8,2 Millionen gab sich die Geschäftsleitung der Zürcher Kantonalbank im Jahr 2006. Kurz darauf kam Martin Scholl ans CEO-Ruder. Seither gings steil bergauf.
2007 waren es bereits 10,8 Millionen für das Top-Gremium der Staatsbank, 2008 über 11 Millionen. Seither blieb die Gesamtentschädigung für die Geschäftsleitung in diesen Höhen.
Als im Geschäftsjahr 2008 erstmals Scholls Lohn inklusive Bonus öffentlich ausgewiesen wurde, lag dieser bei knapp 1,3 Millionen.
In den Folgejahren stieg die Zahl. 2011 kam Scholl bereits auf knapp 1,5 Millionen. Hinzu kamen 200’000 für Pensionskasse und geldwerte Nebenleistungen.
Umgekehrt entwickelte sich der Gewinn der grössten Kantonalbank des Landes. Dieser zeigte unter Scholl nach unten.
In seinem ersten Jahr als CEO im 2007 machte die ZKB unter dem Strich noch ein Plus von 843 Millionen Franken. Es war das Resultat von Scholls Vorgänger Hans Vögeli, der von seinen politischen Vorgesetzten wegen Mithilfe bei feindlichen Übernahmen in die Wüste geschickt wurde.
Unter Scholl wurde Vögelis Niveau nie mehr erreicht. 2011 betrug der Gewinn der ZKB 769 Millionen. Die Zahlen für 2012 wurden heute früh bekannt. Der „betriebliche Konzerngewinn“ sank um 3 Prozent auf 744 Millionen.
Zusammenfassend bedeutet das: ZKB-CEO Scholl erhöhte seine Bezüge in den vier Jahren von 2008 bis 2011 um 13 Prozent, gleichzeitig sank der Gewinn seiner Bank um 9 Prozent. Inklusive 2012 ist es gar ein Minus um 12 Prozent.
Mehr Lohn für weniger Gewinn, lautet die spezielle Gleichung für ZKB-Scholl und seine Kollegen im obersten operativen Gremium der Staatsbank.
Trotzdem scheinen die ZKB-Chefs mit ihrer Entschädigung zu hadern. „Sie fühlen sich unterbezahlt“, sagt eine Quelle.
In diesen Tagen und Wochen, wenn Gross- und Privatbanken mit ihren Bonus-Zahlen aufwarten, würde sich Frust in der ZKB-Chefetage ausbreiten, meint der Insider.
„Wir kommen zu kurz“, soll der Tenor bei den ZKB-Oberen lauten.
Nicht nur die Vergütungen für die Chefs von CS und UBS sind den Kantonalbank-Managern offenbar ein Dorn im Auge.
Wenn selbst Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz deutlich mehr als ZKB-Scholl erhält, steige der Unmut.
Zu 1,9 Millionen Salär und Bonus kamen bei Vincenz im 2011 noch knapp 600’000 PK-Gelder hinzu. Insgesamt kriegte Vincenz somit 2,5 Millionen, 800’000 mehr als Scholl.
Hintergrund der Missstimmung bei den eigenen Löhnen soll eine neue Kultur sein, die bei der ZKB in den letzten Jahren Einzug gehalten habe, heisst es in Gesprächen.
Grund seien Leute von aussen, die zur Staatsbank gestossen seien. Ehemalige Grossbanker insbesondere von der UBS hätten sich in der ZKB eingenistet.
Die Entwicklung geht direkt auf die Krise zurück. Die Kantonalbank gilt als grosse Gewinnerin. Seit 2008 sind der ZKB rund 30 Milliarden Private-Banking-Gelder zugeflossen, hauptsächlich von der gebeutelten UBS.
Der Personalbestand der ZKB stieg von 2007 bis 2011 von 4’400 auf knapp 5’000. Während die Konkurrenten Jobs abbauten und Kosten kürzten, legte die ZKB ungehemmt zu.
Im riskanten Handelsgeschäft schaltete die ZKB in den Vorwärtsgang. Von der CS holte sie ein Commodity-Trade-Finance-Team, von der UBS eine Derivatetruppe.
Im Geschäft mit Exchange Traded Funds (ETF) entwickelte die ZKB unter CEO Scholl besondere Ambitionen. Ein glückliches Händchen bewies die Bank mit ihren Gold-ETFs. Insgesamt fehlt ihr aber immer noch die kritische Grösse im Massengeschäft.
Die Risiken steigen. Von 12,4 auf über 14 Milliarden stiegen die Handelsbestände allein im Jahr 2011. Der Wert der hinterlegten Wertpapiere im Securities lending schoss von 32 auf über 38 Milliarden in die Höhe.
