Seit Olivier Jaquet bei Julius Bär einen Top-Auftrag gefasst hat, brodelt es am Bahnhofstrassen-Sitz der Privatbank. Dass ausgerechnet der gestrauchelte Clariden-Boss das zentrale Business der externen Vermögensverwalter neu aufgleisen soll, empfinden viele Bär-Manager als Affront.
Der Basler Jaquet ist ein Mann von Boris Collardis Gnaden; so wie Yves Robert-Charrue. Auch der legte den Grundstein seiner Karriere bei der Credit Suisse.
Bei der Grossbank laufen alle Fäden zusammen. Boris Collardi, der Jung-Banker mit dem steilsten Aufstieg der jüngeren Finanzplatz-Geschichte, gehörte bis Mitte der 2000er zum CS-Talentpool, bevor er zu Bär wechselte und dort an die Spitze der 3. Kraft von Swiss Banking vorstiess.
Die „Friends of Boris“ geben zu reden. „Im Private-Banking von Bär sind die Leute stinksauer“, sagt ein Ex-Bär-Manager. „Für sie sind Collardis Berufungen reine Beziehungsdelikte.“
Ein Zürcher Headhunter doppelt nach: „Zuerst holte Collardi einen Buddy aus der Versenkung und machte ihn zum Schweiz-Chef, jetzt rehabilitiert er seinen Spezi Jaquet. Das frustriert die Leute.“
Jaquet und Collardi seien bei der CS nicht nah zusammen gewesen, kontert ein Bär-Kadermann, der nicht offiziell reden will. „Aber klar, die beiden verstehen sich gut. Und Jaquet hat etwas auf dem Kasten, sonst wäre er nicht Clariden-Chef geworden.“
Bei Bär soll Jaquet bis Ende Jahr die Vermögensverwaltung mit externen Anbietern auf Vordermann bringen. Auch die Vermögensberatung gehört zu seinem Pflichtenheft.
Konflikte sind programmiert. „Jaquet nimmt den Bär-Fürsten Business weg“, prophezeit ein Zürcher Private-Banker, der mit den Vorkommnissen vertraut ist. „Für die heisst das: weniger Gewinn, weniger Macht, weniger Bonus.“
Bär-intern ist zu hören, dass Jaquet inoffiziell der Geschäftsleitung angehören soll. Formell trägt er den Titel eines Beraters.
Laut der internen Bär-Quelle hat Jaquet bereits ein Büro bezogen und kann auf die Ressourcen der Bank zugreifen. Es eile. „Auch die Finma wird mit mehr Vorschriften kommen.“
Erwartet wird, dass Jaquet eine Zentralisierung des Geschäfts mit den Profi-Vermögensverwaltern vorschlägt. Danach könnte Jaquet Leiter der neuen Einheit werden, sagt eine externe Quelle.
Jaquet wäre der zweite „Freund“ und loyale Mitstreiter Collardis in der obersten Bär-Führung. Vor Jahresfrist hievte Collardi den jungen Yves Robert-Charrue auf den Sessel des Schweiz-Chefs.
Bei der CS gehörte Robert-Charrue zum Highflyer-Team von „Ossie“ Grübels Absolute-Return-Boys. Diese brachten es später weit.
Chef Burkhard Varnholt wurde Sarasin-Spitzenmann, Wasserträger Dave Blumer schaffte es in die Swiss-Re-Konzernleitung, nachdem er im Asset Management der CS aufgelaufen war.
Aus der Absolute-Return-Zeit hört man Gutes über Robert-Charrue. Der studierte Musiker galt als „Brain“ der verschworenen Truppe.
Der anfängliche Erfolg machte aus dem jungen Robert-Charrue einen reichen Mann. Vor ein paar Jahren verliess er die Grossbank und gründete eine Anlageberatung namens Acuance. Dave Blumer, damals noch Topshot der CS, führte im Nebenamt das Präsidium.
Robert-Charrue wirkt bei seinen Auftritten souveräner als sein Chef Boris Collardi, sagt ein Beobachter. Beim letzten Bär-Anlass im Zürcher Nobelhotel Hyatt mit hochkarätigen Gästen, darunter Ex-Aussenminister Joschka Fischer, habe Robert-Charrue professionell durchs Programm geführt.
