In seiner heutigen Form werde der Euro keine 5 Jahre mehr existieren, meinte Bankenprofessor Hans Geiger wenige Tage vor der Entbindung. Und: Dank dem 38-Milliarden-Gewinn sei es für die SNB günstig, die Untergrenze zu wechseln – zum Dollar.
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Jetzt kommt’s ja langsam an den Tag. Offenbar hatte das wenig mit Planung oder Strategie zu tun, sondern der SNB (die ja eigentl. „unbeschränkt“ Geld drucken wollte) ging unerwartet schlichtweg das Geld aus.
Was mich interessieren würde:
* Wie schaffen es die Dänen den Euro-PEG zu halten?
* Wie schafft es Singapur, die Währung stabil zu behalten?-
Dänemark: Seit 1973 ist Dänemark Mitglied der EU. Der EU-Vertrag von Maastricht wurde 1992 in Volksabstimmung abgelehnt. 2000 wurde der Beitritt zum Euro in einer Volksabstimmung mit 53% abgelehnt. Die dänische Krone darf gegenüber dem Euro um höchstens 2,25% schwanken (Leitkurs 1 € = 7,46 Kronen). Damit ist die Krone eng an den Euro gebunden. Dänemark ist aber nicht in den Euro-Mechanismus einbezogen, auch nicht in die damit verbundenen Rettungs- und Garantiemechanismen.
Der Singapur-Dollar war ab den 60-er Jahren an das Pfund Sterling gebunden. Heute ist er frei handelbar. Die Monetary Authority of Singapore überwacht den Wechselkurs auf Grund eines Währungskorbes. Dessen Zusammensetzung wird geheimgehalten, um Spekulationen zu erschweren oder verhindern. Der Singapore-Dollar ist ähnlich dem Schweizerfranken eine starke Währung (zB gegenüber dem US$), aber die Schwankungen sind deutlich niedriger als im Franken. .
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Habe das Video erst jetzt gesehen, das war ja mehr als prophetisch. Kompliment. Nur ein Aspekt wurde nicht oder zu wenig angegangen: Die Stützung des Frankens half in erster Linie der Exportwirtschaft, die umzingelt vom Euro ist. Wir reden vom Tourismus, Detailhandel, Einkaufstourismus und Produktionsbranche. Ob es falsch war, diese Säulen der Wirtschaft durch die SNB zu stützen, wäre zu bereden. Peter Sloterdijk sagte mal, dass er nicht Steuern zahle, sondern mit seinem Geld ‚in ein Land investiere‘, so dass man selber positiv in einem guten Umfeld wirtschaften kann. Es geht also nicht nur um Devisengeschäfte, sondern um die produzierende Wirtschaft, und die wird sicher durch den Entscheid empfindlich verletzt. Während immer mehr öffentliche Bereiche der Grundversorgung privatisiert werden und nun auch noch in einer weiteren Phase das hiesige Gewerbe sich selber überlassen wird, könnte man sich fragen, ob man in ein falsches Land „investiert“.
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BLACK THURSDAY!!
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Nachdem die EZB grünes Licht für den Kauf von Staatsanleihen bekommen hat, kann ich die SNB gut verstehen, den CHF frei zu geben. Selbstverständlich ist das für die Wirtschaft in der Schweiz ein grosses Problem – aber: Wir haben seit Jahren ein riesengrosses Problem mit der Verschuldung in Europa und Amerika und fast alle nehmen das gelassen hin.
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Die Herren Professoren scheinen die gleichen Schulbüchlein mit den Irrtümern zu nutzen, die auch den Studenten zur Prüfungsvorbereitung dienen. Denn die SNB schützt die CH-Wirtschaft nicht gegen einen schwachen Franken, sondern gegen einen übertrieben starken. Die 1,20er Grenze ist ja gegen ein Erstarken, während eine geschwächter Franken durch die Gelddruckmaschine SNB ja jederzeit vom Markt frei handelbar bleibt.
