Im internen Mail-System der Credit Suisse sieht man, ob ein Mitarbeiter am Computer sitzt (grün), kurz abwesend ist (gelb) oder seinen PC abgeschaltet hat (grau).
Bei Brady Dougan stand die Mail-Ampel in diesen Tagen auf grün oder gelb: aktiv und ready für Action also.
Das überrascht. Dougan hatte seinen letzten Arbeitstag am 30. Juni. Er wurde mit ehernen Worten von der Grossbank verabschiedet.
Auf Anfrage meinte die CS zunächst, Dougan habe absolut keinen Link mehr zur CS. Der Amerikaner, der 8 Jahre CEO war und 25 Jahre für die CS arbeitete, sei vollständig abgekoppelt.
Erst eine zweite, konkretere Kontaktaufnahme in der Angelegenheit führte zur Antwort, dass Dougan noch „bis Ende September“ Zugriff auf sein CS-Email hätte.
Die zögerliche Stellungnahme und die Bestätigung, dass der Langzeit-CEO, der laut offizieller Sprachregelung schon seit 2 Monaten weit weg von der CS ist, machen stutzig.
Es stellen sich mehrere Fragen. Warum lässt die CS-Führung ihrem Ex-Kapitän das Email weit über seinen Abschied hinaus?
Das ist bei anderen Abgängen normalerweise genau umgekehrt. Kaderleute und selbst normale Mitarbeiter in exponierter Funktion verlassen die Bank nullkommaplötzlich.
In der danach laufenden Kündigungsfrist von mehreren Monaten haben sie keinen Zugang mehr zu ihrem Email. Ihr Status im internen System ist die ganze Zeit über grau.
Sobald sie dann definitiv weg sind und keinen Lohn mehr beziehen, erlischt ihr Mail-Konto. Ausnahme sind Leute, die nach Sozialplan ausscheiden und eine Zeitlang ein CS-Büro und einen PC nutzen.
Bei allen anderen erledigt die Bank in der Kündigungsfrist die Mail-Triage. Geschäftliches bleibt in der CS, Privates wird auf ein persönliches Mail des Noch-Mitarbeiters weitergeleitet.
Bei Brady Dougan ist das gänzlich anders. Der Mann, der die CS nach langen Jahren als uneingeschränkter Chef mit eigenen Gefolgsleuten okkupierte, entscheidet selbst über seine Mails.
Auch solche von Kunden der Credit Suisse, die für die Zukunft der Bank entscheidend sein könnten. Dougan darf mit diesen konferieren, soviel er will.
Weil die Daten über das interne Netzwerk der CS laufen, könnten als Anhang sogar Vermögens-Informationen hin- und herfliessen.
Kontoauszüge, Depotauflistungen, Transaktionsbelege – alles ist denkbar.
Nächste Frage: Hat Dougan nur Mail-Zugang, oder bedeutet der Grün-Status im CS-System, dass er auch gewisse Business-Bereiche aufrufen kann?
Laut CS ist das nicht der Fall. Die Bank betont, es handle sich einzig um das interne Email, das Dougan noch eine gewisse Zeit lang nutzen könne.
Allerdings hiess es anfänglich, dass Dougan überhaupt keinen Bezug mehr zur Grossbank habe. Er sei weg von allem: von der Lohnliste, vom System, von den Kunden, von den Mitarbeitern.
Das ist offensichtlich nicht der Fall. Und deshalb taucht eine dritte Frage auf.
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Was macht Brady Dougan mit seinem CS-Mail? Dieses nutzt er ja offensichtlich rege.
Da wird die Geschichte amerikanisch. Dougan ist ein US-Bürger, mit seinen ultrahohen Boni sah er sich bei der CS als Pendant zu den Wallstreet-Cracks.
An der Ostküste besitzt Dougan, der in der Schweiz mit einem günstigen Toyota Prius das Image eines Biedermanns pflegte, ein grosses Anwesen.
