Marcel Stalder Superstar. So der Plan des Ernst&Young-CEOs, kurz EY. Mit ihm an der Spitze hätte die Beraterin und Revisionsgesellschaft die PwC als führende Anbieterin ablösen sollen.
Daraus wird vorerst nichts. Stalder und seine EY sind im Rückwärtsgang. Neueste Horror-Nachricht aus der Zentrale im Zürcher Vorzeigebau Prime Tower ist der eigene Personalbereich.
Er geht fast komplett nach Deutschland. Die Angestellten im Prime Tower verlieren ihren Job, darunter mehrheitlich normal bezahltes Personal.
Eine Sprecherin von EY bestätigt den Ab- und Umbau. Er sei nötig, weil das Unternehmen sich „im Zuge der Digitalisierung (…) an die künftige Marktsituation“ anpasse.
Man befände sich in einem „Transformationsprozess“. „Dabei verbessern wir als global aufgestelltes Netzwerk unsere Abläufe und Strukturen“, meinte die EY-Pressefrau.
Konkret würden die Personal-Leute 2’700 EY-Angestellte im ganzen deutschsprachigen Raum betreuen. Das geht von Anstellungen, Löhnen, PK-Fragen bis zur Abwerbung von Kandidaten.
Nun wolle man mehr Synergien nutzen mit dem Ziel, die „Effizienz weiter zu steigern“, sagt die EY-Frau.
Das treffe 5 Mitarbeiter. Deren Jobs würden nach Deutschland gehen. In den letzten Wochen seien in diesem Zusammenhang bereits 3 Arbeitsplätze verschoben worden.
Total also 8 Jobs, die in der Zentrale in Zürich wegfallen.
Doch das ist noch nicht alles. Im sogenannten „Recruitment“-Team blieb kein Stein auf dem anderen. Viele Mitglieder seien von sich aus gegangen, sagt eine Quelle. Aus Protest über den Radikalabbau mit den Administrativ-Jobs.
Man habe die Leitung unter eine neue Führung gestellt, meint hingegen die Sprecherin.
„In diesem Zuge haben uns einige Mitarbeitende verlassen – allesamt auf eigenen Wunsch. Die Teamerneuerung ist ein laufender Prozess, welcher bis Ende des ersten Quartals 2018 abgeschlossen sein sollte.“
Personalbetreuung, neudeutsch Human Resources, zählt heutzutage zu den wichtigsten Bereichen. Wer obenaus schwingen will als Unternehmen, muss gute Leute zu sich holen und bei sich halten.
Bei der EY ist es nun zu einem Radikalschnitt gekommen, der für Unruhe sorgt. Das lässt aufhorchen. EY als eines der vier grossen und weltweit tätigen Beratungsunternehmens sollte als leuchtendes Beispiel vorangehen, um den grossen Kunden wie beispielsweise den Banken den Weg zu weisen.
Zu denken gibt die Aussage eines Insiders, wonach die EY-Chefetage mindestens in zwei Fällen Betroffenen deren Abfindung oder zumindest Teile davon streichen wolle.
Die Verantwortlichen würden „fadenscheinige Begründungen“ liefern, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen, meint die Auskunftsperson.
Das Problem für die EY-Führungsriege: Eine solche Abfindung ist offenbar in den Verträgen enthalten. Sie sei „schriftlich“ zugesagt worden, meint die Quelle.
Trifft das zu, dann würden Berater-Chefs, die in der Öffentlichkeit gerne vorbildliche Führung predigen, in ihrer eigenen Unternehmung den Kostendruck auf die Angestellten weit unten in der Hierarchie abwälzen.
Einsparen bei den kleinen Mitarbeitern mit Tricks und Manövern, nur um die eigenen Gewinnziele einigermassen zu erreichen – so der Eindruck, der entstehen würde, wenn die Vorkommnisse zutreffen.
Besonders Chef Marcel Stalder müsste sich Fragen gefallen lassen. Stalder war 2013 mittels einer Palastrevolution ganz nach oben gekommen.
EY-Geschäftsbericht 2013: Stalder drückt Kuhn hinaus.
Er bot den langjährigen Stephan Kuhn aus und setzte sich auf den Chefssessel für alle Banken- und Versicherungs-Kunden.
Von dieser Machtposition aus gelang Stalder 3 Jahre später der Sprung auf den CEO-Stuhl. Seither gibt Stalder durch Promiauftritte an der Seite von Ringier-Chef Marc Walder zu reden.
Derweil seine EY Schweiz in Not gerät.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Etwas Schadenfreude kann ich da nicht unterdrücken. Ich hatte vor einem Jahr eine sehr sehr unerfreuliche Begegnung mit eben diesem HR. Nun hat es die auch getroffen. Und wenn dann noch Stalder gefeuert wird (auch bitte ohne Abfindung!), dann sauf ich allein eine Literflasche Champagner weg!
