Hans de Gier ist der abgebrühteste Investmentbank-Profi des Landes. Der Holländer mit langer Karriere in der UBS-Investmentbank ist seit ein paar Jahren Boss von Asset-Managerin GAM. Dort spielt er das wichtigste Spiel weiter wie früher. Wie kriege ich mehr, in guten wie in schlechten Jahren?
De Gier kriegt immer mehr. Selbst 2011, als sein Unternehmen ein rabenschwarzes Jahr erlebte.
Der operative GAM-Gewinn sackte um 18 Prozent ab. Inklusive Buchverlust auf eine US-Beteiligung landete die Asset-Managerin unter dem Strich gar bei netto 95 Millionen Verlust.
Persönlich konnte dies dem CEO und VR-Präsidenten nichts anhaben.
Im Gegenteil: Am Ende des Annus horribilis seiner mittelgrossen Zürcher Finanzboutique mit gut 1000 Mitarbeitern und Ablegern auf der ganzen Welt lagerten knapp 2,4 Millionen GAM-Optionen in de Giers Portefeuille. 2010 waren es „erst“ 1,6 Millionen. Das präzise Plus betrug 783’790 Optionen.
Die GAM-Kaufanrechte könnten den Holländer mit grossen Ländereien in Südafrika den Lebensabend versüssen. Sie sind ab Ende Oktober während 3 Monaten einlösbar.
Jeder Franken über dem Ausübungs-Preis von 12.28 Franken pro Option landet in de Giers Sack. Bis dahin fehlt nur noch ein kleiner Hüpfer. Gestern schloss die GAM-Aktie bei 11.80 Franken.
Wenn nicht alles täuscht, hat de Gier das Timing mit Blick auf seine eigenen Finanzen im Griff. Nach dem grossen Abschreiber auf die US-Beteiligung Artio sitzt GAM kaum mehr auf Altlasten. Wenn sich die Stimmung an den Märkten nur schon leicht aufhellt, könnte der GAM-Kurs hochschnellen.
Bereits ein Plus um 20 Prozent würde den GAM-Kurs auf über 14 Franken anheben. Dann könnte de Gier rund 2 Franken pro Option einkassieren. Bei 2,4 Millionen Optionen würde sein bereits legendäres Vermögen um einen weiteren Multi-Millionenbetrag anschwellen.
Nötig hätte es das Investmentbank-Schwergewicht nicht. Eine grosse Ausschüttung wäre der wiederholte Reibbach des bulligen de Gier. Mit dem Verkauf von GAM zusammen mit kleinen UBS-Banken im 2005 an Julius Bär und der Separierung von GAM 4 Jahre später machte de Gier jedesmal Kasse.
Eine GAM-Sprecherin zeichnet trotzdem ein altruistisches Bild von ihrem obersten Boss. „Herr de Gier erhält keinen Bonus, seine Optionen sind derzeit wertlos“, sagt Larissa Alghisi.
Die pekuniären Interessen des GAM-Chefs und jene der Aktionäre der Finanzfirma seien aufeinander abgestimmt, meint die GAM-Kaderfrau.
Die Geschichte sieht für de Gier aber noch besser aus. Sein Salär für 2011 war auch ohne Bonus einmal mehr stolz; und erst noch höher als im Vorjahr, als die Firma wenigstens 10 Millionen Gewinn erzielt hatte.
Für seinen CEO-Job wurde de Gier mit 2,4 Millionen Franken entschädigt, mit 1’164 Franken ein Kleines bisschen mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen knapp 260’000 Franken für das VR-Mandat. Total rund 2’7 Millionen.
Rund 1’000 Franken mehr beim Fixsalär: eine reine Spitzfindigkeit? Nicht, wenn man die Entschädigung von de Giers Kollegen in der 3-köpfigen GAM-Geschäftsleitung berücksichtigt.
Der GAM-Finanzchef und der GAM-Rechtschef erhielten zusammen inklusive Bonus etwa gleichviel wie de Gier allein, nämlich rund 2,8 Millionen. Das waren immerhin 400’000 Franken weniger als im Jahr zuvor.
Während also die Nummer 2 und 3 der Finanzfirma das schwache Resultat tatsächlich ein wenig am eigenen Leib zu spüren kriegten, hielt sich de Gier beim ordentlichen Cash-Lohn schadlos. Hinzu kommt das stolze Plus bei den Optionen.
All das macht de Gier zu einer erstaunlichen Figur. Fast alle Investmentbanker, insbesondere jene mit langer Vergangenheit in der gecrashten Grossbank UBS, sind längst in der Versenkung versunken. De Gier aber kassiert munter weiter, als ob sich die Finanzwelt nicht grundlegend verändert hätte.
Schon bei der UBS galt Big-Banker de Gier während Jahren als einer der bestbezahlten Manager. Was er genau einheimste, ist unbekannt: de Gier hatte nie eine exponierte Position, wo sein Lohn und sein Bonus offengelegt worden wären.
Beispiele wie jene de Giers könnten mehr Stimmbürger dazu bewegen, der gestern vom Parlament verabschiedeten Bonus-Steuer oder sogar dem engen Korsett der „Abzocker“-Initiative zuzustimmen. Es könnte sich die Meinung durchsetzen, dass Bekenntnisse von Top-Bankern zur Mässigung beim eigenen Salär nur schöne Worte sind.
„We have also reduced variable compensation throughout the Group in line with our results“, lässt sich de Gier im neuen GAM-Geschäftsbericht als verantwortungsbewussten, Bonus-Exzessen abschwörenden Spitzenbanker zitieren.
Das ist nicht gelogen. Aber ebenso wenig reflektiert es die Realität.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
der name ist wohl programm.
die aktionäre sind schlussendlich selber schuld wenn sie boni für verluste an der gv durchgehen lassen.
-
Interessanter Beitrag, wobei Sie, Herr Hässig, das nächste Mal die politisch-legislativen Anmerkungen lieber beiseite lassen. Denn diese sind schlicht falsch und unnötig und verleihen Ihrem sonst glaubwürdigen Artikel einen faden Beigeschmack.
-
Nach Hause schicken! Mit einem Tritt in den Allerwertesten.
-
Der Name stimmt ja schon mal… 🙁 Es ist leider traurig zu lesen, wie gewisse Leute sich mehr als lernresistent geben.
Der Name stimmt ja schon mal... :( Es ist leider traurig zu lesen, wie gewisse Leute sich mehr als lernresistent…
Nach Hause schicken! Mit einem Tritt in den Allerwertesten.
Interessanter Beitrag, wobei Sie, Herr Hässig, das nächste Mal die politisch-legislativen Anmerkungen lieber beiseite lassen. Denn diese sind schlicht falsch…