„Seine Moderation stellte die Einführung von Collardi in den Schatten“, meint der Zürcher Vermögensverwalter.
Boris Collardi, Yves Robert-Charrue und Olivier Jaquet bilden an der Spitze von Julius Bär eine Jung-Truppe. Jaquet wird 43, Robert-Charrue ist 38, Collardi sogar ein Jahr jünger.
Allen fehlt langjährige Kundenerfahrung. Bär-Boss Collardi war bei der CS Support-Manager; Robert-Charrue kümmerte sich um Investments; Jaquet um Steuerstrukturen.
Bär-intern macht der Begriff BWC die Runde. Gemeint ist „Bank without clients“. Ein Insider meint, Collardi und seine Weggefährten würden den Bär-Kundenberatern an der Front durch strenge Compliance-Vorschriften das Leben schwer machen. Ein Heer von Stabsleuten würde beim geringsten Verdacht ausrücken.
Kürzlich floss ein kleiner Teil einer stolzen Summe Neugeld in Cash ab, berichtet die Quelle. Das Geld sei für einen Hauskauf gewesen. „Der Kundenberater wurde von Collardis Watchdogs zitiert und auf eine Überwachungsliste gesetzt.“
Ein Collardi-Mann betont die verschärften Regulierungen, die Bär und andere Banken zu erfüllen hätten.
Das grösste Risiko für Bär geht auch auf Collardis Konto. Als sich Bär ab 2008 auf die US-Offshore-Kunden der UBS stürzte, hatte Collardi den ganzen Backoffice-Bereich inklusive Controlling unter sich. Die US-Kunden mussten demnach in der einen oder anderen Form über Collardis Tisch gegangen sein.
Entscheidend für Collardis nächste Zukunft wird der Erfolg in Asien sein. Dort ist Thomas Meier zuständig. Auch Meier war lange bei der CS, wechselte allerdings vor Collardi zu Julius Bär.
Weitere Artikel: Was nun, Collardi? Die Glamour-Boys von Swiss Banking
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bei OJ heisst es nicht „Oh yeah!“, sonder „Oh jeh!“
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die konkurrenz freut sich wenn bankmanager wie oj bei julius baer landen – freude herrscht!
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das ist die richtige perspektive! bei der JB rumort es stärker als allg. wahrgenommen. BC scharrt nun leicht angeschossene aber loyale, abhängige buddies um sich, damit er seine position sichern kann. denn im 2ten und 3ten glied sind die JB leute zunehmend beunruhigt über die erfolge. ich denke in kürze lesen wir von noch drastischeren reorg. massnahmen bei JB.
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Der OJ kann sicherlich Konsten senken nur denkt er lediglich an seinen Bonus, um seinen hohen Lebensstandard zu finanzieren. Was sicherlich gegen ihn spricht sind seine schlechten Menschenkenntnisse und Führungseigenschaften. Er verachtet starke Manager und umgibt sich lediglich mit Glamour Boys, die ihn anhimmeln.
Schade für die JB, besonders, wenn man bedenkt, dass noch eine Lawine von Rechtsfällen auf den leiben OJ zukommt. Er hat immerhin für über SFR20 Milliarden Versicherungslösungen an Deutsche Kunden verkauft. Diese Thema wird nun vom deutsche Fiskus genau analysiert.
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Herr Jaquet wird sich am neuen Ort nicht nur beweisen wollen, sondern auch müssen, um eine Festanstellung dort zu erhalten. Die Margen ausweiten oder die Revenues steigern wird er in diesem Umfeld kaum können. Somit bleibt nur die Senkung der Kosten (die allgemeine Profilierungsmöglichkeit wenig fähiger Manager) im Bereich der EAMs. Dies wird sich kaum vorteilhaft auf die Abteilung und v.a. deren Kunden auswirken. Wieso er allerdings die Aufgabe gerade in dieser Abteilung erhält würde mich auch interessieren…
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Amen
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Collardi: 1x eine Performance mit ca 20% im FX, und schon ist man der neue Guru? .. Das liegt aber auch schon Jahre zurück… Hauptsache gut „verkauft“
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Was will OJ im EAM-Geschäft genau beraten? Der hat gar keine Ahnung vom PB/EAM-Business. Sonst wäre er wohl nicht nach 5 Monaten bei CL rausgeflogen!!!
