungen. Profiteurin ist die Herausgeberin der bekannten Tageszeitung „Südostschweiz“.
„Somedia rettet Glarner Gratiszeitung“, titelte als Folge der Branchenblog „Persoenlich“. Doch das ist Blödsinn.
Richtig ist, dass sich das Bündner Medienhaus das letzte unabhängige Medium im Glarnerland handstreichartig gekrallt hat.

Innerhalb von nur 24 Stunden wurde in einer Koproduktion von Somedia, Sachwalter und dem Glarner Kantonsgerichts-Präsidenten einem Antrag stattgegeben.
Mit diesem wurde der Somedia der seit 1966 erfolgreiche Zeitungstitel „Fridolin“ übertragen – gegen den Willen des erst vor wenigen Monaten angetretenen Sanierers.
Der lang gehegte Traum des ehemaligen Somedia-Patrons Hanspeter Lebrument ist damit doch noch Realität geworden.
Lebruments Somedia ist dank dem „Fridolin“ der klare Monopolist im Print-, Radio- und TV-Markt, sowohl im Kanton Graubünden und neu auch im Kanton Glarus.
Eben in der ganzen, von den Lebruments aus kommerziellen Gründen erfundenen Südostschweiz.
Die „Glarner Nachrichten“, die einzige Tageszeitung im Kanton, gehören schon länger zum Konzern.
Wichtiger war aber die Gratiszeitung „Fridolin“; die konnte nun ebenfalls einkassiert werden.
Der Treuhänder Jörg Lutz war bei diesem Unterfangen seit Jahren die entscheidende Figur.
Lutz wurde nur Tage vor dem Tod des Verlegers Walter Feldmann 2019 von diesem zum Willensvollstrecker ernannt.
Aber Lutz interpretierte seine Rolle anders. Er führte das Unternehmen während Jahren weiter und steuerte es mit waghalsigen Transaktionen in immer gravierendere Schuldenkrisen.
Dies scheuchte auch das Kantonsgericht Glarus im November 2024 auf, welches seine Absetzung innert Tagesfrist verfügte.
Seit April 2025 ist Stefan Wenkebach Hauptaktionär des Fridolin-Verlages. Wenig später, im Mai, geriet der „Fridolin“ in eine stille, provisorische Nachlassstundung.
Dies mit einer Schuldenlast von über 3 Millionen Franken.
Zu den Hauptgläubigern zählte die Somedia, die für den „Fridolin“ in der Vergangenheit verschiedene Dienstleistungen erbracht hatte.
Wegen während längerer Zeit nicht bezahlter Rechnungen hatten die Bündner ein potentes Druckmittel, um die Übernahme des Verlags einzuleiten.
Es gab von Somedia beinahe tägliche Drohungen, dass man die Dienstleistungen kurzfristig einstellen würde, was die weitere Herausgabe des „Fridolin“ verunmöglicht hätte.
„Fridolin“-Besitzer Wenkebach kündigte in dieser schwierigen Lage an, dass er einen Investor gefunden habe.
Der sei bereit, mit 800‘000 Franken einzusteigen und damit die Rettung zu ermöglichen.
Das aber passte dem Sachverwalter nicht, ein Herr namens Edward „Edi“ Salib. Salib stellte Wenkebach ein Ultimatum zur Unterzeichnung des Vertrages mit der Somedia AG.
Wenkebach weigerte sich, den „Fridolin“ für 275’000 Franken zu verhökern. Daraufhin zog Salib den Fall zur Justiz.
Der Präsident des Kantonsgerichts erteilte dem Sachwalter letzte Woche die beantragte Befugnis. Salib konnte damit in eigener Kompetenz den Vertrag mit der Somedia unterzeichnen.
Dessen Rolle als neutraler Fachmann erscheint fragwürdig. Er offenbarte per Mail am 18. Juli, dass er „Fridolin“-Besitzer Wenkebach „nötigen“ würde, dem Verkauf an Somedia zuzustimmen.
Das allerletzte Wort ist noch nicht gesprochen. Es ist nämlich offen, wie das Kantonsgericht Glarus entscheiden würde, wenn Wenkebach innert Frist ein höheres Angebot gelänge.
Offenbar gibt es aktuell Aktivitäten, genau das zu schaffen.
Vielleicht ist der Jubel der Somedia über das Etablieren des Total-Monopols in der ganzen Südostschweiz verfrüht.
Besonders hohl tönen die üblichen Beschwichtigungen. So erklärte Somedia-CEO Thomas Kundert gegenüber dem „Kleinreport“:
„Wir freuen uns, dass (der ‚Fridolin‘) in seiner Unabhängigkeit und in vertrauter Form mit dem bewährten Team erhalten bleibt“.
Effektiv haben die Lebruments in Graubünden seit Jahren zur Genüge bewiesen, dass sie nicht nur ein Monopol betreiben. Sondern dass sie dieses durch extremen Konzernjournalismus auch für sich nutzen.
Der Autor befindet sich im Streit mit der Somedia um die Lizenz für Radio Grischa.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sagt ein Medienspekulant zum anderen Medienspekulanten: „Du Medienspekulant!“
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Somedia stellt sich wieder als Retter dar! Das was wirklich vorgegangen ist kann hier gelesen werden. Diese Vorgehensweise wurde bereits vor Jahrzehnten bei Kleindruckereien angewandt, und es funktioniert scheinbar immer noch!
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Fakt ist, dass Somedia nicht uneigennützig und aus purer „Nächstenliebe“ handelt, sondern nach GR ein weiteres Monopol in GL anstrebt. Die ganzen Machenschaften inkl. die Rolle des Sachwalters werfen viele Fragen auf, auf die es wahrscheinlich keine plausiblen Antworten gibt. Lassen wir uns überraschen, wie das Ganze ausgeht, denn das letzte Wort ist hier (hoffentlich) noch nicht gesprochen.
