Joachim Strähle hatte ein durchzogenes 2011. Sein forscher Asien-Ritt brachte zwar viele Assets, aber wenig Rendite; der Verkauf seiner Sarasin Privatbank an die brasilianische Safra war getrieben durch die persönliche Abneigung gegen Mitbieterin Julius Bär und deren Chef Boris Collardi; zu guter Letzt wurden Dollar-Deals von Notenbank-Chef Philipp Hildebrand über dessen Sarasin-Konto auf eine Weise publik, als ob die Basler kein Bankgeheimnis mehr kennen würden.
Gute Gründe, Lohn und Bonus des obersten Chefs des Traditionshauses zusammenzustreichen. Doch davon kann keine Rede sein. Im Gegenteil, in einer relativen Betrachtung zum erzielten Gewinn schwingt Strähle im Konkurrenzvergleich weit obenaus.
Eigene Berechnungen bringen das Kuriosum an den Tag. Strähles Sarasin verdiente im letzten Jahr unter dem Strich 92 Millionen Franken, das waren 33 Millionen oder 26 Prozent weniger als im Vorjahr.
Strähles Gesamtentschädigung sank aber lediglich um 17 Prozent, von 4,6 auf 3,8 Millionen. Selbst wenn man Strähle zubilligen möchte, rund um die Uhr und an jedem Feiertag für seine Bank da zu sein, ergäbe dies ein stolzes Tageshonorar von über 10’000 Franken.
Strähles Kompensation ist angesichts der mageren Performance bemerkenswert. Umgelegt auf den Sarasin-Reingewinn kriegte der Bankenchef für jede Million, die seine Privatbank Gewinn machte, stolze 41’000 Franken. Das entspricht traumhaften 4 Prozent des Reingewinns der Bank.
Und es ist fast doppelt so viel wie bei den nächsten Verfolgern.
Boris Collardi erlitt mit seiner Julius Bär zwar ebenfalls einen Gewinntaucher auf noch 258 Millionen, was prozentual ein vergleichbarer Rückgang wie bei Strähles Sarasin ist. Doch im gleichen Mass haben Collardis Vorgesetzte im Bär-Verwaltungsrat dessen Entschädigung gekürzt.
Statt fast 8 Millionen wie im Vorjahr landeten noch 5,7 Millionen in der Tasche des jungen Collardi: viel für den Chef einer Bank mit 3’600 Mitarbeitern, wenig im Vergleich zu Widersacher Strähle.
Pro Million Gewinn erhält nämlich Collardi, der einst als Nachwuchshoffnung bei der Credit Suisse mit Strähle zusammen die Märkte in Fernost in Angriff genommen hatte, die Summe von 22’000 Franken. Das entspricht nur gut der Hälfte dessen, was Strähle eingestrichen hat.
Hinter den beiden Kampfhähnen folgt der Handelschef der Zürcher Vontobel. Roger Studer musste zwar ebenfalls Federn lassen, kassierte aber mit 2,4 Millionen immer noch mehr als sein Vorgesetzter in der Vontobel-Geschäftsleitung Zeno Staub.
In Relation zum Gewinn lag Vontobels Studer im Rahmen von Collardi. Pro Gewinn-Million erhielt der Zürcher Derivatekönig 21’000 Franken, 1’000 weniger als der Bär-CEO, aber 20’000 weniger als Strähle.
Geradezu armselig wirken relativ gesehen die Entschädigungen für die obersten Bosse der beiden Grossbanken.
Die UBS, die fast 40 Mal mehr Personal beschäftigt als die Sarasin, hat ihrem CEO Sergio Ermotti 6,4 Millionen bezahlt; dies allerdings für ein Kurzjahr von 9 Monaten, davon der grössere Teil als Mitglied der obersten Führung und nicht als CEO. Das macht für Ermotti 1’500 Franken Lohn und Bonus pro Gewinn-Million.
Im Zürcher CEO-Ranking schneidet auch der vielgescholtene CS-Chef Brady Dougan in Relation zu den Privatbanken-Chef wie ein Bretzelibub ab. Für Dougan spielt das keine Rolle, hatte der doch im Jahr zuvor mit einem speziellen Beteiligungsprogramm aus früheren Jahren sagenhafte 71 Millionen Extrabonus einkassiert.
Im Zuge des CS-Gewinneinbruchs sackte Dougans Gesamtentschädigung von 12,8 Millionen auf noch 5,8 Millionen im 2011 ein. Pro erzielte Gewinn-Million ergibt dies für den Amerikaner „magere“ 2’900 Franken.
Umgerechnet auf 365 Arbeitstage erhielt Dougan 16’000 Franken pro Tag; ein wenig mehr zwar als Strähle, aber angesichts eines Reichs mit 50’000 Mitarbeitern versus den 1’700 bei Sarasin und einem globalen Business mit Investment-Banking und komplexen Finanzprodukten wirkt Privatebanker Strähles Abgeltung wie von einem anderen Stern.
Wird Strähle seine Spitzen-Entschädigung unter der neuen Besitzerschaft aus Brasilien halten können?
Die Chefs der Safra-Gruppe sind bekannt für mutige Deals und genaues Kalkulieren. Sie dürften von Sarasin-Chef Strähle steigende Gewinne und nicht nur steigende Neugelder und ein Renditeversprechen für die Zukunft einfordern.
Möglicherweise ist Strähle mit seinem Bemühen, nur nicht bei Julius Bär zu landen, vom Regen in die Traufe geraten. In diesem Fall hätte er sich mit seinem Spitzensalär fürs magere 2011 wenigstens pekuniär schadlos halten können.
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Joe Straehle ist aber ein erstklassiger Banker, welche noch ein gewisses Rückgrat hat und nicht das Rückgrat von einem Jellyfish – dies ist in der heutigen Zeit sehr viel wert.
Joe Straehle ist jeder Rappen wert im Vergleich zu den anderen aufgeblasenen Wichtigtuern bei anderen Schweizer Privat- und Grossbanken, welche wenig Kundenerfahrung und mangelnde Lebenserfahrung haben. Oft Unternehmensberater ohne jegliche Kundenerfahrung.
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@ Frischknecht: Den zweiten Abschnitt würde ich ab der zweiten Zeile mitunterschreiben.
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Nichts Neues, wenn man die Entwicklung von Gewinnen und Salären (total comp) miteinander vergleicht: Bei einer Bank muss man Direktionsmitarbeiter sein, nicht Aktionär…
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Alles Phantasielöhne und in keiner Relation zu Leistung und Können, weil die Herren quasi zu einem Grossteil Rentiers sind, die von den Erträgen von in der Vergangenheit durch viele Vorgänger aufgebaute AuM leben und sich nicht jedes Jahr neu dem Wettbewerb stellen müssen. – Ein Bundesratsgehalt täte es auch.
Alles Phantasielöhne und in keiner Relation zu Leistung und Können, weil die Herren quasi zu einem Grossteil Rentiers sind, die…
Nichts Neues, wenn man die Entwicklung von Gewinnen und Salären (total comp) miteinander vergleicht: Bei einer Bank muss man Direktionsmitarbeiter…
Joe Straehle ist aber ein erstklassiger Banker, welche noch ein gewisses Rückgrat hat und nicht das Rückgrat von einem Jellyfish…