Für Alt-Bankenprofessor Hans Geiger hat Ex-UBS-Kapitän Raoul Weil den Titel des Banker des Jahres verdient. Dessen Buch „Der Fall Weil“ sei hochklassig und zeige: Kämpfen lohne sich.
Der scheinbar sanfte Banker Weil bot auch seiner UBS die Stirn. Nachdem ihn die neue Spitze im Frühling 2009 offiziell auf die Strasse gestellt hatte, setzte Raoul Weil der UBS zu.
Der Ex-Chef des weltweiten Offshore-Bankings der UBS forderte die Auszahlung eines letzten Bonus, dies neben dem ordentlichen Fixsalär für 12 Monate, das ihm zustand und das die UBS auch bezahlte.
Es ging um viel Geld. Weil, der im Herbst 2014 in Florida einen denkwürdigen Prozess gegen die vermeintlich übermächtigen USA gewann, soll 10 Millionen von seiner Ex-Firma gefordert haben.
Die Grossbank, die 2009 von unbelasteten Kräften aus ihrer Umklammerung durch die US-Justiz befreit worden war, gab nach. Sie zahlte Weil eine Millionensumme aus.
Weder Raoul Weil noch ein Sprecher der Bank wollten Stellung beziehen.
Über den letzten Millionensegen verliert Raoul Weil in seinem Buch kein Wort. Dieses besticht durch herzergreifende Schilderungen von Szenen im Gefängnis von Bologna und dem US-Hausarrest.
Raoul Weil war vom Topbanker zum Häftling in einer Dreierzelle abgestürzt. Nach 2 Monaten liess er sich im Dezember vor 2 Jahren an die USA ausliefern. Dort durfte er lange das Haus von Freunden nur für Anwalts- und Arztbesuche verlassen.
Das Angebot der Staatsanwaltschaft, sich als Kleinkriminellen geständig zu erklären und dafür mit einer geringen Gefängnisstrafe davonzukommen, lehnte Weil ab.
Sein Mut machte sich bezahlt. Im Prozess von Herbst 2014 wurde Weil überraschend und nach einer Besprechung der Geschworenen in Rekordtempo freigesprochen.
Es gab keine stichhaltigen Beweise gegen Weil. Seither steht der Ex-UBS-Spitzenmann als grosser Sieger da.
Sein Buch und eine lange Reihe von Interviews sind die Fortsetzung eines Kampfs gegen die USA, den Weil nicht gesucht hatte. Vielmehr hatte er vor seiner Verhaftung lange einen Deal angestrebt.
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Einmal in den Fängen der Amerikaner, zeigte Weil Durchhaltevermögen. Er nahm das Risiko einer bis zu 5 Jahre langen Zuchthausstrafe auf sich.
Dank dem Freispruch kann Weil nun als einer der wenigen Spitzenbanker, die rund um US-Schwarzgeld eine Rolle spielten, frei auftreten und seine Meinung kundtun.
Für Hans Geiger und viele weitere Beobachter ist Weil heute ein Held. Er gebe dem Finanzplatz einen Teil des verlorenen Selbstbewusstseins wieder zurück, wie die NZZ am Sonntag schrieb.
Andere bleiben kritisch. Weil wurde vor allem freigesprochen, weil er sich auf das alte Bankgeheimnis und ein Abkommen mit den USA von 2001 berufen konnte.
Dieses heisst Qualified Intermediary Agreement QIA und sah vor, dass eine Bank (der Qualified Intermediary, QI) amerikanische Schwarzgeldkunden bei sich akzeptieren konnte.
Die Einschätzung basierte auf einer vermeintlichen Lücke im Vertrag. Die Schweizer Banken waren nicht explizit gezwungen, den wirtschaftlich Berechtigten offenzulegen.
Nun kommt aber im Kleingedruckten eines Berichts der Finanzaufsicht Finma ein Passus zum Vorschein, der Anderes vermuten lässt.
In ihrem Kurzbericht von 2009 hielt die Behörde fest, dass keine Bank wissentlich unversteuerte Gelder betreuen durfte. Dies habe auch das QI-Agreement nicht erlaubt.
