Bekannt ist, dass die UBS ihr Investment Banking von heute 18’000 auf 16’000 Mitarbeiter verkleinern wird. Das dürfte aber eher die Sonntagsformulierung von Herrn Ermotti sein, die man ihm so kurz nach der Ernennung zum CEO wohl auch noch verzeiht. Am Ende der Strecke dürften aber realistischerweise nicht mehr als 10’000 ihren Arbeitsplatz noch behalten. Bei der Credit Suisse werden sich die Verhältnisse in ähnlicher Weise entwickeln müssen.
Etwas im Schatten des Investment Bankings steht das für die Schweizer Banken sehr viel wichtigere Wealth Management. Aber auch hier sind eher Stürme als weitere Beschaulichkeit angesagt. Ein sehr hochrangiges Mitglied einer Grossbank sagte mir, dass er von mindestens 25% weniger Mitarbeitern in den nächsten 24 Monaten in diesem Bereich ausgehe. Er führte sehr nüchtern aus, dass das Bankgeheimnis der Vergangenheit angehöre und die Schweiz somit auch in diesem Umfeld zunehmend der weltweiten Konkurrenz ausgesetzt sein würde. Die Konkurrenz wäre zukünftig nicht mehr nur eine andere Bank auf dem Bankplatz Schweiz, die dem Kunden die Vermögensverwaltung für 1.25% statt bisher 1.5 % anbiete, sondern z.B. eine italienische Bank in Milano, die diesen Service für lediglich 0.1% offeriere. Selbst wenn der Kunde also in der Schweiz gehalten werden könne, wäre die Marge deutlich bescheidener.
Die Schweiz hat zwar noch einige Trümpfe in der Hand, die es rechtfertigen, dass die hiesigen Institute ihre Dienstleistungen etwas kostenintensiver anbieten können und nicht auf dasselbe tiefe Niveau wie ausländische Mitbewerber absinken müssen, aber eine dramatische Gewinnerosion ist dennoch unvermeidbar. Das führt zwangsläufig zum massiven Abbau der rückwärtigen Dienste, ganze Hierarchiestufen werden gestrichen, und auch an der Front werden nur diejenigen weiterhin Kunden in nahen und entfernten Ländern besuchen können, die Resultate dergestalt vorweisen können, dass ihr ausgewiesener und erarbeitete Net profit für das Arbeit gebende Institut mindestens acht Mal grösser ist als das bezogene Gehalt inklusive Bonus.
Also, ein massiver Stellenabbau im Bankenbereich scheint ausgemachte Sache zu sein, nur haben sich die Wenigsten mit den Folgen bereits auseinander gesetzt. Sämtliche Bankangestellte mit denen ich sprach, glauben und hoffen, dass es „den anderen“ treffen würde. Aber auch die Banken selbst scheinen sich keine Gedanken zu machen, was mit dem Personal geschieht, das einmal den Batch abgeben musste. „Wir versuchen, Personen, die an der heutigen Position nicht mehr gebraucht werden, intern eine Alternative zu bieten“, ist die meistgehörte Antwort der Personalverantwortlichen ansässiger Institute. Aber für 20-25% gibt es keine Alternative mehr im Bankenbereich, weil er ganz einfach schrumpft.
Und wer die Chance eines Branchenwechsels hat, kann auch diesen nur mit grossen Schmerzen vollziehen, denn vergleichbare Positionen sind heute ausserhalb der Bank 20-30% tiefer honoriert. Das hat riesige Konsequenzen, nicht nur im unteren Salärsegment. Eine Person, die heute vielleicht 600’000 Franken verdient und an der neuen Positionen „nur“ noch 400’000, erscheint für „Normalverdiener“ immer noch als „Hochverdienender“, was auch stimmt, aber seinen Lebensstandard hatte diese Person und seine Familie auf 600’000 Franken, mit entsprechenden Verträgen für Hypotheken, Privatschulen etc. Das „sofort“ um 200’000 Franken zu kürzen, ist ein dramatischer Einschnitt für die meisten der Betroffenen. Auch in diesem Fall werden die Personen allein gelassen. Und es wird mehr Mitarbeiter treffen, als damals vom Grounding der Swissair betroffen waren. Auf Verständnis können die wenigsten derart in Not geratenen Personen zählen, der Neid der Nachbarn, der über Jahre aufgebaut wurde, schmilzt auch nur langsam. Im Gegenteil, sie werden sich freuen, dass es „dem Bänkler“ endlich auch etwas schlechter geht.
Ob der Zukunft in Panik zu verfallen, ist sicherlich ganz falsch, aber eine Strategie für den Tag X bereit zu halten, scheint mir heute sehr angebracht. Nur eine Idee zu haben, reicht allerdings nicht, man sollte schon auch prüfen, unter Umständen auch mit einem externen Berater, ob die Umsetzung realistisch ist oder nur ein Wunschtraum. Das wäre dann wieder vergleichbar mit „warten und (vergeblich) hoffen“.
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