„Wissen Sie, was morgen ist?“, fragt die Notenstein Privatbank in ihrer neuen Werbung.
Morgen ist heute. Aus dem Nichts steht die junge Privatbank im Internet unter Verdacht. Dort kursieren seit einigen Wochen Screenshots von vermeintlichen Kontoauszügen des Instituts.
Ist die Ex-Wegelin-Bank Opfer eines Datendiebstahls geworden?
Die neu zur Raiffeisen-Gruppe gehörende Privatbank dementiert heftig und reicht mehrere Anzeigen ein: eine Strafklage in Deutschland, eine Zivilklage in der Schweiz.
„Uns liegen überhaupt keine Indizien für ein Datenleck vor“, sagte Sprecherin Dominique Meier gestern. „Beim besagten Screenshot handelt es sich um eine plumpe Fälschung.“
Man gehe rechtlich gegen die Täterschaft vor. „Die entsprechenden juristischen Schritte sind bereits eingeleitet worden, um gegen den oder die Urheber und weitere Personen, die zur Verbreitung der gefälschten Daten beitragen, vorzugehen“, sagte Meier.
Offensichtlich nimmt Notenstein die Angelegenheit Ernst, obwohl es sich laut der Bank zweifelsfrei um gefälschte Auszüge handeln soll.
Der Fall eskalierte in kürzester Zeiut. Notenstein-Chef Adrian Künzi hatte die Screenshots letzte Woche umgehend zur Chefsache erklärt.
Nachdem er mit den Auszügen konfrontiert worden war, meinte Künzi vor 6 Tagen, es gäbe zwar keinerlei Hinweise auf einen Datenklau, doch Screenshots seien jenes Mittel, gegen das trotz leistungsstarker IT kein Kraut gewachsen sein.
Aufmerksam auf die Screenshots geworden war eine anonyme Quelle. Laut dieser seien die Kontoauszüge nach kurzer Publikation auf einer Seite namens Pastebin.com wieder gelöscht worden.
Per E-Mai hatte diese Quelle mitgeteilt, sie habe kurz vor dem Verschwinden ein paar Pastebin-Screenshots mit wenigen Notenstein-Kontoinformationen angefertigt.
Dieses Mail war am 20. September eingetroffen. Am 1. Oktober tauchten die gleichen Screenshots in einem Blog auf. Am Tag darauf wurde die Notenstein-Führung informiert.
Laut einem Notenstein-Insider mit Kenntnissen der Informatik der Privatbank entspricht die Struktur der publizierten Konto-Nummern jener bei Notenstein.
Auf den Screenshots sind zwei Dollar-Konti aufgeführt; eines mit einem mittelhohen sechsstelligen Saldo, ein zweites mit rund 2 Millionen Dollar.
Über den Konto-Informationen steht „Page 17 of 142“. Das erweckt den Eindruck, dass es sich nicht um den Auszug eines Einzelkontos handelt, sondern um eine Liste mit vielen Namen, Konti und Beträgen.
Beim Inhaber des Kontos mit der tieferen Summe soll es sich um eine öffentliche Figur aus Argentinien handeln.
Der namentlich Genannte sass lange Jahre in den Parlamenten der Hauptstadt Buenos Aires und des Landes. Später repräsentierte er sein Land in der UNO.
Die anonyme Quelle, welche die vermeintlichen Notenstein-Sceenshots als Erstes per Mail verbreitet hatte, bezog sich auf Nachfrage hin auf einen nicht genannten Informanten in Argentinien. Laut diesem handle es sich um „korrekte“ Daten.
Der Internet-Blog, der die Screenshots seit Anfang Monat publiziert, setzt den Diplomaten in die Nähe der argentinischen Regierungsfamilie Kirchner.
Diese habe ihr Vermögen rechtzeitig vor Ausbruch der grossen Finanzkrise im 2001 in den USA und der Schweiz in Sicherheit gebracht, schreibt der Blog mit Bezug auf eine österreichische Zeitung.
Einen der Urheber der verbreiteten Konto-Informationen vermuten die Notenstein-Verantwortlichen offenbar in Deutschland, wo die Bank zur scharfen Strafanzeige-Waffe gegriffen hat. Gegen wen, blieb vorerst unklar.
Einen Hinweis auf eine mögliche Täterschaft findet die Bank auf den Screenshots. Dort ist ein Benutzername abgedruckt, der die Bildschirm-Ablichtungen angefertigt hatte.
Unter dem gleichen Namen wurde am 21. September im Netz Hilfe angefordert. „I have about 2500 screen shots in png-format. I need to convert them all into b/w-pictures“, schrieb der Nutzer.
