Überraschung ohne Ende für die UBS-Aktionäre ob der Aktivitäten ihrer Bank in Frankreich. Die richterlich verfügte Rekordstrafe von 5 Milliarden Euro gegen die UBS wegen unrechtmässiger Steuerpraktiken hat die Aktionäre bereits sehr verärgert. Deshalb verweigerten sie dem Verwaltungsrat an der GV vom letzten Monat auch die Décharge.
Nun könnten die UBS-Aktionäre in den kommenden Monaten weitere kalte Schweissausbrüche kriegen. Der aktuelle Quartalsbericht eines UBS-Fonds wirft nämlich zahlreiche Fragen auf.
Diesmal handelt es sich um die Steuerpraxis der UBS im Zusammenhang mit den Aktivitäten eines Immobilienfonds in Frankreich. Da geht es, vorsichtig ausgedrückt, eher akrobatisch zu und her.
Zur Erinnerung: Im Jahre 2005 beteiligt sich der UBS Wealth Management Global Property Fund (GPF) an einer französischen börsenkotierten Immobiliengesellschaft namens „Les Docks Lyonnais“. Eine Beteiligung, die schnell fast 98 Prozent erreicht.
Ein Jahr später profitiert der Fonds von der privilegierten Steuerregelung für börsennotierte Unternehmen (SIIC-System), die eine dreijährige Steuerbefreiung vorsieht.
So weit, so gut. Dann aber wirds spannend. Per Rundschreiben vom 7. August 2008 verfügt die Generaldirektion für öffentliche Finanzen in Paris plötzlich eine Steuerpflicht für Gesellschaften, die mindestens 95 Prozent einer Immobiliengesellschaft halten.
Diese Steuer beträgt 3% des gesamten Grundeigentums zum Marktwert. Somit unterliegen die Docks Lyonnais de facto dieser neuen Steuer.
Jedenfalls wäre dem so. Wenn da nicht die Genies der UBS wären auf der Suche nach einem Weg, wie es sich anders geschäften lässt.
Diese UBS-Experten zerbrechen sich während drei Wochen den Kopf und greifen schliesslich in die Trickkiste – oder wählen heikle Methoden, je nach Blickwinkel.
Anfang September 2008 verkauft der Fonds UBS-GPF jedenfalls 4 Prozent des Kapitals von Docks Lyonnais an Star Compass.
Bingo. Mit einem Schlag ist Docks Lyonnais von der 3 Prozent-Steuer befreit. Mit Anteilen von neu nur noch 94 Prozent – genau einem Prozent unter der Schicksalsgrenze – vermeidet der UBS-Fonds die neu eingeführte 3 Prozent-Steuer des Staates.
Nicht schlecht, bei einem geschätzten Vermögen von 1,5 Milliarden für die Docks Lyonnais sind das einige Dutzend Millionen, die jedes Jahr eingespart werden.
Einziges Problem: Die Trickserei ist etwas gar offensichtlich, sogar riskant. Im Januar 2013 meldet nämlich der verantwortliche Revisor der Docks Lyonnais die Transaktion gemäss Artikel 40 der Strafprozessordnung der zuständigen Staatsanwaltschaft. Unsere Fragen per Email lässt der Revisor unbeantwortet.
Die Holdinggesellschaft Star Compass PLC mit Sitz in Irland, eine wegen ihrer traditionellen Gastfreundschaft unter Steueroptimierern beliebte Destination, besitzt 100 Prozent von Gesellschaften wie UBS Property Holding Conduit Limited, UBS Opportunistic Reality Fund Limited und UBS Strategic Reality Fund Limited (siehe Dokument 1).
Nach unseren Informationen interessiert sich der französische Fiskus nun für die wahren Eigentümer der Star Compass PLC. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob diese Struktur nicht etwa „ex nihilo“ geschaffen wurde, also einzig zur Umgehung der 3 Prozent-Steuer.
In den verschiedenen Jahresberichten des Global Property-Fonds wird nicht nur auf Rechtsstreitigkeiten hingewiesen, sondern auch auf die mögliche Zahlung einer Steuer „für bestimmte Jahre“. Eine solche Zahlung sei „aber nicht wahrscheinlich“. (Dokument 2)
Im letzten Quartalsbericht scheinen der Fonds und die UBS das Geheimnis zu lüften. Seit nunmehr über zwei Jahren sind mehr als 200 Millionen Euro „verfügbar“, werden aber nicht an die Kunden weitergegeben. Der Grund dafür läge in verschiedenen Risiken, darunter einem Steuerrisiko (Dokument 3).
Die UBS scheint das Steuerrisiko auf die Kunden zu überwälzen, was in diesem Fall mehr als zynisch wirkt. Denn diese haben seit der Auflösung des Global Property-Fonds im Jahr 2008 fast die Hälfte ihrer Anteile verloren.
Fehlende Rückstellungen in den Konten der UBS-Division Global Asset Management bringen einem auf die Frage: Sollen nun Kunden für Entscheide der UBS gerade stehen? Für Handlungen gar, die nichts mit dem zu tun haben, in das die Kunden investiert haben?
