Sergio Ermotti ist der letzte grosse Schweizer im Topbanking. Die übrigen wichtigen Figuren sind verbraucht, Ausländer oder nicht vom Fach.
Umso wichtiger wären kluge und starke Aussagen des Tessiners in den grossen Fragen wie dem Steuerkrieg.
Genau solche Stellungsbezüge umschifft Ermotti.
Den endgültigen Beweis für seine Nicht-Festlegung lieferte der UBS-CEO gestern. Im grossen Interview mit der NZZ am Sonntag ging er auf das drohende Ende des Bankgeheimnisses ein, ohne zu sagen, was jetzt nötig ist, ohne der Regierung den Rücken zu stärken, ohne eine neue, gemeinsame Abwehrfront zu zeichnen.
Stattdessen war Ermotti widersprüchlich, ohne Kraft und ohne klare Botschaft. Wischiwaschi in Reinkultur.
„Was erhalten wir, wenn wir uns an die EU anpassen?“, war ungefähr das stärkste Statement Ermottis im seitenlangen Gespräch.
Die Antwort liess der UBS-Chef weit offen. „Ich bin skeptisch, weil ich nicht weiss, was wir als Land (für den Informationsaustausch) bekommen“, sagte er.
Dann folgte der entscheidende Satz, der jedem Provinzpolitiker im Kompromissland Schweiz gut anstehen würde.
„Wir sollten aber diese Debatte führen. Es sind alle eingeladen: Die USA, die EU, Singapur, Hongkong. Setzen wir uns hin und kreieren einen internationalen Standard. Dann schaffen wir Klarheit.“
Mit den Grossen dieser Welt an den runden Tisch sitzen und über das Thema reden: Mit Verlaub, auf welchem Planet lebt der oberste UBS-Chef mit seinen fast 10 Millionen Jahressalär?
Die USA demütigen die Schweiz im Steuerkrieg seit 5 Jahren: Die Staaten machen voraussichtlich so lange weiter, bis sie alle Daten und viele Milliarden von der Schweiz herausgepresst haben.
Deutschland demütigt die Schweiz mit immer neuen CD-Käufen und Hausdurchsuchungen: Die Nordländer machen wohl so lange weiter, bis alle Deutschen das Weite gesucht haben.
Von Frankreich, Spanien, Italien & Co. ist Ähnliches zu erwarten. Die Schweiz ist umzingelt, ihre Regierung ist systembedingt schwach.
Und was schlägt der wichtigste Schweizer Banker in einem seiner raren Medienauftritte als stärkstes Argument vor? Lasst uns darüber reden.
Letztlich ist Ermotti nicht in seinem Amt angekommen. Er ist ein Investmentbanker geblieben, der in London grosse Namen kennt und diesen tolle Jobs mit stolzen Antrittsboni verschafft.
Und er ist im Tessin mit Milliardär Tito Tettamanti ein Local Guy, der alle kennt und im Hinterzimmer Geschäftliches bespricht.
Im Headquarter in Zürich, wo das Bankenherz pocht und die Chefs der Regierung in Bern den Weg für die Zukunft des Finanzplatzes weisen sollten, ist Ermotti ein Fremdkörper geblieben.
Damit fällt die wichtigste Figur für die wichtigste Industrie des Landes aus. Ermotti wird für den Finanzplatz zum Non valeur.
Alternativen gibts keine. Sein Chef, UBS-Präsident Axel Weber, schwebt auf einer anderen Wolke. Weber liebt die grosse Bühne, die eidgenössischen Polit-Niederungen sind ihm fremd.
Zudem ist Weber als Deutscher gefangen, er kann im Steuerthema gar nicht Partei für die Schweiz ergreifen.
Von Erzrivalin Credit Suisse ist für die Schweizer Finanzpolitik nichts zu erwarten, da die Bank von den US-Truppen von Konzernchef Brady Dougan beherrscht wird. Dougan kennt die Bundesräte nicht bei Namen.