Möglicherweise war es dieser Aufruf, welcher die Notenstein-Chefs aufschrecken liess.
Künzi&Co. könnten eine Flut von Screenshots befürchten. Selbst wenn alle gefälscht wären, müsse aus Reputationsgründen gehandelt werden, begründet ein Notenstein-Insider die Anzeigen.
„Wir denken in Szenarien“, schreibt Notenstein in ihrer Kampagne. Dies gilt offenbar nicht nur für Kunden.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich glaube wir haben hier eine Marktlücke. Eine kleine Privatbank soll in Zukunft damit werben, dass sie keine IT und keinen Internetanschluss besitzt, dass man ausschliesslich händisch Buch pro Klient führt. Die Bücher lagert man dann im sicheren Safe, so wie in den sechzigern. Fertig mit gestohlenen Daten auf CDs und Screenshots . Ein neues Sicherheitskonzept ist Schlüssel zum Erfolg!
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@Peter Peter:
Haben Sie zu Ihrer Behauptung auch Belege?http://www.ejpd.admin.ch/content/dam/data/kriminalitaet/jugendgewalt/ber-auslaenderkriminalitaet-agak-d.pdf stand 2000:
Anteil Nichtschweizer Wohnbevölkerung bei Betrugsverurteilungen: 24%
Schweizer: ~57%
&
„Deutsche weisen über alle Altersgruppen
geringere [Verurteilungs]Raten als Schweizer auf“
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http://www.pxweb.bfs.admin.ch/Dialog/Saveshow.asp2011 Total _Beschuldigte_ Ausländer Betrug (incl. Geringfügig): 1581
Dito Schweizer: 1127Da ich nicht davon ausgehe, daß sich dies seither wesentlich geändert hat, kann man Sie ansonsten als üblen Volksverhetzer ansehen.
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Eigennutz und Masslosigkeit wird uns ja von ganz oben vorgelebt. Wenn wunderts wenn der „kleine Mann“ halt sein Gehalt aufbessert und eine CD verkauft. Wer hat dann eine Grossbank an die Wand gefahren ? der kleine Mann oder Mospel. Und was hatte er für konsequenzen zu tragen…keine. Und die Weltpolize (USA) bezahlt einen Birkenfeld 104Mio. für was eigentlich, das er eine Straftat begann und sich anzeigte? Für so eine summe 2 Jahre Knast, da ist ja schon fast jeder blöde wo so was nicht macht. Ich finde diese Entwicklung auch gar nicht gut, aber von wo haben wir das gelernt?
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Stimmt: „Wär häts erfunde?“
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gefälschte screenshots auf dubiosen internetseiten und blogs – nicht wirklich zuverlässige quellen. scheint eher, als sei die amateurhafte aktion gegen die öffentliche person aus argentinien denn gegen die bank gerichtet.
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Hr Rebberger: Sind sie sicher dass das gefälscht ist ?
Eine Bank kann einen Bankkontoauszug zu einem beliebigen Tag bis 10 Jahre in die Vergangenheit erstellen.
Wenn nun der Screenshot mit einem Bankkontoauszug der betreffenden Bank übereinstimmt ist das sicher keine Fälschung !
Es ist wohl unmöglich mit Phantasie selbst einen gefälschten Auszug zu erstellen der dann mit allen Zahlen von einem richtigen Auszug übereinstimmt. Geht nicht. Nein nein.
Zur Erinnerung: Im Falle Hildebrand hat die Weltwoche veränderte Bankkontoauszüge gezeigt. Die betreffende Bank konnte dann beweisen mit Erstellung eines Bankkontoauszuges dass der Auszug von Ihr stammt und dies trotz der Änderungen !
Weil die Zahlen auf dem Konto absolut identisch waren mit dem abgeänderten Auszug der Weltwoche.
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Absolute Sauerei die Moral in der heutigen Welt! Hoffentlich werden solche Verbrecher geschnappt… Würde mich interessieren, wie man beispielsweise bei Novartis reagieren würde, wenn mögliche Screenshots einer nicht veröffentlichten Medikamentenstudie gestohlen und veröffentlich wird oder ähnliches!
–> wird ja langsam zum Volkssport, mögliche Geschäftsgeheimnisse zu verraten! Egal bei welcher Bank oder Firma dies passiert, es muss schärfstens gegen solche Leute vorgegangen werden. -
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Und bald werden die Stimmen noch lauter, welche nur noch Schweizer mit starkem Bezug zur Schweiz für Jobs mit geheimen Daten zulassen wollen.