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Diese Chasperlitruppe hat den Zwipf am diesjährigen Stromkongress gesponsert. Lustige kleine Plastiksäckchen mit „Nuts and Berries“. Das sprach Bände. Fähige Berater würden von „Nuts and Bolts“ sprechen. Ehrliche Berater würden sagen:“We are nuts“. Aber egal. Ich hoffe, die anwesenden Fachkräfte haben den Schmu durchschaut und geben ihre solide Infrastruktur nicht in die Hände solcher Luftibusse.
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Die Schweizer Lohnabrechnungen aus Deutschland oder gar Polen möchte ich sehen! Da wird gar nichts stimmen.
Zudem muss der ganze Behördenbriefverkehr umgeleitet werden (AHV / QST usw.). Behördenstellen senden nichts ins Ausland. Zudem alles auf Deutsch. Nix englisch oder gar polnisch.
Personalbetreung für Schweizer Stellen im Ausland:
Recruting vielleicht, die ganze administrative Betreuung definitiv NEIN!
Etwa ähnlich sinnvoll ist Lohnadministration von Schweizern für Deutschland/Polen aus der Schweiz.
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Ich würde das nicht so negativ sehen:
In den meisten Lohnabrechnungen ändert sich über das Jahr nichts oder nur wenig, beispielsweise die abzurechnende Stundenzahl.
Insofern ist nicht schlüssig, warum man nicht alle Rationalisierungspotentiale, die sich daraus ergeben, ausschöpfen sollte.
Gerade dieser Umstand der vielen sich kaum ändernden Lohnabrechnungen ist nämlich auch die Grundlage der Mischkalkulation von Abrechnungsunternehmen: für alle Abrechnungen den gleichen Preis, wobei die aufwändigen Lohnabrechnungen mit vielen Änderungen oder Schriftverkehr durch jene subventioniert werden, bei denen sich nichts ändert.
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Zum K… Nebst ein paar Synergien werden sie vorallem mit Unterschieden Schweiz/Deutschland (vor allem auch arbeitsrechtlicher Natur) beschäftigt sein und dann ganz erstaunt sein, wieviel Mehraufwand dies gibt. Die Mitarbeitenden, als wichtigstes Kapital, werden leider Quslitätseinbussen beim HR-Service in Kauf nehmen müssen. In ein paar Jahren wird wieder zurückbuchstabiert, doch dann sind die guten HR-Leute und deren Wissen längst über alle Berge.
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Ja, die haben recht eigentlich: man muss eine neue Struktur geben, da mit Digitalisierung wird auch und vor allem die Revisiongesellschaft betroffen sein! Innerhalb 5 Jahren sehen wir ein Rationalisierungpotential von mehr als 30% möglich: alle diese Prozessorientierte Prüfungen und „Normal Standards“ könnte man wegrationalisieren…. innerhalb 10 Jahren sogar 50 bis 70 % könnte der Fall sein. Was bleibt übrig? Menschliche Kontakt, komplizierte Fälle und andere Gebiete.
Beratung wird wenig betroffen, da diese eine „menscliche“ Komponente beinhaltet. Voraussetzung ist, wie immer: Kompetenzen und Skills, zusammengemixt mit Fingerspitzgefühl und bisschen Genialität ( think out of the Box)… in Normales Deutsch: Erfahrung und Flexibilität.
Das wäre für mich die Anforderungen in grundegenommen für Erfolgreiche Firmen der Zukunft in diesem Gebiet. -
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Die Einzelschicksale sind immer tragisch. Aber Hand aufs Herz: Habe selten bis nie gute HR Leute gesehen, meistens ein Laden der nur kostet & rein administrative Aufgaben erledigt. Die Linie soll und muss die Entscheidung über Anstellung/Entlassung treffen. Ich vermute auch dass nicht alle HR Leute verschoben werden & einige in Zürich bleiben werden.
Insgesamt verständliche Aktion von EY.
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Diejenigen, die man nicht auf Kunden loslassen kann, landen in der HR-Abteilung
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Vielleicht sind das ja sowieso Deutsche, die davon betroffen sind, und sich in der CH nicht wohlfühlten, so dass man Kuschel-HR jetzt aus dem grossen Kanton macht?
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Also Kuschel-HR gibts bei EY nicht. Das ist knallhart, ohne Rücksicht auf Verluste. Soll doch der Mitarbeiter klagen wegen nicht genehmigter Sonntagsarbeit (ab „Manager“ ohne Kompensation!) wegen nicht wahrgenommener Fürsorgepflicht (Burnout). Dazu sind wir gross und stark genug, das durchzukämpfen.
Ich kann nur jedem Ex-Kollegen den Abschluss einer hervorragenden Rechtsschutzversicherung dringend empfehlen.
