Boris Collardi kauft so ziemlich alles zusammen, was auf den Markt kommt. Heute auf dem Fresszettel des Julius-Bär-CEOs: die Commerzbank International SA Luxembourg.
Commerzbank who? Nie gehört, nie gesehen. Doch Collardi jubiliert, als ob es sich um den Fang des Jahrzehnts handeln würde. Das bringe „wichtige strategische Flexibilität“.
Faktisch geht es um den Kauf eines Computersystems für den Euro-Raum. Dafür blättert Collardi 68 Millionen der Einheitswährung auf den Tisch, für weitere 20 Millionen Euro will er integrieren.
100 Millionen Franken rund – einfach so mal aufgeworfen. Man hat’s ja.
Vom Aktionär.
Der schweigt. Seine Vertreter im Verwaltungsrat der Julius Bär lassen Collardi schalten und walten, als ob sie dessen Einkaufstour nichts angehen würde.
Präsident Daniel Sauter als oberster Statthalter der Eigentümer scheint froh zu sein, dass er noch auf seinem Stuhl sitzt.
Sein Fight gegen die Sika-Eigentümerfamilie – ein Topkunde der Bären – hätte ihm das Genick brechen können.
Collardi hat Sauter im Sack. Und so wildert der Jung-Banker im Zeug herum.
Kürzlich schnappte sich Collardi im Vorbeigehen einen Genfer Vermögensverwalter, davor erhöhte er seine Einsätze in Italien und in Brasilien.
Wenn dann die BSI erneut zum Kauf steht, denken alle, dass Collardi auch dafür zu haben wäre.
Hinter Collardis „Bits and Pieces“ ist keine Strategie erkennbar.
Wohin will der 41-Jährige mit seiner Privatbank? Was ist der nächste grosse Schritt, um die Julius Bär in die Zukunft zu führen?
Collardi weiss es offenbar nicht. Er ist planlos.
So planlos wie sein Präsident Daniel Sauter. Der fährt mit seinen Bär-Spezi lieber private Extratouren.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Profiteure der strategischen Geisterfahrt des grössten Zürcher Vermögensverwalters sind die Ausländer.
Diese finden im Gespann Sauter-Collardi willige Abnehmer für ihre alten Bänkli.
Die Bär-Chefs zahlten eine schöne Stange Geld für die Luxemburger Commerzbank, die mit knapp 3 Milliarden Euro viel zu klein war, um langfristig gut zu leben.
Die Verkäufer lachen sich ins Fäustchen. Sie erhalten die Summe von Bär faktisch für ein Computersystem. Im Eigenaufbau hätte die IT die Käufer aus Zürich einen Bruchteil gekostet.
Freuen konnten sich ob Collardis Kaufritt zuvor auch die Italiener, die Brasilianer, die Genfer; sie alle fanden in der kotierten Finanzgruppe eine spendable Akquisiteurin.
Ungemütlich könnte die Zukunft für die über 5’000 Mitarbeiter der grössten Privatbank der Schweiz werden.
Draussen auf dem grossen Finanzmeer, ohne Kurs und Kompass, da droht ein Leckschlagen.
Hoch ragen die Eisberge aus dem Wasser.
Im Steuerkonflikt lassen die Amerikaner die Bär-Bank zappeln. Collardi signalisierte mal für mal einen kurz bevorstehenden Deal.
Nichts dergleichen geschah. Die Rückstellung von 350 Millionen Dollar vor ein paar Monaten könnte viel zu wenig sein für die Endabrechnung.
Das Problem hat sich nicht wie erhofft entschärft, sondern im Gegenteil akzentuiert. Zu den Ermittlungen rund um Schwarzgeld haben sich solche rund um Korruption gesellt.
So ist die Bär-Bank in den letzten Monaten tief in den Fifa-Strudel geraten.
Gefährlich werden könnte ihr insbesondere ein Argentinier aus dem vermuteten Korruptionssumpf, der international gesucht wurde. Er kooperiert inzwischen mit der US-Justiz.
