Es vergeht kaum eine Woche, in welcher nicht in Finanzzeitschriften oder auf Finanzportalen das Thema Volatilität als Anlageklasse oder Absicherungsinstrument aufgegriffen wird. Zu Recht wird immer wieder festgestellt, dass die Volatilität aufgrund ihrer Eigenschaften ein interessantes Absicherungs- und Diversifikationsinstrument darstellt.
Wer sich dann aber mit der Standartabweichung näher auseinander setzt, stellt schnell fest, dass mit dem praktischen Einsatz von „klassischen“ Volatilitätsinstrumenten in der Vergangenheit oft enttäuschende Resultate erzielt wurden. Der Grund liegt darin, dass in die bestehenden Volatilitätsindizes wie VIX oder VStoxx nicht direkt investiert werden kann.
Es muss ein Umweg via Futures-Kontrakte in Kauf genommen werden. Diese haben ein Verfalldatum und müssen „gerollt“ werden.
Das kann Verluste mit sich bringen – ähnlich wie bei den Rohstoffanlagen: Investoren rechnen für die Zukunft meistens mit einer höheren Standartabweichung. Somit befinden sich die Volatilitäts-Indexkurven oft in einer Contango-Situation.
Erkenntnisse wie Verluste durch das Rollen der Futures oder dass sich die Volatilität mittelfristig immer wieder zu ihrem Mittelwert zurückentwickelt, lassen sich aber anscheinend gewinnbringend ausnutzen.
Verschiedene Assetmanager haben sich in den letzten Jahren in der Volatilitätsszene mit herausragenden Performancezahlen einen Namen gemacht. Man kann also mit diesem Anlagethema auch langfristig und strategisch gut Geld verdienen.
Erfolgreiche Volatilitätsstrategien lassen sich nach ökonomischem Hintergrund und Anlagecharakter wie folgt kategorisieren:
1) Long-/Short-Strategien
Eine konstant eingesetzte Long-Komponente kauft Volatilität. Eine konditionelle Shortkomponente generiert Rollprämien und finanziert in einem normalen Marktumfeld die Rollkosten der Long-Komponente und profitiert von sinkender Volatilität. Sobald die Volatilität ausschlägt, wird das Gewicht der Short-Komponente anhand eines Trendfolgemodells bis gegen 0 Prozent reduziert. Vice versa wird sie wieder reaktiviert, sobald die Volatilität zu sinken beginnt. Diese Strategien haben den Charakter einer Absicherung in Krisenzeiten in Kombination mit einem Absolute-Return-Ansatz.
2) Long-only-Strategien
Eine konstant rollierende Long-Komponente kauft Volatilität und kreiert so eine Absicherungsposition für ein traditionelles Aktienportfolio. Dabei legen diese Strategien höchste Aufmerksamkeit darauf, die Rollkosten zu optimieren. Bei diesen Strategien steht klar der Absicherungsgedanke im Vordergrund.
3) Risikoprämien
Diese Strategien nehmen Risikoprämien in verschiedenen Märkten ein. Dabei fungieren einzelnen Strategien als Liquiditätsmanager bei den jeweiligen Rollvorgängen. Dafür erhalten sie eine Prämie bei kontrolliertem Risiko. Charakteristisch handelt es sich hierbei um Absolute-Return-Strategien.
4) Arbitrage
Arbitragestrategien basieren auf der Überlegung, dass die implizite Volatilität in den meisten Fällen höher ist als die effektiv realisierte Standardabweichung. Daraus ziehen sie einen Nutzen. Sie haben den Charakter eines stabilen direktionalen Volatilitätsinvestments.
Investoren, welche beabsichtigen, das Thema Volatilität in ihr Portfolio einzubauen, können nun dank der obigen Kategorisierung einen Korb von bewährten Strategien so bündeln, dass sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bei sorgfältiger Komposition erhalten Anleger nämlich ein Anlageinstrument mit einem Marktabsicherungs- und einem Absolute-Return-Charakter.