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Sehe ich auch so. Der kann dort höchstens nasenbohren.
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„Richtige“ Kundenerfahrung hat doch keiner der Glamour Boys. Die kennen die Kunden nur von internen Excel Sheets und Strategy Papieren. Keiner hat doch je selbst ein Kundenbuch aufgebaucht, Kunden im Tagesgeschaeft durch 2008 begleitet oder mal versucht ein Konto von A-Z fuer einen UHNWI zu eroeffnen. Jeder will UHNWI Kunden sehen, ein bischen „you are in the right hands, what can we do more for you, sure we can do that …“.
Auf den Kunden hoert ja so oder so niemand mehr, weder die Bosse noch die Regulatoren.
Beide wissen besser was der Kunde will, woher bloss? -
Es ist wirklich sehr fraglich für das Traditionshaus Julius Baer wenn Sie auf Personen wie OJ setzen müssen.
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Die CS Seilschaften setzen sich auch auf den nächsten Managment Stufen fort. So agiert zum Beispiel der frühere CSler Guido Ruoss als Head Business & Product Management, Investment Solutions Group.
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Ein „unruhiger Dünnbrettbohrer“ ist ein guter Ausdruck für OJ – viel besser kann man es nicht formulieren.
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Kenne Collardi nicht, habe aber OJ ein paar mal kennengelernt. – Na ja, einen „Granaten-Eindruck“ hat er mir nicht gerade gemacht. Machte auf mich eher den Eindruck eines unruhigen Dünnbrettbohrers ohne innere Kraft und ohne viel Erfahrung im echten, internationalen Geschäftsleben.
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Eine „Pfaditruppe“, welche ohne Anstrengung Millionen abzockt. Die „Seals“ sitzen an anderen Orten.
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Ja, auf der Strasse. Weil hierzulande haben die Pfadis das sagen.
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Oliver Jaquet einzustellen ist ein sehr riskanter und wenig durchdachter Entscheid von Boris Collardi. Schade für diese renomierte Privatbank.
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Mehr oder weniger eloquent durch ein Programm fuehren als Qualifikation? Bitte Sehr! There has to be more!!
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Man darf die Personalie Jaquet durchaus hinterfragen. Klar ist aber, dass der vormalige CL-CEO in der Presse verunglimpft und meines Wissens zu Unrecht als Steuerbetrüger diffamiert wurde.
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Ein wenig mehr Hintergrundinformationen wären diesbezüglich wünschenswert.
– Was sind denn die neuen Herausforderungen bezüglich der externen Vermögensverwalter, so dass dieser Bereich neu strukturiert werden muss.
– Wieso ist gerade OJ vom Ländle der richtige für diesen Job.
– Wird er sich dafür wieder eine dubiose Adresse in Vaduz mieten lassen um die dortigen Spezies zu reaktivieren.Hat jemand dazu Antworten oder Ansichten?
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Wenn man nicht mehr weiter weis und kommt,
sich schnell ein paar ‚alte‘ Kumpels holt ?Collardi hat den Zenith m.E. längstens über-schritten. Die Show-Men an der Bahnhofstrasse sind weder intern und schon gar nicht bei Kunden gefragt.
Die Bär-Familien ahnen und wissen, warum sie sich von ihren Engagements zurückgezogen haben.
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ist doch Egal was die machen oder wie Collardi auftritt, ist doch nicht deren eigenes Geld. Was solls…
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Interessante Optik.
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Das wird noch lustig werden. 🙂 Bei Collardis halbwachen Auftritten habe ich auch jeweils das Gefühl, als hätte man ihm zuvor Valium oder Alkohol intravenös gespritzt.
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Vom Erfolg geblendet, sieht er nicht wie „sein“ Königreich bröckelt. Sein (Zusammen)-bruch wird plötzlich kommen (Prognose: 1Q2013).
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…und er nuschelt so schrecklich. Verstehe ihn fast gar nicht, wenn er spricht.
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Es ist wirklich sehr fraglich für das Traditionshaus Julius Baer wenn Sie auf Personen wie OJ setzen müssen.
Das wird noch lustig werden. :-) Bei Collardis halbwachen Auftritten habe ich auch jeweils das Gefühl, als hätte man ihm…
ist doch Egal was die machen oder wie Collardi auftritt, ist doch nicht deren eigenes Geld. Was solls...