Die Finanzaufsicht fordert derzeit von mehreren Banken die Herausgabe von Namen grosser CS-Aktiendeals von Anfang 2015.
Die Behörde hat den Verdacht, dass Insider vorab von Brady Dougans Abgang als CEO der Grossbank und Tidjane Thiam als seinem Nachfolger wussten.
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Die Börsenfirma Six war auf auffällige Deals mit CS-Aktien im Vorfeld der Wachablösung gestossen. Sie informierte die Finma als zuständige Behörde. Diese wurde aktiv.
Auf Anfrage wollte die Finma keinen Kommentar abgeben. Ein Six-Sprecher war nicht im Bild. Auch eine CS-Sprecherin hörte zum ersten Mal von Ermittlungen.
Laut einem Insider, der Kenntnis vom Vorgehen hat, musste die Börse in Zürich die Finma in Bern über die verdächtigen Transaktionen informieren.
Einzig die Finma hat als oberste Bankeninstanz das Recht, die Namen der Endbegünstigten von den Banken herauszufordern.
Die Finma-Abklärungen sollten offenbar im Geheimen bleiben. Hintergrund ist die Bekanntgabe von Tidjane Thiam als neuer CS-CEO.
Am 10. März berichtete in den frühen Morgenstunden die Financial Times als Erste davon. Sofort schossen die CS-Aktien um über 8 Prozent in die Höhe, das Volumen war gross.
Interessanterweise stiegen auch die Titel der Bank Julius Bär. Die beiden Ausschläge könnten einen Zusammenhang haben.
In den Monaten vor Thiams Wahl war eine Übernahme der Bär-Bank durch die CS ein Thema ganz oben in den Führungsetagen der beiden Finanzunternehmen.
Ein mit dem Geschehen Vertrauter berichtet, dass Bär-CEO Boris Collardi ein Gespräch mit CS-Präsident Urs Rohner über einen Zusammenschluss geführt hatte.
Der Plan war, dass die CS die Julius Bär kaufen würde. Neuer CEO der vergrösserten CS-Gruppe wäre in diesem Fall der junge Boris Collardi geworden.
Das Vorhaben kam nicht zustande. Dass es eine ernsthafte Variante gewesen war, geht aus Thiams jüngster Klarstellung von dieser Woche hervor.
Eine Übernahme von Bär sei kein Thema, sagte er laut Financial Times von sich aus vor dem CS-Management.
Eine solche proaktive Aussage wäre unnötig, wenn niemand daran geglaubt hätte.
Die Insider-Ermittlungen der Berner Finanzaufsicht könnten sich unter anderem bei der Bank Julius Bär abspielen.
Boris Collardi, der smarte Chef der Privatbank, war durch seine Gespräche mit CS-Präsident Rohner ein potenzieller Insider.
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Rund einen Monat vor der Ankündigung von Tidjane Thiam als neuer CS-CEO gab sich Collardi in privaten Kreisen gesprächig.
Bei der CS „passiere bald etwas“, sagte er damals laut einer Quelle vieldeutig. Gemeint war der Abgang des Langzeit-CEOs Brady Dougan und die Einsetzung eines Nachfolgers an der operativen Spitze.
Für einen damaligen Beobachter war klar, dass Collardi Insiderkenntnisse hatte. „Jeder merkte, dass er etwas wusste“, sagt der Gesprächspartner.
Wer alles Insider war und vor allem wer die Informationen zu seinen Gunsten oder jenen von nahestehenden Personen nutzte, müssen die Finma-Ermittlungen zeigen.
In erster Linie würden Insider aus den obersten Kreisen der CS stammen, zudem käme das Umfeld von Tidjane Thiam in Frage.
Die Management-Transaktionen der Börse zeigen nur zwei Deals von CS-Spitzenleuten im Vorfeld von Thiams Kür. Beides waren Verkäufe und somit unverdächtige Transaktionen.
In London wussten Headhunter frühzeitig davon, dass Tidjane Thiam auf dem Absprung war, wie ein Bericht der Finanzseite Finews von Anfang Woche aufzeigt.
Schliesslich war auch die Finanzmarktaufsicht selbst Geheimnisträgerin. Die Finma musste nämlich Thiam vorab ihren Segen geben.
Der Umgang mit heiklen Informationen ist ein grosses Thema.
Als die UBS im Herbst vor 3 Jahren ihre neue Strategie mit einer Verkleinerung der Investmentbank vorbereitete, kam es zu Lecks.
Ein Jahr später eröffnete die Börse eine Untersuchung gegen die Grossbank. Diese ist für die UBS-Spitze bis heute nicht ausgestanden.
Der Schreck sitzt derart tief, dass die UBS im Juli ihr Zweitquartals-Bericht einen Tag früher als geplant publizierte.
Offenbar genügte eine bestimmte Zahl im Quartalsergebnis, die in der Sonntagspresse gelandet war, dass die UBS-Führung sich zu diesem radikalen Schritt entschlossen hatte.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Warum beschränkt man sich bei diesem Thema eigentlich nur auf den Schweizer Finanzplatz??
Die Grossaktionäre – also von der arabischen Halbinsel – wussten auch ganz genau was wann kommuniziert wird…
Diese machen auch keine Insiderhandel-E-Learnings…
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Die Welt der Schweizer Finanzbranche ist klein. Man trifft sich im Verlauf seiner Karriere immer wieder. Und deshalb gilt der Verhaltenskodex, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Um dies zu widerlegen, werden sporadisch unbedarfte unbedeutende Finanzmarkt-Akteure durch die Finma eingeklagt.
