Die Weihnachtszeit naht, eine Zeit des Beisammenseins mit Freunden und Familie, die Zeit des Feierns und Schenkens, aber auch der Besinnung.
Aber wie wird diese Zeit für Sie?
Ist es so, dass, wenn Sie zurückblicken, Sie viel geleistet haben, damit erfolgreich waren und dafür gutes Geld erhielten? Ist es auch so, dass Sie damit einen guten Lebensstandard erreichten und sich gesellschaftlich etablierten? Und plötzlich wurde es schwierig: Der Markt, die Regularien, die Margen, die Sparprogramme – alles Faktoren, die Ihren Erfolg schwinden liessen. Alles nicht voraussehbar!
Und nun stehen Sie alleine da mit einer Entlassung. Einer Realität, die sicherlich bitter ist, Sie vielleicht wütend macht oder Sie mit dem Schicksal hadern lässt und vermutlich auch mehr oder weniger tief verunsichert. All das nun in einer Zeit, wo Fröhlichkeit gefragt wäre, wo die Frage „Wie geht’s Dir?“ Inflation hat. Eine Zeit, die einem zudem sehr bewusst macht, dass Geld wichtig ist, um den Status zu halten und um die Art der Geschenke machen zu können, an die sich Ihr Umfeld gewöhnt hat.
Respekt, wenn Sie als Betroffener bis hierhin gelesen haben. Denn dies bedeutet, dass Sie sich mit Ihrer eigenen, äusserst schwierigen Lebenssituation konfrontieren. Eine solche Konfrontation braucht Stärke. Damit haben Sie schon mal bewiesen, dass Sie über eine wichtige Fähigkeit verfügen.
Aber was braucht es ausserdem, damit Ihre Lebensphase leichter wird beziehungsweise sich sehr schnell wieder Perspektiven ergeben? Eines ist sicher: Ratschläge wirken in solchen Situationen immer auch ein wenig wie Schläge. Was wir Ihnen auf Grund unserer Erfahrung als Executive Coach weitergeben können, sind die wichtigsten Phasen, die bei einschneidenden Veränderungen durchlaufen werden sowie Anregungen, die anderen Menschen in ähnlichen Situationen geholfen haben.
Schock und Verneinung: Es ist erstaunlich und irrational, aber in einer ersten Phase negieren Menschen schockierende Tatsachen und verharren in alten Mustern. Sie entwickeln ein falsches Sicherheitsgefühl und eine überhöhte Einschätzung der eigenen Kompetenz. Um hier raus zu kommen, ist die volle Akzeptanz der Realität wichtig.
Frustration: Sie ist geprägt durch viele negative Gefühle, eventuell Wut oder Ohnmacht und Umgang mit einem beschädigten Selbstwert. Dominierend sind auch Versagensängste. Dies alles kann zu Inaktivität, eventuell auch zu depressiven Verstimmungen führen. Hier hilft oft der Dialog mit verständnisvollen Freunden, auch mit Beratern und eine geregelte Tagesstruktur. Aufbauende Aktivitäten für Körper, Geist und Herz sind hier ein Muss.
Erlangung Handlungskompetenz: Dieses Stadium ist geprägt von probieren, hoffen und scheitern, von ersten Erfolgen und dem Entwickeln von Perspektiven. Die wechselnde Stimmung gepaart mit Versagensängsten ist oft die grösste Herausforderung für die Betroffenen. Hier ist eine mithelfende, neutrale Person wichtig, die Handlungen regelmässig mit überdenkt und die als „positive Kontrollinstanz“ fungiert, so dass kein Rückfall in die Vorphase riskiert wird.
Implementierung der Veränderung: Durch das „Try and error“ der Vorphase entsteht Kreativität und dadurch immer neue Alternativen. So gewinnen die Betroffenen ihre Sicherheit zurück und erzielen erste Erfolge. Das macht Mut.
Wenn es grosse Veränderungen zu meistern gilt, ist die bewusste Auseinandersetzung mit diesen typischen Phasen zwingend. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Erfolgsfaktoren, von denen ich vier ausgewählt habe:
- Eigenverantwortlichkeit: Weder das RAV noch das Outplacement-Programm wird Ihnen wirklich helfen, sondern nur Sie sich selber. Momentan gibt es zu viele ehemalige Banker mit einem zu ähnlichen Profil auf dem Arbeitsmarkt. Unsere Erfahrung zeigt, nur wer sein Schicksal beherzt in die eigene Hand nimmt, hat gute Chancen. Das braucht viel Selbstdisziplin.
