Einmaliges spielt sich gerade auf dem Schweizer Finanzplatz ab. Da wird von der Kanzel das Hohelied auf die Swiss Value Chain gesungen.
Gleichzeitig wird die Six, die für diese einzigartige Wertschöpfungskette wie kein zweites Unternehmen steht, auseinandergerissen.
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Die Verwaltungsräte unter Führung von CS und UBS haben jüngst an einem Workshop beschlossen, die Division Payment – also alles, was mit Bargeldlos-Zahlen zu tun hat – zu verkaufen.
Dies vermeldete Reuters, die Finanz-Nachrichtenagentur, letzte Woche. Ein Six-Sprecher betont nun, dass kein Total-Verkauf anstehe, aber die Six durchaus eine Mehrheit abgeben könnte.
„Ein Vollverkauf unseres Payment-Geschäfts steht nicht zur Diskussion“, meinte er in seiner Email-Antwort vom Wochenende.
„Hingegen hat der VR an seinem August-Workshop entschieden, dass wir verschiedene Optionen prüfen, wie das Zahlgeschäft langfristig erfolgreich weiter entwickelt werden kann.“
Gemeint ist ein Verkauf an einen starken Partner, wie Reuters bekannt gemacht hatte. Das wird vom Sprecher mit seiner nächsten Antwort bestätigt.
„Verschiedene strategische Optionen werden zur Zeit geprüft, unter anderen auch die Möglichkeiten einer Partnerschaft oder eines Joint Ventures.“
Die Six-Verantwortlichen hätten diese Position am Freitag in einer Botschaft ans Personal ebenfalls nochmals klar gemacht. Also kein Rückzug, sondern eine Vorwärtsstrategie, so die Message.
Es handelt sich um typische Schönwetter-Kommunikation. Fakt ist, dass die Six, diese zentrale Finanz-Infrastruktur-Firma, über jenen Bereich die Oberhoheit verliert, in den sie am meisten investiert hat.
Payment, modernes Zahlen mit Karten, mit Handy, übers Netz, all das wurde zur Sine qua no der Six-Gruppe. Zur Existenzsicherung, zur Zukunft, zum Alles oder Nichts.
Nun gewinnt das Nichts. Respektive das Etwas in Form eines Juniorpartners. Ironie beim Deal ist, dass der Auftrag für den Teilverkauf nicht bei einer Schweizer Bank landet.
Sondern bei JP Morgan, einem US-Finanzriesen.
Die Schweizer Banken und ihre früheren Väter bauten einst eine Weltklasse-Infrastruktur, mit Telekurs, Sega Intersettle, der ersten grossen elektronischen Börse, der ersten starken Derivate-Börse.
Vieles davon ist weg, der Rest irgendwo im Bauch der Six aufgegangen. Zurück bleibt nach einem Abstreifen des Zahlungsteils faktisch nur noch die Börse und nachgelagert die Abwicklung.
Ein Ausverkauf der Heimat für 2 Milliarden, davon landet ein Drittel in den Kassen von UBS und CS.
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Ihre Chefs sind denn auch die treibenden Kräfte fürs Zerreissen der ganzen Six-Gruppe. UBS-CEO Sergio Ermotti machte vor 3 Monaten klar, was er vorhatte: Die Six habe kaum Zukunft, meinte er.
Sinnbildlich für das Debakel des Schweizer Finanzplatzes steht Twint. Die Six war eine der zentralen Gründer der grossen Mobil-Offensive der helvetischen Bankenindustrie.
Nun bleiben vor allem riesige Ausgaben zurück. Laut Insidern haben die Banken wohl 200 bis 300 Millionen in die Twint-Entwicklung gestopft.
Mit ungewissem Ausgang. Zwar geben die Verantwortlichen immer mal wieder Erfolgsmeldungen zum Besten. Doch gegen Apple Pay und weitere Welt-Konkurrenten hat Twint kaum eine Chance.
Dabei war Twint von den Six-Oberchefs Ermotti & Co. als Schweizer Antwort auf die drohende neue Konkurrenz geplant.
Gescheitert ist man am typischen Schweizer Neid, Führungslosigkeit und Arroganz. Wir sind die Besten, wir schaffen das, lautete das Motto, ohne zu überlegen, wie sich die Welt verändert.
Das zeigt die Twint-Leidensgeschichte der letzten drei Jahre. Sie ist geprägt von Zeitverlust, riesigen Investitionen und wenig Nachfrage im Markt.
Zunächst ging die UBS mit der Six, der Swisscom und weiteren unter der App Paymit an den Start. Fast gleichzeitig startete die Postfinance mit Twint.
Statt die Kräfte zu bündeln, bekämpften sich die Hellebarden-Eidgenossen vom Finanzplatz erst einmal.
Bis ein paar Köpfe einsahen, dass ein Bruderkrieg definitiv nicht zielführend ist. Im Frühling 2016 erfolgte unter lautem Mediengetöse der Schulterschluss.
Alle Kraft auf Twint, ertönte nun der Schlachtruf. Man begann nochmals weitgehend von vorn, verlor unendlich viel Zeit.