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Denke global, handle lokal. Es gibt nichts dümmeres (und dies haben andere grosse vier vorgelebt), als das HR irgendwo im Ausland zu plazieren, denn das Arbeitsrecht bleibt schweizerisch, die Anforderungen an das Personal kennen nur diejenigen die in der Schweiz arbeiten. Gerade die Digitalisierung verschlankt Personalprozesse, und damit macht es noch weniger Sinn, HR ins Ausland auszulagern.
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Heute arbeitet ein grosser Teil des HR von EY in Polen. Dies betrifft vor allem auch die Personalselektion. Anrufe werden meistens direkt nach Polen weitergleitet. Es dürfte darum nur ein sehr kleiner Personalbestand in der Schweiz betroffen sein.
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Man bewirbt sich heute, indem man seine Daten in ein Bewerbungssystem des potentiellen Arbeitgebers eingibt und die benötigten Dokumente hochlädt.
Alternativ durch Übernahme dieser Daten aus Businessnetzwerken wie LinkedIn etc.
Telefongespräche sind da im Grunde nicht mehr vorgesehen bzw. sinnvoll.
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my experience at EY in Hardbrücke was abysmal. Up to manager level there are loads of motivated people, but anything above that is just a theater. Lately, even at lower levels, the standard was getting low as well. A lot of good people left for more meaningful jobs (better paid as well), whereas newbies got hired from random corners of the EU with a grotesque professional background at best. Guess it’s hard to find good talent when you’re producing such news.
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So true …… Und ewig werden wir angelogen wegen fehlender Fuehrungskraefte …..
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Typische Vorgehensweise:
CEO kann mangels Kompetenz die von ihm geschürten Erwartungen nicht liefern.
darum Kosteneinsparungen beim Personal,
HR nach Deutschland, Prozesse erschwert,
versteckte höhere Kosten!
CEO minus, Kosten plus! -
Autsch, die armen Schweizer MA. Gehen dann wohl auch gehaltsmässig Richtung Deutschland. Nach dem Motto, akzeptieren und Schnauze halten, sonst wirst Du durch einen importierten deutschen MA ersetzt. Aber eigentlich nur konsequent die Lösung die bisher der Kundschaft vorgeschlagen wurde.
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Noch fehlt eine aussagefähige Stellungnahme von EY selbst. Das ist das, was mich am meisten interessieren täte. Darf damit noch gerechnet werden?
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Mir imponieren nur die Ratschläge und Grundsätze,
die der Ratgebende selbst beherzigt.Rosa Luxemburg
* 5. März 1871 † 15. Januar 1919 -
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„EY sollte als leuchtendes Beispiel vorangehen…“. Träumen Sie weiter, Herr Hässig!
Tatsache ist: Berater sind Meister auf dem Papier – die operative Umsetzung liegt ihnen per Definition nicht (sonst würden die Leute auch einem „normalen“ Job nachgehen, in welchem sie auf Nacht- und Wochenendschichten verzichten könnten). Oder anders gesagt: Berater sind Theoretiker, die man von der Praxis fern halten sollte.
Die internen Prozesse bei EY sind unter jedem Hund – meilenweit von dem entfernt, was EY von Kunden verlangt / den Kunden vorschlägt.
EY („I[ch] Uäi“, Abkürzung für „ich Wein“): Wasser predigen und Wein trinken (den kann man sich auf Grund der Honorarsätze auch locker leisten).
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Es mag sein, daß die Partner – noch – Wein trinken.
Bei den Mitarbeitern war das nie der Fall, vgl. üblicherweise geleisteten und tatsächlich bezahlte Stunden in der Branche!
Rat an alle Studierenden und Neueinsteiger:
Lest die Arbeitgeberbewertungen in den entsprechenden Portalen!
Ja, es ist tatsächlich so und teilweise noch viel schlimmer.
Da man mit Überstunden werktags fast durchgängig beschäftigt ist, findet man auch keine Zeit, sich beispielsweise kapitalmarktorientiert ein zweites Standbein aufzubauen.
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8 Jobs und paar freiwillige Abgänge reichen heute schon für einen Artikel? Januarloch Herr Hässig?
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Sicher aus Communication, oder?
Letztes Mal hat Hässig ja von 30 berichtet, es waren dann ja über 80 im letzten Januar. Bei IP ist die Regel, dass es immer viel schlimmer ist als beschrieben.
Stalder scheint wie ein Berserker zu wüten.
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8 Jobs und paar freiwillige Abgänge reichen heute schon für einen Artikel? Januarloch Herr Hässig?
Mir imponieren nur die Ratschläge und Grundsätze, die der Ratgebende selbst beherzigt. Rosa Luxemburg * 5. März 1871 † 15.…
"EY sollte als leuchtendes Beispiel vorangehen...". Träumen Sie weiter, Herr Hässig! Tatsache ist: Berater sind Meister auf dem Papier -…