Was der Fifa-Sportsvermittler den Amerikanern zu seinen Konten bei der Julius Bär verrät, könnte Dynamit für die Zürcher sein.
Darauf deutet die jüngste interne Massnahme hin. Der Kundenbetreuer des Argentiniers – dieser heisst Alejandro Burzaco und war zunächst flüchtig – hat die Julius Bär vor kurzem verlassen.
Ein Sprecher der Bank wollte sich nicht zur Personalie des Burzaco-Bankers äussern.
Was auffällt: Das Verhalten wiederholt sich.
Als die Amerikaner im Mai mehrere Fifa-Topshots im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac verhaften liessen, reagierte die Julius-Bär-Führung umgehend.
Sie sperrte die Konten und Kreditkarten der Verdächtigten.
Waren die Fifa-Leute zuvor gern gesehene Kunden, landeten sie nun von einem Tag auf den anderen auf einer schwarzen Liste.
Der Argentinier Burzaco ist für Bär eine nicht einzuschätzende Gefahr. Er könnte eine Art Kronzeuge der Amerikaner im Fall Fifa werden.
„Für Julius Bär ist sein umfassendes Geständnis keine gute Nachricht“, schrieb die Sonntags-NZZ vor 2 Wochen.
Auch bei Petrobras, dem riesigen Korruptionssumpf in Brasilien, leuchten die Bären prominent auf.
Ein hoher Politiker – die Nummer drei in der Präsidentennachfolge – hatte mehrere Konten bei der Privatbank.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
BC ist verdammt zu kaufen. So kann er jedes Jahr die Bilanz etwas vebiegen und das echte Resultat von JB vertuschen…
-
Interessant, dass in der Bär-internen Kommunikation diese strategisch irrelevante Akquisition der CISAL langfädig mit der bevorstehenden Einführung von T24 (Temenos) gerechtfertigt wird. Viel Bla, Bla, Bla, aber offenbar rechnet man hier mit grossen Schwierigkeiten. Doch das lolake Mini-Bänkli wird kaum als blue print taugen. Avanti dilettanti!
-
Aber vielleicht dient es als Alternative zum BPO mit Avaloq in Berlin (JB Europe), wie wär’s damit…?
-
-
Eigentlich muesste sich die Schweiz mit Russland und China im Bankwesen verbinden. Alle Engagements in USA und Dollar sind dem Image als Private Banking Standort nicht foerderlich. Der einzige Grund fuer den Kniefall vor den USA waren die Grossbanken mit ihren ‚Globalen‘ Ambitionen – die letztlich schief gelaufen sind. Jetzt kann man auf die Ami’s pfeiffen, Alternative zum Swift aufbauen, zumindest als Doppelspur fuer die Banken die das Bankgeheimnis weiter pflegen wollen
-
Alejandro Burzaco ist ja nicht FIFA-Funktionär, sondern war der CEO von Torneos y Competencias in Buenos Aires.
Zum Glück ist er Frühaufsteher und sass bereits beim Frühstück als die ZH-KAPO im Baur au Lac (Ende Mai) zuschlug. Burzaco hat dann noch in aller Ruhe ausgecheckt (mit der Bär-Kreditkarte?) und konnte zunächst nach Italien entkommen. Wenn er nun mit dem DOJ kooperiert (ähnlich wie Chuck Blazer) dann könnte es für die Bank JB ungemütlich werden. Darauf hin deutet auch, dass der RM bereits von Bord ging, resp. mutmasslich: gehen musste. So können die Chefs und das Bär-Compliance dann immer sagen, sie hätten von nichts gewusst. Einer davon (G. R.) ist Doppelbürger: Schweiz/Argentinien.
-
In der Genusshalle in Schindellegi hat man bereits einen Platz für BC reserviert. Es gibt genügend Parkplätze für Ferrari und Co.