Im Land der Tellerwäscher zeigte der Eisenbahnersohn seinen Erfolg gerne in Bricks and Stones. Im Herzen blieb Dougan somit Amerikaner – wohl auch deshalb weigerte er sich, Deutsch zu lernen.
Ein anderer Amerikaner mit weitreichender Machtfülle sitzt derzeit in der CS und kann frischfröhlich mit eigenen Emails Kunden und Mitarbeiter angehen.
Es handelt sich um Neil Barofsky, der Aufseher, den die Amerikaner dem Schweizer Finanzmultis nach deren US-Steuerstrafe ins Nest gesetzt haben, um strickten Gehorsam sicherzustellen.
Barofsky gilt als scharfer Hund. Er hat für sich und seine Leute Büros bei der CS in Zürich und New York einrichten lassen und kann dort je nach Berechtigung auf unzählige Daten zugreifen.
Kürzlich rief Barofsky CS-Mitarbeiter zum Verrat gegen ihre Bank auf. Das zeigt, wie stark der New Yorker daran interessiert ist, die angeschlagene CS weiter in die Knie zu zwingen.
Dougan mimte im US-Steuerdisput stets das Opfer. Die kriminellen Machenschaften hätten weit weg von ihm stattgefunden.
Dass mit 2,8 Milliarden die Strafe wegen Nicht-Kooperierens derart horrend ausfiel, blendete Dougan stets aus.
Dank CS-Mail könnte er nun mit Barofsky eng kooperieren.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nach einem neuen Auto suchen? jetzt muss er ja nicht mehr den anspruchslosen spielen.
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Das Risik Management vieler Banken findet bezüglich den Toppositionen überhaupt nicht statt. Das wurde und wird auch offensichtlich, weil die grossen Banken von einem Gau in den nächsten schlittern.
Schliesslich möchte jeder Risk Manager auch seinen Bonus beziehen. Wenn er den falschen Personen auf den Fuss tritt, ist der Bonus weg und er sitzt auf der Strasse. Also werden die wirklich wichtigen Dinge ausgeblendet und unter den Teppich gekehrt.
Deshalb ist die Sonderregelung für Herrn Dougan bezüglich dem Mail-Account auch nicht weiter erstaunlich.
Läuft eben ohne Risk Management.-
Ist wohl so.
Besser waere es, wenn es klare Regeln gaebe, die eingehalten werden
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Er könnte ja für den Geheimdienst wichtige Infos liefern.
Aufpassen!!-
Logisch. So wird er zu seinem neuen job bei der us regierung kommen.
Er muss ja auch seine broetchen verdienen…
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Immerhin werden bei der CS während der Kündigungsfrist die Mails dem Personal weitergeleitet. Bei der LGT ist dies nicht so und auch die persönliche Briefpost wird nie weitergeleitet.
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Es ist schon fast unglaublich, welchen Unsinn die Kommentare hier inhaltlich von sich geben. Abwesenheit von Intelligenz und Durchsicht, in jedem Satz. Das Zitieren der Amerikaner, wonach die CS eine kriminelle Organisation sein soll, eine Schande für jeden, der es ausspricht.
Selbst aus Unwissen besteht hier kein Recht mehr auf Schutz. Lesen Sie eigentlich nur IP, oder auch mal eine Zeitung mit etwas mehr Tiefgang und Hintergrund? Ich hoffe, es gibt noch Leser des IP, welche nicht zu diesem Bodensatz der Schweizer Bevölkerung gehören.
Und immer wieder diese reisserischen Bemerkungen zu den Boni, ich kann es kaum mehr hören. In diesem Zusammenhang ist nicht einmal viel Intelligenz notwendig. Es reicht schon, nicht vollends blind durch das Leben zu gehen. An jeder Ecke werden Provisionen und Boni bezahlt, häufig in einer Höhe, wovon ein Banker nur träumen kann.
Aber eben, nachplappern, grosse Töne spucken, selbst nichts erreichen. Wie ein grosser Stammtisch, diese Kommentare. Leider ziehen solche „Stammtische“ viel zu erfolgreich all die denkfaulen Ignoranten in unserem Land an – so ist wohl auch der Erfolg der SVP zu erklären.
