Christian Fischer ist ein Profi. „Zu Mandaten sage ich nichts“, meint der Partner von CFM, eine Merger&Acquisition-Boutique an nobler Zürcher Hanglage.
Es geht um die Hyposwiss, eine kleine, nach Skandalen nicht mehr ganz feine Privatbank der St.Galler Kantonalbank. Diese soll laut Quellen ganz oder in Teilen zum Verkauf stehen; CFM habe das Mandat.
Am Hauptsitz der Staatsbank wollte sich ein Sprecher gestern Nachmittag nicht dazu äussern. Gerüchte würden nicht kommentiert.
Laut einer der Quellen sei die Zürcher M&A-Firma seit Monaten auf Käufersuche für die Hyposwiss.
Nun habe die VP Bank angebissen. Dort heisst es ebenfalls „No comment“.
Laut dem Insider werden mehrere Teams der Hyposwiss herumgereicht. Zudem stehe die Hyposwiss Genf zum Verkauf.
Eine zweite Quelle behauptet, dass es um die ganze Hyposwiss gehe. „In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass die St.Galler ihre Privatbank verkaufen wollen“, sagt diese Auskunftsperson.
Das Interesse hält sich offenbar in Grenzen.
Dabei wäre die Hyposwiss ein Name. Es handelt sich um eine der ältesten Privatbanken der Schweiz.
Deren Geschichte geht zurück ins 19. Jahrhundert. 1889 wurde die Schweizerische Hypothekenbank in Solothurn gegründet. Daraus wurde die Vermögensverwaltungsbank Hyposwiss.
Ab 1981 gehörte diese 20 Jahre lang zur UBS. 2002 übernahm dann die St.Galler Kantonalbank.
Diese hatte grosse Pläne mit ihrer kleinen Boutique.
2008 kauften die Ostschweizer den Schweiz-Ableger der Anglo Irish Bank in Genf und machten daraus eine Hyposwiss-Schwesterbank mit Sitz in der Romandie.
Auch in Zürich schöpfte die Hyposwiss in den letzten Jahren aus dem Vollen. An teurer Lage am Stauffacher bezog sie ihren gläsernen Geschäftssitz.
Kaum war der Umzug vollzogen, steuerte die Bank mit vollem Karacho in die Krise.
Die Kundenassets schrumpften dramatisch, von 9 Milliarden im 2010 auf noch 7 Milliarden im 2012. Das entspricht einem Minus von über 20 Prozent.
Bei 150 Mitarbeitern inklusive Support macht das pro Kopf 47 Millionen. Eine nachhaltige Kostendeckung wird schwierig.
Das Problem ist – wie vielerorts – das europäische Alt-Geld. Vor allem deutsche Kunden suchen das Weite. Sie flüchten oder zeigen sich beim eigenen Fiskus an.
Die Zahlen in der laufenden Rechnung verheissen nichts Gutes.
Die Einnahmen der Hyposwiss sanken von 78 Millionen vor 3 Jahren auf noch 71 Millionen im letzten Jahr, ein Minus um 10 Prozent.
Über Wasser hält sich die Hyposwiss derzeit vor allem durch Sparen.
Nicht bei den Löhnen. Da wird weiter gut bezahlt. Auch nicht bei Anstellungen: Sind Teams zu haben, dann bietet die Hyposwiss regelmässig mit.
So bei den Sal. Oppenheim-Leuten, die von der neuen Besitzerin Deutsche Bank wegwollten. Das Rennen machte nicht die Hyposwiss, sondern die Fürstenbank LGT.
Im Unterschied zu den Löhnen dreht die Bank jeden Franken zweimal um, wenn es um Ausgaben im Tagesgeschäft oder um Investitionen in die Zukunft geht.
Gegenüber 2011 nahmen Sach- und Geschäftsaufwand im letzten Jahr um mehr als einen Fünftel ab. Das könnte auf einen Investitionsstopp hindeuten.
In Zürcher Kreisen wird auf die Avaloq-Lösung der Hyposwiss-Mutter verwiesen. „Viel vom Backoffice wurde nach St.Gallen verlagert“, sagt ein Kenner.
So oder so fragt sich, was die Chefs in der Zentrale im Schilde führen.
Setzen sie noch auf ihre Hyposwiss?
Das ständige Hochfahren der Werbekampagne deutet darauf hin. Ebenso könnte dahinter die Überlegung stecken, die Braut zu schmücken.
Im Geschäftsbericht der Hyposwiss tönt der starke Mann der St.Galler KB an, dass sich die Zeiten geändert haben.
„Als Folge des Paradigmenwechsels im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft und den weltweiten Verschiebungen der Wirtschaftsleistung zugunsten der aufstrebenden Märkte haben wir unsere strategischen Zielmärkte überprüft“, meint Roland Ledergerber, CEO der St.Galler KB und Präsident der Hyposwiss.
„Künftig“, so Ledergerber, „konzentrieren wir unsere Wachstumsanstrengungen auf das Schweizer Onshore-Geschäft sowie Russland.“
Damit würden Teams wie jenes für Lateinamerika, das in den letzten Jahren aufgebaut worden war, nicht mehr ins Konzept passen.
Der Plan von Chef Ledergerber war es ursprünglich, unter einem eigenen, aufs Private Banking fokussierten „Brand“ in der Zürcher und Genfer Vermögensverwaltung zu punkten.
Die Konkurrenz aus Basel ging den umgekehrten weg. Die Basler KB eröffnete eine eigene Private-Banking-Repräsentanz in der Limmatstadt.
