Der seit dem Allzeithoch gültige Downtrend beim Gold- und Silberpreis scheint der Vergangenheit anzugehören. Was sich die weltweit wachsende Anzahl an Goldbugs seit Monaten erhoffte, scheint Tatsache geworden zu sein: Die Edelmetallpreise brechen zu neuen Ufern auf. Wer also noch nicht investiert ist und/oder glaubte, dass wir erst noch tiefere Preise sehen würden, sollte sich möglicherweise neu orientieren.
Diejenigen dagegen, die ihre Investments bereits getätigt haben, haben für die entsprechende Asset Allocation im Portfolio mit relativ hoher Sicherheit entweder ein physisches oder ein ETF-Investment gewählt. Eine eher geringere Anzahl an Investoren hat wohl einen Goldminen-Fonds in Betracht gezogen und noch weniger sind direkt in diesen „spekulativen“ Unternehmen investiert. Gerechtfertigt?
Gleich vorweg: Die Goldminenaktien haben einen spekulativen Touch, und diesem ist man mit Einzelinvestments offensichtlich ausgesetzt. Als Sektor aber gehören sie zu den grössten Gewinnern der letzten Dekade.
Wenn man sich mit Minenaktien beschäftigt, sollte man als erstes klar unterscheiden, in welcher Business-Phase sich das Unternehmen befindet. Dieser Sektor kennt im Grunde deren drei, und eine jede hat ihre eigenen Chancen und Risiken.
Die grossen Produzenten verfügen über einen Cash Flow, zahlen Dividenden, haben aber das Problem, dass sie mehr fördern, als neue Vorkommen gefunden werden. Dies führt sie immer wieder zu den beiden anderen Business-Phasen, den Developern und Explorern.
Die Explorer suchen Vorkommen oder haben schon eines gefunden, verfügen aber noch über keinen Cash Flow, und somit gibts auch keine Dividende, sondern nur viel Verwässerung für den Aktionär.
Zufriedenheit erhält der Investor, wenn die Geologen des entsprechenden Unternehmens ein neues Vorkommen finden. Die dann zu erwartenden Preissteigerungen der Aktien sind derart gross, dass nur ein Gewinner von zehn verschiedenen Investments gesamthaft eine höhere Rendite aller Investments zusammen mit sich bringen dürfte, als es heute jeder andere Sektor im Finanz-Markt offeriert.
Das Problem dabei ist, diese Gewinner unter der Masse zu finden.
Ein jeder Geologe will seine Aktien steigen sehen und ist natürlich davon überzeugt, dass er selbst über die grössten Fund-Chancen verfügt. Und sollte er eher über limitierte Marketing-Fähigkeiten verfügen, gibt es auch noch diese Gratis-Börsenbriefe, welche die Chancen von derartigen Unternehmen dem Investoren nahelegen und somit mit viel Luft die Aktien nach oben zu bringen versuchen.
Doch es gibt auch jene Explorer, die tatsächlich neue Vorkommen finden und deren Aktienkurse explodieren. Das Interessante dabei: Es sind oft immer wieder die gleichen Managements, die dahinter stehen.
Wohl 99 Prozent aller Investoren sind diesem Sektor nicht nahe und kennen diese Managements somit kaum. Sie dürften ihnen auch von keinem Gratis-Börsenbrief vorgestellt werden. Es ist offensichtlich ein sehr verschwiegener Kreis, der Zugang hat.
Wenn ein Explorer ein Vorkommen gefunden hat, wird er dieses mittels standardisierten Prüfungen nachweisen müssen. Spätestens dann wird das Unternehmen von einem Senior Produzenten gleich aufgekauft, oder das Management versucht eigenhändig, das Vorkommen in die Produktion zu bringen – wofür es Jahre braucht.
Dann spricht man von einem Developer-Unternehmen. Es ist die zweite Business-Phase. Natürlich gibt’s noch immer keinen Cash Flow, keine Dividende – aber noch mehr Verwässerung der Aktien.
Interessant aber ist: Sobald die Finanzierung der für die Förderung benötigten Infrastruktur steht und die Produktion näher rückt, zeigt sich dies auch in überdurchschnittlich steigenden Aktienkursen.
