Wenn Pierin Vincenz auf Weltreise ist, dann schmeisst sein Stellvertreter Patrik Gisel den Laden. Gisel ist Vize-Chef der grossen Raiffeisen und gilt dort als Mann der Zahlen und Informatik.
Dort steht für die Dritte Bankenkraft im Land ein Jahrhundertprojekt an. Mit Avaloq, einer führenden Banken-Software-Firma, will Gisel auf der grünen Wiese eine der grössten Banken-Fabriken hinstellen.
Das Vorhaben ist ehrgeizig – und geht ins Geld. Insider veranschlagen die Kosten auf eine stolze dreistellige Millionenzahl.
In drei Jahren muss die Raiffeisen-Avaloq-Technologiefirma, wie das Kind derzeit noch heisst, ans Netz gehen. Dann nämlich endet die Kooperation der Raiffeisen mit der Zürcher Vontobel.
Gisel, die ewige Nummer 2 der Raiffeisen, ist Präsident der neuen Tochter, der CEO kommt von der Avaloq.
Für Gisel ist es der x-te Versuch, das zentrale System der Raiffeisen-Gruppe mit ihren 300 Banken in jedem Tal der Schweiz abzulösen.
Dieses trägt den Namen „Dialba“ und stammt aus den Urzeiten der Informatik.
Wenn ein Kreuzlinger in den Ferien in Zermatt seinen Saldo wissen möchte, muss der Raiffeisen-Berater zum Telefon greifen und bei den Kollegen am Bodensee nachfragen.
Vor 10 Jahren nahm die Raiffeisen unter Gisel einen ersten Anlauf. Damals war die Idee ebenfalls, die IT-Services mit einer eigenständigen Tochter für die ganze Raiffeisen-Gruppe zu erbringen.
Diese Raiffeisen Informatik AG mit Sitz in Dietikon ZH, wo die Raiffeisen ihre IT-Zentrale hat, wäre dann auch weiteren Banken offengestanden.
Die Raiffeisen Informatik hob nie ab. Nach ein paar Jahren wurde sie still und leise liquidiert und begraben.
Das Problem „Dialba“ war damit selbstverständlich nicht vom Tisch.
Während die UBS mit einer Milliardeninvestition ihr Ursystem namens Abacus auf Vordermann brachte und die CS ständig an ihrem WS-80 herumflickte, liess sich die Raiffeisen Zeit.
Vor knapp 3 Jahren entschieden sich Gisel und seine Informatik-Chefs für IBM. Das US-Unternehmen wurde beauftragt, den alten Host durch moderne Maschinen abzulösen und die bestehende Kernsoftware zu modernisieren.
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Das Projekt „Dialba 2020“ war geboren. Auch dieses zeichnete sich durch ein kurzes Leben aus. Nach gut einem Jahr, im Sommer 2013, zogen die Raiffeisen-Chefs den Stecker. Es kam zu Rechtsstreitigkeiten.
Nun verschärfte sich die Lage. Gleich zwei Probleme überlagerten sich, von denen jedes für sich das Potenzial zum Albtraum hatte.
Die Zürcher Privatbank Vontobel hatte Raiffeisen Ende 2012 vor ein Schiedsgericht gezerrt, obwohl diese ihr grösster Einzelkunde war. Vontobel wollte Raiffeisen verbieten, ihre von der Wegelin übernommene Notenstein zu einer Konkurrentin auszubauen.
Vontobel war für Raiffeisen mehr als nur eine Produktelieferantin. Die Zürcher erledigten auf ihrem eigenen Avaloq-System auch grosse Teile der Wertschriftenabwicklung für die Raiffeisen.
Im Juni kam es zum Knall. Überraschend kündigte die Raiffeisen die Kooperation auf Ende 2017 und setzte bei der IT auf Avaloq.
Jetzt drängt die Zeit. Und Patrik Gisel, der bisher das Informatik-Problem nicht lösen konnte, muss erfolgreich sein.
Zur Seite stehen Gisel alles Leute, die schon lange bei der Raiffeisen in der Informatik das Sagen haben und mitverantwortlich sind für das bisherige Scheitern.
IT-Chef ist Damir Bogdan, der zusammen mit Gisel in der obersten operativen Führung der Raiffeisen-Zentrale sitzt.
Bogdan leitet die Informatik seit 2008, schon zuvor war er für die IT-Architektur der Raiffeisen und damit für die grossen Fragen zuständig. Im Joint Venture mit Avaloq sitzt er als Mitglied im dreiköpfigen Verwaltungsrat.
Eine wichtige Rolle spielt Adrian Töngi. Töngi leitet die Front-Services und gehört ebenfalls seit Jahren zum Inner Circle der Raiffeisen Informatik.
Schliesslich gibt es noch Rudolf Kurtz. Er trägt die Bezeichnung Bereichsleiter Projekte, und auch er zählt zu den einflussreichen Informatik-Chefs im Raiffeisen-Headquarter in St. Gallen.