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In diesem Beitrag würde ich jeden Buchstaben zehnmal hinterfragen.
– Der Lebrument-Clan lässt sicher absolut keine Möglichkeit aus, den Einfluss zu sichern und zu erweitern. Das ist seit Jahrzehnten der Fall.
– Der Autor war selbst in „gehobenen“ Diensten von Lebrument und hat dann irgendwann die Fronten gewechselt. Mit Schawinski will er nun Lebrument mit Radio Grischa in die Schranken weisen.
– Wir haben einen Willensvollstrecker, der als Unternehmer und offenbar fehlender Strategie überfordert war. Niemals hätte er sich operativ dermassen in die Fänge des grössten Widersachers begeben dürfen.
– Wir haben einen neuen Besitzer, der einen Monat später mit 3 Mio Schulden in Nachlasstundung geht (!!!).
– Die Rolle des Sachwalters ist auch nicht klar. Jedenfalls lässt das Mail oben einige Zweifel offen und erst recht, wenn der Besitzer noch einen Käufer findet, der mehr bezahlt.
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Jetzt hören Sie schön auf, Herr Bühler. Hier geht es nicht ums Brechen von Monopolen, sondern um Selbstverwirklichung und Revanche. Jeder Bündner weiss, dass Sie eine offene Rechnung mit den Lebruments haben.
Schawinski hat das Radio- und Fernsehmonopol gebrochen, um seine „Monopolbrecher“ privaten Monopolisten zu verkaufen, die heute seichten Kommerz-Einheitsbrei senden. Selbiges gilt für den Sender Radio 1. CH-Media-News und Hits-Gedudel.
Wenn es Ihnen wirklich um Meinungsfreiheit und das „Brechen von Monopolen“ ginge, hätten Sie nicht mal eine Sekunde darüber nachgedacht, mit der Somedia zusammenzuarbeiten. Sie waren in Begriff, bei der Somedia Werbung zu kaufen und ihr ein Vorkaufsrecht für Ihren neuen Sender zu gewähren. Den bösen, bösen Monopolisten.
Sehr glaubwürdig. -
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print radio tv ist voll relevant für die alten kenne niemanden, der sowas konsumiert
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Stimmt.
Allerdings ist die Marke Fridolin im Kanton Glarus natürlich wertvoll und man könnte nebst Print für die Alten natürlich unter dem Namen auch einen Internetauftritt machen für die Jungen.
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Ja, liest unser heutige Jugend überhaupt noch Zeitungen, ob gratis oder im Abo und wollen sie sich überhaupt mit Politik beschäftigen? Da sind im Internet Angebote, die sich mit ihrer Selbstverwirklichung beschäftigen, viel spannender. Diese Einstellung gilt sogar für das lokale. Abgesehen davon, ist unsere Jugend nach PISA-Test laufend schlechter im Leseverständnis.
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Können Sie bitte Ihre bereits veröffentlichte Jörg Lutz Geschichte vom 13.12.24 (von Autor Beni Frenkel) in den Text verlinken?
Mit freundlichen Grüßen
Marco Helbling -
Ich kenne Ihre „Methoden“ aus erster Hand, meine Herren. Ihr seid keinen Deut besser. Hauptsache über die Somedia herziehen …
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Treuhänder sind scheibar aus Gier auch manchmal TreuHÄNDLER
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In Graubünden ist ein Sack Gerste umgefallen? Who cares?
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Schawinksi schlägt Schlachten von gestern. Ein überschätzter Mann. Mit seinem Kommerzradio hat er der Schweiz eigentlich nichts gebracht.
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Fridolin ist eine Glarner, nicht Bündner Zeitung. Titel falsch
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Wahnsinnig objektiver Gastautor. *ironieoff*
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Ist klar deklariert unter dem Text, daß Autor nicht völlig neutral ist.
Zudem ist in Graubünden und dem Glarnerland jedem bekannt, wie Somedia früher den Bündner Anzeiger angegriffen hatte (was eine rechtliche Auseinandersetzung gab) und all das andere unappetitliche Zeugs aus dem Hause Somedia mit den ebenso wenig appetitlichen Geschäftsmethoden. Was nicht heißt, daß Schawinski besser ist, aber Bühler selbst hat keine „Somedia“-Methoden an den Tag gelegt, wäre zumindest nicht bekannt. Lebrument und Schawinski passen eigentlich gut zusammen bzw. würden gut zusammenpassen wenn sie nicht in ihren jahrzehntelangen Hahnenkampf verwickelt wären („Medienspekulant“ usw.) …
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Somedia hat den Journalismus nicht erfunden.
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Bitte Hand 🤘 hochhalten❗️
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Ein Streit um ein defizitäres Feld-, Wald- und Wiesenblatt in der Pampa. “Who cares?” hätte Schawinski früher gefragt.
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Sie kennen , die Hintergründ nicht.
Eigendlich geht , es um ein lang vorausgeplanten Plan eines konkurenzierenden Verlegers, der Monopol sein will.Ich kann die Worte, nicht schreiben , in welcher Art und Weise dieser sein Ziel verfolgt.
Insiderin
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Schawinksi schlägt Schlachten von gestern. Ein überschätzter Mann. Mit seinem Kommerzradio hat er der Schweiz eigentlich nichts gebracht.
Sie kennen , die Hintergründ nicht. Eigendlich geht , es um ein lang vorausgeplanten Plan eines konkurenzierenden Verlegers, der Monopol…
Fridolin ist eine Glarner, nicht Bündner Zeitung. Titel falsch