Pierin Vincenz wird zur Unguided Missile des Finanzplatzes. Über Nacht schmeisst er der langjährigen Partnerin Vontobel den Kooperationsvertrag vor die Füsse.
Vincenz kündigt die Zusammenarbeit „auf Mitte 2017“, funkte die Bauernbank heute früh aus ihrem Sankt-Galler Kommandoraum. Man gründe mit Avaloq ein „Technologieunternehmen“.
Vincenz‘ Bombe erschüttert den Paradeplatz. Die Zürcher Vontobel hatte Vincenz vor 2 Jahren vor den Richter gezerrt mit dem Ziel, Raiffeisen für immer an die eigene Plattform zu binden. Nächste Woche ist Showdown, mit Vincenz und Vontobel-Chef Zeno Staub, die beide aussagen.
Jetzt steht die vermeintliche Siegerin Vontobel wie ein begossener Pudel da. Das eigene Avaloq-System ist viel zu gross ohne den wichtigsten Kunden, die Raiffeisen-Gruppe.
Vontobels Gegenschlag wirkt bescheiden. Man nutze das „Rückkaufsrecht“ für die 12,5 Prozent der Aktien, welche Raiffeisen für die Kooperation erhalten hatte.
Doch Vontobel, die sich nun vom Schlag erholen muss und dringend neue Kunden für ihre überteure Avaloq-Plattform braucht, ist lediglich Nebenschauplatz in einer der spannendsten Geschichten des Finanzplatzes.
Entscheidend ist nämlich, was bei der Raiffeisen passiert. Dort hat Vincenz unter lautem Kanonendonner soeben seinen grossen Feldzug ausgelöst.
Vincenz, der von Hause aus Investmentbanker ist, führt mit seiner Too-Big-To-Fail-Genossenschaftsbank einen hochriskanten Eroberungskrieg.
Das braucht Mut. Oder Übermut.
Vincenz baut mit Avaloq eine neue IT. Diese soll das Dialba-System, das noch aus der Höhlenzeit der Informatik stammt, komplett ablösen.
Ein schwieriges, gefährliches Unterfangen, das unter höchstem Zeitdruck gelingen muss.
Vincenz bleiben nur 3 Jahre, bis die Kooperation mit Vontobel endet. Dann braucht er eine effiziente Plattform für die Abwicklung von täglich Zig-Tausenden von Börsentransaktionen.
Es ist eine grosse Wette, die Vincenz eingeht. Doch es ist längst nicht die einzige.
Mit Notenstein hat Vincenz bereits bei der Vermögensverwaltung alles auf eine Karte gesetzt. Mit einer Investition, die sich bis jetzt auf gegen 700 Millionen belaufen könnte, will er diversifizieren.
Ob sich das Investment jemals bezahlt machen wird, ist höchst ungewiss. Mit den bisherigen Mini-Gewinnen braucht es mehrere Jahrzehnte, bis der Kaufpreis zurückbezahlt ist.
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Aber auch Notenstein ist nur eines von mehreren Wagnissen. Das vielleicht Verrückteste ist der Kauf einer Finanzboutique mit dem unbescheidenen Namen The Capital Management Group (TCMG).
Dahinter steckt Beat Wittmann, ein genialer Verkäufer mit bescheidenem Trackrecord, wenn es um die Performance seiner Anlagen geht. Soeben zündet Wittmann das nächste Marketing-Feuerwerk.
Wittmann schaffte es bei seiner ursprünglichen Firma, der Assetmanagerin Dynapartners, seine frühen Investoren Rumen Hranov und Roland Berger, eine deutsche Beraterin, loszuwerden.
Wittmann verweigerte Hranov und Berger den Einstieg bei TCMG, als diese zur neuen Mutter von Dynapartners wurde. Er wollte seine beiden Geburtshelfer nur an der Tochter beteiligt lassen.
Weil Hranov und Roland Berger dies ablehnten, kaufte sie Wittmann aus. Doch die Financiers, die beide finanziell auf Rosen gebetet sind, mussten nicht darben. Sie erhielten ihren Einsatz zurück – mit Zinsen für die ganze Laufzeit ihres Investments.
Wittmanns Angebot war erstaunlich grosszügig. Immerhin hatte seine Dynapartners meistens Verluste gemacht.
Doch Wittmann musste nicht in die eigene Schatulle greifen. Dafür hatte er seinen Freund und Vertrauten Pierin Vincenz.
