Fürs Grand Resort Bad Ragaz hat für einige Zeit der Medienschlag nachgelassen. Doch das heisst noch lange nicht, dass sich die Lage beruhigt hat. Ganz im Gegenteil: Hinter den Kulissen brodelt es gewaltig.
Eines der renommiertesten Fünf-Sterne-Luxushotels der Schweiz taumelt weiter. Nach grundlegenden Veränderungen in der Geschäftsleitung letzten Jahrs geht es nun auch in den anderen Etagen des Unternehmens turbulent zu.
Seit dem letzten Artikel hier ging die Recherche weiter. Und das, was ans Licht kam, zeigt ein Unternehmen, das durch interne Machtkämpfe von innen heraus zerfällt.
Wie zu erwarten, haben die ständigen Neubesetzungen und Wechsel in der Führungsetage deutliche Spuren hinterlassen. Nach dem Abgang von CEO Marco Zanolari übernahm zunächst der CFO interimistisch die Leitung.
Dann kam Serge Altmann – und war nach nur drei Monaten wieder weg. Die Gründe für seinen plötzlichen Abschied sind bis heute unbekannt.
Schliesslich fiel die Wahl auf Klaus Tschütscher, der bereits Verwaltungsratspräsident des Resorts war. Das ständige Hin und Her hat von Anfang an im Unternehmen massive Unruhe ausgelöst.
In den Machtverschiebungen Ende letzten Jahres sahen einige ihre persönliche Chance. Eine interne Quelle berichtet: „Jeder wollte sich profilieren und sich etwas unter den Nagel reissen.“
Hinter den Kulissen tobte ein Machtkampf, der nach aussen lange unbemerkt blieb.
Der Kampf um Einfluss im Resort setzt sich fort und hinterlässt Schäden – Schäden, die vor allem die Mitarbeiter zu tragen haben.
Alle wollen sich vor der Inhaber-Familie Schmidheiny gut darstellen, heisst es intern. Die neuen Führungskräfte scheinen vor allem an ihrem eigenen Profil interessiert zu sein.
Mitarbeiter, die das Grand Resort einst als fortschrittliches Unternehmen mit viel Flexibilität erlebt haben, sehen die Entwicklung mit Schrecken. Die Rede ist von einer Fehlentscheidung nach der nächsten. Dem Hotel fehlt eine starke, ordentliche Führung.
Dabei geht es hier nicht um irgendein Hotel. Das Grand Resort Bad Ragaz war das erste Hotel der Schweiz mit fünf Michelin-Sternen, doch selbst das beste Produkt kann nicht bestehen, wenn das Management versagt.
Fast 1’000 Menschen arbeiten für das Resort – sie brauchen eine kompetente Leitung.
Statt Stabilität scheint das neue Management eine andere Agenda zu verfolgen: „Cutting costs, cutting employees“, fasst eine anonyme Quelle zusammen.
Im Grand Resort ist Sparen angesagt – und das auf Kosten der Belegschaft. Besonders strategisch werden die Regelungen für Teilzeitarbeit genutzt.
Offiziell spricht das Resort nicht von Sparmassnahmen. „Es wurden keine generellen Sparmassnahmen umgesetzt“, erklärt die Medienstelle. Stattdessen ist von „kontinuierlicher Optimierung des Mitteleinsatzes“ die Rede.
Doch die Realität sieht offenbar anders aus. Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jahrelang Teil des Unternehmens waren, werden systematisch in die Kündigung gedrängt.
Wer nicht in das neue Effizienzmodell passt, muss gehen. Und das trifft vor allem eine Gruppe: Frauen.
Eine besonders effektive Methode, um unliebsame Angestellte loszuwerden, wurde schnell etabliert: Teilzeitstellen werden rigoros abgeschafft – unabhängig davon, wen es trifft.
Für Frauen, die sich vor oder während ihres Mutterschaftsurlaubs befinden, ist das de facto eine Kündigung. Ein Vorgehen, das haarscharf am Schweizer Arbeitsrecht vorbeischrammt.
Zwar gibt es kein generelles Recht auf Teilzeitarbeit nach dem Mutterschaftsurlaub, doch Frauen haben das Recht, an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz zurückzukehren (Art. 329 OR).
Wird dieser nur noch als Vollzeitstelle angeboten, dann bleibt kaum eine Wahl.
Alleine in den letzten Monaten mussten vier Mütter das Unternehmen verlassen. Für viele ist die neue Personalpolitik ein Schock. Vor einiger Zeit bemühte sich das Resort noch um flexible Lösungen für seine Angestellten.
Heute werden Homeoffice-Möglichkeiten für Mitarbeiter in der Teppichetage drastisch eingeschränkt.