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Der Franken sollte nur gerade so weit geschwächt werden, wie die Exportwirtschaft konkurrenzfähig bleibt.
Wie Sie in den Kommentaren zum Artikel vom 05.01. lesen können, würde ein allzu stark durch Eurokäufe geschwächter Franken zum endgültigen Ende der Unabhängigkeit der Schweizer Währung führen, denn entweder wird der Franken im Gleichschritt mit dem Euro immer weiter geschwächt, oder, wenn man sich zu spät für den Ausstieg entscheidet, müssen die Eurobestände zu einem im Vergleich zu Fr. 1.20 niedrigeren Kurs verkauft werden, was ein grosses Loch in die Bilanz der Nationalbank reissen würde, das wiederum den Schweizer Staat zu deren Rettung zwingen würde. (weil sonst die Gläubiger-Geschäftsbanken ins Schleudern kämen) Dies wiederum würde zu einer spürbar höheren Staatsverschuldung in der Schweiz führen, und dies wäre von der Wirtschaft auch nicht erwünscht.
Hier kann man die richtige Strategie nicht im Voraus kennen, eine Anbindung an den US-Dollar statt an den Euro gäbe mir im Moment aber mittelfristig auch ein besseres Gefühl.
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Herrn Geiger’s Argumentation ist extrem vereinfachend, und dazu noch teilweise unzutreffend. Selbstverstaendlich kann eine Waehrung an mehrere (basket z.B. aus Euro und USD) angebunden werden, mit Referenz und Bekanntgabe, zu welchem Splitting…
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Ich möchte gern einmal die Frage stellen, ob es nicht eigentlich der CHF ist der nicht mehr richtig funktioniert? Schliesslich geht es in einigen Medien immer wieder darum, wo er zu welchem Kurs angebunden werden sollte. Das ist eigentlich kein Zeichen einer „gesunden“ Währung, oder sehe ich das nicht richtig?
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walter sater: Sie fragen, ob es eigentlich der CHF sei, der nicht mehr richtig funktioniert. Ich denke, das ganze Währungssystem funktioniert nicht mehr richtig, und damit auch der Schweizerfranken. Eigentlich müsste der Markt – der Devisenmarkt – für den „richtigen Kurs“ sorgen. Aber das internationale Finanzsystem ist höchst fragil. Wenn irgendwo eine Finanzkrise ausbricht, demnächst vielleicht im Euroraum, dann suchen die Anleger einen sicheren Hafen. Der Franken ist ein solcher Zufluchtsort. Wenn nur 5 Prozent der internationalen Anlagegelder in den Franken fliehen wollen, dann ist das, wie wenn man das Mittelmeer in den Zürichsee giessen wollte. Die Schweiz ist einfach zu klein für diese Rolle.
Deshalb fehlt zu Recht der Mut für eine vollständige Freigabe des Frankenkurses. Im heutigen Zeitpunkt scheint die Anlehnung an den Dollar ideal: Die Währung ist im Moment und wohl in nächster Zeit stark, der $-Anteil am Weltdevisenhandel mit 87 Prozent überwältigend. Deshalb meine Empfehlung eines Mindestkurses (nicht einen Fixkurs) von 1 Franken pro Dollar. Die Chancen sind gross, dass der Dollar in den kommenden Monaten über der Frankenparität stehen wird. Damit hätten wir dann den „richtigen Kurs“ des Frankens.
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Die Abschaffung des US-Monopols am Weltgeld, sollte unbedingt als oberstes Ziel angepeilt werden. Dieses Ziel kann langfristig und am wirksamsten durch eine globale Energiewende erreicht werden – weg vom fossilen Pfad und hin zum umfassenden Ausbau der erneuerbaren Energien. Kurzfristig kann und muss eine Vielfalt von Leitwährungen etabliert werden, die endlich den tatsächlichen ökonomischen Kräfteverhältnissen Rechnung trägt.
