Stephan Peterhans ist ein bekannter Name im Personalwesen von Swiss Banking. Der Ex-Berater wurde einst Personalchef von Clariden Leu, dann holte ihn die HSBC Schweiz zu sich nach Genf.
Nun ist Peterhans weg. Still und heimlich ersetzte ihn die HSBC, eine Private-Banking-Tochter des gleichnamigen englisch-asiatischen Multis und eine der grössten und wichtigsten Auslandbanken auf dem Finanzplatz, nach weniger als 2 Jahren durch eine Konzernmanagerin.
Die Personalie sollte unter Verschluss bleiben, die Bank gab den Wechsel nicht von sich aus bekannt. Erst auf Anfrage nahm ein Sprecher letzte Woche Stellung.
„Wir können bestätigen, dass wir seit Anfang Oktober eine neue Personalchefin haben“, sagte David Brügger. „Der bisherige Personalchef hat die HSBC Schweiz verlassen.“
Peterhans war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Offiziell ist von Trennung in gegenseitigem Einvernehmen die Rede.
Peterhans soll nur der letzte einer ganzen Reihe von Topshots sein, die das Schweizer HSBC-Schiff in den letzten Monaten verlassen hätten, sagen Quellen.
Die Gesprächspartner zeichnen das Bild einer bis vor kurzem noch ambitiösen Auslandbank, die einen Abbruch auf Raten betreiben würde.
Das Problem seien die Führungsleute. Diese würden vor allem für sich selbst schauen. „Jeder hat seine eigene Agenda“, meint ein Insider.
Après moi le deluge.
Zentrale Figur im Drama ist Franco Morra, ein Ex-Berater von Boston Consulting, der bei der UBS eine Zeitlang oberster Verantwortlicher für den Schweizer Heimmarkt war.
Nachdem ihn dort Oswald Grübel abgesetzt hatte, kam Morra bei der HSBC Schweiz unter.
In Genf startete Morra durch. Anfang 2012 wurde er CEO der Schweizer Bank und kriegte auch die Verantwortung für das europäische Private Banking innerhalb des HSBC-Konzerns.
Als Morra das Steuer übernahm, zählte die HSBC Schweiz noch zu jenen Auslandbanken auf dem Finanzplatz, die Ambitionen hatte.
Bis dahin hatte die Bank einen Wachstumskurs verfolgt, war auf rund 1’800 Mitarbeiter angewachsen, die meisten in Genf und ein Rest von etwa 300 in Zürich.
Nach zahlreichen Übernahmen, darunter jene der Zürcher Guyerzeller, waren die verwalteten Kundenassets auf über 200 Milliarden gestiegen. Schon sah man sich als Nummer 3 hinter den beiden Platzhirschen UBS und CS.
Dann aber gings steil bergab. Morra entpuppte sich als strammer Konzerngeneral, der die Befehle aus dem Londoner Headquarter nicht hinterfragte, sondern den Laden auf Geheiss von oben zerschlug.
Der Ex-Berater, dem intern laut einer Quelle der Name „Maschinengewehr“ gegeben worden sei, baute ab, schickte gestandene Leute in die Wüste, gab Stabsfunktionen an die Zentrale ab.
Ziel war eine aufs Private Banking fokussierte Bank, mit vernünftiger Rendite und ohne Risiken für die Reputation des Mutterhauses.
Auslöser der Übung war eine Datenaffäre. Ein Informatiker hatte Tausende von HSBC-Kundennamen gestohlen und die Daten ausländischen Behörden übergeben.
Erst dieser Eklat schreckte die Konzern-Oberen in London auf. Erstmals wurde ihnen bewusst, dass die Schweizer Tochter nicht nur schöne Gewinne abwarf, sondern mit ihrem Modell des alten Swiss Private Bankings auch ein gehöriges Risiko darstellte.
Gerüchteweise hätten sich die Londoner HSBC-Chefs am liebsten sofort von ihrem Schweizer Ableger getrennt. Nur sei die Bank wegen Schwarzgeld-Altlasten unverkäuflich geworden, heisst es aus Schweizer Finanzkreisen.