Die beiden stammen aus den Bündner Bergen, ihre Familien sind seit Jahren eng befreundet.
Vincenz kaufte in mehreren Schritten Wittmanns Dynapartners respektive dessen neue TCMG. Rund 40 Millionen investierte Vincenz in ein Gebilde, das bisher noch wenig Zählbares vorweist.
Auch Vincenz musste nicht sein eigenes Geld riskieren. Dafür hat er das Kapital von Millionen von kleinen Genossenschaftern.
Wenn Wittmanns TCMG und die Notenstein Privatbank am Ende zu einem finanziellen Massengrab werden, dann könnte dafür in letzter Konsequenz der Raiffeisen-Genossenschafter als Besitzer der Bank geradestehen müssen.
Das dementiert die Raiffeisen zwar. „TCMG ist eine Aktiengesellschaft und eine Tochter der Notenstein Privatbank, welche ebenfalls eine Aktiengesellschaft ist“, führt ein Sprecher aus.
„Diese wird wiederum von Raiffeisen Schweiz Genossenschaft gehalten. Die Genossenschafter der Raiffeisenbanken haben überhaupt nichts mit der Finanzierung der Tochter und Enkelin von Raiffeisen Schweiz zu tun. Es handelt sich dabei um eine Innenfinanzierung, das heisst mit dem Kapital der Tochtergesellschaften. Sollten Sie anderes behaupten, wäre dies tatsachenwidrig.“
Das Thema ist seit Jahren umstritten. In der Literatur geht man zunehmend von Gruppenhaftung aus. Dabei muss die Mutter ihren Töchtern bei Schieflage unter die Arme greifen.
Mit Avaloq, Wittmann, Notenstein und zusätzlich Leonteq ist Vincenz wohl mit gegen einer Milliarde ins Risiko gegangen. Gleichzeitig stellt seine Raiffeisen bei einer Zinswende das grösste Systemrisiko für das Land dar.
Damit ist die Rechnung einfach.
Geht Vincenz Strategie auf, dann ist der Raiffeisen-Chef der Master-Blaster von Swiss Banking.
Erleidet er hingegen Schiffbruch, dann zahlt am Ende der Kleine die Zeche.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der krankhaft pubertierende Zampano will es noch einmal allen zeigen!
Vielleicht wird er bald einmal selbst an die Wand fahren mit seinem Raiffeisen-Schifflein und Notenstein-Beiboot.
Fragen Sie mal die Wegelin-Insider was sich da zusammenbraut.
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hahahahahaha…
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PV hatte schon mal die Idee, Avaloq in die Banken zu bringen. Leider hatte er Angst, weil er nicht die Management-Kapazitäten hatte. Heute hat er sie noch weniger. Gisel jetzt schon überfordert und überlastet, der Projektleiter ein Totengräber, Bogdan null Erfahrung. Wie will so etwas funktionieren? Ich werde kündigen, weil dies einfach zuviele Nieten sind.
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Guter Punkt, wäre interessant mehr zu erfahren. Eine denkbare – rein spekulative – und strategisch überlwgenswerte Option: Die neue Firma wickelt als Service Company auch das Wertschriftengeschäft für Raiffeisen ab. Als zweiten Schritt übernimmt sie auch die Operations von Notenstein. Wenn dann alles reibungslos läuft öffnet sie sich für Drittbanken (Fokus auf kleine Privat- und Retailbanken) – ähnlich Incore.
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Management by Titanic, perfekt geplant und abgesoffen…
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Raiffeisen ist wohl die erfolgreichste Bank der Schweiz!
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Jeder weiss es und doch sind in wenigen Jahren alle überrascht! Also mich als Aktionär anderer Banken freust dann.
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Goodbye Peach
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„Die Zürcher Vontobel hatte Vincenz vor 2 Jahren vor den Richter gezerrt mit dem Ziel, …“
Die Sache wird von einem Schiedsgericht behandelt und nicht von einem staatlichen Gericht.-
das ist pingelig und interessiert höchstens die Juristen
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Was nirgends zu lesen ist – wer soll jetzt konkret die Wertschriftenabwicklung ab 2017 machen? Das neue Gemeinschaftsunternehmen von A & R? Oder R wieder selbst? Oder A alleine über die Tessiner Tochter? Oder Notenstein? Hat da jemand nähere Info’s was da geplant ist?