Aber nach welchen Kriterien soll ein Volatilitätsbasket zusammengestellt werden?
Bei dieser Frage drängt sich der altbewährte Best-of-Ansatz auf: Einzug in das Portfolio erhalten nur die besten Assetmanager in der jeweiligen Kategorie. Mit diesem Ansatz zieht man der Komplexität dieses Anlagethemas den Zahn.
Dabei ist es wichtig, dass die potentiellen Strategien über einen Live-Track-Record von mehreren Jahren und genügend Volumen verfügen. Weitere Aspekte wie Liquidität, Mindestanlagesummen oder die Art, wie die Strategien überhaupt für Investoren zugänglich sind, müssen zwingend geklärt werden.
Wer den Aufwand nicht scheut – oder sich einer kollektiven Anlagelösung anschliesst – erhält eine neue Renditequelle im Portfolio, welche deutlich zweistellige Wertzuwächse pro Jahr generieren kann.
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Sehr geehrter Herr Wicki
Vielen Dank für Ihre Antwort betreffend den Rollkosten. Wie bereits erwähnt, ich trade seit über 20 Jahren Rohstoff-Futures und unterliege nicht den Rollkosten; unsere Performance beweist dies bestens. Das ist leider eine Erfindung von Finanzinstituten, welche auf der Futureskurve anlegen, was meines Erachtens sowieso ein „Blödsinn“ ist und nicht dem ursprünglichen Futures-Handel entspricht. Da Sie vermutlich auch die aktuell allgemein gültigen Finanzmarkttheorien akzeptiert haben (welche auf Rohstoff-Futures nicht angewendet werden können), ist es schwierig zu verstehen, dass das Rollen von Rohstoff-Futures keine Kosten verursacht. Überlegen Sie doch Herr Wicki, wenn man mit dem Rollen von Rohstoff-Futures Gewinne machen könnte, dann hätten die Amerikaner dies bereits vor über 50 Jahren machen können! Aber es hat einen Grund, warum die Amerikanischen CTA’s (Commoditiy Trading Advisors – wie wir einer sind) die Rohstoff-Futures aktiv long & short handeln.
Ich möchte deshalb nicht unhöflich wirken, doch liegt mir diese Richtigstellung sehr am Herzen. Wir werden in nächster Zeit sowieso eine Informationsreihe über den Rohstoffmarkt veröffentlichen und transparent aufzeigen, welche Mechanismen wirklich hinter dem Handel mit Rohstoff-Futures stecken – inkl. dem Rollen von Futures.
In diesem Sinne, besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Future Trade AG
Markus W. Amstutz -
Sehr geehrter Herr Wicki
In Ihrem interessanten Artikel „Mit Volatilitäts-Strategien langfristig Geld verdienen“ erwähnen Sie das Thema der Rollkosten bei den Rohstoffen, dass beim Rollen von Rohstoff-Futures kosten entstehen.
Dies ist nicht der Fall! Korrekterweise muss gesagt werden, dass nur beim Rollen von Rohstoff-Zertifikaten ein Verlust stattfinden kann, da aufgrund der Berechnungsformel im Hintergrund die höheren Preise bei Contango-Situationen leider berücksichtigt werden.
Beim Handel von Rohstoff-Futures ist das nicht der Fall. Der von Ihnen erwähnte Artikel in Wikipedia basiert irrtümlicherweise auf der Darstellung von long-only Produkte und wird in kürze von uns überarbeitet werden.
Also, bei Rollen von Futureskontrakten entstehen keine Rollgewinne oder -Verluste, da immer über ein Margin-Account abgerechnet wird. Bei Rohstoff-Zertifikaten ist das nicht der Fall.