Eine solche Alternative würde auch den langfristigen Interessen der Amerikaner dienen, trüge sie doch dazu bei, dass die USA die parasitären und letztlich unproduktiven Teile ihrer Ökonomie – nämlich die Allianz von Finanz und Militär – endlich abstoßen. Andererseits zeigt das Beispiel Barack Obamas, der von fast allen seinen guten Reformansätzen abrücken musste, dass die USA allein und aus eigenen Kräften kaum in der Lage sind, diese übermächtige Allianz, einschließlich der sie unterstützenden politischen Kräfte, zurückzudrängen.
Dasselbe, gilt für die Schweiz. Wollen wir autark sein, oder stattdesessen auf eine Pseudo-Wirtschaft mit schicken Bankpalästen setzen?
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Herr Geiger:
Besten Dank, dass Sie auf meine Fragen eingegangen sind:
Bis jetzt hörte ich in der IP- Blog-community nur immer Kassandrarufe verbunden mit harscher Kritik und wenig bis gar keine Lösungsvorschläge. Meine Befürchtung ist, dass der Umstellungszeitraum für unsere Exportindustrie (Waren, Dienstleistungen etc. gemäss den Komponenten der Ertragsbilanz) zu kurz wäre, wenn wir den Umbau sofort machen und dies zu einer grossen Instabilität der CH-Wirtschaft führen könnte. Die Exporte sind eben ein Zentralnerv unserer Volkswirtschaft, auch mit den entsprechenden Rückwirkungen auf die Binnenwirtschaft.
Daher würde ich für einen stufenweisen dynamischen Ausstieg mit jeweils zeitlich gestaffelter Reduktion der Untergrenze CHF/EUR plädieren in Kombination mit entsprechenden EUR/US-$ Swaps bis der Marktpunkt erreicht ist, wo die Marktkräfte dann die Regelung übernehmen.
Gegenüber dem US-$ – so meine ich- wäre wohl keine Mindestkursanbindung mehr nötig, da wir – auch längerfristig – keine Alternative zum Dollar als Leitwährung haben werden. Bis allenfalls die chinesische Währung soweit ist braucht es dort noch umfassende strukturelle Entwicklungen (auch gesellschaftlich).Zusammenfassend: Unter der Prämisse, dass der „Ausstieg“ aus dem EURO wirtschaftsverträglich gestaltet wird (darüber wäre noch konzeptionell zu reden), finde ich Ihren Vorschlag nicht nur interessant, sondern sowohl technisch wie auch politisch diskutierbar!
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Zueribanker: Freigabe des Wechselkurses CHF/Euro: Ja, die SNB kann ja nur einen Wechselkurs „anbinden“. Genauer: Sie kann nur für einen Wechselkurs einen Mindestkurs festlegen. Bisher hat sie das mit dem Euro gemacht. Weil der US-Dollar in den letzten 12 Monaten gegenüber dem Euro um 18 % gestiegen ist, ist der $ auch gegenüber dem Franken (fast) gleich viel gestiegen (14 %, weil der Franken gegenüber dem Euro um 3% gestiegen ist).
Beim Umstieg von der Euro- zur Dollaruntergrenze stürzt der Euro gegenüber dem Franken nicht gleich ab, sondern er verliert nur etwa gleich viel an Wert, wie er gegenüber dem Dollar verlieren wird.
Was soll dann die SNB mit ihren auf 300 Milliarden CHF geschätzten Euros machen? Sinnvollerweise sollte sie diese Position grossenteils abbauen durch den Verkauf der entsprechenden Aktiven (Euro-Anleihen). Die überdimensionierte Bilanz der SNB kann damit reduziert werden. Eine Alternative wäre, wie Sie antönen, ein Swap in US$. Die SNB dürfte dabei einen gewissen Verlust erleiden. Der phantastische „Gewinn“ von 38 Mrd CHF reicht aber sicher zur Vornahme der notwendigen Abschreibungen.