Die Luzerner KB kaufte wie die St.Galler ein spezialisiertes Institut. Mit der erworbenen Adler Privatbank wurden die Innerschweizer nie glücklich. Sie machten den Laden dicht.
Nun könnte die Hyposwiss das gleiche Schicksal ereilen.
Die St.Galler Mutter plane nämlich, ihr eigenes Private Banking zu forcieren, sagt eine Quelle.
In Deutschland hat die St.Galler KB soeben ein grosses Team in Frankfurt eingekauft. Frankfurt wird nach München zum zweiten deutschen Onshore-Ableger der Staatsbank.
Doch Deutschland ist ein hartes Pflaster. Der Break-even soll soeben um weitere Jahre in die Zukunft hinausverschoben worden sein, heisst es aus KB-Kreisen.
Ein Vorstoss der St.Galler KB nach Zürich unter eigenem Namen stünde so gesehen unter einem ungünstigen Stern.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ein Trauerspiel!
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Verkaufen und dann schliessen – oder gleich schliessen bleibt doch hier die Frage!
Dem öligen Aserbeidshan-Debakel folgte das russ. Oligarchen-Gezänk,was die Hyposwiss bis heute nie wirklich verkraftet hat.
Der Firmen-Name Hypo(thek) hat das Institut
immer wieder verfolgt: Nomen est omen. -
Medienmitteilung:
https://www.sgkb.ch/download/online/SGKB-MM_2013-04-26_Strategie.pdf -
Lateinamerika soll nun nicht mehr ins Konzept passen? Vielleicht dämmerts langsam, welche Risiken man sich vor allem mit dem brasilianischen Schwarzgeld aufgehalst hat. Bereitwillig wurden vor ein paar Jahren viele Kunden an Bord genommen, welche damals von Clariden Leu (auf Geheiss der CS) hinauskomplimentiert wurden.
Ob man mit Russland aufs richtige Pferd setzt? Offenbar glauben die waghalsigen St. Galler, hier die Risiken besser im Griff zu haben…
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Bin immer wieder erfreut und erstaunt Frau „Niggli“, welches Insiderwissen Sie mit uns teilen!
Meinen Sie das gleiche Brasilien-Team, welches seinerzeit auf Geheiss von Ossi G. einen Pleite gegangenen Clariden Osteuropa-Fund (mit hohem leverage) schliessen musste?
Hyposwiss hat ja ein ähnliches Problem wie das BKB Private Banking in Zürich. Man wollte v. a. über EVV wachsen. Sprich: Assets/Income hereinholen und Kosten/Risiken möglichst auslagern. Manches GL-, VR-, resp. BR-Mitglied musste bereits schmerzlich erfahren, dass mit Bezug auf die Risiken dieser Schuss oftmals nach hinten losging!
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es kann nur das geerntet werden was ausgesät wurde!
immer wieder spannend ehemalige Arbeitskolleg(inn)en zu treffen 😉
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Was zum Geier haben Kanalbanken im grenzüberschreitenden Private Banking verloren? Mit der Staatsgarantie als Verkaufsargument im Rücken auf Jagd nach Rendite im Hochrisikogeschäft internationales Private Banking zu gehen ist der absolute Wahnsinn und nicht nachzuvollziehen.
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Jawohl! Das frage ich mich auch… Schön dass die Politik weiter auf das Pferd Staatsgarantie setzt und dies zum Ausverkaufspreis!!!
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Schon wieder VP Bank? Hoffentlich machen sie das nächste Mal ihre Hausaufgaben besser…
Via Dr. Karl Walch hätten sie doch eigentlich ein Netzwerk zu ausgewiesenen Compliance Spezialisten? Die von ex-VR Hans Bodmer eingebrachten Hyposwiss-Kunden benötigen möglicherweise eine vertiefte due diligence Prüfung!
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Sehr schlecht recherchiert – das Gebäude an der Stauffacherstrasse ist kein Neubau, sondern wurde davor von der UBS und einem Restaurant „bewohnt“.
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Es sollte nicht „onshore“ sondern „unsure“ heissen.
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Onshore Schweiz und Russland als Zielmarkt? Sollte es nicht Onshore Schweiz und die grenznahe Bodensee-Region heissen.
Und noch dazu Onshore Deutschland… Läck Beck, was für Ambitionen bei gleichzeitiger Altlastensanierung.
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…und Russland. Was zum Teufel hat die SGKB resp. die Hyposwiss in Russland verloren? Mir wird schlecht ab dem Gedanken der nach Gier triefenden und geldgierigen, alten Männer, die für höhere Marktergebnise meilenweit auf deren Knien kriechen würden.
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at) George. Manchmal wird man in der Regio SG den Eindruck nicht los, dort Bankchefs „am Werkeln“ zu sehen, welche ALLE längst von einem inneren Gefühl befallen sind, endlich auch mal auf den Big Boyz Biz – Instrumenten zu spielen…
Und wenn man nicht voran kommt in den Märkten eröffnet man zusätzlich eine Valium-Filiale – damit es weniger auffällt.
Tja, zwischen S und G passt elbstüberschätzun
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Na da wollen wir hoffen, dass CFM auch tatsächlich ein echtes Mandat hat….
Na da wollen wir hoffen, dass CFM auch tatsächlich ein echtes Mandat hat....
Onshore Schweiz und Russland als Zielmarkt? Sollte es nicht Onshore Schweiz und die grenznahe Bodensee-Region heissen. Und noch dazu Onshore…
Es sollte nicht "onshore" sondern "unsure" heissen.