Bei allfälligen Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Freundliche Grüsse
Future Trade AG
Markus Amstutz
Rohstoff-Spezialist-
Sehr geehrter Herr Amstutz
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Vielleicht gefällt Ihnen der Begriff „Rollkosten“ besser. Rollkosten enstehen dadurch, dass der Future-Preis zum Spot divergieren muss. Wäre dies nicht der Fall, dann hätte man eine Free Lunch Situation: es wäre möglich, die Kosten beim physichen Rohstoffbesitz (Lagerhaltung, Versicherung …) mittels einem Future zu umgehen. Somit sind Rollkosten (oder Gewinne) auch beim Direktinvestment in Futures sehr real.
Beste Grüsse, Roland Wicki
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tail-risk hedging mit vol strategien: funktioniert leider selten. vergessen sie nicht das basis-, liquiditäts- und kreditrisiko das abhängig von der angebotenen lösungen auftreten kann. eine strategische beimischung wird auf lange zeit hauptsächlich kosten generieren (das liegt in der natur von versicherungslösungen) und bei taktischen einsatz müsste man sehr gute timing skills haben. meine lösung: buy tail-risk and collect the premiums!
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Schaumschlägerei. Wieder einmal ein Fachhochschul-Greenhorn welches meint, das Rad neu erfunden zu haben. Ebensolche Strategien wurden zur Boom-Zeit vor der Finanzkrise von weit gewitzteren und erfahreneren Bankern dem Normalinvestor schmackhaft gemacht (Absolute Return, anyone?). Profititert haben davon einzig Letztere; die Investoren wurden vor einem Scherbenhaufen zurückgelassen. Lassen Sie getrost die Finger von solchen Volatilitäts-Strategien, besonders dann wenn jemand einen simplen Sachverhalt geschwollen darstellt.
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Sehr geehrter Herr Kägi
Es freut mich, dass Ihnen der Artikel gefällt.
Sicherlich sollte man unterscheiden, ob ein Anleger temporär in Volatilität(beispielsweise zwecks Absicherung von Marktrisiken oder Ausnutzen hoher Marktvolatilität) investieren will oder ob Volatilitätsstrategien strategisch ins Portolio eingebaut werden sollen. Der Artikel befasst sich mit dem zweiten Sachverhalt.
Somit beantworte ich Ihre Frage wie folgt: die guten Ideen bezüglich Rolloptimierung etc. müssen die Assetmanager der Zielstrategien liefern.
Ich bin der gleichen Meinung wie Sie, dass Anleger im Fall einer strategischen Allokation abgesehen von der Selektion auf die Positionsgrösse, die Diversifikation und das Monitoring achten sollten.
Mit freundlichen Grüssen
Roland Wicki -
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Sehr geehrter Herr Wicki
Guter Artikel zu einem sehr interessanten Thema. Gerne möchte ich allerdings noch etwas ergänzen.
Gerade die Absolute Return Strategien sammeln die Rollprämien ein und sehen daher in der jüngsten Zeit extrem interessant aus. Die meisten haben aber noch keinen grösseren Einbruch der Märkte erlebt und somit ist für den Kunden das eigentliche Risiko schwer abschätzbar (die meisten historischen Renditen basieren auf Backtestings). Einige Strategien arbeiten mit einem sehr grossen Hebel, was die Erträge auf die von ihnen zweistelligen Levels bringt.
Das Grundproblem bei Volatilitätsinvestments liegt im fehlenden Knowhow des Käufers. Deshalb können solche Investitionen zu Enttäuschung führen, gerade wenn mit historischen Renditen geworben wird. Meiner Ansicht nach sind Renditen im zweistelligen Bereich mit sehr grossen Risiken verbunden. Deshalb sollte ein Kunde die Positionsgrössen, auch nach erfolgreicher Startphase, immer im Auge behalten – ganz nach dem Motto „don’t put all your eggs in one basket“.
Der Mittelwert ist ja die Ableitung der realisierten Werte. Ob die 22.7 auch in Zukunft das realistische Mass sind ist sehr fraglich. Die Liquidität an den Märkten, die engeren Spreads der Titel und die Effizienz im Allgemeinen tragen zu tieferer Volatilität bei. Dass die momentanen Levels aber historisch sehr tief sind, deutet eventuell schon auf eine (zu) optimistische Börsenstimmung hin, und eine Erhöhung der Volatilität der Märkte ist mittelfristig zu erwarten (bei einem Schock-Ereignis beispielsweise).