Endlich rückt der Cash Flow näher, und damit beginnen die Analysten, den Net Asset Value (NAV) des Unternehmens mittels den Cash Flows der kommenden Jahre zu berechnen. Der Prozess, diese Unternehmen zu verfolgen und ausfindig zu machen, ist extrem zeitaufwendig und kommt somit für den typischen Investoren kaum in Frage.
Gehen wir zurück zu den Senior Produzenten, welche über Cash Flow und Dividenden verfügen – und somit weniger spekulativ sind.
Diese haben die Reputation, dass sie die Performance des Goldpreises um das Dreifache übertreffen. Doch sie taten es während den vergangenen Jahren nicht – und enttäuschten somit viele Investoren. Dafür gab es Bashing von allen Seiten.
Diese schwache Performance hat jedoch einen Grund: Die Marge stieg trotz eines höheren Goldpreises nicht sehr stark an, weil die Förderkosten regelrecht explodierten.
Stark steigende Infrastrukturkosten, steigende Kosten beim Umweltschutz, steigende Gehälter, weil der Branche Tausende von (erfahrenen) Geologen fehlen und weitere Gründe waren dafür ausschlaggebend.
Zudem: Viele dieser Unternehmen haben während den letzten Jahren Übernahmen mittels Aktien getätigt, also die bisherigen Investoren weiter verwässert. Das Resultat war zwar ein grösseres Unternehmen – aber auch stagnierende Aktienkurse und somit frustrierte Investoren.
Dies führte dazu, dass diese Unternehmen heute extrem günstig bewertet sind; egal, mit welchem Massstab man sie bewertet.
Inzwischen haben die Unternehmen selbst erkannt, dass ein glücklicher Investor noch immer sehr wichtig ist. So wurden bereits CEOs der grössten Unternehmen ausgetauscht, hoffentlich mit Managern, die dem bisherigen Vorgehen abgeneigt sind.
Der typische Investor kann natürlich davon profitieren und einzelne Investments in den Top-Unternehmen tätigen. Bereits scheint ein Umdenken stattgefunden zu haben: Die Aktienkurse weisen gegenüber dem Gold wieder eine Outperformance auf.
Das Problem, das der Aussenstehende jedoch hat: Man muss über geologische Kenntnisse verfügen, um die wirklichen Wachstums-Potentiale der Unternehmen zu erkennen. Oft kann dies nicht einmal der Analyst mit seinem Finanz- statt geologischem Background.
Fazit: Es ist offensichtlich, dass die Aktien dieser Branche über ein sehr grosses Gewinn-Potential verfügt. Aber um dieses zu erkennen und davon zu profitieren, ist ein hoher Zeitaufwand nötig, und Zeit hat normalerweise nur ein auf diese Branche spezialisierter Investor respektive Fonds-Manager.
Mit einem Investment in einen Fonds erübrigt sich das Risiko, dass diese Unternehmen individuell immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen haben. Dagegen ist man diesem Risiko mittels individuellen Investments voll ausgesetzt.
Es ist verständlich, dass das Wissen der weltweiten Investoren über die Branche (noch) nicht auf dem gleichen Niveau ist wie in anderen Branchen. Zu lange fristeten diese Aktien ein Schattendasein.
Warum sollte man über sie auch mehr wissen? Die Asset Allocation kann mittels physischem Investment oder einen ETF ebensogut abgedeckt werden.
Just deshalb sind diese Aktien unterbewertet. Und deshalb eröffnet sich hier eine sehr grosse Investment-Chance.
Hallo Herr Luescher, ich teile Ihre Einschätzung betreffend bevorstehender Rallye bei den im Vergleich zum Goldpreis zurückgebliebenen Goldtitel. Ich habe vor ca. 18
Monaten bei der NYSE bei etwa demselben USD / CHF. Kurs wie derzeit, den Marktfuhrer Barrick Gold bei gut 48.USD gekauft. Nach enormen Einbruch hat sie sich nun wieder auf 42 USD erholt. Ich gehe davon aus, dass sie weiter steigen wird. Freundlicher Gruss ! Otto Stadler