Also lässt man CEO Morra weiter fuhrwerken. Seine Mitstreiter machen mit, ohne am Karren zu ziehen.
In Zürich ist das Roger Lehmann. Der Banker, der mal mehr, mal weniger an der Seite von Aushängeschild Carolina Müller-Möhl steht, gilt in der Szene nicht als grosse Nummer.
Von HSBC-Schweiz-Präsident Andreas von Planta ist kaum etwas zu hören. Von Planta ist wie sein Vorgänger Wirtschaftsanwalt und amtet seit Frühling 2012 an der Spitze der Bank. Wohin er das Schiff zusammen mit Morra steuern will, bleibt nebulös.
Laut einem Insider ist inzwischen die Bankenaufsicht Finma aktiv geworden. Sie soll die HSBC Schweiz vor kurzem unter erhöhte Aufsicht gestellt haben.
Die HSBC will das nicht kommentieren. Das Verhältnis zur Finma sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Der Fall von HSBC wirft ein Schlaglicht auf die Auslandbanken. Diese brechen ihre Zelte in der Schweiz ab.
Bereits ist die Zahl der Institute aus dem Ausland gesunken. Der Grund ist, dass das alte Business-Modell nicht mehr existiert.
Viele Banken öffneten einen Ableger in Zürich oder Genf, um vom Bankgeheimnis mit Steuerschutz zu profitieren. Den Kunden, die man bereits hatte, sollten die speziellen Schweizer Services angeboten werden.
Das führte zu einem Boom. Unzählige Finanzhäuser hatten eine Niederlassung auf dem Platz.
Mit dem Ende des Steuer-Bankgeheimnisses verabschieden sich diese Institute. Kleinere können einfach ihre Lizenz zurückgeben.
Bei grösseren ist das nicht so einfach. Entweder sie finden einen Käufer für ihr Geschäft, oder sie bauen die Schwarzgeld-Altlast selbst ab.
Die HSBC Schweiz ist nur die Spitze des Eisbergs. Die BSI, eine Tochter der italienischen Generali-Versicherung, stand lange zum Verkauf.
Nun ist seit Monaten nichts mehr davon zu hören. Möglicherweise fand die Generali niemanden, der bereit war, einen akzeptablen Preis für die BSI Bank zu bieten.
Dann müssten sich die Italiener selbst um den Rückbau der BSI kümmern – so wie die Engländer bei der HSBC.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wie so oft ist Inside Paradeplatz bestens informiert. Die Finma schaut hier (endlich) mal etwas genauer hin: Als gestrenge Sofortmassnahme darf die HSBC Private Bank (Suisse) für die nächsten drei Jahre keine Konti für PEPs eröffnen. Das ist bestimmt zu verschmerzen, da die interessantesten eh schon lange an Bord sind. Salaam!
À propos Personalpolitik: Morra hat ganz einfach zu viele Positionen mit wenig fähigen Leuten besetzt (vgl. Head Compliance). Guet Nacht!
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Was ich schlichtweg nie verstehen werde, ist die Tatsache dass die Mehrheit der CH Bevölkerung und viel zu viele Stakholder und Profiteure aus der Finanzindustrie der aktuell desaströsen Politik von Bundesbern zu jubeln und von einer besseren Welt mit Weissgeldstrategie und AIA träumen. Immer unter der Annahme einer Selbstbelügung dass schon alles gut kommt und man selbst nicht davon betroffen sein wird.
Das Erwachen wird uns ALLE noch so knüppelhaft einholen, dass wir nicht mehr wissen was vorne und hinten ist!-
Nicht vergessen: Es war nicht die Politik, die das D-saster ausgelöst hat, sondern es war die Superstrategie der Superbankmanager, welche die Ameisli via Bonussystem zur aktiven Beihilfe zur Steuerhinterziehung nötigte. Aber zugegeben: Die Politik macht/e keine gute Falle, und die Politiker sind zu Velos der Finanzlobby geworden, welche die Haut der Supermanager retten muss und die verratenen Ameisli im Stich lässt. Das weiss die CH-Bevölkerung sehr gut und sie will, dass die Köpfe der Superbankmanager rollen. Sowas vergisst das Volk nicht so schnell.