Kurtz und Töngi sitzen im Leitungsteam der neuen Raiffeisen-Avaloq-Tochter. Dieses hat ihren Hauptsitz in Dietikon, wo die Raiffeisen Informatik seit langem zuhause ist. Insgesamt wird das IT-Unternehmen rund 250 Mitarbeiter beschäftigen.
Das viele Pendeln von St. Gallen ins Limmattal dürfte beim Mammutprojekt das kleinste Problem sein.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zitat 1: „Wenn ein Kreuzlinger in den Ferien in Zermatt seinen Saldo wissen möchte, muss der Raiffeisen-Berater zum Telefon greifen und bei den Kollegen am Bodensee nachfragen.“
Frage: Genossenschaftsprinzip Raiffeisen nicht verstanden, Herr Hässig?
Zitat 2: „Die Raiffeisen Informatik hob nie ab. Nach ein paar Jahren wurde sie still und leise liquidiert und begraben“
Frage: still und leise liquidiert und begragen – ist sie nicht einfach in RCH integriert worden um die Kosten zu optimieren?
Zitat 3: „Dieses trägt den Namen “Dialba” und stammt aus den Urzeiten der Informatik.“
Aussage: Dialba 2000, wie die Applikation korrekterweise heisst, wurde im Zusammenhang mit der Jahrtausendwende als erste Applikation geschaffen, welche einen Systemcrash überstanden hätte, sofern es einen gegeben hätte. Dialba 2020 konnte durch IBM nicht realisiert werden – Avaloq 2017 ist sehr sportlich aufgestellt, wird bis 2017 nicht realisiert werden können, da bin ich absolut davon überzeugt – aber sind wir mal ehrlich… Welches IT Projekt wurde denn bisher rechtzeitig fertiggestellt? Durch die immer neuen regulatorischen Vorschriften ist es schlichtweg auch nicht möglich, heute ein System zu „bauen“, welches in 3 Jahren noch „verhebt“
Es grüsst der Kenner
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Hätte noch was zum Kreuzlinger in Zermatt.
Welcher Kunde der Thurgauer KB kann auf einer Filiale der Wallisser KB seinen Kontostand abfragen?
Also die Raiffeisenbanken heissen zwar alle Raiffeisenbank, sind aber grundsätzlich eigenständige Banken, mit eigenen Bilanzen.
Als Dach über den einzelnen Banken fungiert die Raiffeisen Schweiz als Dienstleister für die einzelenen Raiffeisen Genossenschaften/Banken.Oder anders gesagt, der Wohnungsschlüssel von Meier aus dem Unterdorft passt käumlich zur Wohnung von Meier aus dem Oberdorf nur weil beide Wohnungen von Personen mit demselben Familiennamen bewohnt werden.
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an Chraledan, Clude und Konsorten:
Dass die Geschichte mit IBM nicht funktionieren kann, wussten die einfachen IT-Mitarbeiter schon lange. IBM hatte ein ähnliches Projekt bereits mal in den Sand gesetzt. Dies wurde den Vorgesetzten auch eindringlich dargelegt. Aber nein – man hat natürlich den Hochglanz-Charts mehr geglaubt. Konsequenz: völlige Desillusionierung…-
Diese einfachen Mitarbeiter, sind wohl aus guten Grund einfach 😉 Als Unternehmerin ist mir durchaus bewusst, dass jede Entscheidung gewisse Folgen nach sich zieht. Ich als Führungsperson mit verantwortlich dafür, ein Projekt abzusegnen oder nicht –> ob es erfolgreich wird oder nicht, sieht man jeweils erst im Nachhinein. Wenn SIE es schaffen, Erfolg und Misserfolg vorauszusagen, hoffe ich, dass Sie bald Unternehmer sind oder zumindest in einer leitenden Position. Ansonsten, lächerlich…
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Eben, alte Story, allen bekannt
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Höchst Risiko. Die gesamte Konvertierungsengine von IBM wurde genau von einem Experten beherrscht. -> No go für so ein grosses Projekt. War aber wohl nicht der Grund für’s Scheitern.
Engine wurde bis dato nie für eine solche Menge unterschiedlicher Ausgangstechnologien eingesetzt.
Businesslogik ist/war über die Ausgangstechnologien verteilt oder zumindest die Businessdomains. Die Komplexität des Vorhabens wurde schlichtweg unterschätzt.
Da hatte es Aschenputtel einfacher, ihm halfen die Tauben. Ach wie gerne hätten wir doch alle, dass Märchen wahr werden.Nach ausmessen aller Teile meinte der Verkäufer aus dem Management, wir brauchen zwei Tage. Der einfache Handwerker vor Ort nach kurzem Augenschein: „Was zwei Tage! Vier ist eher angemessen.“
Schlussendlich waren es 3.5 Tage.
Soviel zum „einfachen“ Angestellten. Manchmal hilft Praxis mehr als akademische Ausbildung ohne Erfahrung.Aus Fehlern lernt man. Aber wer denselben Fehler zweimal macht, ist dumm. Das Dumme in grossen Firmen ist, dass dieselben Fehler immer wieder gemacht werden – aber eben nicht von denselben Leuten.
