Kürzlich war Hanspeter Kurzmeyer auf Clariden-Truppenbesuch. Der einstige Grenadier-Offizier und heutige Topshot der Credit Suisse ist verantwortlich für die Integration der Privatebanking-Tochter Clariden Leu.
„Weitermachen!“, soll Kurzmeyer laut Augenzeugen in die Runde gerufen haben, als er fertig Hände geschüttelt hatte.
Für 550 der rund 1700 Clariden-Mitarbeiter klingt der Auftrag bitter. Sie erfahren in diesen Tagen, dass sie überflüssig sind.
Die übrigen kriegen Offerten für Jobs im Mutterhaus CS. Ein Sprecher des Finanzmultis bestätigt, dass man im Clariden-Leu-Intranet „transparent“ informiere. Das sei Kurzmeyer wichtig. Es gehe ihm darum, die Leute „anständig“ zu behandeln.
Wer ein Angebot erhält, der muss sich oft rasch entscheiden, manchmal innert 7 Tagen. Auf dem Spiel steht nicht zuletzt der Bonus.
Bei Annahme des Angebots soll der aufgeschobene Bonus-Teil weiter aufgeschoben bleiben, bei zweimaliger Ablehnung einer Offerte soll der bisher aufgeschobene Bonus verfallen, sagt eine Quelle.
Damit läutet die CS die harte Phase der Integration ein. Das weiss auch eine Gruppe von rund 10 Senior-Beratern der Clariden Leu. In der alten Clariden-Welt nannte man sie die „Untouchables“, weil sie losgelöst von Hierarchien und CEO-Befehlsgewalten grosse Freiräume genossen. Jeder dieser „Untouchable“ verwaltet rund eine Milliarde oder mehr Kundenvermögen, die aus allen Weltregionen stammen.
Dieser Setup mit maximaler Unabhängigkeit für die Berater passt nicht ins strenge Länderschema der CS. Kein Wunder, begannen die Senior-Berater unmittelbar nach Ankündigung der Integration in die CS Mitte November zu prüfen, ob sie nicht lieber auf eigene Faust weitermachen wollen.
An vorderster Front mit dabei ist Anthony Cagiati. Cagiati und eine gute Handvoll Kollegen von der Clariden entwickelten in der Folge ein Konzept für eine eigene Vermögensverwalterin.
Die neue Firma würde auf Anhieb zu den grössten Playern der Branche zählen. „Diese Clariden-Seniors könnten 5 bis 10 Milliarden Franken Kunden-Vermögen mitnehmen“, sagt ein früherer Clariden-Leu-Manager, der über die Pläne im Bild ist.
Weitere Kundenberater mit grosser Kundenbasis seien auf dem Absprung, sagt die Quelle. „Julius Bär, Sarasin und weitere Banken und Vermögensverwalter bemühen sich um diese Berater.“
Insgesamt stünden rund 20 Milliarden Franken zur Disposition. Das entspräche fast der Hälfte der 50 Milliarden Assets, welche Clariden Leu im reinen Privatebanking verwaltete.
Die restlichen 40 Milliarden liegen bereits in CS-Fonds oder sind im Asset Management, das zur CS übergeht.
Es steht also viel auf dem Spiel für die Grossbank. Diese begründete die Clariden-Integration mit Einsparungen von jährlich 200 Millionen Franken. Sollten aber Assets im grossen Stil abfliessen, würde der Schuss mit der Clariden-Integration nach hinten losgehen.
Entsprechend bemüht sich der Konzern um die wichtigen Kundenberater. Vor Monatsfrist traf sich die Gruppe um Cagiati mit den CS-Oberen im Hotel Savoy am Paradeplatz, berichtet die Quelle. Die Idee der CS soll demnach sein: Die Clariden-Truppe macht sich selbstständig, belässt die verwalteten Gelder aber bei der CS, und diese würde eine Mehrheit oder sogar 100 Prozent der neuen Vermögensverwalterin besitzen.
Einig wurde man sich offenbar nicht, sagt die Quelle. Cagiati liess eine telefonische Anfrage unbeantwortet.
