Der Finanzplatz Schweiz ist unter Druck. Bereits hat der Ständerat Ja gesagt zu Gruppenanfragen. Der Nationalrat wird folgen. Damit werden „Fishing Expeditions“ möglich. Das Bankgeheimnis ist Geschichte. Diese Situation konfrontiert die traditionellen Vermögensverwalter mit völlig neuen Risiken. Eine Strukturbereinigung wird zwei von drei unabhängigen Vermögensverwaltern zur Aufgabe zwingen.
Die Vermögensverwalter erleben dramatische, unumkehrbare Veränderungen. Das einst weltweit geachtete Bankgeheimnis ist unter einem eigentlichen Dauerbeschuss von innen und aussen zusammengebrochen. Diesem Druck, welchen insbesondere die USA aufgesetzt haben, waren die Schweizer Institutionen zu keinem Zeitpunkt gewachsen.
Mit dem Ende des Bankgeheimnisses wird auch die Akquisition neuer Kunden erschwert. Vermehrt sind aus einzelnen Ländern Stimmen zu hören, dass sie ihr Geld nicht mehr in die Schweiz bringen wollen. Daran ist nicht nur die Politik schuld, vielmehr haben auch einzelne Institute, welche zum Teil langjährige Kunden schlecht behandelt haben, einen erheblichen Schaden angerichtet. Kunden wie eine heisse Kartoffel fallen zu lassen, ihre Daten oft in vorauseilendem Gehorsam offen zu legen oder beispielsweise deutschen Kunden ihr Geld nicht mehr auszuzahlen, das alles sendet verheerende Signale in einen verunsicherten Markt. Diese Verletzung von Treu und Glauben hat zu einem Schwund des Vertrauens in den Finanzplatz Schweiz geführt. Ein abnehmender Neugeldzufluss ist die Folge.
Mit dem UBS-Staatsvertrag kamen die USA durch Selbstanzeigen in den Besitz einer grossen Datenmenge. Diese Informationen werden heute gegen Schweizer Banken, Anwälte sowie Anlage- und Steuerberater verwendet. Und dies nicht nur für Aktivitäten ab 2009, sondern rückwirkend bis in die 1990er Jahre. Die Vorwürfe lauten auf vorsätzliche Täuschung, Betrug oder sogar Verschwörung gegen die USA. Die Anklagen werden mit erstaunlicher Willkür unter konkreter Namensnennung und ohne Kontaktierung des Beklagten publiziert.
Auch wenn derzeit Ex-UBS-Mitarbeiter im medialen Fokus stehen, welche in die Mühlen der US-Justiz geraten sind, so haben doch fast alle im internationalen Privatkundengeschäft tätigen Banken langjährige Kunden mit unversteuertem Vermögen. Diese Altlasten lassen sich selten auf die Schnelle, beispielsweise mit der Zahlung von einmaligen Konventionalstrafen, lösen. Auch der Versuch einzelner Institute, die Verantwortung auf unabhängige Vermögensverwalter abzuschieben, wirkt eher hilflos, ist es doch die Pflicht der Banken, einen Neukunden und die Herkunft seiner Gelder unabhängig vom Intermediär zu überprüfen.
Lösen lassen sich die Probleme nur, wenn alle Betroffenen den Blick für das gemeinsame Interesse wahren. Gefordert ist auch die Politik: Sie muss im Interesse der Zukunft des Finanzplatzes gerade in der Auseinandersetzung mit den USA retten, was noch zu retten ist. Dazu gehört die Wahrung der Rechte der betroffenen Kunden. Auch muss den Banken und den Vermögensverwaltern die notwendige Zeit verschafft werden, ihre Altlasten zu bereinigen. Zudem müssen die unabhängigen Vermögensverwalter, welche letztlich in Konkurrenz zu den Banken stehen und einen Marktanteil von rund 15 Prozent der in der Schweiz betreuten Vermögen halten, Teil des angestrebten Deals sein.
Aber auch bei gutem Verlauf der Verhandlungen werden die Kunden- und Vermögensabflüsse, die hohen Kosten als Folge der wesentlich schärferen Regulierung und damit die geringeren Margen die unabhängigen Vermögensverwalter hart treffen und die Strukturbereinigung beschleunigen. Von heute 2500 bis 3000 unabhängigen Vermögensverwaltern werden nur rund 1000 überleben.
Die Zeit des Bankgeheimnisses ist vorbei. Ihm nachzutrauern, hilft nicht weiter. Für die unabhängigen Vermögensverwalter lauten die Forderungen: im Rahmen neuer Anlagemodelle Fokussierung auf die Nettoperformance nach Steuern sowie eine klar definierte, regional ausgerichtete Wachstumsstrategie. Und wer sich in Allianzen und Netzwerkstrukturen organisiert, insbesondere in den Bereichen Compliance und Operations, hat Chancen, die Krise nachhaltig zu meistern.
…das wahre problem für die EVV wird es sein in einer welt ohne kickbacks der depotbanken zurechtzukommen! Alle schreien nach transparenz aber ich bin gespannt wie die welt dieser kriminellen aussieht wenn Mifid 2 in der schweiz den ton angibt!
Alle diejenigen mit ihrem bundesgerichtsentscheid können sich dieses schönwetterargument gleich wieder in die schublade legen. Nach lehman, nach madoff nehmen immernoch 80% kickbacks die der kunde nie sieht, wer das nicht glaubt hat keine ahnung…
Diese ältere generation von EVVs ist froh wenn sie sich in den ruhestand retten kann