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Das grösste Risiko an dieser Uebung ist der Projektleiter der hat ja schon das letzte Dialba Ablösungsprojekt in den Sand gesetzt
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Ich finde es einen cleveren Schachzug von PW. Bin aber deiner Meinung es wird allerdings einmal mehr an der Umsetzung scheitern da die gleichen Leute am Ruder sind.
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Ganz tolle Idee
Verband in Sg hat kein WS Know-How mehr…..
Avaloq freuts…..
Das Back-Office in SG stand schon mal vor dem Zusammenbruch – PV war bleich…. -
Das ist Bauern-Journalismus pur, was „lh“ hier betreibt. Schlecht oder gar nicht recherchiert, wie schon so oft hier auf seinem Blog.
Denn wenn man Leuten und Kunden von Raiffeisen spricht, tönt es ganz anders. Auch wenn die Bankensoftware scheinbar alt ist, arbeiten die Raiffeisenbanken gern mit der Anwendung.-
Denke auch, dass Vinzenz/Raiffeisen ihre Sache gut machen und Änderungen sind in der ganzen Geschäftswelt anzutreffen. Aktuell ist hier die CS etwas aus dem Schussfeld geraten. Aber man hofft immer noch auf einen baldigen Führungswechsel, welcher dort (dringend) notwendig wäre.
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Der Wechsel wird kommen, die Frage ist wann. Und noch wichtiger ist die Frage dass die CS die Kraft und den Mut zu einem Kulturwechsel hat. Der von Raffgier geprägte AngloStyle hat in der Schweiz wenig Anerkennung und Rückhalt. Und die Menschenwürde wird auch verletzt, wenn man eindimensional Menschen nur nach dem Geld wertschätzt . Es muss noch etwas anderes geben, was tief in der Personalität des Menschen verankert ist. Diese Topbanker Raffkes haben keine Ahnung wie sehr sie die Welt zum Schlechteren verändert haben.
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Kleine Anektote: letzthin brauchte ich einen kleinen Betrag in Pfund, also ging ich zum Schalter der Raiffaisen. Die sind ja so sympathisch. Leider musste ich nach einer Weile nach jemandem rufen, weil sich niemand blicken liess (haben die nicht gemerkt, dass ein Kunde wartet oder ist das egal?). Der Wechsel (für CHF 400) brauchte mind. 10 Minuten, und am Schluss antwortete das System nicht einmal mehr. Ich bekam dann einen handschriftlichen Beleg. Das mag in ländlichen Gefilden noch gehen für einen Moment, aber wirklich auf der Höhe sind die nicht.
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@ex CS: Fake Kommentar – peinlich!
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Ich finde es gut, dass Vinzenz es wagt, Vontobel zu zeigen, wo der Bartli den Most holt. Ob ich allerdings beim ganzen Wagnis Wittman an Board haben möchte? – Eher nicht.
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Was ist, wenn der Raiffeisen-Bartli den Most bei der Mosterei Vontobel holt und zurzeit nur von einem Lager zehrt?
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Die Wahrscheinlichkeit, dass wir als Steuerzahler am Schluss zahlen müssen erachte ich als gering. Dennoch kann es gut sein, dass mit den genannten Investments hunderte Millionen in den Sand gesetzt werden. Für Vincenz vorteilhaft ist, dass er keine professionellen Aktionäre hat, die ihm auf die Finger schauen sondern nur Hobby-Genossenschafter. Diese verstehen nichts von Strukis, Backoffice Operations und Asset Management.
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Das ist eben der Gag am Genossenschaftssytem. Die einzelnen Genossenschafter sehen nur „ihre“ lokale RB und ob sie Rendite abwirft. Also was kümmert’s was die RCH macht.
Dialbaprogramm für 300M in den Sand gesetzt da fällt das nicht mehr so gross auf.
Können wir nur hoffen, dass die neue „Technologieunternehmnung“ aus Sicht IT nicht auch so ein Bastelclub wird. -
Professionelle Aktionäre? Geiler Witz
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Professionelle Aktionäre? Von denen hat es bei CS viele. Das Resultat ist berauschend. Im Resultat sehe ich keinen grossen Unterschied zwischen Aktionärs-/Mgmt-Filz und ahnungslosen Aktionären.
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Professionelle Aktionäre? Geiler Witz
Kleine Anektote: letzthin brauchte ich einen kleinen Betrag in Pfund, also ging ich zum Schalter der Raiffaisen. Die sind ja…
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir als Steuerzahler am Schluss zahlen müssen erachte ich als gering. Dennoch kann es gut sein, dass…