Nachdem sich der Pulverdampf übers Wochenende verzogen hat, holen wir das Beste heraus, was die UBS-Studie zu den Älteren im Jobmarkt mit ihrer Headline-Forderungen nach Lohnkürzungen im Alter zu bieten hat.
Auf die Frage „Was heisst das jetzt konkret für mich?“ erhält man in der Studie einiges an Antworten, wenn man sich über die vorhandenen Ärgernisse einmal hinweggesetzt hat.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_banner“]
Sinnvoll ist dafür das Anklicken des Originaltextes von „Generation Silber auf dem Arbeitsmarkt“, auch wenn es einen als Vertreter ebendieser Generation ob all des Edelmetalls graut (Marketinggeschwafel halt).
Unter dem Gesichtspunkt der „beruflichen Fitness“ sind für Sie und mich die einen breiten Raum einnehmenden demographischen Angaben wenig relevant, und gar ärgerlich sind die überall zu findenden „Fachkräftemangel als Chance“-Aussagen, weil all dies zwar für die Gesellschaft und Wirtschaft als Ganzes (Makro-Sicht) von Bedeutung ist, aber nicht für Einzelpersonen (Mikro-Sicht) im hier und heute.
Dagegen wäre es sehr hilfreich gewesen zu untersuchen und zu erfahren, in welchen Bereichen des Finanzsektors genau dieser Fachkräftemangel auftreten wird. Das immer wieder zitierte Beispiel des Pflegepersonals hilft uns in unserer Branche ja nicht wirklich weiter. (Siehe Seite 8 in der UBS-Studie).
Sinngemäss das Gleiche gilt für die Arbeitslosenzahlen, Erwerbsquoten und Ähnliches – wenn ich ab einem gewissen Alter einen Job suchen will oder muss, werde ich höchstens zynisch, wenn ich immer wieder höre, dass es mir statistisch gesehen eigentlich prächtig gehen sollte.
Irreführend schliesslich sind folgende Aussagen: „Berufliche Weiterbildung ist für ältere Arbeitnehmende (noch) nicht die Regel“ (S. 10), denn was gezählt wird, sind … Kurse! Kurse??? On-the-job Weiterbildung ist doch von überragender Bedeutung, wird hier aber offensichtlich „vergessen“ (vermutlich, weil statistisch schwierig zu erfassen).
Bleiben wir bei der Weiterbildung, die in diesem Zusammenhang ja eine zentrale Rolle spielt: Wirklich wirksam ist beispielsweise die Übernahme oder Mitarbeit in zukunftsweisenden Projekten. Das aktiv anzustreben, ist der gescheiteste Ratschlag, den man geben kann, um die Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten.
Diese ist wohl ein entscheidender Punkt: Arbeiten über die Pensionierung hinaus ist nur möglich, wenn einerseits diese Arbeitsmarktfähigkeit gegeben ist, andererseits die Unternehmen mit dem frühzeitigen Aussortieren aufhören, und schliesslich beide Seiten flexible Modelle praktisch vorleben.
Achtung: Das Aussortieren kann auch subtil erfolgen: weniger Anerkennung (auch, aber nicht nur finanzielle), weniger Status, weniger Autonomie, was dann letztlich zur selbstgewählten Frühpensionierung führt.
Nutzen Sie unbedingt Gespräche mit Ihrem Vorgesetzten, um über Ihre Perspektiven zu sprechen (in jedem Alter!) – ob das im Rahmen der Jahresend- oder MidYear Gespräche oder wann auch immer stattfindet, ist unerheblich. Hauptsache, Sie fordern diese aktiv ein, sind gut vorbereitet, und Ihr Vorgesetzter unterstützt Sie dabei.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Soll man sich über den Gedanken aufregen, Entschädigungen im weiteren Sinne auch in Form von Weiterbildung anzubieten? Natürlich ist es die Pflicht und auch im Interesse der Unternehmen, Weiterbildung im Rahmen dieser (internen) Arbeitsmarktfähigkeit sicherzustellen.
Aber: Wer weiter denkt und andere Optionen als die gegenwärtige Rolle erwägt, wird sich möglicherweise für Weiterbildungen interessieren, die über das aktuelle gemeinsame Interesse hinausgehen, und da ist eine Kostenbeteiligung in welcher Form auch immer gerechtfertigt.
Lassen sie sich nicht in eine Schublade stecken, nur weil Sie 50plus sind – Sie haben Ihre ganz persönlichen Qualitäten und Bedürfnisse. Die Liste (S. 10) ist unter diesem Aspekt allenfalls amüsant; sie ist aber immerhin hilfreich, um sich abzugrenzen und sich vorzubereiten auf Entwicklungsgespräche.
Sind wir in unserem Alter weniger produktiv und leistungsfähig? Gleiche Überlegung wie oben: Lassen wir uns nicht stigmatisieren – seien Sie sich aber bewusst, wo Ihre spezifischen Stärken und Schwächen liegen, auch im Vergleich zur (jüngeren) Konkurrenz respektive zu Arbeitskollegen.
Was ist nun mit der Regenbogenkarriere? In der beschriebenen starren Form („bildet die Mitte des Erwerbslebens den Zenit der beruflichen Laufbahn“, S.9) ist das unbrauchbar, aber im Sinne des flexibleren Umgangs mit Verantwortung, Arbeitszeiten, Entschädigung durchaus realistisch.