CS-Präsident Urs Rohner ist zwar Schweizer, aber gelernter Anwalt und nicht Banker. Immerhin bemüht sich Rohner, die Zukunft des Finanzplatzes mitzugestalten.
Die übrigen Banken sind zu klein, um international eine Rolle zu spielen.
Auf Ermotti wäre es darauf angekommen. Es bleibt die Erinnerung an seine Vorgänger.
Diese standen hin und verteidigten die Schweiz. Manchmal anmassend, provozierend, undiplomatisch und damit vielleicht kontraproduktiv. Aber sie hatten in wichtigen, das ganze Land betreffenden Fragen eine klare Meinung.
Man braucht nicht zu Grössen wie Robert Holzach und Alfred Schaefer zurückzugehen. Auch in jüngerer Zeit gab es starke Persönlichkeiten mit Mut zur Meinung.
Der Genfer Pierre Mirabaud mit seinem Zwirbelbart sah das Bankgeheimnis vor 10 Jahren auf Jahre hinaus „betoniert“. Er sollte sich täuschen, war aber ein Kämpfer mit Herz.
Oswald Grübel, ein Deutscher mit Schweizer Testosteron in den Adern, wusste als Chef der Credit Suisse und danach der UBS, worum es bei den Ausland-Angriffen ging, und nahm kein Blatt vor den Mund.
Walter Kielholz, umstrittener Präsident von Swiss Re und der CS, tritt wie Ermotti nicht häufig auf. Wenn aber, dann verteidigte Kielholz den Finanzplatz mit starken Worten.
Vor-Vorgänger war der grosse Rainer Gut. Gut hatte in den 1990er Jahren mit einem milliardenteuren „Bold move“ die Schweizer Grossbanken aus der Nachrichtenlosen-Falle befreit.
Über Nacht war das Thema vom Tisch und der Schweizer Finanzplatz wieder im Zukunft-Modus.
Es sind solche grosse Figuren, die trotz Schwächen und Fehlleistungen Swiss Banking stark gemacht oder stark behalten hatten.
Ermotti allein die Schuld zu geben, wäre unfair. Wo ist Walter Kielholz, warum steht der letzte „Grand old man“ des Finanzplatzes nicht auf die Hinterbeine und verteidigt das Land?
Das fragt sich zu recht. Nur kann sich der UBS-Chef damit nicht aus der Verantwortung stehlen.
Ermotti ist jetzt am Drücker, er wollte die Macht im grössten Schweizer Finanzkonzern, nun hat er sie.
Damit einher gehen nicht nur Boni und Karriere, sondern auch Engagement für die Schweiz.
Letzteres fehlt Ermotti. Im Herzen ist er immer noch der frühere Investmentbanker.
Hauptsache, mir und meiner Bank gehts gut. Um den grossen Rest können sich andere kümmern.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Banquiers haben sich aus ihrer politischen und gesellschaftlichen Verantwortung gestohlen und werden dafür noch so manche Ohrfeige kassieren
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Es ist nur noch lächerlich solche Attacken gegen den bestaussehenden Mann in den Bankenkreisen zu führen. Er ist nicht nur gutaussehend sondern kann noch was. Er kommt aus den Investmentvbakenkreisen. Man müsse nur noch etwas Geduld mit der UBS haben.
Er kamm vor einigen Monaten, 2 Jahren etwa zu UBS und man erwarte von ihm, dass er das, was die Banken in 26 Jahren versauten in 2 Jahren korrigiert?
Klar Sergio Ermotti kann nicht perfekt Deutsch. Muss er auch nicht-er kann perfekt seine Muttersprache und Englisch. Italienisch ist die Sprache des Landes, eine von 4. Ich glaube, dass er auch perfekt französisch spricht. Sollte genügen.
Was hat der Herr Marcel Ospel gemacht?
Er hat 2 Super Bankhäuser zu einer Elephantenbank fusionieren lassen mit dem Resultat, dass er die Schweiz in die gröbste, ich wiederhole gröbste Schwierigkeiten gebracht habe. Zudem auch die Swissair grounden liess. -
Signor Ermotti, der Beau der UBS. Viel Schein, wenig Sein aber Millionen müssen es sein. Offiziell nicht dafür und nicht gegen den Bankgeheimniss aber, und dies ist sicher, hoffend dass das Bankgeheiminss wegfällt um zu Expandieren und neue Märkte „sauber“ zu Erobern.
