Nach nur 4 Wochen im Job landet Stefan Bollinger als Neo-CEO der Julius Bär heute seinen ersten Paukenschlag.
Er schmeisst 10 der obersten Chefs mit siebenstelligen Entschädigungen aus der operativen Konzernleitung.
Die von der UBS angeheuerte, ambitionierte Sonia Gössi fliegt ebenso aus dem erlauchten Kreis wie das Trading-„Schlachtross“ Luigi Vignola und der einflussreiche HR-Boss Guido Ruoss.
Ruoss und Vignola waren eng liiert mit Ex-CEO Philipp Rickenbacher. Der musste vor Jahresfrist im Zuge des Benko-Debakels abtreten.
„Eine neue Führungsstruktur und eine schlankere Geschäftsleitung werden die Verantwortlichkeit erhöhen, diszipliniertes Unternehmertum von oben nach unten fördern und unsere konsequente Kundenorientierung stärken“, sagt Bollinger im Communiqué von heute früh.
Er kürt Interims-CEO Nic Dreckmann zum zweitwichtigsten Mann der grössten Privatbank auf dem Platz Zürich.
Dreckmann wird Bollingers Stellvertreter und kriegt als Chief Operating Officer die Bereiche HR und Strategie-Entwicklung.
Um alle Front-Geschäfte, also insbesondere das Private Banking mit den Schwerpunkten Schweiz, Europa, UK, Middle East und Asien, kümmert sich CEO Bollinger selbst.
Damit schafft sich der neue Chef eine umfassende Machtfülle. Seine vier Kollegen in der Geschäftsleitung rapportieren ebenfalls an ihn.
Luigi Vignola, der langjährige Markets-Boss, verliert seine Spitzenstellung. Ob Vignola die Degradierung schluckt, muss sich weisen.
Evie Kostakis als Finanzchefin sowie die Verantwortlichen für Risk und Recht dürfen ihre Positionen behalten; sie bleiben in der Geschäftsleitung.
Die massive Verkleinerung der aufgeblähten operativen Führung auf noch ein Drittel der bisherigen Grösse sei ein erster „Schritt, um eine schlankere und einfachere Art der Geschäftsführung zu schaffen“, so Bollinger.
„Wir werden die gleichen Grundsätze durch die gesamte Organisation hindurch anwenden. Ich bin überzeugt, dass unsere Kunden und alle weiteren Stakeholder den Unterschied spüren werden.“
Der IFRS-Gewinn der Julius Bär von gut 1 Milliarde Franken bei verwalteten Kundenvermögen von 500 Milliarden überdeckt die Tatsache, dass die Einnahmen der Privatbank stagnierten.
Einzig dank dem Benko-Abschreiber im Vorjahr sei der Ertrag deutlich gewachsen; klammere man diesen aus, dann betrage der „zugrunde liegende Anstieg des Betriebsertrags 1% (CHF 35 Mio.)“.
Auch die 14 Milliarden Franken Netto-Neugelder sind für die Nummer 1 von Zürich im reinen Private Banking eher enttäuschend. Die ZKB zog wohl rund das Doppelte aus dem CS-Crash an Land.
Auf der Aufwandseite schlugen die höheren Zinskosten massiv zu Buche. Die Bär musste ihren Kunden viel mehr Entgelt bieten, um sie bei der Stange zu halten – ein schlechtes Zeichen, was das Vertrauen angeht.
Bollingers Sparprogramm unter dem Namen „Drumbeat“, also Paukenschlag, das letzte Woche bekannt geworden war, kommt nur auf den ersten Blick weniger scharf daher, als zuletzt innerhalb des Bär-Managements diskutiert worden war.
Zu den schon vor seiner Zeit auf 140 Millionen Franken jährlich wiederkehrenden Kosten-Einsparungen kämen weitere 110 Millionen Franken dazu, hiess es dazu heute früh.
Im Vorfeld war von 300 Millionen die Rede. Allein die Umsetzung von „Drumbeat“ für 2025 umfasst rund 55 Millionen.
