Die Tests des deutschen Fuchsbriefe-Verlags sind geschätzt bei Kunden und gefürchtet bei Banken. In Deutschland gilt das Urteil der Prüfer als glaubwürdig und hat entsprechend Folgen.
Umso schmerzhafter muss für die noble Zürcher Rothschild das jüngste Abschneiden sein. Wie andere Privatbanken wurde auch das Baronen-Haus von den Fuchsbriefe-Jägern „geheim“ besucht.
Das Urteil ist für die Chefs der exklusiven Rothschild eine kalte Dusche. „At Rothschild, the client is not king“, lautet das Verdikt der Autoren.
Das muss zu denken geben. Wenn eine aufs Private Banking fokussierte Bank bei solchen Tests überdurchschnittlich abschneiden sollte, dann ist dies die Bank Rothschild.
Die Vermögensberaterin hat einen klingenden Namen, ist auf besonders Reiche fokussiert und sollte dank dem globalen Rothschild-Imperium über Zugang zu viel Expertise verfügen.
Doch im aktuellen Test kommt die Zürcher Rothschild beim „Investment proposal“ nur auf 6,75 von 30 möglichen Punkten. Gut schnitt Rothschild in der allgemeinen Kategorie „Beratung“ ab.
Dort wird den Rothschild-Bankern zugute gehalten, dass sie für „alle unsere Fragen verständliche Antworten“ bereit gehabt hätten.
Im Gesamtranking landet Rothschild noch hinter der Zürcher Konkurrentin Vontobel, obwohl diese im Private Banking seit 10 Jahren erfolglos versucht, auf Touren zu kommen.
Das Problem der Rothschild-Banker ist offenbar, dass sie nicht auf die Kunden eingehen.
„An atmosphere of trust fails to materialise“, beschreiben die Fuchsbriefe-Leute die Stimmung. Die Besucher fühlten sich offenbar nicht wohl am Geschäftssitz im Seefeld, einem renommierten Quartier der Zürcher Bankenstadt.
Die Rede ist von Einweg-Kommunikation. „(…) there is no discussion about individual options and objectives.“
Was können wir für Sie, geschätzter Kunde, konkret tun? Was wäre für Sie, verehrter Klient, als Individuum das Beste?
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Solche Fragen, die man von einer Exklusiv-Anbieterin wie der Bank Rothschild erwarten würde, weil sich eine hochstehende Privatbank nur so von der Masse abheben kann, standen im fingierten Gespräch offenbar nicht im Vordergrund.
Der Grund ist laut den Fuchsbriefen offenbar immer der gleiche: Man müsse dies mit dem Kunden direkt besprechen, habe es von Rothschild-Seite stets geheissen.
Hier kommt die Übungsanlage zum Ausdruck. Die Fuchsbriefe-Tester spielen Vertreter eines Kunden, nicht aber diesen selbst.
Knüppeldick fällt das Urteil zu Rothschild bezüglich deren Anlageempfehlungen aus. „(…) the consultants at Rothschild are unable to provide us with an individualised investment proposal“, heisst es dort.
Auf gut Deutsch: Rothschild ist nicht in der Lage, einen auf den Kunden zugeschnittenen Anlagevorschlag zu unterbreiten. Stattdessen würden die Berater ihre „Standard-Produkte“ empfehlen.
Deren Qualität sei „sehr gut“, konzedieren die Fuchsbriefe. Nur: „It is not tailored to the client’s need.“
Am Ende ziehen die Fuchsbriefe-Leute ein kritisches Fazit. Die Bank verfüge zweifellos über viel Expertise, was die Anlageberatung angehe.
Doch trotz dieser Stärke sei man mit einem Gefühl von dannen gezogen, dass der Kunde „vor allem zur Bank passen“ müsse und „nicht umgekehrt“.
First the banker, then the bank – und erst dann der Kunde. Was man bisher aus dem Investment Banking kannte, macht nun scheinbar auch im Private Banking Schule.
Zumindest in den Augen der deutschen Tester. Deren Bericht habe intern für grosse Aufregung gesorgt, sagt ein Rothschild-Insider. Im Zentrum stehe die Frage, wer die Verantwortung für das unbefriedigende Abschneiden trage.
