Zeno Staub ist alles, was man will: gescheit, witzig, integer, loyal. Nur eines nicht: ein Dealmaker.
Für seine Bank Vontobel wird die Schwäche zum ernsthaften Problem. Während die Konkurrenz die Filetstücke schnappt, stehen Staub und seine Mannen weiter mit leeren Händen da.
600 Millionen hatte Staub für Übernahmen in der Kriegskasse. Nichts hat der Vontobel-CEO für Bankkäufe aufgeworfen.
Stets machte er Zweiter, Dritter oder gar nicht mit.
Diese Woche bei der Genfer HSBC. Der Private-Banking-Ableger des englisch-asiatischen Multis verkaufte 12 Milliarden Dollar Kundengelder, von Osteuropa bis Lateinamerika.
Zeno Staub bot mit. Er wollte den Deal. Er brauchte einen Erfolg.
Das Rennen machte die LGT. Das Fürstenhaus zieht auf und davon. Mit der Kerntruppe der früheren Sal. Oppenheim, einem hochrentablen Versicherungsteam der alten Clariden Leu, und jetzt HSBC.
Das gleiche passierte Staub vor ein paar Wochen mit Morgan Stanley. Auch die Amerikaner schlugen ihr Schweizer Private Banking los.
Die 10 Milliarden Assets waren für Vontobel zu wenig rein. Vor allem die Griechen-Gelder erachteten die Zürcher als risky.
Das Geschäft landete bei der Safra Sarasin. Die Schweiz-Brasilianer zeigten keine Berührungsängste.
Die Reihe kann beliebig verlängert werden.
Aufteilung der Hyposwiss? Den Deal machten zwei vermeintliche No names, die portugisische Espirito und die arabische Falcon.
Die Tessiner BSI? Dort soll die brasilianische Pactual vor dem Zuschlag stehen.
Morgan Stanley London? Ein Fall für die Credit Suisse. Julius Bär? Die wagt unter ihrem Hochseiltänzer Boris Collardi mit Merrill Lynch International den grossen Hosenlupf.
Warum gelingt Staub nie ein Deal? Was wird aus Vontobel und deren Private Banking?
Die zwei Fragen werden zum Stresstest.
An der Spitze der Vontobel liegen derzeit die Nerven blank. Konnten die Topshots ihre bisherigen Niederlagen mit verrückten Preisen und verseuchten Kundenbüchern schönreden, stehen sie nach der Pleite von Genf im Regen.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der HSBC-Deal hätte Vontobel gelingen müssen.
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Der war „Make it or break it“. Wenige Tage, nachdem die Zürcher Familienbank Langzeit-Partnerin Raiffeisen verloren hatte, die jährlich 40 Millionen Gewinn lieferte, wäre die Vontobel als Winner dagestanden.
Uns gibt es, wir machen vorwärts – so hätte die Botschaft gelautet.
Statt dessen haben die Vontobel-Chefs nun ein grosses Zwei am Rücken. Sie tragen das Stigma der ewig Übergangenen.
Die Frage nach dem Warum liefert eine vermeintlich simple Antwort. Doch sie trifft ins Schwarze.
Das Problem der Bank Vontobel ist ihr vermeintlicher Super-CEO.
Zeno Staub ist kein Pierin Vincenz. Einfach mal „abdrücken“ und dann schauen, wie’s weitergeht – das ist nicht Staub.
Der Banker, der nach einem Top-Studium ein eigenes IT-Unternehmen gründete und danach die Vontobel-Bank mit Zahlen und Controlling auf Vordermann brachte, braucht für jeden Entscheid eine Ewigkeit.
Bauchgefühl? Intuition? Wagemut? Bei Staub Fehlanzeige.
Staubs für Käufe von Konkurrenten und Akquisitionen von Kundenassets zuständige Leute haben diesen Ansatz verinnerlicht.
Unter Leitung von Direktor Claudio Frehner wird in jeder Due Diligance das hinterste und letzte Detail auf die Waage gelegt.
Statt „We can do it“ suchen Frehner & Co. das Haar in der Suppe.
Wo liegt der Hund begraben? Wo drohen Verluste? Wo Verfahren und Risiken?
Vontobels letzter Deal liegt Jahre zurück und war erst noch mini. Mit der Commerzbank Schweiz konnte man ein paar wenige Milliarden Vermögen ins Haus holen.