„Hat ein QI aufgrund spezifischer im QIA umschriebener Umstände Grund zur Annahme („Reason to Know“), dass es sich beim Kunden trotz gegenteiliger Erklärung um eine U.S. Person handeln könnte, darf er nicht ohne weiteres auf die QI-Kundendokumentation abstellen.“
Sondern die Banken hätten dann den effektiv wirtschaftlich Berechtigten nach Übersee melden müssen. Diesen kannten sie.
Laut übereinstimmender Aussage zahlreicher involvierter Schweizer Banker war allen klar, dass sich hinter Strukturen, um die es im von der Finma beschriebenen Passus ging, Amerikaner mit unversteuerten Geldern versteckten.
Interessanterweise wehrte sich vor allem die anklagende US-Staatsanwaltschaft gegen die Verwendung des Finma-Kurzberichts im Prozess gegen Raoul Weil.
Dies, weil die Finma vor 7 Jahren, als die UBS wegen dem US-Schwarzgeldgeschäft vor einer gefährlichen Anklage gestanden war, Raoul Weil von jeglicher Mitschuld freigesprochen hatte.
Die US-Ankläger betrachteten die Finma aufgrund dieses „Freispruchs“ als parteiisch.
Damit bleibt die Frage offen, ob die US-Häscher im Prozess gegen den Ex-UBS-Chef vor allem über eigenes Unvermögen stolperten.
Raoul Weil kann das egal sein. Er gewann auf der ganzen Linie – gegen die USA, die UBS und in den Medien.
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Die beliebtesten Kommentare
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sicher, ich erhielt das erste mal ja eine Fehlmeldung, bestimmte Felder nicht ausgefüllt…..
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den Bericht finde ich fundiert, absolut richtig. ich habe sein Buch gelesen, Respekt. den Weil möchte ich gern persönlich kennenlernen, einfach mit ihm diskutieren.
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Ja so sind sie , die Schweizer !!
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Es ist schon bedenklich, was es hier teilweise für kommentare zu lesen gibt. Zorn, fulano oder fahrni haben nun definitiv keinen blassen schimmer von der finanzbranche. Das ist ja an und für sich nicht schlimm aber warum meinen sie denn, sie seien experten und müssen einen kommentar dazu abgeben? Da kann ich dann auch den leicht angeheizten Kommentar von Mark T verstehen. Er hat vollkommen recht!
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Alles armi Siechä!
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haben doch alles gewusst, dass die schweiz seid langer zeit, vorallem vom geldwaschen lebt und dem billigen geld, zulasten aller nachbarnstaaten, die dadurch ihre steuern nicht bekommen haben, über jahrzehnten. eigentlich müssten diese, uns kräftige nachsteuern aufhalsen!
jetzt, wo die luft draussen ist, in unserem system und wir lernen müssen, auch nur mit wasser zu kochen, ist es halt schwierig, auf gute zahlen zu kommen. ehrlich, ist halt schon ein hartes brot.
zum glück subventioniert der bundesrat via snb uns banker mit minuszinsen. noch nie war die marge im zinsdifferenzgeschäft so toll,
wie jetzt. zulasten der sozialwerke. erhöhung der mwst lässt grüssen.-
Herr Zorn, Gratulation zum dämlichsten Kommentar hier auf IP 2015! Über die Festtage ist Ihnen wohl Ihre einzige, einsame Hirnzelle abhanden gekommen.
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Von wegen „Schweiz lebt seit langem vom Geldwaschen“.
Siehe Google:
..Schweizer verdanken Spitzenstellung ihrer Industrie..
(Analyse im deutschen Handelsblatt) -
@Mark T: solche, beleidigende kommentare gehören nicht hieher, abgesehen davon, dass völlig inhaltslos sind. Shame on you!
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Die Schweiz ist ausser Geldwäscherei und Steuerbetrug global gesehen bedeutungslos. Als Kleinstaat ist sie auch wirtschaftlich gesehen international bedeutungslos. Man will es einfach nicht wahrhaben. Was würde weltweit geschehen, wenn es die Schweiz nicht mehr gäbe und sie auf die umliegenden Länder aufgeteilt würde? Richtig: Nichts!
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@Fahrni: ist ja richtig paranoid, ihr Bild der Schweiz. Glücklicherweise repräsentieren Sie nur eine Promille-Minderheit.