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Peterhans ist ein Topmann. Vor allem hat er Eier in den Hosen und liess sich wohl von den Engländern nicht wie gewünscht instrumentalisieren.
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Herrn Peterhans engagierte immer aufgestellte, fröhliche, motivierte und teamorientierte Mitarbeiter.
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Wo immer diese Consultants oder Ex-Consultants von den prominenten Consulting Firmen sich niederlassen, herrscht Chaos! Was ich einfach nicht verstehe ist, warum man diese Typen einfach machen lässt, denen so viel Kompetenz gibt und noch zuhört, bis das Schiff an die Wand fährt!
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Der Verkauf der BSI ist auf Eis gelegt. VR-Präsident Alfredo Gysi treibt hinter den Kulissen Verhandlungen mit Italien über eine Abgeltungs-Steuer voran. Mit einem Abkommen würden alle Italo Kundenvermögen
„geweisselt“. Dann ist die Bank verkäuflich.-
alfredo gysi, der wahrscheinlich intelligenteste, in london wohnhafte, ennet dem gotthard gewesene nonvaleur und staubaufwirbler. die tessiner freunde haben ihn in bester erinnerung.
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Bereits letzten Mai habe ich bestätigt, dass R. Lehmann eine kleine Nummer ist. Keine Ahnung vom Privat Banking.
Dieses Team Morra/Lehmann muss gehen, oder besser gesagt verabschiedet werden. -
Viele Auslandbanken werden massiv abbauen und einige werden sich ganz aus der CH zurückziehen ! Aber auch die Grossbanken, einige Privatbanken und sogar gewisse Kantonalbanken werden schrumpfen müssen ! Wie im IP von mir schon mehrfach ausgeführt, wird es die CH Bevölkerung in der Zukunft noch bitter bereuen, dass unter der Führung von Frau Widmer-Schlumpf das Bankkundengeheimnis in vorauseilendem Gehorsam aufgegeben wurde (die USA, England ja selbst Deutschland und andere haben noch immer das Bankkundengeheimnis für Ausländer). Die letzten Budgets von Städten und Kantonen zeigen bereits einen dramatischen Rückgang der Steuereinnahmen und damit entsprechend hohe Defizite für die Zukunft ! Das ist aber nur der Anfang ! Auch die ALV wird hart zu kämpfen haben, wenn ehemals gut Verdienende bei ihr an die Tür klopfen und die höchstmöglichen ALV Vergütungen erhalten ! Wohlstandsdegeneration und Naivität gehen oft zusammen das war schon immer so in der Geschichte der Menschheit !
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Mit dem Verrat von gegen 5000 US-Kunden hat die UBS das Bankgeheimnis zu Fall gebracht. Mindestens 11 andere Banken wurden zudem in den Strudel hineingezogen. Wer diese 11 Banken verraten hat, ist noch nicht geklärt.
Bundesrätin EWS ist nicht die Hauptschuldige. -
Sehr gut, Herr Ueli Meier. Wir sind uns bewusst, dass Sie alles im IP schon mehrfach ausgeführt haben. Und übrigens das Gesetz kennt den Ausdruck „Bankkundengeheimnis“ nicht. Der im BaG benutzte Begriff ist „Berufsgeheimnis“. Märssi denn, gell.
