Das „Kisim“ ist im Universitäts-Spital Zürich (USZ) allen ein Begriff. Es handelt sich um das „Klinikinformationssystem“ der Firma Cistec mit Sitz im Zürcher Kreis 4, in der Nähe vom Güterbahnhof.
Cistec würde dem USZ gerne die nächste Generation von Software verkaufen. Doch die Spitze der wichtigsten Gesundheitsinstitution des Wirtschaftskantons favorisiert eine andere Software.
Jene von Epic Systems. Deren Gründerin hat mit ihrer Spital-Applikation ein Milliarden-Vermögen aufgebaut.
Epic gilt als vorzügliche Software, die als herausstechendes Merkmark mehrere Spitäler untereinander verknüpfen kann – etwas, das in den USA zentral ist.
In Zürich am USZ zählt anderes, beispielsweise die automatische Rechnungsstellung der Klinik-Leistungen an die Krankenkassen.
Diese ist beim System von Cistec in der Grundkonfiguration drin, bei Epic müsste die Routine mit einer Schnittstelle zugefügt werden.
Es sind solche Eigenheiten, die zu einem völlig anderen Preis der Amerikaner führen. Laut Insidern würde das Epic-System gegen 150 Millionen kosten, jenes der Zürcher Cistec rund 50 Millionen.
Faktor 3. Zu berappen am Ende vom Prämien- und Steuerzahler.
Insbesondere der bei Epic benötigte Manpower falle ins Gewicht, heisst es in Gesprächen. So kämen wohl 100 Spezialisten des US-Software-Hauses im Fall eines Zuschlags beim USZ zum Einsatz.
„Ziel des USZ ist ein am Patientenpfad orientiertes Klinikinformationssystem mit möglichst geringen System- und Prozessunterbrüchen, welches unsere Mitarbeitenden in der Verrichtung ihrer Tätigkeiten bestmöglich unterstützt“, schreibt eine Sprecherin.
„Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Systeme, Schnittstellen und Funktionalitäten durchgängig neu konzipiert werden, weshalb nun der richtige Zeitpunkt für eine Ausschreibung ist.“
„Aktuell läuft das Submissionsverfahren. Welcher Anbieter das neue KIS umsetzen wird, ist offen. Eine Entscheidung ist im ersten Quartal 2025 vorgesehen.“
Laut einer Quelle seien die Würfel in den entscheidenden Gremien bereits gefallen – zu Gunsten von Epic. Treibende Kraft für die US-Anbieterin und gegen jene aus Zürich sei der Informatikchef des USZ, ein Ex-UBS-Director, der in den USA studierte.
Andreas Kundert, CEO der Cistec, sagt, sein Unternehmen sei „als bisheriger Anbieter natürlich involviert“. Man habe entsprechend ein „Angebot für die Zukunft“ eingereicht.
„Die Würfel sind noch nicht gefallen“, meinte Kundert diese Woche. „Wir kommen aber in die entscheidende Phase.“
„Das Projekt hat ein grosses Auftragsvolumen und ist deshalb nicht nur für uns, sondern auch für das USZ – nicht zuletzt aus finanzieller Sicht – wichtig.“
Hinter den Kulissen herrscht Nervosität. Die USZ-Chefs haben die Aufregung gespürt, die eine Story im Tages-Anzeiger von Anfang Jahr ausgelöst hatte.
Es ging um die Nachricht, dass das Kinderspital Zürich (Kispi) für gut 50 Millionen das Epic-System bestellt habe – und nicht jenes der Cistec aus dem Chreis Cheib der Heimatstadt.
Letztere hat Einsprache gegen den Kispi-Beschaffungs-Entscheid eingereicht. Wegen der angespannten Finanzlage des Kinderspitals – es brauchte ein 100-Millionen-Notdarlehen vom Kanton – ist die Bestellung offenbar noch nicht definitiv.
Laut einem Gesprächspartner soll diese jetzt erst später, zusammen mit dem Auftrag des grossen USZ, erfolgen.
Der Plan des Informatik-Chefs des USZ und seinen Vorgesetzten sei es, Epic zu küren und dann das Kispi als Zweitbesteller mitzuziehen – so der Insider.