Auch was der gesamte Stellen-Abbau betrifft, der hinter dieser Total-Einsparung steht, bleiben Hunderte von Jobs, die bereits im laufenden 2025 verschwinden dürften.
Treffen wird es laut Informationen von Insidern hauptsächlich Backoffice-Leute und Informatiker. Das Offshoring vor allem nach Spanien könnte beschleunigt werden.
Trotz der bisherigen Spar-Anstrengungen sei „die adjustierte Cost/Income Ratio nach wie vor unbefriedigend und weit vom ursprünglich für 2025 festgelegten Ziel von <64% entfernt“, begründet die Julius Bär die massive Verschärfung ihres Abbau-Programms.
Obwohl dieses schon 2024 am Laufen war, nahm der Personalbestand weiter zu, und zwar „um 170 auf gesamthaft 7’595; davon waren 1’380 FTE Relationship Manager (RM)“.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Beim HR könnte man auch einmal mächtig ausmisten.
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So geht Restrukturierung!
Es gibt sie also doch noch, die CEO‘s mit Entscheiderfähigkeiten.
So nebenbei:
Es ist ja auch nicht das ganz grosse know-how das jetzt verloren geht! 😉So ein Leader würde zum Beispiel die Migros dringend benötigen.😉
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Chapeau
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…Karotten zum Fressen!
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…raus aus der Komfortzone….willkommen in der Realität…jetzt müssen Sie sich wieder bewegen…das Geld und die Bonus kommen nicht mehr einfach so….
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Lukas, lies mal ein Buch. Eventuell eröffnet sich Dir eine Welt mit viel grösserem Wortschatz. Dann musst Du auch nicht immer von Topshots schreiben.
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Endlich mal einer der durchgreift und nicht 24 Monate mit McKinsey benötigt um nichts zu entscheiden.
BRAVO !!
Und es trifft nicht nur die unteren Chargen!!
Genau sowas hat bei der CS gefehlt !!!-
Die CS war von Innen her faul. Allein der Aufstieg von Herren Khan und Degen sprach Bände. Die diversen Bonusclans hätten so einen neuen Chef leerlaufen lassen. Darum hätte gleich drei solche neue GL- inkl. VR-Leute gebraucht!
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Exzellent. Wenn jeder nur 2 mio garnierte, dann sind das 20 mio Ersparnis pro Jahr. Das heisst mitte 2054 ist Break Even mit dem Benko-Deal.
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Finde ich gut und bei Guido Ruoss alles richtig gemacht!
Ruoss war zwar nur bedingt Verantwortlich für manch eingestellte Flasche oder non performer. Hier waren die Regionen Oder Marktverantwortlichen eher schuld.
Was er aber angerichtet hat, mit falschen Versprechungen bei Einstellungen sowie bei Entlassungen ist fahrlässig. Speziell beim vorab “leaken” von Informationen die erst in wenigen Tagen offiziell werden sollten. Für JB geschäftsschädigend.
Seine HR Strategie war vorne und hinten falsch aufgesetzt und ging nur weil man ihn oben gedeckt hat.-
HR hat in der GL nichts zu suchen. Das sind subalterne Stabsstellen, ein Dienstleistungsbetrieb.
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Nach heutiger Ankündigung gehen die Sparmassnahmen zu wenig weit. Stagnierende Erträge, recht bescheidene Neugelder. Wozu 1400 Kundenberater weltweit?
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Sam in Bullish on Bear!
Die neue Struktur ist vernünftig, und sie war vorhersehbar. In der Tat wurde sie von vielen IP-Lesern letzte Woche vorausgesagt.
Die Reduzierung des ExB auf die C-Schlüsselfunktionen wird den Wandel in einer Zeit erleichtern, in der Veränderungen notwendig sind.
Dass die Regionen nicht im ExB sitzen, wird ein Kulturschock sein, aber kein schlechter.