-
-
Das Sie Collardi nicht unbedingt lieben, eine Seite. Das Sie die CISAL nicht kennen, soll vorkommen. Aber bei normaler Recherche kann man feststellen, das dies die Tochter der Commerzbank ist. Ok, auch nicht so wichtig. Und das die Gelder sauber sind, nee auch nicht wichtig. Und eine Vollbanklizenz hat. Ja, was will denn man damit? Ach so, die IT Plattform. Braucht man ja wahrscheinlich nicht. Hat man doch und Sie sind dann der Erste, der Entwicklungskosten in diesem Bereich an den Pranger stellen. Aber Durchblick ist manchmal schwierig, so wie mit dem Wald vor lauter Bäumen
-
Stimmt, wie soll Hässig auch eine Bank kennen, die mehr Mitarbeiter in der Gruppe hat als seine geliebt-verhasste CS. Ist ja ausserhalb der CH, damit also im Reich derer, die vom JB Einkaufsdrang profitieren (Ausländer – inklusive Genf, wenn man die sprachliche Inkompetenz von Hässig in Intention umwidmet).
Vielleicht klärt uns Ha(e)ss(ig) noch darueber auf, wie die Profitabilität der akquirierten Einheit ist? Nur damit wir Normalo-Dummies verstehen, warum eine „Stange“ (Bier?) Geld für die Einheit gezahlt wurde.
Ach und noch eine Frage: „die“ (Plural?) Verkäufer lachen sich ins Fäuschen??? Was ist ein Fäuschen? Ein kleines Fausch? -
Gem. Luxemburgischem Wort gibt’s noch 25 Mio. regulatorisches Kapital zu dem Kauf, dann relativiert sich auch der Kaufpreis. Die CISAL als Bank verdiente immer soviel Geld, wie die Coba es gerne wünschte. Da die CISAL , nebst anderen Aktivitäten, auch Abwicklung für die Coba Branch in Lux. spielt, dürfte es für einen Aussenstehenden unmöglich sein, eine Ertragszahl ausfindig zu machen. Geht man allerdings vom Aufschrei der Mitarbeiter(gem. Herrn Hässig) bei der Verlagerung der DZ von Zürich nach Luxemburg aus, dann ist die Kostenbelastung weit von Schweizer Gegebenheiten entfernt .
-
-
Diese interessante Geschichte mit der beschriebenen Strategie und dem Verhalten erinnert an die Vorstufe des Grounding der Swissair vor über 14 Jahren. Damals waren möglicherweise schon WCP (White Collar Psychopaths) am Werk.
Fazit: die Rechnung zahlten, wie in unzähligen anderen Fällen, die anderen….
Über WCP’s: https://www.youtube.com/watch?v=uEcjce4VsSw-
@Stephan Siegfried
Beim Betrachten des Films kommen einem noch ein paar weitere Namen aus der CH-Investment-Banker-Szene zwangsläufig in den Sinn, die meisten gute Kumpels von BC.
Bin gespannt, ob ausländische Behörden wieder schneller sind als die eigenen, z.B. Finma, BA.
-
-
Nana LH, man merkt, dass sie hier wenig strategisch denken und moegliche Synergien und Know-How Erwerb nicht ansatzweise erkennen koennen…..
-
Ob der Kauf klug war oder nicht, wird sich zeigen. Dass der Autor noch nie von der Commerzbank gehört hat, erstaunt mich nicht einmal mehr.
-
Who is Boris
-
Collardi wird wohl bald auf seinem/seiner neuen „Lucky Jumper“ in den Sonnenuntergang reiten.
-
Ob die „Jumper“ schnell genug sein wird und nicht bockt, wenn die „Men in Black“ in ihren abgedunkelten Fahrzeugen hinter ihr aufkreuzen?
-
@Stephan Siegfried Beim Betrachten des Films kommen einem noch ein paar weitere Namen aus der CH-Investment-Banker-Szene zwangsläufig in den Sinn,…
Collardi wird wohl bald auf seinem/seiner neuen "Lucky Jumper" in den Sonnenuntergang reiten.
Who is Boris