- Selbstwert: Reparieren des angeschlagenen Selbstwertes ist ein wichtiger Faktor. Denn hier gilt der Satz: Was ich denke, das fühle ich, und was ich fühle, das strahle ich aus. Helfen kann einerseits, sich einzugestehen, dass man sich abgewertet fühlt. Andererseits kann die Auseinandersetzung mit den Fragen nützlich sein: Was hilft mir, mich gut zu fühlen beziehungsweise womit verschaffe ich mir selbst Anerkennung? Bei den schwierigen Fragen, aber auch bei der Stärkung der Frustrationstoleranz kann ein Executive Coach helfen, entscheidend weiter zu kommen.
- Fähigkeiten: Ein intensives Befassen mit den eigenen Stärken und Ressourcen ist nicht nur aufbauend, sondern zugleich auch Voraussetzung, um sich neu auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Da sind Outplacement-Berater gute Ansprechpartner.
- Kreativität: Nach dem Swissair Grounding mussten sich eine grosse Zahl von Beschäftigten komplett neu orientieren. Dank Offenheit und Kreativität fanden viele ein neues Auskommen in ganz anderem Kontext, aber immer aufgrund von erworbenen Fähigkeiten und einer Portion Mut für das Neue.
Ich wünsche Ihnen viel Energie für die kommende Zeit, den Blick für die schönen Seiten des Alltages und bald gute Perspektiven.
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Die beliebtesten Kommentare
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Treffend, objektiv und positiv. Sehr anspornende Gedanken und Ratschlaege. Sehr wichtig erscheint mir in solchen Situationen das Ablegen von Referenzen, von Vergleichen mit Anderen, von ‚Status‘. Sich ganz selbst sein, ehrlich zu sich und anderen im Sinn von vielleicht nicht ’status quo‘ vorleben welchen man sich vielleicht nicht mehr leisten kann. Leben ist ja zyklisch, und ‚Rueckschlaege‘, wie wir den Verlust einer Stelle oder Position zu etikettieren neigen, gehoeren in unser Leben welches sich staendig veraendert. Und Veraenderungen sind Chancen. Immense Moeglichkeiten uns weiter zu entwickeln. Vielleicht etwas anzureissen das wir ohne Stellenverlust, Riss aus der ‚Komfortzone‘ vielleicht nicht anstellen wuerden.
Wie manche haben nach harten Schlaegen einen neuen Weg gefunden und jetzt sagen, haette ich diesen nur viel frueher eingeschlagen. -
Ein Lob für diese Kolummne.
und D. Huber, ich gehe mit Ihnen völlig einig – dazu sehe ich auch die Chancen in verschiedenen Nischen, wegzukommen von dieser Zockerstuben-Mentalität hin zu Dienstleistung für Kunden. Für eine schweizerische Vermögensverwaltung die sich durch Konstanz Solidität und Vernunft abhebt von der bisherig stets grenzwertigen Zockerei.
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guter push – aber nicht ganz fertig gedacht…
Liebe Bänker, Ihr habt jetzt die Chance all das was Ihr in den Jahren Eurer VIP Position an Euren Arbeitgeber-Banken bemängelt habt, besser zu machen.
Der Finanzplatz Schweiz braucht NEU Ideen/Firmen die Dienstleistungen & Services anbieten die einen SWISSNESS Standart liefern den das Ausland von unserem Finanzplatz erwartet.
Also nicht die Köpfe in den Sand stecken, sondern nach den Festtagen Eure ehemaligen Mitstreiter kontaktieren und Neues Schaffen.
gruss D.Huber
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wow- was für ein mutiger Text…
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Herzlichst, St. Breitenmoser
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guter push - aber nicht ganz fertig gedacht... Liebe Bänker, Ihr habt jetzt die Chance all das was Ihr in…
Ein Lob für diese Kolummne. und D. Huber, ich gehe mit Ihnen völlig einig - dazu sehe ich auch die…