Da ein Long-Investment in die Volatilität aber mit Kosten (Rollverluste) verbunden ist, wenden die meisten Strategien den umgekehrten Ansatz an und sind Volatilität in der Regel eher Short. Das heisst die Korrelation der Produkte ist deswegen positiv zum Aktienmarkt und der Diversifikationseffekt zum Aktienportfolio in der Krisensituation somit wieder nicht gegeben. Haben Sie eine gute Idee, wie man dieser Tücke begegnen kann? (die rollkosten optimierte Long-Strategie unterliegt meiner Ansicht nach dem Problem, dass die Schwankung auf Unruhen viel geringer ist, der Kunde also dementsprechend eine grössere Position benötigt um sein Portfolio abzusichern. Das Timing bei einem Long-Vola Investment ist also der Schlüssel zum Erfolg).
mit freundlichen Grüssen,
Cyril Kägi
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Trading-Ansatz oder Investment-Ansatz?. – Gibt es hiezu auch von ihrer Seite einen performance-record über die letzten drei oder fünf Jahre; bzw. über mindestens einen oder gar zwei Zyklen hinweg?
Die Contango-Regel bei Rohstoffen ist mir – mindestens von der Rollidee her – geläufig. Etwas Mühe habe ich mit der Aussage, dass sich die Volatilität mittelfristig immer wieder zu ihrem Mittelwert hin bewege wie sie das in ihrem Artikel erwähnen. Oder verstehe ich das falsch? Welches ist die empirische Evidenz für diese Annahme?
Besten Dank für ihre Rückmeldung.
Freundliche Grüsse-
Lieber Ökonom
Danke für Ihr Feedback. Mit der Selektion von bewährten Volatilitätsstrategien verfolgen wir einen Investment-Ansatz. Die einzelnen Bausteine verfolgen einen Trading-Ansatz. Ein Track-Record über die letzten drei Jahre ist auf Anfrage verfügbar. Zum mean-reversion-Effekt: der VIX-Index weiss teilweise grosse Ausschläge auf welche unregelmässig auftreten. Der Index verharrt nicht auf diesen Niveaus sondern tendiert mittelfristig zu seinem historischen Mittelwert von 22.7 in der Periode von 1998 bis August 2012 zurück.
MfG Roland Wicki -
Besten Dank, Herr Wicki, für die rasche Antwort.
Der Ansatz ist mir jetzt soweit klar bis auf eine Frage: Warum tendiert der Index mittelfristig zu seinem historischen Mittelwert? Steht dahinter die Idee einer symmetrischen Verteilung der Risiken; also eines normal-verteilten Risikoprofils?
mfG -
Lieber Ökonom
Die langfristige Betrachtung des VIX verdeutlicht die mean-reversion Eigenschaft. Der Index misst die Risikowarnehmung der Marktteilnehmer. In Krisenzeiten steigt die erwartete Volatilität – in ruhigen Erholungsphasen sinkt sie. Deshalb wird er auch als Angstbarometer bezeichnet. Ein anderer bildlicher Ausdruck ist „Fieberkurve der Märkte“. Mit freundlichen Grüssen
Roland Wicki
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Trading-Ansatz oder Investment-Ansatz?. - Gibt es hiezu auch von ihrer Seite einen performance-record über die letzten drei oder fünf Jahre;…
Lieber Ökonom Danke für Ihr Feedback. Mit der Selektion von bewährten Volatilitätsstrategien verfolgen wir einen Investment-Ansatz. Die einzelnen Bausteine verfolgen…
Besten Dank, Herr Wicki, für die rasche Antwort. Der Ansatz ist mir jetzt soweit klar bis auf eine Frage: Warum…