Diesen Frühling waren die Twint-Macher endlich bereit. Doch nun spielt sich noch Eigenartigeres ab.
Jede Bank lancierte ihr eigenes Twint. Statt zusammen Dynamik zu entwickeln, kaprizierten sich die Banken auf Sololäufe. Die Folge waren Downloads im nicht messbaren Bereich.
Und nun folgt noch der Hammer. Die Six geht.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ist ja auch nichts Neues. Die Schweizer Manager machen sich selbst überflüssig, indem sie die Kronjuwelen der Schweizer Wirtschaft an ausländische Investoren verscherbelten – natürlich mit satten Erträgen für sich selbst. Lokalpatriotismus interessiert eben in der Wirtschaft – vor allem der Finanzwirtschaft – keinen. Interessant ist nur die Rendite auf das eingesetzte Kapital.
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„Gescheitert ist man am typischen Schweizer Neid, Führungslosigkeit und Arroganz. Wir sind die Besten, wir schaffen das, lautete das Motto, ohne zu überlegen, wie sich die Welt verändert.“
Das trifft den Nagel auf dn Kopf. Uns kann keiner was. Denen zeigen wirs. Der Finanzplatz muss nur zusammenhalten. Trutzig, weltfremd und völlig grundlos von sich überzeugt.. Man kann sich mal anschauen, welche komplett naiven Banken der UBS und CS bei dieser Schnapsidee auf den Leim gegangen sind. UBS und CS haben ihre Kosten weiterverteilt. Die andern sitzen völlig ergeben und auf Gedeih und Verderb ausgeliefert im abgesoffenen Boot. Durchblick null. Kompetenz noch ringer. Noch ein paar Jahre und der Finanzplatz Schweiz hat sich dann von selbst erledigt.
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Schlimm finde ich, dass Aduno zuerst gekauft wird und dass man sich damit eine Quasi-Monopolisten Stellung verschafft, dann wird das ganze für Milliarden versilbert – und die kleinen Schweizer zahlen bei jeder Transaktion den Obolus an den gewinnmaximierenden Käufer.
Leider hatte Hr. Hässig hiermit recht: https://insideparadeplatz.ch/2017/08/14/aduno-deal-oeffnet-weg-fuer-six-zerschlagung/
Ich wäre nie drauf gekommen. Kann die WEKO da einfach wegschauen?-
Aber, aber: der Käufer muss dann doch den Kaufpreis amortisieren. Der BRAUCHT die hohen Preise!
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Denke das die SIX in dieser Form mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht lange existieren wird.
Financial Information ist so was von veraltet. Jeanbart hält sich den Sessel warm. Hat weder Freund noch Verbündete und es herrscht einen Klima voller Angst und Unsicherheit.
DGI einen grossen Schiff voller Redundanzen und Doppelspurigkeiten die weder Mehrwert noch Effizienz generiert.
Kosten über Kosten und das letzte Silber verscherbeln, damit die Aktionäre noch bei Laune gehalten werden können.
Wie lange noch????Mal sehen was der Nachkomme von Rüeggi machen wird ?
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Ein Trauerspiel aber lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende… Als nächstes kommt die Fusion der SWX mit der Deutschen Börse und die SIS geht in der Clearstream auf. Die CEO’s und deren Entourage der einzelnen Sparten kriegen noch einen Einjahresvertrag und goldene Fallschirme, der Rest kann sich aus würtschaftlichen Gründen anders orientieren.
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Bei früheren Artikel über SIX/SIS gab es noch einige interne Wortmeldungen. Inzwischen scheint sich ausser ein paar ex-Mitarbeiter keiner mehr für den Laden zu intressieren.
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Die Deutsche Börse soll nach all den gescheiterten Grossfusionen in NY/LON nun doch wieder den Blick auf die kleine Schweiz richten? Vielleicht – da würde die hessische Aufsichtsbehörde dann wahrscheinlich keine Angst davor haben. Auch wenn im Gegensatz zum letzten Anlauf kein Schweizer mehr das Sagen hat in Frankfurt. Andererseits wird der SIX-VR kaum gleich alles verhökern. Sonst schaffen sie ja ihre Posten gleich mit ab…
auch ex-SIS: Seit U.R. ein paar Mal zuviel hier im Rampenlicht stand (und das gar nicht lustig fand), ist für Veröffentlichungen auf IP die fristlose Kündigung angedroht. Und DGI überprüft die Internetnutzung – deshalb keine internen Wortmeldungen mehr.
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@ Sehohrfingerchen: Sehr erhellend – ist DGI inzwischen wenigstens Im Bereich Überwachung effizient geworden? Chapeau – und dies deckt auch private Internetnutzung ab 🙂
Dass Frankfurt den Alleingang ablöst, hat sich für mich schon vor Jahren abgezeichnet. Swiss Banking hat sich wirklich zum Oxymoron entwickelt.