Unter „offene derivative Finanzinstrumente“ stechen in der ZKB-Rechnung gigantische Summen ins Auge.
376 Milliarden werden per 2011 ausgewiesen. Die vermeintlich konservative ZKB hat sich unter ihrem einstigen Lehrling Scholl zu einem Derivatehaus der Extraklasse gemausert.
Im Handelsgeschäft erzielte die ZKB zuletzt knapp die Hälfte ihres gesamten Gewinns. Ohne die Expansion ins Business mit Wertpapieren und Anlagen wäre die Bank ein biederes Staatsinstitut.
Das alles führte bei der obersten Führung offenbar zur Meinung, dass der erhaltene Lohn die eigene Leistung nicht mehr korrekt abbilden würde.
Das Powerhaus ZKB rechtfertige Powerlöhne, herrscht die Meinung vor.
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Der Beitrag zeigt, dass dieser Martin Scholl ebenfalls vom Selbstbedienungsvirus befallen ist und zu den Abzockern der 2. Grössenordnung gehört. Besonders bedenklich: Er ist Boss einer Kantonalbank mit Staatsgarantie und sein Salär verhält sich umgekehrt proportional zum Bankerfolg. Je mehr man hinter die Firmenkulissen leuchtet, desto mehr Abzocker findet man, selbst in KMUs. Man muss sich fragen, ob der politisch zusammengesetzte Bankrat der ZKB (=eine Art VR) schläft.
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Danke für den Beitrag. Auch dieser hilft der Abzocker-Initiative von Hr. Minder….
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ZKB jetzt aber sofort vom Staat abkoppeln!
Arroganz, Gier und Ineffizienz brauchen keine Anbindung an die Steuerzahler. -
Martin Scholl und sein Management-Team sind wohl dem Groessenwahn verfallen.
Was soll eine ZKB im Ausland?
Was soll eine ZKB im Premium Mandate Bereich Private Banking?
etc.Die ZKB soll primaer im Kanton Zurich taetig sein und hier erstklassige Arbeit fuer das Volk und Gewerbe erbringen. Zudem soll die ZKB unnoetige Risiken vermeiden, welche dann auf die Steuerzahler vom Kanton Zurich abgewaeltzt wuerden.
Ein wenig Bescheidenheit wuerde Martin Scholl und seinem Management Team gut anstehen.
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Mal wieder ein schlechter Artikel. Und dann gibt es hier tatsächli solche Schlaumeier, die es glauben 😀 och die böse ZKB. Na dann geht doch zur UBS. Und wenn es um Gier geht, dann braucht Ihr nicht so zu tun. Jeder von euch würde die Situation ausnutzen und sich so bereichern. Am Lohn von Scholl gibt es nichts auszusetzen. Was mich stört sind die UBSler innerhalb der ZKB…die verdienen wahrscheinlich auch viel zu viel. Bringt mal lieber was von der Raiffeisenbank – die finanzieren einfach alles. Wo ist da die FINMA?
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Durenand. Besser mal die Gedanken ordnen vor dem Kommentar schreiben… 🙂
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@Premium: Es handelt sich bei Ihnen wohl um einen vergrämten ZKB Mitarbeiter, welcher der Wahrheit nicht ins Auge sehen kann oder will.
Ich denke, solange die Kantonalbanken noch doppelt und 3-fach soviel Hypothekarvolumen haben, wie die Raiffeisenbanken, ein 4-faches einer CS und weit mehr als das Doppelte einer UBS, wissen wir alle selber wer hier wohl alles finanziert 😉
Und wer in den 90er Jahren schon einmal am Abgrund stand und wer nicht wissen wir ebenfalls: die bösen Kantonalbanken, welche dermassen vorsichtige Finanzierungen machen.
Zu Raiffeisen eine interessante Publikation:
http://catalogs.actionpaper.net/R103473/
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publiziert doch bitteschön einmal die gewinnausschüttungen an den kanton und die gemeinden über die letzten jahre. ich möchte mal alle steuerzahler im kanton zürich sehen, wie sie freude an den erhöhungen der steuerfüsse hätten ohne zkb ausschüttung.
schlechtes schreiben ist einfach… sind wir doch froh, dass es die zkb gibt 🙂
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Betreffend Ausschüttungen:
Der Kanton könnte sich auch einen Anteil von Novartis, Roche, der Zurich Insurance Group oder weiss nicht wem kaufen und hätte mindestens gleich viel, wenn nicht sogar noch eine höhere Ausschüttung erhalten –> und das ohne Staatsgarantie mit entsprechend latenten Risiken!!!Ein solches Klumpenrisiko möchte ich persönlich nicht eingehen.