Petrachi ist heute eine Art Nummer Zwei bei Rothschild und weitgehend zuständig für die Vermögensverwaltung der Zürcher Rothschild.
Auf der anderen Seite sitzt Steffen Mack als Chef Portfolio Management. In dieser Rolle ist Mack verantwortlich dafür, dass die grossen Investment-Entscheide der Bankspitze in den Kundendepots umgesetzt wird.
Mack geriet zuletzt unter Druck, weil die Performance von Rothschild schwach war.
Über allen steht Rothschild-CEO Veit de Maddalena. Er hat im Frühling die Alarmglocken geläutet. Die Bank müsse besser werden, schrieb de Maddalena in einem Aufsehen erregenden Mail ans Personal.
Nun will de Maddalena die richtigen Schlüsse aus dem Fuchsbriefe-Besuch ziehen. „Wir lassen die „Lessons Learned“ in unsere Schulungsprozesse einfliessen“, sagt er.
Wer für die Probleme den Kopf hinhalten muss, dazu hält sich der Rothschild-Chef bedeckt.
„Wie ein Auszug aus dem schriftlichen Feedback der potenziellen Kundschaft zeigt, hat unsere Beratung einen positiven Eindruck hinterlassen“, streicht de Maddalena das für ihn und seine Bank Gute im Fuchsbriefe-Befund heraus.
Der Rothschild-Chef zitiert eine Passage: „In seinem und in meinem eigenen Namen möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Arbeit und Zeit bedanken“, heisst es dort. „Dank Ihnen und Ihrem Kollegen haben wir Ihre Bank von einer guten Seite kennen gelernt.“
Für de Maddalena ist die Welt offenbar in Ordnung. „Von schlechtem Abschneiden kann also nicht die Rede sein“, meint er.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Lieber Lukas Hässig
Können Sie bitte dem interessierten Leser auch noch mitteilen, welche CH-Banken gut abgeschnitten haben (die gibt es nämlich), oder gehts Ihnen wieder mal nur ums Schaumschlagen?-
LieberKonstruktiv,
wenn 1 Flugzeug vom Himmel fällt ist das die news und weniger die 10´000 die am fliegen sind. Ebenfalls ist news wenn ein Adler sich als hässliches Entlein entpuppt.
Wenn es so viel Schaum beim lieben Lukas gibt, dann sollten gerade Sie mit Ihrem konstruktivem Blick hier gar nicht gross Zeit verbringen.
-
-
Viele Poseure, wenige echte Könner. Das ist Banking heute,…und vielleicht war es auch „gestern“ schon so.
Aber geht einmal nach Indien, in den Mittleren Osten oder in Teile Ost- und Zentral-Asiens. – Da trifft man überwiegend gar regelrechte „Kamele“, „Esel“ und sonstige Fauna in den Banken an, die nicht einmal die absoluten Basics beherrschen. – Da sind unsere Durchschnitts-Banker geradezu Stars im Vergleich.-
Ich glaube wir Schweizer sind sehr sehr stark im uns selber schlechter machen als wir tatsaechlich sind. Klar kochen gerade auch Banker nur mit Wasser und vieles ist ja auch nicht Rocket Science – aber ich bin ueberzeugt dass Service IM VERGLEICH zu auslaendischen Banken gut ist und man versucht, den Kunden einigermassen in den Mittelpunkt zu stellen und auf die NEEDs einzugehen. In vielen Laendern ist PB gelichgesetzt mit Produkteverkauf / pushing und ist ein anderes Modell.
Glaube heute haben einfach zu viele Manager zu wenig ahnung vom Banking, daher vertrauen Sie auf Slides und Theorien welche praxisfremd sind und an den Kundenbeduerfnissen vorbeizielen (aber eigenen Geldbeutel fuellt). Management glaubt, dass mit viel Training die Advisors viel besser werden, in Wirklichkeit bekommt dann aber der Kunde von Compliance abgesegneten Einheitsbrei, welcher viel kostet und wenig bringt (risk return kurzfristig gut fuer Bank, aber nicht fuer Kunden…)
-
-
„… Von schlechtem Abschneiden kann also nicht die Rede sein …” – der Herr Oberhäuptling hat seinen Kommentar abgegeben und damit „hat sich’s doch!“… oder?
