Die SNB-Päpste geben sich erstaunt. Mit der Forderung nach sofortiger Kapitalstärkung bei der Credit Suisse wiederhole man nur alte Warnungen, meinten sie gestern, als die CS-Aktie crashte.
Solche Naivität verblüfft. Thomas Jordan und seine SNB-Chefkollegen vernichteten mit ihrem Ruf nach raschen CS-Massnahmen kurzerhand 2,5 Milliarden Börsenwert.
72 Stunden vor den historischen Wahlen im brennenden Griechenland hatten sie mehr Öl ins Euro-Feuer gegossen, als dies irgendeine Behörde auf dem Globus jemals seit Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 gewagt hatte.
Als Jordan&Co. realisierten, was sie angerichtet hatten, gingen sie nicht in sich, sondern spielten die Unschuldslämmer.
Angesichts des destabilisierten weltweiten Finanzsystems, in dem die Schweiz mit ihrem starken Franken ein zentraler Player ist, wirft das Vorgehen grundlegende Fragen auf.
Entweder ist der junge SNB-Chef Jordan noch nicht auf der Höhe der Aufgabe. Oder aber er spielt ein verstecktes Spiel.
Im ersten Fall wäre Jordan zu wenig abgebrüht. Dann müsste er rasch dazu lernen.
Im zweiten Fall ginge es Jordan nicht in erster Linie um die Sicherheit von CS und UBS, sondern um sein eigenes, täglich wachsendes Euro-Problem. Dieses droht ausser Kontrolle zu geraten.
Dass Jordans Schelte an die CS-Adresse wenig überzeugt, selbst wenn die Grossbank wie fast alle Finanzmultis selbstverständlich sicherer werden muss, zeigen zwei gewichtige Organisationen.
Das Institute of International Finance als Sprachrohr der globalen Grossbanken kritisierte Jordans Timing. Die Euro- und Banken-Krise würde durch solchen Alarmismus verschärft.
Was solls, könnte Jordan entgegnen, Applaus aus der Lobby-Ecke war nicht zu erwarten.
Schwieriger wird eine Antwort auf die jüngste Aktion des Chefs der englischen Zentralbank.
Mervyn King, das Schlachtross unter den internationalen Notenbankern, stellte seinen Kollegen aus der Schweiz gestern indirekt in den Regen.
Statt seine Banken-Schäfchen zu prügeln, warf ihnen King eine dicke Rettungsleine zu. Mit Dumping-Krediten à gogo gegen Sicherheiten von der Güte von Büromobiliar und unbegrenzter Liquidität will „Big King“ jegliche Zweifel an der Stabilität seines Insel-Finanzreichs im Keime ersticken.
Der schlaue Notenbank-Fuchs schlägt damit zwei Fliegen auf einen Schlag.
King koppelt den Geldregen an eine grosszügige Kreditvergabe für die breite Wirtschaft; und er nimmt zeitlich geschickt am Vorabend des Griechenland-Krimis dem Volk die Angst vor einem Bankenkollaps.
Jordan tut weder das eine noch das andere und setzt sich so dem Verdacht aus, ein ganz anderes Ziel zu verfolgen.
Das grösste Problem des obersten Schweizer Währungshüters ist die sogenannte Sterilisierung der aus dem Nichts geschaffenen Milliarden von Franken. Um den Euro bei 1,20 Franken zu halten, hat Jordan die Geldpresse angeworfen und flutet den Markt mit der eigenen Währung.
Der Aufwertungsdruck wächst laut Jordan von Tag zu Tag. Verängstigte Anleger aus der ganzen Welt suchen Schutz im sicheren Franken-Hafen.
Damit die gigantische Franken-Masse nicht zu plötzlicher Inflation führt, muss Jordan sicherstellen, dass die Unsummen das verschlungene Röhrensystem der globalen Finanzindustrie nicht verlassen. Das viele Geld soll also nicht via Kredite an Industrie- und Dienstleister tatsächlich zum Arbeiten gebracht werden.
Dazu gibt es grundsätzlich zwei Instrumente. Entweder leisten die Franken-Empfänger Schützenhilfe. Die Gegenparteien der SNB würden dann einfach auf den Franken-Milliarden sitzenbleiben und abwarten, bis sich der Sturm gelegt hat.
Anders verhält es sich, wenn die Banken mit den Franken spekulieren und riskante Kredite gewähren. Dann braucht Jordan stärkeren Tobak.
Mit seinem Alarmismus gegen die CS könnte Jordan genau das bezwecken. Zwingt der SNB-Chef die Grossbank zu mehr Kapital, heisst das: entweder frisches Aktienkapital oder dann weniger Risiken.