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Offshoring nach Spanien. Viel Glück. Ich fahre noch ein spanisches Auto. Nie wieder.
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Während Banken weiterhin an ihrer traditionellen Rolle als Alleskönner festhalten, zeichnet sich eine Realität ab: Sie sind längst zu reinen Abwicklungsplattformen mutiert. Die Illusion von individueller Beratung und massgeschneiderten Lösungen für Kunden weicht standardisierter Verkaufsprozesse und regulatorischer Fesseln.
Die FINMA sorgt dafür, dass die unabhängigen Vermögensverwalter systematisch ausgedünnt werden, die eine echte Alternative zu den verkaufsversierten Bankberatern anbieten könnten. absurde Vorschriften und Administration aufgerieben. Die Konsequenz? Eine Zentralisierung der transaktionsbasierten Finanzberatung bei grossen Banken – oder für jene, die sich dem entziehen wollen, der Gang zu ausländischen Anbietern.
Ironischerweise sind es oft dieselben Kunden, die über die Serviceverschlechterung beklagen aber an den traditionellen Banken festhalten.
Wird dieser Prozess noch rechtzeitig erkannt und gestoppt? -
Schliesst doch diese Teppichetage, Bollinger wird den Knuddelbär schon schaukeln, wäre ja gelacht.🤣
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Jetzt noch schnell die externen Berater nach Hause schicken, die IT nach Spanien verlanfern und den Einakuf über chainIQ steuern lassen. Der neue Wolf der Bahnhofstrasse wäre somit gefunden.
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Erst mal werden Gewinne realisiert bei den Bären heute. Das war eigentlich zu erwarten. Die Frage ist eigentlich nur noch, wer jetzt wie viele Gewinne wie lange realisiert. Das Minus ist auf jeden Fall saftig!
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Fantastische Nachrichten für den Finanzplatz – die Anleger dürfte es freuen, die Aktie hat ja in den letzten Wochen schon eine deutliche Sprache gesprochen (sicher deutlicher wie gewisse Kommentare auf IP). Sind wir gespannt was noch kommt, die Regionen an der Front werden kaum bei 5 Leuten bleiben und dahinter noch ein Layer für die Länder. Aber who knows.
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Da zögert einer nicht lange und das ist gut so. Jetzt noch die Boni um 80% kürzen und gut ist. Die Bank soll das tun, was sie kann – Vermögensverwaltung. Finger weg vom Kreditgeschäft, davon haben die keine Ahnung.
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Der gigantische Blechschaden wo Benko hinterliess sollte eigentlich eine Warnung für alle Banken sein. Damit das Erreichen von Anlagezielen nicht zum Glücksspiel wird, sollte man den Banker die Boni streichen!
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Abwarten: es kommen noch 2 von Goldman Sachs in die Geschätsleitung
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„Die innere Welt auch aufräumen! Da gibt es noch viele falsche Wesen!
Nietzsche (1844-1900) -
Aus CS hat JB jede Art Berater übernommen: mit Kundschaft (wenige), ohne Kundschaft (viele). Es ist Zeit für eine blutige Aufräumung, Ferien sind vorbei !
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..dann auch noch in Banken?
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Wenn er das durchzieht, Chapeau. Dann ist die Bär in 12-18 Monaten top fit. Dürfte dann entsprechende Gelüste bei Sergio auslösen, bei der UBS endlich dasselbe zu tun.
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Die Blumen kommen etwas früh!
Banking ist mit Politik insofern vergleichbar, dass die „fresh minds“ mit gutem Willen antreten und später dem Lockruf des Geldes erliegen….
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Wenn er das durchzieht, Chapeau. Dann ist die Bär in 12-18 Monaten top fit. Dürfte dann entsprechende Gelüste bei Sergio…
Da zögert einer nicht lange und das ist gut so. Jetzt noch die Boni um 80% kürzen und gut ist.…
Abwarten: es kommen noch 2 von Goldman Sachs in die Geschätsleitung