Nun könnte sich rächen, dass die CS-Chefs die Integration der Clariden Leu Hals über Kopf beschlossen hatte. Es zeigt sich nämlich, dass die Grossbank über kein geeignetes Vehikel verfügt, um Clariden-Beratern mit grossen Kunden, die unabhängig bleiben möchten, eine passende Plattform anbieten zu können.
Somit drohen der CS spürbare Vermögensabflüsse. Doch über dieses Themas wird die „transparente“ CS wohl bald den Schleier des Vergessens breiten.
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Die Pläne tönen äusserst ambitiös und wären für das jetzige Umfeld sicher etwas tolles. Ich hege jedoch Zweifel, ob diese „Untouchables“ überhaupt eine Firma mit dem passenden Rechtskleid, gescheige von den geeigneten IT System aufbauen können.
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– Schon ein Kiosk würde diese Leute wohl ziemlich überfordern, und das selbst wahrgenommene Risiko/die echte Selbstverantwortung würde sie stressbedingt zu Medikamenten-Junkies werden lassen…
Im warmen CL-Nest mit der CL-Brand im Rücken und mit wohlig warmer (Geld-)Dusche jeweils ende Monat und Anfang Jahr liess es sich doch so bequem leben.
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Bei 50bps finders fee die im markt locker für neugeld bezahlt wird, wäre das ein guter deal als EVV die kunden bei UBS oder JB zu buchen… Einfach die vollmacht von den kunden unterschreiben lassen und go!
Also betr brands da sind schon ganz andere marken verschwunden who cares! Der kunde will ruhig schlafen und ende jahr nicht weniger auf dem kto als am anfang!
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Es wäre auf jeden Fall wünschenswert der Brand „LEU“ könnte erhalten bleiben wenn schon niemand an die Angestellten denkt.
Zudem gehört zur CL immer noch die älteste Fondsleitung der Schweiz. SGK – die dieses Jahr ihr 100-Jahr-Jubiläum gefeiert hätte. -
Mr. Anthony C. könnte ja versucht sein die Rechte an der ‚Leu & Compagnie 1755‘ zu erhalten und so mit der wirklich ältesten Bankmarke als Vermögensverwalter an den Start zu gehen. Wenn bei CS gleichzeitig ein Depot eröffnet wird, wären die Leu-Rechte ev. ‚free lunch‘.
Punkten können Anthony C. und seine Senior Berater bei ihren bisherigen Untouchables-Clients – punkten können sie dank dem Leu auch in all den fokussierten ‚Lion & Dragon‘ Regionen mit Neugeldzufluss. -
Die von der CS-Führung verkündeten 200 Mio Einsparung p.a. durch die Liquidation der ClaridenLeu sind eine Luftnummer und eine Fehlkalkulation erster Güte. – Durch den Wegfall eines Viertels der Assets der CL (ca 20 Mia.) wäre schon mehr Ertrag für die CS vernichtet. – Und selbst Optimisten sollten von diesem Szenario ausgehen, in Wahrheit werden wohl die Asset-Abflüsse aber weit höher sein. – Doch wird die CS sich natürlich hüten hier jemals Zahlen zu veröffentlichen. Es wäre ja Gift für die eigenen Boni. Zeit – dass die Aktionäre und Investoren der CS mit den Füssen abstimmen.
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Die beste Aussage von diesem Artikel „… CS wird wohl bald den Schleier des Vergessens breiten“.
Es wird alles verwischt und verleugnet von der Credit Suisse und am Schluss wird trotz massiven Abgängen die ganze Liquidation von Clariden Leu als WIN-WIN-Situation dargestellt. Auch ist schlussendlich niemand für das angerichtete Debakel bei Clariden Leu verantwortlich und niemand interessiert sich mehr. Jeder wäscht seine Hände in Unschuld. Man konnte gemäss Beratersprache die Effizienz von Credit Suisse ein wenig erhöhen – das Personal und die Kundenwünsche stehen nicht im Vordergrund.
Die beste Aussage von diesem Artikel "... CS wird wohl bald den Schleier des Vergessens breiten". Es wird alles verwischt…
Die von der CS-Führung verkündeten 200 Mio Einsparung p.a. durch die Liquidation der ClaridenLeu sind eine Luftnummer und eine Fehlkalkulation…
Mr. Anthony C. könnte ja versucht sein die Rechte an der 'Leu & Compagnie 1755' zu erhalten und so mit…