Zeno Staub trägt dafür die Verantwortung. Er hat mit seiner eigenen Vorsicht – die letztendlich nichts anderes als Ängstlichkeit ist – die ganze Bank zum gleichen Denken und Agieren erzogen.
Das Beispiel von Wegelin spricht Bände.
Staub wollte die Sanktgaller Privatbank kaufen. Im Herbst 2011 machte er Wegelin-Partner Konrad Hummler entsprechende Avancen.
Doch Staub blieb Staub. Er sagte Hummler, dass er die Wegelin zerlegen und sanieren würde.
Wenig später entschied sich Hummler für Vincenz und dessen Raiffeisen. Der Bündner Büffel hatte geschworen, die alte Wegelin am Leben zu erhalten.
Nun steht Staub mit leeren Händen da. Wegen des Streits um Wegelin-Nachfolgerin Notenstein hat Vontobel ihre lukrative Raiffeisen-Partnerschaft in den Sand gesetzt.
Staubs Dealmaker-Defizit könnte Vontobel teuer zu stehen kommen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das Zeno die Vontobel mit „Controlling“ auf Vordermann gebracht hat ist eine schlichte Übertreibung. Er liess jede Sparte Ihr eigenes MIS und ihre eigenen KPI’s zum Messen entwickeln….Millionen wurden ausgegeben für Beratungsleistungen um irgendwelche Wert-Treiber-Bäume zu erstellen, die dann anschliessend nie umgesetzt wurden. Zeno Staub hinterliess überall in sämtlichen Sparten nur ein Trümmerfeld. Als CFO gelang es ihm nicht irgendwelche gescheiten Steuerungskonzepte durchzusetzen, gescheite denn ein anständiges integriertes MIS auf die Beine zu stellen, als Spartenleiter Asset-Management hat sich die Profitabilität um keinen Millimeter verbessert, im Gegenteil wichtige Key Player (Steinmann) wurden ohne Anstand einfach „entsorgt“. Blitzgescheit nenne ich es auch nicht, wenn man so eine Nummer wie Frehner im Business Development noch durchfüttert…halt einfach ein Ja-Sager der vom Banking wenig versteht!
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Vontobel und damit auch CEO Staub machen vieles richtig. Was heute als mutlos bezeichnet wird, dürfte sich für die Zukunft der Bank positiv auswirken.
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Vontobel hat ein stockkonservatives Management, welches die Bank bisher vor jeglichen M&A Abenteuern bewahrt hat. Rückblickend war es sicher richtig, nicht auf alle „günstigen“ Gelegenheiten aufzuspringen. Insgesamt wirkt die Bank jedoch mutlos und dogmatisch, für einen Quantensprung, insbesondere Positionierung der Bank als internationaler Player, fehlt die unternehmerische Weitsicht (nicht nur bei Zeno Staub, sondern auch seinen Bereichsleitern).
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obige Analyse ist komplett daneben; wenn viele Players zu viel zahlen – ist es oftmals gescheiter NICHT mitzumachen ! dies vor allem in einer Branche wo die Margen komplett zusammenbrechen; UHNW’s zahlen heute teilw. nur noch 8bps ….somit ist „Vonti“ vielleicht die Kluegste von allen!
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Zeno Staub wird sicher nicht mehr lange am Steuer bleiben. Er ist sicherlich ein guter Mann aber CEO ist ihm eine Nummer zu gross.
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Bei den Assets, die aktuell auf dem Markt sind, muss man extrem vorsichtig sein.
Ich habe da furchtbare Portfolien gesehen, für die Gratis noch viel zu teuer wäre. Rentable, „schneeweisse“ Assets zu vernünftigen Preisen gibt es ja bekanntlich kaum am Markt.
Eigentlich kann man fast davon ausgehen, dass heute einer, der einen Zuschlag erhält, sehr viel bezahlt und hohe Risiken eingeht.
Vor diesem Hintergrund macht Vontobel die Sache sicher nicht falsch… -
LTG und Safra sind spezielle Banken mit eigenen Regeln. Die machen ihr Geschäft und sie machen es recht erfolgreich.
Vontobel ist Vontobel und sollte es bleiben.
Es wäre verrückt, andere kopieren zu wollen.Dass es Unsinn ist, bei einer kleinen Bank (Vontobel gehört dazu) mit Managern von Grossbanken operieren zu wollen, sollte auch klar sein (ausser Spesen nichts gewesen).
Dass es überall gute Leute gibt, jedoch auch schlechte, ist eine Binsenwahrheit. Dass sich die schlechten gerne bei grossen Organisationen breitmachen ist ebenfalls (sogar wissenschaftlich) bewiesen.