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da kann ich Ihnen nur beipflichten!
gutmenschentum und moralische selbstüberhebung haben noch nie etwas produktives hervorgebracht.
aber genau wie Sie schreiben, wird es den n-eidgenossen erst dämmern, wenn tausende von gutbezahlten bankangestellten gekündigt wird, diese keine 7.80 frappucinos im starbucks und keine 390.– jeans in fachgeschäft mehr kaufen, sondern sich ein paas nespresso kapseln ins büro trägt jede woche und die hose bei manor kauft.
so wie ich gehört habe, ist starbucks bhfstr. bereits geschlossen!
und auch ich werde bei der alv anklopfen und das maximal mit zustehende verlangen, wenn ich mal keine lust mehr habe, mich als banker verunglimpfen zu lassen!
welcome to the real world! und danke, ews! -
Nicht nur die Ex Banker werden bei der AHV die „dicken“ Vergütungen einstreichen sondern auch viele ältere Vermögensverwalter etc., die keine Überlebenschance mehr haben bzw. sich dem Stress eines Neuaufbaus im Alter nicht mehr zumuten wollen. Und wer von Denen ist auf dem Arbeitsmarkt noch vermittelbar. Das wird für die „jubelnde“ Allianz aus Bankenbasher noch ein teures Vergnügen.
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Ist das der gleiche von Planta, der im VR der Novartis sitzt und bei der Abgangsentschädigung von Vasella involviert war?
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In den letzten Monaten sind neben Peterhans auch der Head Compliance Spiess, der COO Biber und der CFO Guerrier von Board gegangen. Alle wurden mit Konzernmanagern ersetzt, die von Private Banking keine Ahnung haben. Wie lange lässt sich die Finma noch von Morra&Co einseifen?
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Gratuliere, bei einer solchen Personalpolitik wäre ich als Head HR auch gegangen.
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Schlag-Lichter °°°°°
In Politik und Wirtschaft, vor allem bei den Finanzen:
strebten in letzter Zeit Typen mit abgesägten Lanzen.
Im Rampenlicht sich tummelnde Falter, wie Motten,
mit Ziel, sich von Wahrheit und Ethik abzuschotten!Wo Lichter in der Nacht dunkle Gassen tun beleuchten,
menschliche Gestalten sich kümmern eines Feuchten:
Gingen diese nur ihrem verderblichen Handwerk nach,
bis dieser Krug schliesslich schepperte und zerbrach.Oh weh, immer grössere Bussen-Löcher tun sich auf.
Sie offenbaren, wie in der Vergangenheit der Verlauf:
Das aufgebaute Geschäftsmodell basiert auf reiner Gier –
egomanische Selbstbegünstigung; und dies Hoch-Vier!Jetzt herrschen rundherum Heulen und Zähneknirschen,
die Zukunft braucht keinen mehr von diesen ‚ Hirschen‘!
Abgewandt von Wirklichkeit sich manche tun verkriechen,
hinterlassend einen Duft der niemand mehr kann riechen!Konsequenzen daraus werden für viele Jahre dauerwirken ,
manch profitierender Politiker kann niemanden bezirpen:
Ein Steuerloch von unerträglichem Ausmass ist nun offen!
Da hilft selbst Beten nicht mehr und schon gar nicht Hoffen.Was folgt ist eine Horde von Apparatschicks und Regulierung;
Abgesegnet durch eine hochpeinlich schwache Regierung!
Welche bis jetzt darin brillierte, tunlichst davon zu profitieren:
In dem sie diesem System, wo es nur ging, tat hofieren.Die ganze Schweiz verlor innert wenig Jahren ihre Bodenhaftung,
Statistiker verkünden zwar immer noch ein reales Wachstum ?
Wenn ein Drittel aller Banken in die Knie gehen wird und muss:
Frag ich mich doch allen Ernstes; was soll denn dieser Stuss !-
herzlichen Dank für diese köstlichen Zeilen; leider sind sie allzu wahr.
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Ich schliesse mich an.
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Schlag-Lichter °°°°° In Politik und Wirtschaft, vor allem bei den Finanzen: strebten in letzter Zeit Typen mit abgesägten Lanzen. Im…
In den letzten Monaten sind neben Peterhans auch der Head Compliance Spiess, der COO Biber und der CFO Guerrier von…
Ist das der gleiche von Planta, der im VR der Novartis sitzt und bei der Abgangsentschädigung von Vasella involviert war?