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Ich kann Mark T nur beipflichten: die unterirdische Orthografie von Fritz Z. wird wirklich nur noch vom Inhalt über- (unter-?)troffen! Aber Hauptsache man hat ein wenig geifern dürfen…
@Heinz Fahrni: wenn Ihr Kommentar auf Ihre volkswirtschaftliche Bildung schliessen lässt, haben Sie diese wohl in einer Baumschule genossen. Bedeutungslos ist in diesem Sinn eigentlich nur Ihr Geschreibsel.
Trotzdem schönes 2016 – wohin wandern Sie aus?
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Der Kurzbericht der FINMA 18.2.2009 scheint für viele auch 6 Jahre später nicht zu existieren oder er fand und findet bewusst keine Beachtung und Verteilung.
Man schweigt mehrheitlich weiter oder schiebt emotional den USA die Schuld zu, denn die CH-Banken hätten sich immer an CH-Recht gehalten.
The Private Banking-Show must go on!
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Die Amis sind Heuchler auf der ganzen Linie. Denn sie akzeptieren aus aller Welt unversteuertes Finanzvermögen. Es gibt dazu genügen Lesestoff.
Die Schlammschlacht gegen die CH hatte nur den Zweck, ein unliebsame Konkurrenz zu eliminieren. Jetzt versuchen es die Amis mit der deutschen Autoindustrie. Die CH Pharmaindustrie ist die nächste auf der Liste. Mit Sicherheit werden die Amis auch hier irgendetwas finden, das man in den USA einklagen kann. Siehe Synthes…Aber eben, mit unseren Weicheiern in Bern können die Amis machen was sie wollen.-
werter herr ledermann, finden sie nicht auch, dass wir schweizer mit dem wort ‚heuchler‘ ganz, ganz, vorsichtig umgehen sollten?
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Herr Ledermann, Ihre „Schlammschlacht gegen die CH“ sagt mir, dass Sie leider NULL Kenntnis haben von den U.S. Steuergesetzen von damals und welche heute noch Gültigkeit haben.
Schauen Sie sich mal das Kommentar von Hr. Fritz Zorn an, welches auch das U.S. Steuergesetz betrifft. -
@Zorn und fulano (der Name sagt alles). Alles Quatsch was da geschrieben wird. Von Steuergesetzen habe beide keine Ahnung und von der gängigen Praxis in London, New York, Monaco, Abu Dhabi, Nassa, etc. etc. noch viel weniger.
@rico schmied – ziehen Sie doch in die USA!
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@schmied, ich hoffe für Sie, dass Sie Ihr geld ausschliesslich und exklusiv mit tätigkeiten verdienen, die moralisch & ethisch sauber und politisch korrekt sind. ansonsten ruhe und nochmal überlegen!
@fulano: das (sic!) kommentar von hr zorn bezieht sich nirgends auf die usa. sollten Sie tatsächlich nicht mitbekommen haben, wie sich das us-tax-system im zuge von fatca in den letzten 10 jahren geändert hat, dann erklärt das jedenfalls, warum Sie sich mit intelligenzfreien kommentaren à f. zorn indentifizieren.
ein kleiner denkanstoss: was denken Sie, warum wohl der präsident der fba (florida bankers association) während des ersten terms von obama diesem einen brief geschrieben hat, mit der aufforderung, von seinem beabsichtigten gesetzeserlass abzusehen, jeden ubo in den usa identifiziert haben zu wollen?
think again!
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Im Westen nichts Neues: Wenn man es einmal nach oben „geschafft“ hat, kann man mit dem Geld sich seine dienliche Welt erschaffen. R. Weil ist hier absolut keine Ausnahme.
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Nein, müssen wir nicht, denn wir klagen ja keine anderen Institutionen und Länder an. Das im Unterschied zu den Amis.
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Herr Zorn, Gratulation zum dämlichsten Kommentar hier auf IP 2015! Über die Festtage ist Ihnen wohl Ihre einzige, einsame Hirnzelle…
Ich kann Mark T nur beipflichten: die unterirdische Orthografie von Fritz Z. wird wirklich nur noch vom Inhalt über- (unter-?)troffen!…
Die Amis sind Heuchler auf der ganzen Linie. Denn sie akzeptieren aus aller Welt unversteuertes Finanzvermögen. Es gibt dazu genügen…