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Dann aber weg mit der Staatsgarantie jeglicher Art für ZKB und das sofort. Dann wären nämlich die Kapitalkosten höher und die ZKB würde dann auch bald kein AAA-Rating mehr haben.
Kommt mir langsam vor wie eine Mini-UBS.
Im Falle einer Immokrise in der Schweiz wird die ZKB spätestens auf die Welt kommen, Kanton ZH ist blutrot auf Risikokarte.
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Die Banken und Finanzbranche hat jeglichen Bezug zur Realität verloren. Seit Jahrzehnten hat man sich dort gegenseitig das Geld zugeschoben. Die Löhne auf allen Ebenen entsprechen in keinster Weise vergleichbaren Tätigkeiten in anderen Branchen.
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Nun verdienen tut Er ja wirklich genug. Selber echten Kundenkontakt hat er ja nicht wirklich und muss auch nicht aktiv Aktivieren. Die ZKB „Oberen“ müssten mal schauen was der „Normalo“ verdient und mit dem einfach zurecht kommen muss. Bspl. was ein Tram Chaffeur verdient, da wird natürlich sofort mit der Verantwortung und dem stress argumentiert, aber ich bin sicher das die ZKB Bosse nach nur einem Tag Trämlifahren „Nudelvertig“ wären und vielleicht dann kapieren was Verantwortung und Leistung wirklich bedeutet. Der ganz normale Wahnsinn.
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Sehe das genau gleich, uhuii die würden Augen machen… und im Endeffekt tragen die Steuerzahler die Verantwortung für das tun der ZKB Führungsetage – Mahlzeit.
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Ganz schwach recherchiert. Der Gewinn betrug im Jahr 2008 503 Mio. und 744 Mio. im Jahr 2012, also ein Plus von 48%, dies im Vergleich zu den Gehaltssteigerungen von 12%. Man kann doch nicht die Gewinnentwicklung von 2007-2012 mit der Gehaltsentwicklung von 2008-2012 vergleichen!
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da schliesse ich mich an. bereits der letzte artikel von paradeplatz inside (online hypotheken / über kantonsgrenze hinaus tätig sein) war falsch recherchiert.
lukas hässig kanns einfach nicht lassen, auf scholl und co. zu schiessen. -
@Falsch: Leider nochmals falsch, die Einlage in die PK bitte auch berücksichtigen, Herr Hässig hatte schon recht!
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Mit dem Essen kommt der Appetit sagt man, allerdings wenn man nicht weiss was man isst, könnte das noch grosse Magenverstimmungen nach sich ziehen. Sollte dies passieren, könnte man dann sofort zum Notarzt eilen, sprich den Kanton Zürich.
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Grundsätzlich sind jegliche Vergütungen > CHF 0.5 Mio schon mal sehr gut – sich immer mit den Multimillionären von anderen Banken zu vergleichen, ist nicht nachhaltig und schafft nur Neid; und bildet die richtige Grundlage für immer grösser werdende Gier…..
Bleiben wir doch mal realistisch, nach Steuern mehr fast 100 TCHF pro Monat zu verdienen ist LUXUS; jede Menge Leute in der CHF verdienen ist nicht mal im Jahr…
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Die armen ZKBler, die das Geld fast nachgeworfen günstig erhalten, ihre Bilanzen aufblähen, immer tiefer in den Sumpf wandern – bis sie nicht mehr raus kommen! Danke all den Kunden, welche das Treiben unterstützen, durch die Bankbeziehung zu diesem Institut.
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Die ZKB ist auf dem besten Weg sich selbst auf zu lösen: Entkopplung von der Realität mit unnötigem Wachstum, keine Kontrolle durch fähige Mitglieder des VR, ungebremstes Fröhnen des Geldes und des Geldadels…
Wäre es nicht sinnvoll, wenn eine Bank nicht diese „UBS & CS“-Kultur umsetzen würde und stattdessen einen MEHRWERT für den Kunden bietet würde!?
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Eigene Leistung korrekt abbilden? Hallo! Die sollen sich ‚mal selbständig machen, dann sehen Sie dann wie und ob sich die eigene „Leistung“ überhaupt abbildet. – Nach einer +/- längeren Durststrecke.
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@Numerus: Seh ich genau so. Bleibt uns Bützern, dass wir wenigstens glücklich sterben.
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Eigene Leistung korrekt abbilden? Hallo! Die sollen sich 'mal selbständig machen, dann sehen Sie dann wie und ob sich die…
Die ZKB ist auf dem besten Weg sich selbst auf zu lösen: Entkopplung von der Realität mit unnötigem Wachstum, keine…
Die armen ZKBler, die das Geld fast nachgeworfen günstig erhalten, ihre Bilanzen aufblähen, immer tiefer in den Sumpf wandern -…