Konsequenzen für den Aussenhandel: Die Schweiz hat mir dem Euroraum ein riesiges Handelsbilanzdefizit (23 Mrd CHF im Jahr 2013). Sie exportierte 2013 für ca. 95 Mrd CHF in den Euroraum, importierte für rund 119 Mrd CHF. Da nach meinem Vorschlag der Euro gegenüber dem Franken längerfristig billiger werden dürfte, würden sich die Exporte tendenziell abschwächen, die Importe aus dem Euroraum würden billiger und damit eher zunehmen. Das könnte die Schweizer Exportwirtschaft gut verkraften. Die Exporte in den Euroraum gingen in den letzten Jahren eh zurück, und zwar nicht wegen des Wechselkurses, sondern weil die Wirtschaft im EU-Raum stagniert. Die Exportmusik spielt in einem anderen Konzertsaal. -
Dem Vorschlag von Hans Geiger entnehme ich, dass er den Mindestkurs zur kranken Währung EURO aufgeben möchte und als „Ersatz“ die Frankenuntergrenze (oder Anbindung?) zur im Moment steigenden und strukturell „gesunden“ Währung, nämlich dem US-$ Dollar, definiert haben möchte (also z.B. 1:1, „..dann erübrigt sich der Taschenrechner“!).
Frage: heisst dies dann Freigabe für den Wechselkurs CHF/EUR? Sollten dann die „überschüssigen“ EUROS in Dollars geswappt werden? Welches wären die Konsequenzen für die Aussenwirtschaftsbeziehungen (Ausgaben und Einnahmenseite der Ertragsbilanz) zum EURO-Raum? -
Also: ich bin voll dafür, dass die Nationalbank den Franken nicht mehr drückt. Warum soll sie ihn an den Dollar binden?
Was passiert, wenn der Franken steigt:
– Industrie bekommt ein kleines bis mittleres Problem.
– Tourismus hat schon und bekommt ein grosses Problem.
– Detailhandel bekommt mittleres bis grosses Problem.
– Einwohner können nun nochmals 20% billiger im Ausland einkaufen und tun das immer mehr.
Praktisch unser ganzer Meccano wird Probleme haben. Es wird nicht mehr genügen, dass eine Migros-Nationalrätin in Berlin die MWST-Rückerstattung für Einkaufstouristen abbestellen will. Sondern es kommt Zug in den Kamin und es wird sich sehr viel bewegen in der Schweiz.-
Frau Stutzweg: Warum soll die SNB den Franken überhaupt an eine Währung binden, nach meinem Vorschlag an den US$? Sie haben recht, man sollte die Preisbildung dem Markt überlassen können. Aber mir fehlt dazu der Mut. Das internationale Finanzsystem bleibt wohl eine fragile Angelegenheit. In Krisenzeiten, und solche kommen wieder, wollen alle ihr Geld in Sicherheit bringen, und der Schweizerfranken ist halt ein Hort der Sicherheit. Aus diesem Grunde würde ich einen Mindestkurs definieren. In den 12 Monaten vor der Kursanbindung im September 2011 verloren der Euro und der US-Dollar gegenüber dem Franken 25 Prozent. Das ist für die Schweizer Wirtschaft in so kurzer Zeit zu viel.
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Also: ich bin voll dafür, dass die Nationalbank den Franken nicht mehr drückt. Warum soll sie ihn an den Dollar…
Dem Vorschlag von Hans Geiger entnehme ich, dass er den Mindestkurs zur kranken Währung EURO aufgeben möchte und als „Ersatz“…
Zueribanker: Freigabe des Wechselkurses CHF/Euro: Ja, die SNB kann ja nur einen Wechselkurs „anbinden“. Genauer: Sie kann nur für einen…