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Die beliebtesten Kommentare
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Zwei Ergänzungen:
1. Diese Transaktion wurde vor der Finanzkrise vorgenommen, daher stimmt z.B. der Kommentar von meier Max nicht. Die UBS hat heute einer der härtesten Compliance Systeme überhaupt. Und wer muss diesen generellen Hass gegen die Banken bezahlen? Die Kunden, deren Gebühren wegen riesiger Kontrollarbeiten wegen dieser generellen Hasstiraden und Verdächtigungen ansteigen….
2. Was soll der Artikel? Einmal mehr werden mit unbestätigten Berichten Hass und Neid geschürt. Was Jerome Jessel verschweigt ist, dass Frankreich damals selbst die Empfehlung aussprach, die Anteilsquote als Lösung unter 90% zu senken. Warum? Es ging damals gar nicht darum, mehr Steuern zu erhalten, sondern darum, mehr französisches Eigentum in Frankreich zu halten, also um klaren Protektionismus. -
In einer Wüste ist die Wüste das Problem, nicht die Oasis.
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Am allererdrückendsten sind doch die Leute, die Gesetze erlassen und ständig erneuern, stets im Glauben, den Betrügereien im Geschäftsleben Schranken setzen zu können, ohne zu ahnen, daß sie in Wirklichkeit einer Hydra Köpfe abschneiden. (Platon) – Je korrupter der Staat ist, desto mehr Gesetze braucht er. (P.C. Tacitus)
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Der falsche Weg wird auch gut ausgeschildert nicht besser…
Wobei „falsch“ relativ ist…vielleicht war er einfach notwendig.
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Hier ist der wahre Skandal, dass La République aus dem nichts eine (weitere) Steuer von 3% erhebt.
Ein Land, welches dem Bürger so wenig Leistung für so viel Steuern erbringt, soll sich nicht an mangelnder Steuermoral beklagen. -
Die UBS hat ja schon 2008 und davor bewiesen, dass sie nicht weiss wie man Geld und Vermögen anlegt; sonst hätten ja nicht plötzlich so viele Milliarden gefehlt.
Solche Institute sollte man nicht auch noch für “systemrelevant“ erklären und retten, sondern man sollte endlich Marktwirtschaft betreiben! Dies bedeutet man muss solche Banken in den Konkurs schicken, wenn sie nicht wissen, wie dumm sie sich aufführen sollen, und die Menschen belügen und betrügen.Unverständlich, dass es noch Leute gibt, die Ihre Guthaben zu solchen Banken bringen, und auch noch neue Konten eröffnen.
Jeder der sein “Erspartes“ zu diesen Institutionen bringt, unterstützt damit auch die “Schummeleien und Betrügereien“ dieser Institute.
Da werden Fonds und ETF’s etc. von solchen Banken abgekauft, und Niemand denkt daran, dass, wenn die Bank als Emittent pleite geht, auch die von den Banken kreierten “Papieranlagen“, mit in die Pleite marschieren.
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Ähm, gibt es denn Alternativen? MIr kommt keine in den Sinn, nicht einmal die ABS…
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Sehr geehrter Herr Jérôme Jessel,
Steuerminimierung ist ein wesentlicher Bestandteil aller Transaktionen in der Finanzwirtschaft. Für diese Aufgabe unterhält jede grössere Bank (Structured-Finance-Teams), welche als Dienstleistung – Finanzierungen, Transaktionen, Vehikel usw. so ausgestalten, dass bei den Transaktionen möglichst wenig Geld an den Fiskus fliesst. Einige Länder haben begonnen, diesen Sumpf nun trocken zu legen, dabei geht es nicht um Steuergerechtigkeit oder um Sozialromantik, sondern um die Befürchtung die Masse der Menschen könnte auf den Gedanken kommen sich solche Seilschaften (Reiche, Politiker, Finanzwirtschaft, Steuersystem) näher anzuschauen. Das wäre bedrohlich und könnte innerhalb wenigen Jahren zu Entwicklungen führen – wie damals die Bürgerbewegung innerhalb des Ostblocks – was zum Fall des Systems-Ostblock führte.
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Seit der Finanzkrise 2008 haben Banken nicht viel gelernt bzw.ihre Tätigkeit wiederspiegelt sich im Aktienpreis – UBS und CS minus 80 % – doch die Löhne der obersten 5 % stiegen ins Unendliche geschweige von den Boni. MA die den Laden im operativen Bereich führen werden entlassen und Bonis wurden massiv gekürzt. Das Ende in spät. 2 Jahren werden Fusionen und Uebernahmen dieser Institute. Ich halte seit 15 Jahren keine Bank- und Versicherungsaktien für mich und sämtliche Kunden. Anscheinend ist auch die Naivität der Aktionäre immer noch grenzenlos.
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Äh, ich dachte, dass es doch generell so ist, dass die Kunden am Ende blechen, hingegen garantiert nie das verantwortliche Management.
Seit der Finanzkrise 2008 haben Banken nicht viel gelernt bzw.ihre Tätigkeit wiederspiegelt sich im Aktienpreis - UBS und CS minus…
Die UBS hat ja schon 2008 und davor bewiesen, dass sie nicht weiss wie man Geld und Vermögen anlegt; sonst…
Äh, ich dachte, dass es doch generell so ist, dass die Kunden am Ende blechen, hingegen garantiert nie das verantwortliche…