Das Grand Resort Bad Ragaz erklärt, es habe sich „an der Homeoffice-Regelung seit dem 1. Januar 2024 nichts geändert“. Es sei lediglich in einer Abteilung festgestellt worden, dass die Regelungen nicht eingehalten wurden, weshalb man nachjustiert habe.
Die Veränderungen in der Personalpolitik sorgen für Zweifel, Verunsicherung und vor allem viele offene Fragen. Abteilungen werden umstrukturiert, zusammengelegt oder getrennt – oft entgegen jeglicher Branchenlogik.
Die Sales- und Marketing-Abteilung wird getrennt. Die eine Abteilung ist dem CEO unterstellt, die andere dem General Manager. Eine branchenuntypische Entscheidung, die viele im Haus nicht nachvollziehen können.
Die Medienstelle erklärt, dass eine solche Trennung „auch in anderen Hotels erfolgreich praktiziert“ würde. Doch intern wird die Entscheidung als praxisfern und kontraproduktiv empfunden.
„Das macht von vorne bis hinten keinen Sinn“, kritisiert ein Insider.
Im Grand Resort herrscht auf allen Ebenen Unzufriedenheit. Bis zu zehn Mitarbeitende haben das Resort bereits verlassen – und es sieht nicht so aus, als wären sie die letzten.
Die Medienstelle verweist auf eine Mitarbeiterumfrage aus 2024, wonach „71 Prozent der Befragten ihren Arbeitsplatz als sehr gut bewerten“.
Stellt sich die Frage, wer da befragt wurde. Für viele ist die Lage eindeutig: „Es sind die Falschen am Hebel.“ Und der Hahnenkampf geht weiter – mit wenig Rücksicht auf Verluste.
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Die beliebtesten Kommentare
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Schade wir hier die Journalistin so angegriffen. Denke die wenigsten von den Kommentatoren haben dort gearbeitet, wie zwei Schweizer aus unsrer Familie. Jetzt geht es vielleicht um die wenigen Frauen. Aber was war in den letzten Jahren. Wo sind all die Concierges geblieben die über Jahrzehnte uns begrüßt haben? Wo sind die super lieben Damen im Olive geblieben, die uns das angenehme Frühstück serviert haben? Wo ist jetzt der GM? Kommt erst im März. Wo ist der CEO vor Ort wie früher Herr Peter Tschirky? Ist euch aufgefallen, dass praktisch das ganze Kader gegangen ist? 10 Monate Thamina Therme zu und Preis erhöht? Olive mit kleinsten Portionen und Preis nach oben. Wo ist die Medizin? Ist das ein Zentrum? Da wurden in den letzten 10 Jahre 60 Prozent der Ärzte nicht ersetzt. Es muss sich was ändern. Wir kommen seit Jahren 3-4 mal auch aber denke bald nicht mehr. Keiner der die Stammgäste kennt. Es ist einfach Tatsache, dass Preis massive gestiegen ist und alles andere abgebaut.
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Gähn …
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Das hier ist mittlerweile von einer intellektuellen Armseeligkeit geprägt, die kaum mehr zu toppen ist. Weniger wäre mehr und viel weniger wäre viel mehr
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Liebe Frau Moore
Kommentieren Sie zu linken Hotels in Berlin. Wo steigen die Linken in Berlin ab und wieso?
Aber bitte verschonen Sie uns mit Deutschem Besserwissertum für Schweizer Angelegenheiten.
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wie alt bist du
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Na und? Geschütze Wirkungsstätten gibt es genug im öffentlichen Sektor.
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Die Berlinerin hätte lieber mal etwas recherchiert. Das Grand Hotel hat 622 Stellen (auf Vollzeit gerechnet) – bei eine Frauenanteil von 58%. Nun haben ganze 10 Leute (!!!) den Laden verlassen. Also 1.5%. Das sind Traumquoten.
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Ich denke Sie kennen die letzten 10 Jahre der Entwicklung im Resort nicht. Sonst wäre es Ihnen bewusst, dass CEO, CFO, GM, Kadermitarbeiter und treue Mitarbeiter nach Jahren gegangen sind. Das Arbeitsklima macht es aus. Ich denke, wenn Sie sich so gut auskennen, wissen Sie auch wieviele der Abgänge an der Front durch Praktikanten ersetzt wurden. Und Preise gestiegen sind.
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Bis zu 10 Mitarbeiter haben das Ressort verlassen, von 1000? Ja, dann ist es wirklich schlimm…
Die Berlinerin hätte lieber mal etwas recherchiert. Das Grand Hotel hat 622 Stellen (auf Vollzeit gerechnet) - bei eine Frauenanteil…
Liebe Frau Moore Kommentieren Sie zu linken Hotels in Berlin. Wo steigen die Linken in Berlin ab und wieso? Aber…
Bis zu 10 Mitarbeiter haben das Ressort verlassen, von 1000? Ja, dann ist es wirklich schlimm…