Was genau in der UBS abläuft können nur Mitarbeiter bestätigen, die die Gier der Manager und die tägliche Arroganz sehen und zusehen „müssen“. Es ist eine Schande wie die Managers das Geld ausgegeben für sich selbts. -
So einen Schwachsinn habe ich schon lange nicht meht gelesen. Schade, dass dieses Portal immer mehr durch unprofessionelle Artikel auffällt.
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Bevor man andere kritisiert, solle man das Interview erst einmal richtig lesen…
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In Ihrem Artikel zitieren Sie Sergio Ermotti als – „UBS-Chef schwafelt von rundem Tisch mit Ausland“! Ich verstehe nicht, warum Sie das Wort „schwafelt“ verwenden denn, mit diesem Wort bewerten Sie Ihren Artikel von vorne herein und Sie überlassen die Beurteilung nicht dem Leser. Also bitte, schreiben Sie für die Leser und bitte nicht für Sie selbst!
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ist die finanzbranche WIRKLICH die wichtigste Branche der CH-Wirtschaft?
mir nützt es nichts, auch wenn ich alle Bundesräte beim Namen kenne…
wie einfache Konklusionen hier wieder gezogen werden. lovely!
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Die Frage ist nicht, ob sie die Wichtigste ist oder nicht. Fact ist, dass die Finanzbranche vielleicht der wichtigste Steuerzahler unseres Landes ist (oder war)!
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Dieser Artikel ist inhaltlich nicht nur fragwürdig sondern schlicht falsch! Dies überasccht jedocht nicht, Lukas Haessig ist mit seiner Aversion gegenüber UBS nicht einmal mehr fähig ein (NZZ) Interview richtig zu lesen … Sergio Ermotti stellt sehr wohl die richtigen Fragen. Anstatt uns (als Staat Schweiz, nicht EU Mitglied) einfach dem automatischen Informationsaustausch hinzugeben verlangt er gleich lange Spiesse für alle dominierenden Finanzplätze !
Ich gehe davon aus das sich die Leute (das Schweizer Volk) sehr wohl der Bedeutung der Banken für den Wirtschaftsstandort bewusst sind … Damit gehe ich davon aus das die selben Leute diesen fachlich unfundierten Bericht von Herr Haessig sehr wohl richtig einordnen können ….
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Ich glaube auch, dass es der Signor Ermotti nicht so schlecht macht, auch Herr Grübel machte es ja nicht schlecht. Und für die Fehlleistungen von Ospel & Co. können beide nichts. – Wenn es Signor Ermotti gelingt, nur noch „rechtschaffene“ Bänkler zu beschäftigen, sehe ich durchaus positiv. Er müsste aber auch mit dem guten Beispiel vorangehen.
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Eher kaum, dass die anderen an seinen runden Tisch sitzen, sondern er, falls überhaupt eingeladen, an deren runden Tisch sitzt. Die Spiesslänge wird nicht die Schweiz bestimmen! Die UBS mit 1.5 Trl Kundenvermögen täte sehr gut daran, das Kunden-Geschäft rigoros compliant zu betreiben und sich endlich an höchste Standards zu orientieren oder diese sogar zu setzen. Ja dann landen halt ein paar dodgy Millions bei einer anderen Bank – so what! Gleiches gälte für die CS (aber diese Bank ist wohl definitv verloren). Beiden Banken wären die globalen Aushängeschilder des CH-Bankings und es wird höchste Zeit, dass sich wenigstens noch eine dieser Verantwortung bewusst ist. Sich in Floskeln hüllen ist nun mal nicht gut genug während der andere hoffnunglose Runden im Prius fährt.
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Die beiden Grossbanken wollen im Ausland Onshore expandieren. Bewilligungen für Niederlassungen gibt es nur, wenn die ausländischen „Spielregeln“ übernommen werden. Deshalb wehren sich die Grossbanken nicht mehr gegen den Informations-Austausch.