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Es ist mir schon klar, weshalb die beiden Banken UBS und CS als Hauptteilhaber die SIX zu verkaufen versuchen: dies wäre wahrscheinlich eine der letzten „Milchkühe“, die mit grossem Gewinn verkauft werden könnte um den Gewinn der Banken einmalig einigermassen zu halten bzw. den Aktienkurs zu pflegen. Man sieht also, die Grossbankenführer sind nur noch in der Lage das Tafelsilber-oder -Gold zu verscherbeln und ihre Boni zu sichern. Ehrlich den Mitarbeitern, Kunden u. Aktionären zu kommunizieren, was Sache ist, sind diese Herren nicht fähig. Ein Trauerspiel sondergleichen!
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Was heisst da Aktienkurs halten…. Der Bonus muss gesichert sein. Der ganze Rest ist absolut nicht relevant.
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Die Anteile zu verkaufen wäre die ehrlichste Strategie für UBS und CS. Die Interessen der übrig bleibenden Aktionäre wären dann wenigstens einigermassen deckungsgleich, und die könnten sich dann überlegen, wieviel ihnen die Swiss Value Chain wert ist, und was diese leisten soll.
Die beiden Grossen machen ihrer ‚verlängerten Werkbank‘ am Hardturm doch überall Konkurrenz, wo sie können – sei es im Custody oder im Handel. Und nutzen dabei die Preisvorteile, die ihnen die SIX im Gegenzug für das grosse Volumen gewährt, so dass sie ihren Zulieferer im Markt dann unterbieten können. Bei welchem sie Aktionär sind und Dividenden verlangen. Ziemlich absurd.
Die Kritik von Ermotti wegen der (wieder einmal) abgeblasenen Transaktionsbank trifft den Falschen. Man sehe sich den Markt in Deutschland an: alle kleinen Banken haben eine gemeinsame Transaktionsbank, die gut funktioniert, während die wenigen Grossen weiterhin selber kutschieren. Das könnte für die Schweiz auch der Blueprint sein – wenn UBS und CS einsehen, dass sie sich nie gegenseitig das Backoffice übergeben, und bei der SIX aussteigen. Die anderen könnten das sogar hinbekommen – vorzugsweise ohne teures McK-Strategieprojekt.
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So werden also alle Transaktionen auf einem Server in den USA abgelegt und der Schweizer kann dann nachverfolgen wo er was für wieviel gekauft hat. Krieg ich dann in Zukunft auf mich zugeschnittene Werbepost aus den USA ? Dann zahl ich lieber nur noch mit Bargeld.
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SIX ist ein Laden mit lahmen Managern. Ermotti hat schon Recht, sich von der SIX zu entfernen. Jeanbart und Co. gehören ins Altersstübli, wo sie gemütlich vor sich hin dösen können. Das Zahlungsgeschäft via Six ist sowieso unsicher. Vor 4 Jahren hatten die Zahlungen von den Payment-Terminals über eine ungesicherte Internetleitung stattgefunden. War nie öffentlich aber Tatsache. Heute bieten sie uns weitere Unsicherheiten an. Will ich mir die Analystenratings der Aktien ansehen, muss ich den unsichersten Player weltweit, Flash, runterladen. Das ist einfach schwach für unsere Börse und schlecht für die Besucher der Website.
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Eine Firma wie die Six ist das Gegenteil von einem Fintech Unternehmen vom 21. Jahrhundert.
Sehr schwerfällig, wie eine Bank und auch sehr politisch. Auch wenn die Six innovativ sein wollte, die Hauptaktionäre würden sofort zum Rückzug blasen, weil es ihre Gewinne anknabbern und ihr Businessmodell untergraben könnte.
Daher noch einmal schön Kasse machen und das «Geschäft der Zukunft», welches massives Wachstum haben wird, wenn richtiggemacht, an einen Ausländer verscherbeln.
Zeigt einmal mehr, wenn Banken die Finger im Topf haben, ist die Innovation tot und nur Totgeburten wie TWINT, welche den Banken nichts wegnehmen, kommen aus solchen „think tanks“.-
Bitte die Deutsche Aussprache von „think tank“ verwenden: „sink tank“… (wobei das ja auch schon ein Pleonasmus ist…)
When thinking tanks, then it is a think tank.
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JP Morgan ist neutral, die Schweizer Banken besitzen SIX, also etwas befangen mit dem Mandat. Zudem ist JPM sicher näher an Playern, welche die Payment Services in einem Joint Venture vorwärts bringen würden. Also der Move ist eigentlich sinnvoll, da sonst das alleinige Dahindarben ja nicht zielführend wäre.
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Wohl die gleiche JPM-Bank, die der SBB bei der PK-Vernichtung half, als sie 130%ige Wandelanleihen zu 100% auslaufen liess (weil der RM gerade auf dem Golfplatz weilte, anstatt der Depotbank die Wandelung in Auftrag zu geben)-
Kein Wunder folgte danach eine Unterdeckung, welche der Buezer wieder füllen durfte!
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Eine Firma wie die Six ist das Gegenteil von einem Fintech Unternehmen vom 21. Jahrhundert. Sehr schwerfällig, wie eine Bank…
SIX ist ein Laden mit lahmen Managern. Ermotti hat schon Recht, sich von der SIX zu entfernen. Jeanbart und Co.…
So werden also alle Transaktionen auf einem Server in den USA abgelegt und der Schweizer kann dann nachverfolgen wo er…