Neue Aktien drücken den Kurs, wie der gestrige Tag eindrücklich zeigte. Ein Abbau der Risiken würde hingegen die Stimmung an der Börse heben.
Weniger Risiken heisst weniger Investments und somit auch weniger Kredite an die Wirtschaft. Das würde Jordan helfen, seine explodierende Geldmenge zu sterilisieren.
Will Jordan genau das? Die Frage bleibt unbeantwortet.
Für Ruhe im Land soll ein einzigartiger Schulterschluss der Politik sorgen. Von links bis rechts verbitten sich die höchsten Volksvertreter der Schweiz jegliche Kritik am Notenbankchef und seiner Euro-Politik.
„Was wir verlangen, ist klar und einfach“, posaunte Ex-FDP-Präsident Fulvio Pelli in den Nationalrats-Saal. „Unterstützung für die Nationalbank und ansonsten Ruhe!“
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Es ist kaum davon auszugehen, dass Herr Jordan einfach so über die Presse die CS auffordert, ihre EK-Decke rascher als geplant aufzustocken. Vielmehr wird die SNB dies bereits früher mit der CS (und allenfalls anderen Banken) aufgenommen haben. Es mag nun sein, dass die CS die Aufforderung in den Wind geschlagen hat und die SNB nun die nächste Stufe der Warnung zündet – so nach dem Motto: ’schauen wir mal, wessen Meinung stärker zählt‘.
Alleine die Tatsache, dass vermehrt Puts (und dann erst noch mit Verfall Juni!) gehandelt wurden, zeigt, dass durchaus vor dem Statement der SNB diese Rüge bereits bekannt war.
Dass die SNB im Interesse der Geld- und Finanzmarktstabilität auch die Kapitalisierung der TBTF-Banken beurteilen muss dünkt mich richtig. Gerade diese Banken sind stärker auf die SNB als auf die Finma angewiesen. -
Es lässt sich schnell feststellen, wer von den CS Mitarbeiter mit Putoptionen die CS in den Keller geschickt haben. Es ist Zeit, dass auch sie zur Rede und Antwort stellen oder besser um unnötige Zeitverschwenkung zu ersparren, sollen sie zusammen packen und einen anderen Arbeitsgeber suchen. Adios.
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Soviel zum Thema Meinungs- und Pressefreiheit in der Schweiz: „Für Ruhe im Land sorgt ein einzigartiger Schulterschluss der Politik. Von links bis rechts verbitten sich die vereinigten Demokraten der Schweiz jegliche Kritik am Notenbankchef und seiner Euro-Politik“. Schade!
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Die CS hat ihre Aufgaben nicht gemacht. Die soll nicht mehr unterstützt werden. Die Aktionäre müssen Risiken wieder mittragen
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Ohje ohje eine Lüge ist geplatz und das hat den Wert vernichtet.
Der Wert wurde wohl eher auf die richtige Grösse korrigiert.Das ist wie mit unseren Altersrenten!!!
Die sind auch zu einem grossen Teil längst futsch.
Aber erst wenn jemand das auch bemängelt, dann ist er der Schuldige der das Spiel ruinier hat weil der die Lüge platzen liess.Aber spielt doch weiter das Würfelspiel „Meier“
schuld ist bei Euch nur der welcher unter den Becher kuckt und nicht der welcher behauptet er hätte einen Superwurf dabei ist nichts unter dem Hut. -
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Wieso verlangt die SNB von der CS, eben jene Kennzahlen bis 2019 zu verbessern, aber schon jetzt, 2 Jahre nach der Forderung wird Gehetzt und derart viel Wert für nichts und wieder nichts vernichtet?
Verantwortungslos, was die SNB Mannen hier vollzogen haben. Für viel weniger kommen Kleinstbetrüger ins Gefängnis.
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Der letzte Satz ist leider wahr. – Aber jeder Betrüger ist schon einer zuviel. Der Schaden, den sie anrichten, ist immer zu gross.
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Und wer prüft jetzt ob es Insidergeschäfte der SNB Mitarbeiter auf einen fallenden CS Kurs gab?
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Kommt noch, wetten? Bei CS gab es angeblich auch ein paar Insider, da die CS am Montag schon informiert wurde…Gross Optionsgeschäfte wurden angeblich getätigt.
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Und wer prüft jetzt ob es Insidergeschäfte der SNB Mitarbeiter auf einen fallenden CS Kurs gab?
Kommt noch, wetten? Bei CS gab es angeblich auch ein paar Insider, da die CS am Montag schon informiert wurde...Gross…
Wieso verlangt die SNB von der CS, eben jene Kennzahlen bis 2019 zu verbessern, aber schon jetzt, 2 Jahre nach…