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Die beiden Grossbanken verraten ihre Kunden, jene, die sie vor ein paar Jahren mit dem Argument „Steuerhinterziehungsgeheimnis“ reingeholt haben. Und die Manager haben ihre Ameisli auch verraten. Dabei müssten doch die Manager angeklagt werden.
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Schon korrekt. Nur, mit dieser volltoxischen UBS-Hypothek ex 2009 im Rücken, würde ich auch keine grossen Töne mehr spucken…
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Beginnen wir mit den Fakten. UBS und CS sind keine Schweizer Banken mehr. Sie haben zur Zeit noch das juristische Hauptdomizil in Zürich, das Geschäft ist aber schon lange weggezogen. Die Geschäftsleitung ist den Besitzern gegenüber verantwortlich und das machen die neuen VRs und CEOs ganz gut. Als Amerikaner oder Saudi oder Singaporer oder Kuwaiti oder …. kann ich nicht reklamieren. Das Geschäft blüht, die Schweizer Steuerzahler stehen als Garanten bereit und wir können machen was wir wollen. Hören wir mit dem Jammern auf, wir haben, was wir wollten, denn die Aktienmehrheit wurde freiwilig verkauft!
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Ermotti hat kommunikativ sehr stark angefangen, die ersten Wochen seiner Amtszeit hat er Klartext gesprochen und auch ausgeteilt. Dann kam eine plötzliche Wendung, er wurde kommunikativ eingefangen und weichgespült. Wie kann man Kontur zeigen, wenn man keine Ecken und Kanten mehr hat?
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Dieser Artikel trifft leider ins Schwarze. An allen Fronten ist nur Schwäche, Farblosigkeit und Devotismus das allgemeine Credo.
Allerdings ist es für alle Akteure traumatisch, eine Finanzministerin in Bern zu wissen, welcher nicht über den Weg zu trauen ist. Dass sich eine solche Person überhaupt in der Regierung halten kann, wiederspiegelt die systembedingte Misere.
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Man sieht ja im Schweizer Banking, und insbesondere bei der UBS, was mit den Leuten geschieht, die eine klare Meinung haben und diese vertreten.
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Hand aufs Herz: was soll er schon bringen? Meine Frau findet ihn süss. Doch selbst sie, ohne jegliche Hintergrundkenntnisse, wundert sich beim Zuhören über das Geschwafel. Aber vielleicht darf man auch nicht zuviel erwarten… …schließlich sind ganz „spezielle“ Fähigkeiten in seinem Job gefragt.
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50% der Arbeitszeit geht doch bei Leuten auf der Stufe ‚drauf für das Ausdenken von Rechtfertigungsszenarien für überhöhte „Kompensations“(wofür?)-Pakete bzw. für das Aushecken neuer, raffinierter Bonus-Pläne und die Optimierung der eigenen Steuersituation in Zusammenarbeit mit dem von der Firma dafür zur Verfügung gestellten Spezialisten-Stab. 15% gehen ‚drauf für Auswahl von neuem Dienstwagen, Massanzugsanproben, Friseur, Solarium, Auswahl der nächsten Feriendestination etc., 10% gehen ‚drauf für Networking und Repräsentation (sitzt die Frisur?)und Reisezeit, 10% werden im Urlaub verbracht, da verbleiben noch 15% restliche Jahres-Arbeitszeit. – Wie soll einer bei einem solch vollgestopften Pensum, sich noch neben der Firma für den Finanz- und Industrie-Standort einsetzen?
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Ich glaube auch, dass es der Signor Ermotti nicht so schlecht macht, auch Herr Grübel machte es ja nicht schlecht.…
Hand aufs Herz: was soll er schon bringen? Meine Frau findet ihn süss. Doch selbst sie, ohne jegliche Hintergrundkenntnisse, wundert…
Man sieht ja im Schweizer Banking, und insbesondere bei der UBS, was mit den Leuten geschieht, die eine klare Meinung…