Irre Zuwanderung, gebaut wie blöd – das sei völlig übertrieben gewesen, meint Hans Geiger. Nach dem SNB-Entscheid werde das Haus in Ordnung gebracht. Und zwar so: starkes Land, starke Währung, starke Wirtschaft.
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Herr Geigers Zuversicht tönt schön, doch woher nimmt er sie? Er müsste schon erklären, weshalb jetzt alles besser werden soll. Von den Schwierigkeiten, welche die SNB in die Bredouille getrieben haben, ist bisher nämlich keine einzige überwunden worden. Im Gegenteil! SNB-Chef Jordan traut der Situation selbst nicht, wenn er ankündigt, bei Bedarf am Devisenmarkt auch künftig intervenieren zu wollen. Den dirty float kennen wir doch schon aus der Zeit von Jordans Vorvorgänger Jean-Pierre Roth. Er hatte die Erwartungen damals nicht erfüllt und wird sie jetzt – unter sehr viel schlechteren Rahmenbedingungen – auch nicht erfüllen: Das Vertrauen in die SNB hat seither empfindliche Rückschläge erlebt, und das Wertschriftenportefeuille der SNB ächzt unter der Last der eilig hinzugekauften Devisen-Anlagen. Und auf der Passivseite ihrer Bilanz sind die Sichteinlagen wegen der Aufwertung des Frankens in gefährliche Höhen gestiegen. Das Eigenkapital der Nationalbank ist durch den Wertgewinn des Frankens empfindlich geschrumpft, wenn nicht bereits aufgerieben worden.
Der riesige Umfang der SNB-Bilanz (bald einmal wird sie den Wert des Bruttoinlandproduktes erreichen) und ihre krasse Währungsinkongruenz (Vermögen in Devisen, Schulden in aufgewerteten Franken) vermindern die Reaktionskraft, die Munition für den beabsichtigten dirty float ist knapp geworden. Und die treibenden Kräfte auf den Devisenmärkten wissen um die neue Verletzlichkeit der SNB. Dazu kommen die Unsicherheit des Euro und Fluchtreflexe in den Krisenländern, welche künftig vermehrt zu Kapitalanlagen in der sichereren Schweiz veranlassen könnten. Wer das alles in Rechnung stellt, versteht auch das Gestotter von Thomas Jordan bei seinem Auftritt vor der Presse anlässlich der Beseitigung des Mindestkurses: Er befindet sich in einer höchst unbequemen Lage, die sich letztlich damit erklärt, dass ein kleines Land wie die Schweiz als safe haven für den Rest der Welt wegen des „Mokkatassen-Effektes“ gar nicht funktionieren kann.
Die These, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende ist wohl etwas zu früh in die Presse gesetzt worden. Vielleicht lässt sich der künftige Schrecken mit einer sehr deutlichen Anhebung der Negativzinsen auf den Sichteinlagen bei der SNB mildern, eigentliche Kapitalverkehrskontrollen sind jedoch wegen der bilateralen Verträge mit der EU nicht mehr denkbar. Als letzter Ausweg empfiehlt es sich daher, auch die Möglichkeit der unilateralen Übernahme einer Leitwährung und den Verzicht auf eine eigene Währung resp. eine eigene Geldpolitik in Erwägung zu ziehen.
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Herr Kreyenbühl, Sie weisen m.E. auf einen sensiblen und wichtigen Punkt hin. Ich darf Sie ziteren:
„…dass ein kleines Land wie die Schweiz als safe haven für den Rest der Welt wegen des „Mokkatassen-Effektes“ gar nicht funktionieren kann. “
Genau deshalb wird die Volatiltiät der CH-Wirtschaft, insbesondere auch des CH-Finanzsystems, in den kommenden Jahren zunehmen. Diesem Effekt können wir uns nicht entziehen: es handelt sich um ein Mengen- oder Grössenproblem. Es bleibt dann nur noch der Weg über eine drastische Erhöhung der Negativzinsen.
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Es wird für jenen Teil der Exportindustrie, der ausschliesslich Ressourcen aus dem Inland bezieh t- also nicht auf die günstigeren Importe zurückgreifen – kann eine harte Zeit werden; hier ist die Politik mit der Schaffung flexibler Rahmenbedingungen gefordert. Zudem sind allfällige Rückwirkungen auf die Binnenwirtschaft nicht zu unterschätzen, da diesbezüglich noch Erfahrungswerte fehlen.
Die wirtschaftliche Achterbahnfahrt – vor allem der KMU-Exportindustrie – dürfte indessen länger anhalten als gemeinhin angenommen wird. Wie auch die Geschichte des Dollarrückgangs zeigt, erfolgte der Anpassungsvorgang über Jahrzehnte. – Anderseits „funktioniert“ die Übergabe an die Marktkräfte nur, wenn diese abrupt erfolgt. Erst mit einer solchen Vollbremsung wird den Währungsspekulanten der Wind aus den Segeln genommen. In diesen Situationen führt anderseits ein stufenweises herunterfahren nur zu Spekulation gegen die SNB.
Unterschätzt wurde m.E., dass mit der Entbindung vom EURO gleich sämtliche Währungen (z.B. Brit. £, US-$ etc.), also auch sog. „gesunde“ gegenüber dem CHF im gleichen Ausmass unter nach unten reagierten. Dieses sog. „Cross-Rate-Effekt“– Phänomen bedarf einer vertieften Analyse und wissenschaftlichen Untersuchung. Wäre z.B. der CHF an den US-$ 1:1 angebunden worden, hätte die SNB in den letzten drei Tagen wahrscheinlich mit 20-30 Mrd. intervenieren müssen, um den Kurs von marktmässig CHF/USD-Kurs von 0.87… auf 1.00 zu hieven. Und dies bis dato ohne Ende.-
Volkswirtschaft-BR Johann Schneider-Amman hat davon gesprochen, die Löhne müssten nun gesenkt werden. Lese ich richtig? Das heist doch, dass der inländische Konsum verringert und noch mehr im nahen Ausland befriedigt würde. Zudem, verursacht eine Lohnsenkung nicht noch mehr Sozialhilfe-Ausgaben?
Warum schlägt man nicht vor, die Arbeitszeit bei gleichem Lohn zu verlängern? Würde dies nicht die Produktions-Stückkosten in den drei Wirtschaftssektoren senken ohne das Einkommen zu verkleinern? Klar, es ginge Freizeit verloren. Doch dies ist das kleinere Übel, vor allem wenn man beobachten kann, was in dieser Freizeit z.T. auch an Überflüssigem und Gefährlichen getan wird.
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Es wird für jenen Teil der Exportindustrie, der ausschliesslich Ressourcen aus dem Inland bezieh t- also nicht auf die günstigeren…
Volkswirtschaft-BR Johann Schneider-Amman hat davon gesprochen, die Löhne müssten nun gesenkt werden. Lese ich richtig? Das heist doch, dass der…
Herr Geigers Zuversicht tönt schön, doch woher nimmt er sie? Er müsste schon erklären, weshalb jetzt alles besser werden soll.…