Das würde womöglich den Preis für das klamme Kinderspital etwas reduzieren.
Beim Kispi hatte die Cistec ebenfalls mitgeboten. 17 Millionen sahen die Zürcher für ihre Lösung vor – genau ein Drittel der 51 Millionen der Epic aus Wisconsin, etwas nordwestlich von Chicago gelegen.
Warum will die USZ-Informatik ein Tech-Unternehmen aus den USA einem aus Zürich den Vorzug geben? Die Frage setzt jetzt auch die Politik in Marsch.
Es werden offenbar Eingaben im Kantonsrat geprüft. Die Schweiz ist bekannt für ihren Wirtschaftsliberalismus. Doch wenn Zwei Vergleichbares anbieten, soll dann Switzerland First kein Thema sein?
Im Fight ums neue Klinikinformationssystem des grossen USZ geht’s um eine weitreichende Weichenstellung. Bei einem Sieg könnte Epic mit mehr Aufträgen weiterer Spitäler rechnen.
Am Luzerner Kantonsspital (LUKS) hatten sich die Amerikaner in Stellung gebracht. Man habe sich „als erstes deutschsprachiges Spital für die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen Epic entschieden“, zeigten sich die Innerschweizer stolz.
„Weltweit arbeiten über 1000 Kliniken mit dem Epic-System, darunter auch namhafte wie die US-amerikanischen Mayo-Kliniken.“
Den Zuschlag nach Madison, Wisconsin gaben die Ur-Schweizer vor 7 Jahren. Es war der Türöffner: Das Berner Inselspital folgte 2019 mit einer 83-Millionen-Bestellung in die USA.
2023 mussten die Berner Insel-Chefs tiefer in die Schatulle greifen. Weitere 25 Millionen waren nötig, weil Epic viel teurer zu stehen kam als geplant.
Im letzten Jahr schrieb die Insel insgesamt einen Verlust von 113 Millionen, jetzt muss das Krankenhaus 120 Jobs abbauen.
2023 beschlossen die Zuständigen des Uni-Spitals Basel, dass ihr Kliniksystem nicht aus Schweizer oder europäischer Küche käme, sondern von Epic aus Übersee. Auch dort gabs Widerstand in der Politik. Neu könnte Cistec zum Handkuss kommen.
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Die beliebtesten Kommentare
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In Thailand gibts das Zeugs für ein Butterbrot
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Preis-Qualität hat den Vorrang, nicht Herkunft!
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Das Schweizer Gesundheitswesen braucht Visionäre!
Guru Sivaraman ist so ein Visionär, der begriffen hat, dass im Bereich der Digitalisierung für die Schweiz ein grosses Potential liegt:
– Höhere Behandlungsqualität für Patienten
– Besser Arbeitsqualität für Pflege und Ärzte
– Gesteigerte Effizienz durch digitale Vernetzung
– Standardisierte Daten für die ForschungGerade im Fall des USZ, dass ein Vorreiter für das Schweizerische Gesundheitswesen ist, hat dies einen direkten und indirekten Skaleneffekt, der die von Ihnen genannte Preisdifferenz um ein vielfaches übersteigt.
Es ist also nicht die Frage, wie hoch die Preisdifferenz ist, sondern welcher Anbieter das grösste Potential bietet, mit dem USZ das Schweizer Gesundheitswesen zu digitalisieren und zu verändern.
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Die Alten blickten zum Himmel auf und betrachteten die Sterne in ihren Konstellationen. Sie verehrten sie als Verwalter göttlicher Energie und Lebens, als Verkörperung aller Naturkräfte und Ursprung menschlicher Leidenschaften.
Sie waren weise, aber sie waren Narren – sie verließen den Meister zugunsten des Dieners. Denn in Wahrheit gibt es nur Einen und alles andere ist nur ein Werkzeug in Seiner Hand.
Der moderne Mensch schaut zu den Schlagzeilen der Finanzseite auf und sieht dort alle Kräfte, die seine Karriere, seine Altersvorsorge und seinen Erfolg als Mensch ausmachen oder zerstören werden.
Auch er ist ein Narr, denn in Wahrheit gibt es nur Einen und alles andere ist nur ein Werkzeug in Seiner Hand.