Der Chef macht den Unterschied!
Der Staub macht seine Sache richtig, aber Vontobel braucht eine klare Positionierung und die muss vom „Alten“, resp. den beiden „Alten“ kommen. Dann kann die Strategie formuliert werden.
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Lieber ein intelligenter Staub als ein Bauchmensch Vincenz, der Managing aus Helikoptersicht betreibt: Staub aufwirbeln und nachher alles in den Sand setzt.
Guten Morgen wacht auf!
T.Herren-
hahahahaha…
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Vontobel ist im Gegenteil sehr gut beraten, die Finger von problematischen Assets zu lassen. Reputation geht über alles, was sich ja auch HSBC gesagt haben muss. LGT hat offensichtlich wenig bis keine Hemmungen gegenüber der russischen und südamerikanischen Kleptokratie. Bei den übernommenen Brasilianern der Hyposwiss handelte es sich primär um Kunden, welche sogar der Clariden Leu bzw. der CS zu heiss geworden sind. Dank glücklicher Fügung fanden sie wieder zurück in die verständnisvolle Obhut von Rémy de Bruyn (ex Clariden, heute LGT CH).
Due Diligence im Schnellgang gemacht?-
Da bin ich gleicher Meinung. Die LGT scheint nach Aussen eine seriöse Bank zu sein. In Tat und Wahrheit ist die Realität jedoch eine andere. Wenn die Assets erst einmal in Liechtenstein gebucht sind, muss sich die LGT eh keine mehr Gedanken machen. Niemand getraut sich dort, die LGT anzugreifen geschweige denn zu verklagen.
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@Max: sehe ich anders, aus dem Dresdner-Trash-Assets-Debakel sind sicher die nötigen Schlüsse gezogen worden, und die Due Dilligence und die Compliance-Prüfung sicher entsprechend gemacht worden. Was anderes kann man sich heute ja nicht mehr leisten, ausser Safra….
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Besser das Geld auf del Konto als der haufen Schrott der zur Zeit angeboten wird zu kaufen! Und sollten sie doch was kaufen kommt doch so oder so Kritik von IP „Grössenwahn“ „Kulturen passen nicht“ wir kennen es ja….
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Sorry LH: hab selten was Dümmeres gelesen. Vontobel ist vor dem Hintergrund des bevorstehenden AIA gut beraten, vorsichtig zu agieren. Lieber auf eine Akquisition verzichten, als neue ‚Altlasten‘ für teures Geld einkaufen. Die Strategie von Vontobel ist absolut richtig. Die jüngst vermeldeten Übernahmen werden den neuen Eigentümer noch so richtig um die Ohren fliegen. Wer zuletzt lacht, lacht dann am besten.
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Ja, strategisch ist zumindest von aussen nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Problembeladene, ertragsschwache Privatbanken der Konkurrenz zu überlassen ist aber als Stärke und nicht als Schwäche anzusehen. Und: die meisten Konkurrenten würden vor Glück strahlen auf so einem Haufen Cash zu sitzen. Kurzum: Vontobel hat ein Luxusproblem.
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Den Leiter des DD (Claudio Frehner) mit ein paar MD-Kinder von Grossbanken ersetzten und dann gibt’s die Vontobel in einer Dekade nicht mehr. Wäre wohl auch nicht die beste Lösung für den Finanzplatz.
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Schwacher Bericht. Wenn ich die letzten Übernahmen analysiere waren die Folgen meistens gleich. Zuviel bezahlt, die Kosten explodieren für die Integration, unsauberes Geld.
Am ende des Tages bleibt nicht viel übrig. Bin komplett anderer Meinung.
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Ja so wird Vontobel selbst zum Takeover-Kanditat.
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Mit Staub hat man einen in jeder Hinsicht typischen Stäbler zum CEO gemacht. Er ist auch beliebig ersetzbar.
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Wohl selber von Staub ‚entfernt‘ worden und deshalb noch etwas frustriert.
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obige Analyse ist komplett daneben; wenn viele Players zu viel zahlen - ist es oftmals gescheiter NICHT mitzumachen ! dies…
Vontobel und damit auch CEO Staub machen vieles richtig. Was heute als mutlos bezeichnet wird, dürfte sich für die Zukunft…
Mit Staub hat man einen in jeder Hinsicht typischen Stäbler zum CEO gemacht. Er ist auch beliebig ersetzbar.