Am besten funktioniert das, wenn sich Arbeitnehmer aktiv, realistisch und selbstbestimmt entsprechende Überlegungen machen. Wenn dann das Gesamtpaket stimmt, müssen weder Entschädigungsrückgänge noch Rangverlust zu Demotivation führen.
Dies gilt sinngemäss für andere flexible Arbeitsmodelle. Leider geht die „Fachkarriere“ einmal mehr unter (S. 9 und 11); eine angemessene Gewichtung gegenüber der Führungsverantwortung (das hatten wir doch schon mal) würde viele dieser „Statusprobleme“ mildern.
„Ausschlaggebend für den Erfolg ist die Unternehmenskultur“ (S. 9). Das gilt sicher für alles hier Gesagte; es ist gleichzeitig die grösste Herausforderung, denn Unternehmenskultur auf Powerpoint ist nicht gleich gelebte, reale Unternehmenskultur. Vorbilder aus Fleisch und Blut sind gesucht.
Dies machen sich Firmen wie AXA Winterthur oder Swiss Life zu nutzen, indem sie sich im Arbeitsmarkt mit entsprechenden Programmen und Erfolgsbeispielen positionieren.
So what? Berichte wie der hier besprochene sind immer eine gute Gelegenheit, sich kritisch mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen. Der hier propagierte Kreislauf der beruflichen Fitness hilft Ihnen dabei; heute hat er vor allem im Bereich „Optionen“ einige zusätzliche Möglichkeiten erhalten. Schauen Sie doch wieder einmal hinein.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Alle Manager die dem Jugendlichkeitswahn in ihren Geschäften verfallen vergessen als Allererstes: Sie sind auch schon Ü45 bzw. werden es und dann gehören SIE zu den Ersten, die sich selbst den Lohn reduzieren.
Scheffes gehen ja als Vorbilder durch die Firma, auch wenn es gnadenlose Egoisten sind. -
Wichtig scheint die Erkenntnis, dass die Erfahrung von 45 jährigen und älteren Mitarbeiter heute pauschal nichts mehr wert zu sein scheint. Ich sehe fast nur noch Stellen, welche 2-3 Jahre Berufserfahrung verlangen. Wenn man sich als Silberner trotzdem bewirbt, heisst es entweder, dass man überqualifiziert scheint oder bereit sein muss, mit einem entsprechenden Anfängerlohn zu leben. Wenn bei offenen Grenzen jede Menge Junge ennet der Grenze warten, wird klar, dass eigentlich nur eine Begrenzung der Zuwanderung die Situation der silbernen Generation verbessern könnte. Aber solche Schlüsse sind heutzutage ja nicht mehr „in“. Der Bundesrat übt sich in Durchhalteparolen und Appellen an die Wirtschaft, weil er weiss, dass nur das Ende der Personenfreizügigkeit Besserung bringen könnte.
-
Das Problem im Bankbereich ist, daß die heute 50jährigen, also jene, die um 1985 ihre Karriere begonnen haben, trotz dieses Erfahrungsschatzes nicht mehr viel zum modernen immer mehr technisierten Bankbetrieb beitragen können.
Es ist einfacher für die wenigen verbliebenen Stellen einen jungen Mitarbeiter mit geringen Lohnkosten (klick) frisch auszubilden.
Jeder etwas Verständige kann sich selbst ausrechnen, wieviel Produkte verkauft werden müssen für den Deckungsbeitrag, der ein Gehalt finanziert.
Für jemand, der um 1985 den lebenslangen sicheren Arbeitsplatz und stets steigenden Wohlstand der damals 50jährigen (um 1935 geborenen) Bankmitarbeiter erlebt und sich auch deshalb für den Beruf entschieden hat, ist es heute bitter, in einem Alter, in dem eine größere berufliche Veränderung kaum möglich ist, sich durch den Strukturwandel quasi auf einem sinkenden Schiff wiederzufinden:
1985 die Blaumänner aus den alten Industrien, heute die Anzugträger im Dienstleistungsbereich.
-
-
Ein zum Tode Verurteilter wurde begnadigt
unter der Voraussetzung, daß er dem Pferd
des Königs innerhalb von einem Jahr das
Fliegen beibringt.Innerhalb eines Jahres,
erklärte der Mann später,
kann der König sterben,
kann ich sterben
oder kann das Pferd sterben.Außerdem, wer weiß?
In einem Jahr kann viel geschehen.
Vielleicht lernt das Pferd das Fliegen wirklich.
Ich bin wie dieser Mann – für alle Möglichkeiten offen.
Bernard Mannes Baruch
* 19. August 1870 † 20. Juni 1965-
Wunderbarer Kommentar; ein offener Geist nimmt seine Erkenntnisse nicht nur aus der Management-Literatur, sondern schaut über den Tellerrand hinaus.
Erkenntnisse:
– Auch bei (zu) vielen Optionen unbedingt sein Ziel im Auge behalten
– Ein gegebenes Ziel kann auf unterschiedlichsten Wegen erreicht werden
– Die Hoffnung stirbt zuletzt!
-
Wichtig scheint die Erkenntnis, dass die Erfahrung von 45 jährigen und älteren Mitarbeiter heute pauschal nichts mehr wert zu sein…
Ein zum Tode Verurteilter wurde begnadigt unter der Voraussetzung, daß er dem Pferd des Königs innerhalb von einem Jahr das…
Das Problem im Bankbereich ist, daß die heute 50jährigen, also jene, die um 1985 ihre Karriere begonnen haben, trotz dieses…