Club 12151 im Distrikt 2000 mit der Charter Nr. 1734 ist im weltumspannenden Rotary-Reich besonders speziell. Offiziell ist es der Stadt-Zürcher Rotary, unter Insidern heisst er kurz Rotary 1.
Es ist eine der ältesten Sektionen, gegründet vor 88 Jahren. Und sie wählt sich ihre Mitglieder aus. Wer es in der Schweiz zu etwas bringt, wird vom Rotary 1 hofiert.
Wer dazugehört, ist nur für die Eingeweihten bestimmt. Die Mitgliedersuche auf rotary-zuerich.ch ist Passwort-geschützt. Öffentlich bekannt gemacht wird nur das Stammlokal. Es ist das Hotel Widder, ein UBS-Investment. Dort treffen sich die Rotarier von Zürich 1 zum wöchentlichen Freitagslunch.
Eine schriftlich vorliegende Liste mit rund 180 Rotary-1-Clubmitgliedern bringt einen „quirky“ Mix von bekannten und weniger bekannten Figuren aus einem breiten Spektrum zum Vorschein.
Viele Banker, vor allem aus dem CS-Reich, einige Bauunternehmer, die sich immer gut vernetzen, honorige Zürcher Politiker, einige Professoren, ein Kinderarzt und Partner von Beatocello, NZZ-Journalisten, eine bekannte Architektin und ein Pfarrer. Und: viele abgehalfterte Top-Manager.
Vom CS-Imperium springen die beiden Vorgänger des jetzigen Präsidenten ins Auge, Walter Kielholz und Hans-Ulrich Doerig. Ebenfalls dem Einflussgebiet der Grossbank zuzurechnen sind die Zürich-1-Rotarier Rolf Dörig, Ex-CS-Spitzenmanager und heute Präsident der Swiss Life, und „Comeback-Kid“ Thomas Wellauer.
Der allerdings musste die CS vor einem Jahrzehnt nach der gescheiterten Allfinanz-Strategie verlassen und bei der Basler Novartis seinen Ruf zuerst wiederherstellen, bis ihn Förderer Kielholz kürzlich zu seiner Swiss Re holte, wo es Wellauer als oberster Stabschef zurück ins Zürcher Finanzestablishment gespühlt hat.
Auch unter den Politikern sind die der CS nahe stehenden Figuren in der Überzahl. FDP-Urgestein Ulrich Bremi gehört als Ex-Swiss-Re-Präsident zum Netzwerk der Grossbank, der freisinnige Zürcher Ständerat Felix Gutzwiller war lange VR-Mitglied der CS-Tochter Clariden Leu, Wirtschaftsanwalt Peter Forstmoser ist Partner bei Niederer Kraft & Frey, die viele Mandate von der CS erhält, PR-Mann und FDP-Kantonsrat Urs Lauffer gilt als enger Vertrauter der obersten CS-Führung.
Während die CS mit aktiven Powerplayern im Rotary 1 vertreten ist, zählen die Vertreter der UBS, die immerhin das Club-Lokal stellt, nicht zur ersten Garde. Thomas Escher aus der gleichnamigen alten Industriefamilie ist zwar vermögend, aber als IT-Topmann nicht Mitglied der obersten Führung der Grossbank.
Anstelle von aktiven Führungspersönlichkeiten sitzen von der UBS ehemalige Spitzenkräfte im Rotary 1, welche die Zügel der Macht längst aus den Händen geben mussten.
Peter Wuffli, CEO der Subprime-Ära der Grossbank, ist ebenso im Club dabei wie Eric Honegger, tragisch gescheiterter Präsident der Swissair, der wegen der Turbulenzen um die nationale Airline damals auch aus dem VR der UBS zurückgetreten war.
Mit Robert Studer gehört ein Ex-UBS-Präsident zum Rotary, der als Verlierer in die Geschichte eingegangen ist. Studer verärgerte Mitte der 1990er Jahre die jüdischen Organisationen mit dem Ausspruch, bei den nachrichtenlosen Vermögen auf Schweizer Konten handle es sich um „Peanuts“. Studer machte bei der Fusion von UBS und Bankverein im 1998 vorzeitig Platz für die nächste Generation.
Zum Lager der frühzeitig Ausgeschiedenen gehören auch CS-Vertreter. Renato Fassbind gab relativ jung den Job des CS-Finanzchefs ab, Heinz Wuffli, Vater von UBS-Peter, musste in den 1970er Jahren infolge des „Chiasso“-Milliarden-Skandals als CS-Chef über die Klinge springen.
Unter den bekannten Gesichtern im Rotary 1 finden sich einige Professoren. Georg Kohler von der Zürcher Philosophie gehört dazu, ebenso wie Kollege Hans Caspar von der Crone von der Zürcher Juristerei, wobei von der Crone auch ein bekannter Wirtschaftsanwalt ist.
Auch Exoten sind im Elite-Club dabei. Niklaus Peter ist reformierter Pfarrer, Tilla Theus Architektin, zwar mit hohem Bekanntheitsgrad, aber von ihrer Arbeit her eher Künstlerin als karrierebewusste Netzwerkerin.
Interessant sind der wichtigste Vertreter der NZZ und jener der Nationalbank, die vom Zürcher Wirtschaftsblatt freundschaftlich verbunden publizistisch begleitet wird.
NZZ-Feuilleton-Mann Martin Meyer ist im Rotary 1 und spielt auch in anderen einflussreichen Institutionen wie dem Schweizerischen Institut für Auslandforschung eine führende Rolle.
Zuletzt wäre da noch Philipp Hildebrand, gefallener Nationalbank-Hero. Er gehörte bis vor kurzem ebenso zum Club aller Serviceclubs wie Markus Neuhaus, Chef von PwC, welche seit Jahren die Bücher der SNB kontrolliert und in der Hildebrand-Affäre mit einem Gutachten dem SNB-Chef zu Hilfe eilte.
Ob Hildebrand im Rotary bleibt, ist offen. Der vor Jahren gefallende CS-Banken-Star Lukas Mühlemann liess die versammelten Rotarier einst wissen, dass er als Ex-Topshot keinen Wert mehr für die Mitglieder habe. Sagte es und zog von dannen.
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Club der Crooks?
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Felix Gutzwiller – seines Zeichens CL – Verwaltungsrat wird wohl auf Anfrage erklären wie er sich dazu stellt für den „Wirtschaftsstandort Zürich“ einzustehen aber kein Widerwörtchen zu seinen CS-Spezis gesagt zu haben als der Entscheid die ClaridenLeu plattzumachen kommuniziert wurde.
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Ich kriege den Bogenhusten bei all diesen Finanzgaunern!
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