Es ist diese unsägliche Arroganz, vielfach schlicht und einfach Inkompetenz, mit der sich unsere Gnomen ihr eigenes Grab schaufeln
Selbst erlebt bei einem „Bär-Besuch“ an der noblen Freien Strasse zu Basel am Rhein… endloses Palaver über „State of the Art“-Services in noblem, schicken (aber eigentlich unpersönlichem) Ambiente… als es in der Folge um einen KONKRETEN ersten Antrag ging, standen „schwierige Einschätzungen des Complianceaufwandes, Hinweis auf zeitlichen Ablauf der notwendigen Prozeduren“ etc. etc. im Vordergrund – da hatte unser Kunde bei Postfinance bereits ein Konto und Depot eröffnet…
-
Wie es in Zürich geht, weiss ich nicht genau.
In Liechtenstein „erfährt“ man schon, wenn die Fuchs-Leute auftauchen – und die Banken werden rechtzeitig „gewarnt“. Von „anonymen
Bankkunden“ also keine Spur.Hinterfragen sollte man auch, welche Beträge die Banken zahlen, wenn sie mit den Fuchs-
Ergebnissen werben…Hans-Peter Holbach
Herausgeber Geldbrief-
.
-Spielverderber-Herr Holbach, Sie sind ein Spielverderber.
Wenn Presse und Banken sich gegenseitig das Bällchen zuspielen, sollten Sie nicht den Schiri miemen. Lassen Sie die zahlende Kundschaft, in der Arena oder Bank, weiterhin von Fair Play träumen.
-
-
.
Mittelmaß & Marketing
.
Schweizer Banker sind ebeso mittelmäßig wie, französische, deutsche, englische,italienische….usw.
Jedoch das schweizer Marketing im Banking ist alpenhoch seinen Konkurrenten überlegen. -
-
… „Schweizer Marketing … alpenhoch überlegen“ … Sie machen wohl Witze… da verwechseln Sie wohl Aktivismus mit Qualität… das Banken-Marketing ist etwas vom ziel- und orientierungslosesten, was man sich (ob als Kunde oder nicht) zu Gemüte führen kann oder muss, je nach dem. Egal, ob UBS, CS, Bär, Vontobel, Sarasin, KBs oder Raiffeisen. Keine CH-Bank ist wirklich auf der Höhe ihrer Marketing-Aufgabe.
-
-
Vielleicht merkt der eine oder andere Berater auch, dass es sich nicht um eine reale Anfrage handelt und verschwendet daher keine Zeit. Der Test ist sowieso unprofessionell. Banken können von einem Test zum nächsten von ganz unten nach ganz oben kommen – unrealistisch.
-
Die Bewertung erfolgt sowieso subjektiv und deshalb können zukünftig Sprünge sicherlich vorkommen.
Ich bezweifle aber, ob ein Banker den Unterschied merkt… Wenn ja, ist es wirklich sinnvoll die gleiche Haltung wie während den Examen im Studium einzunehmen und versuchen den „Prospect“ möglichst ohne grossen Aufwand durchzubringen (Note: 4.0)?
-
-
Seien wir doch einmal ehrlich. Keiner der angestellten Banker (die 2% Ausnahmen bestätigen die Regel) hat das Pulver erfunden und keiner ist wirklich überdurchschnittlich,…ansonsten hätten sie eine eigene Bank gegründet oder wären Associés (gingen selbst mit Kapital ins Risiko) bei einer (renommierten) Bank. – Durchwursteln bei maximal möglichem Lohn und -Bonus steht doch bei den meisten auf der Stirn geschrieben. Und wenn es nicht so läuft, dann läuft man davon und heuert bei einer anderen Institution an, die einem wieder bequem die Taschen füllt.
-
Sie sind aber sehr optimistisch mit Ihren 2%! – Ich fürchte, Sie haben sich an der Kommastelle um eine Position getäuscht (0,2%)…
-
Dies ist mal ein selten blöder Kommentar!
Auf gut Deutsch heisst das, jeder Angestellte, egal ob beim Bäcker, beim IT-Spezialisten oder auf der Baustelle ist unterdurchschnittlich qualifiziert, ansonsten wäre er nämlich der Chef.