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Ein neues Kostengrab !
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Jeder darf von Raiffeisen halten, was er will. Aber im Titel „Raiffeisen-Versager“ zu setzen, ist voll daneben und auch eines Online-Mediums nicht würdig. Herr Hässig dürfte einen kurzen juristischen Check gemacht haben, bevor er das schrieb, damit er an zivil- und/oder strafrechtlichen Folgen gerade noch knapp vorbeischrammt.
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Bei anderen Banken hat das Versagen in Projekten für den PL Konsequenzen nur in SG wird weiter gewurschtelt (und wir dürfen bezahlen)
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Der Gisel führt Raiffeisen ins das Chaos. Eine Fehlbesetzung. Woher kommt er? UBS. Es ist nichts anderes zu erwarten.
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Bewerbungen für die neue Firma (New gen ) werden jetzt entgegen genommen, Frauen bevorzugt
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was steht hinter dieser it-strategie? Die IT liefert die Grundlage für die neuen Banken-Geschäftsmodelle. Denn zu geschäftsöffnungszeiten anrufen will heute keiner mehr für irgendwas. Die Daten müssen überall mobil verfügbar sein. Raiffeisen muss aus der „Steinzeit“ raus. mo thru fri und nine to five ist schon ein stück Wirtschaftsgeschichte.
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Steinzeit? 9 – 5?
Raiffeisen war die erste Bank mit echtem Mobile Banking, in welchem auch Zahlungen, Börsenaufträge etc. gemacht werden konnten:
http://www.raiffeisen.ch/web/mobile,+apps+_+co.
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Als ehemaliger Unternehmensberater mit langjähriger Erfahrung als Projektleiter von Gross- und Krisenprojekten erachte ich dieses Joint Venture als optimale Lösung für die Raiffeisen.
Die unternehmerische can-do Kultur von Avaloq in Kombination mit der Kultur der Raiffeisen passt gut für die Situation. Ein hartes Enddatum sorgt für den nötigen Drive und „sense of urgency“. Krisen, wird’s deshalb trotzdem im Projekt geben. Das gehört nämlich dazu.
Wer noch nie selbst ein grosses Projekt geleitet hat, sollte sich mit reisserischen Aussagen zurückhalten.
Ich wünsche dem Projekt jedenfalls bestes Gelingen.
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Bewerbung schon abgeschickt? 😉
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Was für einen Mist schreiben Sie?
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Die Story interessiert keinen Knülch.
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Es fällt auf:
Herr Hässig ist immer hässig auf Reiffeisen.
Was mag der Grund dafür sein!? -
Wenn jemand den Laden kennt, weiss er ganz klar
dass dieses Projekt abstuerzen muss.
Dann erhöht Vontobel die Preise……es braucht neue Leader mit allen Vollmachten,
keine Kader aus einem Wohlfühl-Umfeld…… -
Alte Story, von Herrn Hässig neu aufgewärmt, wird immer peinlicher.
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nix aufgewaermt
sehr gut recherchiert… -
Sie haben recht.
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Die Raiffeisen-‚Experten‘ werden auch dieses IT-Grossprojekt an die Wand fahren. Da gehe ich jede Wette ein. Der damit verbundene Imageschaden für Avaloq ist dann nur noch eine unschöne Randnote.
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Ist es eigentlich schön mit dem „Boulevard Journalismus Strom“ zu schwimmen? In anderen Worten den gleichen unqualifizierten Blödsinn von sich zu geben.
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Könnten Sie es besser? Dann bewerben Sie sich doch!
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Avaloq hat den Lead, nicht Raiffeisen.
Und den Titel „Raiffeisen-Versager“ wäre schon fast eine Klage von wegen Rufschädigung Wert. Solche Aussagen finde ich persönlich nicht wirklich nötig.
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@Pat: bitte zurück ans Bügelbrett.
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@Kompiuterschpezialischt: Pat heisst Patrick
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@Pat: bitte zurück an den Rasenmäher.
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Ja?
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Raiffeisen – Versager trifft die Sache ziemlich genau. Gisel ist bekannt dafür sich während der Arbeitszeit vor allem um seine privaten Interessen zu kümmern.
Mit Töngi und Kurtz sitzen zwei im „Leistungsteam“, die sich in den letzten Jahren vor allem mit Intrigieren und Wegmobben von Konkurrenten hervorgetan haben.
Die Verhinderungkultur, die in St. Gallen herrscht, wird auch dieses Projekt zum Scheitern bringen.
@Kobler: Selten so einen Schwachsinn gelesen, der Kommentar zeugt von absoluter Unkenntnis.
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Bewerbung schon abgeschickt? ;)
an Chraledan, Clude und Konsorten: Dass die Geschichte mit IBM nicht funktionieren kann, wussten die einfachen IT-Mitarbeiter schon lange. IBM…
Höchst Risiko. Die gesamte Konvertierungsengine von IBM wurde genau von einem Experten beherrscht. -> No go für so ein grosses…