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50 Mio. kostet neue Lösung von bisheriger Lieferantin Cistec, 150 jene von Epic aus Wisconsin, trotzdem steht die vor Zuschlag. Bremst Kantonsrat?
Wer profitiert alles?
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Wo sollen sie sonst Software kaufen? Etwa bei Loomit in der Villa Germania in Pattaya?
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bei den gesundheitsbehörden ist es wie in der landwirtschaft.
fässer ohne böden und jeder bedient sich und immer mehr!
wo sind denn unsere kontrolleure? wieso tritt kein politiker zurück?? -
In der Weltwoche wurde kürzlich gefragt, welche Dummheit sich die schweizerischen Behörden als Nächstes einfallen lassen. Hier ist eine.
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Interessant finde ich, dass Kisim seine Wurzeln im USZ hat, und das USZ das erste Spital war, welches Kisim einsetzte. Und nun will das USZ nach über 20 Jahren die Partnerschaft mit dem Schweizer Anbieter beenden zugunsten eines dreimal so teuren ausländischen Anbieters? Das muss verdammt gute Gründe dafür geben, hoffentlich bessere Gründe als nur ein US-affiner IT-Chef. Als Steuerzahler, der diese Übung mitfinanziert, will ich diese Gründe kennen. Was kriegen wir mehr für die zusätzlichen 100 Mio.? Das muss doch im Rahmen der öffentlichen Beschaffung offengelegt sein, denke ich. Wenn nicht, dann IP bitte recherchieren. Findet ein Leak. 🙂
Offenbar ist die Intransparenz bei der Entscheidungsfindung genau der Grund für die Beschwerde von Cistec bei der Beschaffung für das Kispi. Bald ein Jahr her und noch keine neuen Erkenntnisse? Auch dieses Thema müsste weiterverfolgt werden.
Dann wäre noch interessant zu wissen, wie zufrieden die Epic-Spitäler sind (LUKS, Insel, NW, …). Und da meine ich nicht ein nettes Statement aus der GL sondern Erfahrungsberichte von den Benutzern und der IT.
Ich bin schon grundsätzlich für Switzerland First, aber wenn es gute Gründe für die Bevorzugung von ausländischen Anbietern gibt, dann kann ich solche Entscheide auch nachvollziehen. Aber eben, dann müssen die Gründe offengelegt werden. Und das scheint bei USZ und Kispi nicht der Fall zu sein. Fishy…
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EPIC statt CISTEC, Bentley statt Mercedes? Narzissmus und Prestigedenken können dazu verleiten, sich fürs Erste zu entscheiden, obschon das Zweite zwar nicht besser, aber gut genug wäre. Umso leichter fällt der Entscheid fürs Erste, wenn die Rechnung dafür von anderen bezahlt wird. Wie würden Privatunternehmer mit ihrem eigenen Geld entscheiden?
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Seit wann versteht Luki etwas von Software, das ist absolut neu. Seine Ergüsse sind nur Provokation für Klicks.
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Kantönligeist lässt grüssen, es wäre dringend erforderlich, dass ALLE Spitäler in der Schweiz dasselbe System hätten. Aber es ist hoffnungslos, viel zu viele Lobbyisten sind wieder im Spiel. Die Schweiz wird daran zugrunde gehen.
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Haben die einen Dachschaden?
Es macht ein Spital denn?
Ein bisschen Warenwirtschaft, ein paar Rechnungen schreiben, ein paar Prozesse abbilden.
Vielleicht noch ein paar Schnittstellen.
Das sind alles einfachste Data-Base-Vorgänge.
Eine solche Software sollte sicher nicht mehr kosten als ein einstelliger Millionenbetrag.
Das sind Mondpreise.
Meine Vermutung: Hier gibt es dicke, fette Kickbacks und viele Leute wollen gerne Ferien machen in den USA.
Und das alles auf Kosten der Prämienzahler. -
Wenn man das Geld derart aus dem Fenster wirft ist es kein Wunder, dass die Kliniken Verluste im zwei- und dreistelligen Millionenbereich machen.