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Blödsinn
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Die Höhe der Boni ist an und für sich unerheblich, aber schlimm ist was die Bonushöhe auslöst. Eine blinde Gier, die allen Beteiligten die Lebensqualität nimmt.
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CS = Zweitklassig
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Logisch
CS = Classe seconde
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Er muss noch seine Dankschreiben verfassen an seine Freunde im mitlleren Osten, die ihm geholfen haben, die CS auszunehmen.
Viellecht auch ein paar neue Legenden erfinden.
Na hoffentlich hat der Spuk mit dem big bullshit mal eine Ende -
Das ist vor allem ein Warnsignal punkto Stärke des neuen CEOs. Ein starker CEO würde es niemals zulassen, dass sein Vorgänger noch im Unternehmen (und ev. bei Kunden) rumgeistert. Die wirklich interessanten Fragen sind deshalb: Wusste TT davon? Wenn ja, weshalb hat er nichts dagegen unternommen? Wenn nein, hat er seinen Laden nicht im Griff?
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Sorry, aber die CS ist und bleibt einfach eine schmuddelige Firma. Ich wundere mich, dass überhaupt noch jemand dort arbeiten will.
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Dies ist auch mein Eindruck. Eine kriminelle Organisation, mit teilweise mehr als fragwuerdigen sog. „Fuehrungskraeften“. Das Schmuddelimage und das zeifelhafte Ansehen als Firma fuer Geldgierige wird die most admired bank wohl nicht so schnell los.
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Ich frage mich eher, welcher CS Mitarbeiter Zeit hatte im Chat Brady’s Status zu kontrollieren? 🙂
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Ich empfehle folgende Lektüre:
Autor: Stephan Siegfried, «ICH – 1%!?», Untertitel: „Ich bin okay, du bist nicht okay – Psychopathen im Alltag.“ … und dann wird man besser verstehen, warum sich gewisse Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten. -
Diese Firma ist ja gem. US-Definition „a criminal corporation“.
Was ist hier also der News-Gehalt?
Keinen der MD’s in diesem Laden, die nicht selber direkt für Kunden verantwortlich sind, kümmert dieser auch nur einen Fliegenfurz. Die einzige, alleinige und ausschliessliche Existenzgrundlage ist: Bonus-Maximierung, so viel wie es nur geht, so schnell wie es nur geht.-
That’s it – eine kriminelle Vereinigung, nix anderes zu erwarten. Und zwar oben, nicht unten. Und die zwischendurch, welche auch vom Bonus gekitzelt werden, sollen sich nie, nie beklagen. Mitgegangen, mitgefangen in der kriminellen Vereinigung. Mehr noch, es sind diese, die Helfer und Helfershelfer der Bosse sind! Nur die Ameisen, denn sie bemühen sich, im widrigen Umfeld täglich einen anständigen Job zu machen.
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Wetten das Brady Dougan für das Geschäftsjahr 2015 im Februar 2016 auch noch einen fetten Bonus bekommt?
Allen Nomal Sterblichen wird bei unterjährigem Abgang auch wenn sie alle Ziele bereits erreicht haben der Bonus verwehrt. Selbstverständlich gilt das nicht von MDR an aufwärts. Mein Kollege früher CS arbeitet auf dem Steueramt und wundert sich tagtäglich darüber
Eben Kastenwesen in der CS
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Die CS ist eben eine kriminelle Organisation
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Wetten das Brady Dougan für das Geschäftsjahr 2015 im Februar 2016 auch noch einen fetten Bonus bekommt? Allen Nomal Sterblichen…
Diese Firma ist ja gem. US-Definition "a criminal corporation". Was ist hier also der News-Gehalt? Keinen der MD's in diesem…
Ich empfehle folgende Lektüre: Autor: Stephan Siegfried, «ICH - 1%!?», Untertitel: "Ich bin okay, du bist nicht okay - Psychopathen…