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…. während die ganz bösen Buben entweder
– diskret zurückgestuft werden mittels Rücktritt aus GL aus
gesundheitlichen Gründen (auf sanften FINMA-Druck)
– rechtzeitig weiterziehen zu einem anderen
– sich mit Geschädigten vor Anklageerhebung diskret
einigen, um (schlimmstenfalls bei einem anderen)
alte oder neue Spiele zu beginnen(„Uebereinstimmungen mit existierenden Personen bzw. tatsächlichen Vorkommnissen sind nicht zufällig, sondern beabsichtigt.“)
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Eher wird der Pabst schwanger als dass sich Mark „LIBOR“ Branson mit Boris Colardi anlegt…
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Alles ein riesiger Filz, mit Leuten in gleichen Herren-Clubs, die sich an den runden Sauftischen bei stinkenden Zigarren treffen und sich höher schätzen als den Rest. Wer das schafft zu knacken, dem widme ich eine Schnitzelbank, die in Jahren noch zitiert wird.
Aber eben, solange die Aktionäre dies dulden, weil potentielle Gewinne in solchen Firmen und somit den Aktien stecken, wird sich nie etwas ändern.
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So, so, Boris ist also ein Plauderi. Nicht gerade vertrauenerweckend, wenn ich Bär Kunde wäre.
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Der gute Boris hätte mal besser den Mund halten sollen, statt im Freundeskreis seine Insiderkenntnisse auszuplaudern. Denn diese Infos waren rechtlich kursrelevante Insiderkenntnisse.. Einfach eine riesen Sauerei, dass sich da mal wieder ein paar Directors und MDs mit CS Optionscheinen vorab bereichert haben- war doch klar, dass der CS Kurs einen Sprung macht bei der Thiam Meldung..
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Haben Sie denn gar kein Verständnis dafür, dass „ein paar Directors und MDs“ offenbar dringend darauf angewiesen sind, ihre bescheidene ‚Total Compensation‘ hin und wieder mit einem Insider-Deal aufzupolieren?
Libor-Branson wird allerdings nicht durchgreifen können: Die Teppichetagen seiner potentiellen Ziele haben zu gute historische Libor-Kenntnisse …..
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Dass Dougan nicht mehr tragbar war, war seit Jahren bekannt. Wie es jetzt bereits klar ist, dass Rohner over the top ist.
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„Over the top“ ist wohl falsch. „Unter jedem Hund“ ist da wohl besser.
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Die Finma wir die Untersuchungen im Sande verlaufen lassen. Aus zweierlei Gründen: 1. Keine Stichhaltigen Beweise, sprich nichts schriftliches. 2. Sie wird sich hüten der CS oder der JB vor den Bug zu schiessen damit der Schweizer Finanzplatz noch nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Alles andere würde mich positiv überraschen. Oder die Amis klagen wieder mal an … aber dann wird es viel kosten. Leider bluten dann wieder die MA der CS und JB falls US-Klagen deswegen kommen.
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Das Beste wäre die FINMA zu schliessen und deren Arbeit outsourcen. Die Amis würden bestimmt übernehmen und einen besseren Job machen als Leute der FINMA. Dann würden endlich die Banken kontrolliert und die Gauner zur Rechenschaft gezogen.
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@Späher: nicht mehr nötig. Bei der CS führt und überwacht ja heute schon ein US- Monitor die Geschäfte….
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Welche Deals werden denn untersucht, wer entscheidet was grosse Deals sind?
Eigentlich müsste die Verhältnismässigkeit eines Deals für den jeweiligen Anleger jeweils angeschaut werden, nicht das Volumen. Wenn ich mit einem Aktiendepot von CHF 100000.– die Hälfte d.h. 50000.– investiere, dann mach ich mich doch auch verdächtig. -
Die Finma beisst erstmal leicht zu. Wenn sie merkt, dass es schmackhaft ist (kleine MA und Normalos), dann wird zerfleischt.
Wenn jetzt aber nicht feines darunter ist (Kollegen, Finma-Leute, Manager, UR, Collardi, etc.), wird schön losgelassen und evtl. eine finanzielle Wiedergutmachung angeboten.
All das nach dem Motto, dass alle vor dem Gesetzt gleich sind xD.
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Ich denke auch, darauf wird es hinauslaufen.
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@Wahrheit:
Einverstanden.
Bransons seinerzeitiges „knallhartes“ Durchgreifen mit der Bank Coop als Exempel (Waespis finanzplatzgefährdende Kurspflege bei Coop-Aktien) lassen einen noch heute erschaudern.
Ex-UBS-Libor-Spezialist Mark Branson müsste ja eigentlich zuerst mal Sanktionen gegen sich selber durchsetzen. -
Bei Kleinen nimmt die FINMA das Hundegebiss, bei Grossen legt sie sogar freiwillig die dritten Zähne weg! Das ganze System ist korrupt!
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Die Finma beisst erstmal leicht zu. Wenn sie merkt, dass es schmackhaft ist (kleine MA und Normalos), dann wird zerfleischt.…
Welche Deals werden denn untersucht, wer entscheidet was grosse Deals sind? Eigentlich müsste die Verhältnismässigkeit eines Deals für den jeweiligen…
Ich denke auch, darauf wird es hinauslaufen.