So viel mehr für eine Software, die genau das Gleiche macht? Normalerweise muss man doch das günstigste Angebot berücksichtigen? Für hochdefizitäre Staatsbetriebe gilt das nicht? Vielleicht müsste man mal die Geldflüsse unter die Lupe nehmen. -
Wenn’s um Steuergeld (das Geld ANDERER) geht, wird das Geld verschleudert. Die Linken sind ja Staatsangestellte und ewige Studenten. Wissen nicht was es heisst, das Geld zu VERDIENEN!
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Inzwischen wissen wir ja, wie solche „zukunftsweisende“ IT-Projekte in der Schweiz ablaufen. Am Ende bezahlen immer die Steuerzahler, nach jahren des Leerlaufs in den Projekten, die Mehrkosten.
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Interessant wären das Pflichtenheft, die Ausschreibung, die angefragten Lieferanten und die Bewertungsbogen mit den verwendeten Fragestellungen und Parametern.
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Grössenwahn im USZ.
KISIM funktioniert tadellos.
Wieso man jetzt ein wesentlich teureres US-IT-System mit-evaluiert, ist rätselhaft.
Switzerland First! Ist doch völlig klar. Man muss schon völlig naiv sein, dass man Ausländer – in diesem Falle Amerikaner – an ein sehr relevantes Spital-IT-System dieser Grössenordnung lässt, wir haben ja im eigenen Land mit CISTEC einen valablen Anbieter – oder stecken da auch Ausländer dahinter?
Die Zeche dieser unmotivierten Mehrkosten würde einmal mehr der/die SteuerzahlerInnen / PrämienzahlerInnen berappen. Wie ist/war das mit den jährlich steigenden Gesundheitskosten? -
KIS ist eine pragmatische (Schweizer) Lösung die im Alltag funktioniert. Haben Leute aus der Praxis, mit der anderen Software schon gearbeitet? Oder sind die „Entscheider“ wie üblicherweise Laien…
Ein wesentlicher Kostenblock ist wie immer die Schulung der Nutzer. Ich meine dabei nicht nur die Kosten vom Anbieter, sondern auch die „verlorene“ Arbeitszeit des Anwenders? -
Macht ja nichts in dieser Kopfprämien-Bananenrepublik – man kann ja dann für 2025 einfach wieder die KK-Kopfprämien wieder entsprechen erhöhen. Wann wird dieser Saustall USZ endlich mal ausgemistet?
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USZ und KS St. Gallen entwickeln ein eigenes KIS: KISIM (Cistec) massgeschneidert auf CH-Gesundheitswesen.
Danach will das USZ aber trotzdem EPIC (KiSpi übrigens auch) einführen.
Das stinkt meilenweit nach und entbehrt jeder vernünftigen Grundlage. Ach so, man muss noch eine Schnittstelle anpassen für den Rechnungsgang. Also SOWAS hatte ein KIS (Klinik-Informations -System) noch NIE haben müssen.
100 externe Personen sind dafür nötig? Ich kenne eine Person, die 600 Schnittstellen in einer Klinik verwaltet. Ahhh, vergessen, das zahlen ja wir dann mit den KK-Prämien.
Dieser Sumpf muss trocken gelegt werden. Aber die Entscheidungsträger werden ja von EPIC hofiert und nach Wisconsin eingeladen mit allem Pipapo.
Das sind Peanuts gegen die 100 Mio der Software.
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Ich bin für das System aus der Heimat, das orientiert sich an den Kundenbedürfnissen. Dass der Informatikchef in den USA studiert hat, interessiert niemanden, vor allem nicht in den USA. Der Preisunterschied ist erheblich. Die 100 Millionen rechtfertigen sich nie und nimmer.
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Unsäglich, American Foundations (Gates, Rockefeller, andere Corona NGOs) mit Lobbying?
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Irgendwelche einflussreiche Privatpersonen werden wohl von den Amis über verschlungene Wege ein Häppchen abbekommen…Artikel Note 5, gut.
Wo sollen sie sonst Software kaufen? Etwa bei Loomit in der Villa Germania in Pattaya?
In Thailand gibts das Zeugs für ein Butterbrot
Wenn's um Steuergeld (das Geld ANDERER) geht, wird das Geld verschleudert. Die Linken sind ja Staatsangestellte und ewige Studenten. Wissen…