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Absokut ihrer Meinung. Solche Möchtegern Robin Hoods und geldgierige Typen müssen strengstens bestraft werden. Man findet sie immer. Bis jetzt hat die Justiz konsequent durch gegriffen – bei Birkenfeld müssten sie dies auch tun! Den Typen jagen und einsperren und damit ein klares Signal an die USA senden.
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@Roland M. Dieser „Geheimnis-for-Sales-Volkssport“ mit CD’s oder behaupteten sreenshots / etc. hat vielleicht einen konkreten, internen Hintergrund:
– überfoderte Linien Chefs (!)
– Bevorzugung eigener Kummpels (fairplay)
– keine Beförderung – keine Goodies
– Abstellgleis bez. Karriere
– mangelnde Aufmerksamkeit / Anerkennung
Klar nicht grad elegant und klar verwerflich.
Aber heute über all die social medias „easy going“. Quasi der „wisch back“ als Mitarbeiter-Wehr oder „hau Dir auch eins runter“-Effekt. Wird noch zunehmen das Ganze. -
@Kamber: Die Statistiken würden eher für Ihren Vorschlag sprechen. Z.B. die Statistik der verurteilten Betrugsfälle in der Schweiz: 79% Deutsche, knapp 14% andere Ausländer, der Rest Schweizer. – ? Vielleicht wurde der Durschschnittsschweizer eben doch anders sozialisert. – Fürchte allerdings, dass die „Moral“ der aggregierten Schweizer auch immer mehr den Bach ‚runtergeht.
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@Moritz: Glaube auch, dass das Ganze noch zunehmen wird.
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@Moritz: Ja klar, der Chef verdient mehr oder man wird nicht befördert, das rechtfertigt gleich alles. Den Leuten heute geht es im Schnitt viel zu gut, jammern ist einfach in. Jeder will mal CEO sein und im Sommer an der Cote d’Azur wohnen und im Winter in St. Moritz Ski fahren. Dann wären alle happy. Life is not a piece of cake. Die meisten solcher Aktionen sind nur eines: Eigennützig.
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@Moritz: Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber, Moral, Zufriedenheit –> manchmal muss man sich auch selber motivieren können „sein eigen Glückes Schmid sein“!
Nur weil jemand anderes befördert wird oder keine „Goodies“ verteilt werden, heisst das noch lange nicht, dass man seinen Arbeitgeber verraten muss oder zu mindest versuchen ihn zu schädigen. Wenn 10 Leute befördert werden möchten und es nur 1 Stelle gibt, müssten ja 9 den Arbeitgeber verraten nach deiner Theorie… Mehr als verwerflich und langfristig auch für diejenigen nicht fördernd, glücklich macht das sicherlich nicht! -
solche aktionen werden zu und nicht abnehmen. so wie du in den wald hineinrufst, schallt es zurück. der arbeitnehmer wurde zu einer rechtslosen commodity degradiert. arbeitsklima wird überall schlimmer. druck und längere arbeitszeiten, schikanen. da sammelt man halt screenshots, falls dann mal der blaue brief kommt.
früher bis ca. mitte neunziger zählte loyalität, ehrlichkeit und ehre etwas. man war stolze, sein ganzes leben für die kreditanstalt, den bankverein oder die bankgesellschaft zu arbeiten. die proftigierisierung and amerikanisierung hat dies verändert. ende loyalty. seitens arbeitnehmer und arbeitgeber. das ist einfach ein unangenehmes produkt davon.
vorbild google, was ein gutes arbeitsklima auslösen kann. keine screenshots und mieses klima, sondern freudige angestellte, die sich wohl fühlen, produktiv und effizient sind, sich voll und ganz in den dienst der firma stellen (wie die banker in den alten zeiten), etc. etc. und schlussendlich zahlt sich das in der bottom line aus und auch darin, dass man sich vor keinen screenshots sorgen muss.
notabene, falls das geld nicht versteuert ist, muss man weder mit bank noch mit steuerhinterzieher mitleid haben. ehrlich währt am längsten.
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@Frei: auf den Punkt gebracht.
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Absolute Sauerei die Moral in der heutigen Welt! Hoffentlich werden solche Verbrecher geschnappt... Würde mich interessieren, wie man beispielsweise bei…
Und bald werden die Stimmen noch lauter, welche nur noch Schweizer mit starkem Bezug zur Schweiz für Jobs mit geheimen…
Absokut ihrer Meinung. Solche Möchtegern Robin Hoods und geldgierige Typen müssen strengstens bestraft werden. Man findet sie immer. Bis jetzt…