Unglaublich…
-
@Clude: Verstehen Sie „Durchschnitt“ nicht als präzise, harte Linie, sondern eher als relativ breiten Bereich, wo „man“ einen ordentlichen bis guten Job macht. Tatsächlich excellent (nicht nur in der „PR“)und damit positiv differenzierend zur Konkurrenz ist aber jeweils noch etwas Anderes. Zudem möchte ich meinen, dass in der Schweizer (Export-)Industrie wohl generell auf einem höheren Qualitätsniveau produziert wird als in den Schweizer Banken. Die Schweizer Banken profitieren (und profitierten) vom Qualitätsruf der Schweizer Produkte und damit der Marke „Schweiz“, gewiss nicht umgekehrt. – Banken wie die UBS dienten ja in ihren Anfängen auch Schweizer Industriebetrieben, ja wurden gar von diesen respektive den dahinterstehenden Familien initiiert.
Mit dem unseriösen Gebahren der Banken (vereinzelte (?) Mitarbeiter und GLs), dem ganzen Datenklau- und „Steuer- und Rechtsunsicherheitsdrama“ (<- Unzuverläsigkeit) und dem Kulturwandel in den Banken hin zum lizenzierten Banditentum arbeiten einzelne CH-Banken ja nicht gerade positiv an ihrem guten Ruf und bringen die Marke Schweiz in Misskredit. -
Schliesse mich Clude an…
wenn man so wenig Ahnung hat und so schlecht argumentiert dann wäre es besser nichts zu schreiben…
viele foren-besucher hier geilen sich mit pauschaler kritik an bank-mitarbeiter auf, sei die argumentation auch noch so gesucht und falsch. -
@Ann Oyed: Glauben Sie mir, Herr Annoyed bzw. Verärgert, ich habe viel mit Banken zu tun und frage mich, womit die Herren Direktoren und MDs, mit denen ich zu tun habe, wirklich ihre Löhne und Boni rechtfertigen. Ich habe auch ein paar ehem. Bankdirektoren beschäftigt. – Leider funktionierte es jeweils wegen der Attitude der Herren (bei uns gilt: der Kunde ist König und man tut (beinahe) alles, um diesen zufriedenzustellen; die Herren hatten eine andere Auffassung und Arbeitseinstellung…)und wegen schlicht mangelnder Kompetenz bzw. zu engem Wissens- und Erfahrungsspektrum und mangelndem Willen diese Lücken durch zusätzlichen Einsatz (Zeit und Lernwillen) zu beheben dann nicht so toll.
Natürlich habe ich nur mit einer statistisch nicht repräsentativen Stichprobe aller „Banker“ zu tun. Allerdings streut sich diese über 5 Banken, und bei allen war/ist das Bild ein ziemlich ähnliches (mit zwei löblichen Ausnahmen: Der eine (kompetente und kundenorientierte) Herr ist heute bei einem Vermögensverwalter Partner, der andere CEO einer ausländ. CH-Bank). -
@Clude: Wenn der Kommentar „selten blöd“ ist, ist er la schon wieder gut! Ich lese Kommentare, die sind einfach nur blöd, nur negativ, destruktiv. Ob das mit der Lebenseinstellung zu tun hat?
-
@ Level5
sehen Sie, ihre (sachliche) argumentation ist doch etwas ganz anderes als die vorherige; ich habe mich mehr über die schlichtweg falsche logik des herrn kabiskopf geärgert.ich habe auch recht lange in versch. banken gearbeitet und habe auch etliche beispiele von nutzlosen grossverdienern miterlebt. dennoch ist die destruktive grundeinstellung gg. allen bankangestellten nicht hilfreich um das übel anzupacken (zu beseitigen ist nicht möglich). so einfach ist das nämlich nicht; das „phänomen“ ist ja nicht neu.
trotz alldem ist das niveau von bank-DL hier immer noch viel höher als im ausland. habe kürzlich einige erschütternde erfahrungen mit banken in UK & USA gemacht.
-
Seien wir doch einmal ehrlich. Keiner der angestellten Banker (die 2% Ausnahmen bestätigen die Regel) hat das Pulver erfunden und…
Vielleicht merkt der eine oder andere Berater auch, dass es sich nicht um eine reale Anfrage handelt und verschwendet daher…
Sie sind aber sehr optimistisch mit Ihren 2%! - Ich fürchte, Sie haben sich an der Kommastelle um eine Position…